Es war einmal ... by mendalizy
Summary: Die Story zeigt eine Möglichkeit für den Fall, wann Spike der beseelte Vampir ist und nicht Angel. Wie treffen Buffy und Spike? Kann Spike für Buffy ihr größte Liebe sein?
Categories: Fantasy Characters: None
Genres: Romance
Warnings: Violence
Challenges:
Series: None
Chapters: 8 Completed: Yes Word count: 34164 Read: 8423 Published: 01/09/2009 Updated: 01/20/2009

1. Prolog by mendalizy

2. Kapitel 1 by mendalizy

3. Kapitel 2 by mendalizy

4. Kapitel 3 by mendalizy

5. Kapitel 4 by mendalizy

6. Kapitel 5 by mendalizy

7. Kapitel 6 by mendalizy

8. Epilog by mendalizy

Prolog by mendalizy
Es war einmal …


Prolog


1898 - irgendwo in Rumänien


Der junge, braunhaarige Vampir stand mit zu der Decke geketteten Händen in der Mitte des dunklen Kellers. Er konnte nur ahnen, dass er schon mindestens 3 oder 4 Tage lang da stand. Der Wechsel von Stille und Geräuschen im Haus verriet ihm, dass es auf jeden Fall schon mehrere Tage her war, seitdem er hier - so gar nicht sanft - angekettet worden war.

Es war eine Strafe. Er wusste es genau. Aber trotzdem. Er wollte so sehr diesen verdammten Ort verlassen. Stunden-, vielleicht tagelang schrie er um Gnade. Ohne Erfolg. Seitdem ihm vom vielen Schreien der Hals wehtat, seitdem seine Stimme heiser war, stand er nur noch da und war still. Es war nutzlos nach seinem Sire zu schreien. Wenn sie ihn nicht befreien wollte, dann … dann musste er die Tatsache akzeptieren, dass er hungrig war, dass er müde war, dass die Glieder ihm höllisch wehtaten, dass er vielleicht noch tagelang da stehen musste.

Mehrmals versuchte er sich zu befreien. Erfolglos. Er hatte schon mehrere blutende Wunden an seinen Handgelenken, da, wo die Ketten sich in sein Fleisch bohrten. Wenn er die Möglichkeit gehabt hätte, dann hätte er die Blutstropfen an seinen Handgelenken bestimmt abgeleckt. Er hatte kein Problem damit, wenn er sein eigenes Blut trinken musste. Aber diesmal war er nicht in der Lage, die Wunden zu erreichen. Sie waren weit weg von seinem Mund. So musste er es ertragen, dass der göttliche Geruch des Blutes den ganzen Keller durchzog. Genau jetzt, wo er so hungrig war.

Er schloss die Augen und in seinen Gedanken erlebte er wieder den Abend, an dem er die größte Dummheit seines Unlebens begangen hatte. Er hatte die Zigeuner getötet, die Darla beschützen wollte, um ihr geliebtes Childe zurück bekommen zu können. Sie wollte den Clanführer der Zigeuner überreden, Angelus’ Seele zurück zu nehmen. Und dazu hatte sie eine Geisel benutzt. Eine Geisel, die er mit Lust getötet hatte. Ihr Blut war himmlisch, köstlich, einfach unbeschreiblich. Auch jetzt noch fühlte er den Geschmack in seinem Mund. Leider, denn jetzt musste er wieder daran denken, wie hungrig er war.

Unwillkürlich zerrte er wieder an seinen Ketten und er bedauerte es sofort. Die Wunden an seinen Handgelenken wurden tiefer, seine eingeschlafenen Glieder taten ihm höllisch weh und der Geruch des Blutes wurde wieder stärker. „Warum?“, flüsterte er verzweifelt. „Warum will mich keiner von hier holen? Warum muss ich immer noch hier stehen? Warum bestrafen sie mich nicht? Warum?“, er brüllte den letzten Satz in die Dunkelheit.

„Weil ich Zeit brauchte, um alles zu arrangieren“, erwiderte eine weibliche Stimme.

„Darla?“, fragte Spike hoffnungsvoll und angstvoll zugleich. „Bist du das?“

„Ja, meine Schönheit“, sie schaltete das Licht an „Ich bin endlich bereit. Und du?“, sie näherte sich mit den Schritten eines Raubtieres dem jungen Vampir. „Bist du bereit, deine Strafe wie ein Mann anzunehmen?“

„Du … du wirst mich nicht schreien hören“, zischte Spike ihr ins Gesicht.

„Bist du sicher?“, sie lachte grausam auf.

„Mummy ist sehr – sehr böse auf dich“, erklang eine andere weibliche Gestallt von der Tür des Kellers her und sie zerrte einen erschrockenen Zigeuner mit sich. „Ich möchte jetzt nicht an deiner Stelle sein, mein lieber William“, sie stieß den Mann vor die Füße der gefährlichen Vampirin.

„Ja, meine Schönheit“, Darla berührte Spikes Gesicht, „ich bin sehr – sehr böse. Und jetzt wirst du für deine Dummheit mit deinem Leben bezahlen, William. Ich frage dich noch einmal und letztmals, bist du bereit deine Strafe anzunehmen?“

„Du willst mich töten?“, Spike lachte zwanghaft auf. Nach Darlas Aussage konnte er nur hoffen, dass sie ihn nur töten, oder zu Tode foltern wollte. Aber keine anderen Dinge, die er nie erleben wollte.

„Dich töten?“ Das satanische Lachen echote noch lang im Keller. „Oh, nein“, sie blickte mit ihren gelben Vampiraugen ihr Opfer an. „Ich habe etwas Anderes, etwas Grausameres vor. Drusilla“, sie winkte mit ihrer Hand und die wahnsinnige Vampirin hob den Zigeuner vom Boden auf. „Er“, zeigte Darla auf den Mann, „ist ein Zauberer und er wir uns helfen, unseren alten Angelus zurück zu bekommen. Nicht wahr? Nicht wahr?“ wiederholte sie die Frage, als sie keine Antwort bekommen hatte.

„Ja … ja, Miss“, stammelte der arme Mensch. „Ich … ich werde Ihnen helfen. Ich werde … ihren Partner zurückholen.“

„Na dann los, worauf wartest du noch“, schrie Darla ihn an.

„Ich … ich brauche mein Buch und meine Pflanzen, die ich gestern gesammelt und vorbereitet habe, Miss“, erwiderte der Zigeuner, dann zog er unter seinem Mantel ein Buch und einen kleinen Sack hervor. Er schlug das Buch auf, öffnete den Sack und trat vorsichtig vor den jungen, angeketteten Vampir. Er streute zermalmte, getrocknete Pflanzen auf den Kopf des braunhaarigen Vampirs und fing an unverständliche Worte zu murmeln.

„Was … was soll das heißen?“ Spike versuchte seinen Kopf wegzuziehen und blickte mit besorgten Augen Darla an. „Was will er mit mir machen? Verzaubern? Werde ich mich in ein Frosch verwandeln?“

„Oh, nein, mein Liebling“ auch Darla trat einige Schritte nach hinten. „Du wirst Angelus’ Platz einnehmen.“

„Was?“

„Ich kann den Zauber, Angelus’ Seele nicht aufheben, aber ich kann seine Seele in einem anderen Körper versetzen.“

„Nein“, schüttelte Spike seinen Kopf. „Du lügst. Das ist nur ein Trick. Du willst mich nur erschrecken.“

„In solchen Dingen kenne ich keinen Spaß. Ich will mein Childe zurückbekommen. Egal wie. Und du … du stehst mir nur im Weg. Du bist die Schande der Familie, du verursachst immer nur Chaos. Ich will nie wieder fliehen, weil du dich nicht beherrschen kannst. Nie wieder“, zischte Darla mit Verachtung in ihrer Stimme.

„Neeiin!“, zerrte Spike verzweifelt an seinen Ketten. „Neeiin!! Das kann nicht wahr sein. Ich … ich … Sire“, er blickte plädierend Drusilla an, „hilf mir. Bitte. Ich flehe dich an. Hilf mir. Beende das bitte.“

„Es tut mir Leid, mein Liebes“, Drusilla blickte verzaubert ihr Childe an. „Die Sterne sagen mir, dass Daddy zurückkommt, dass Daddy heute Abend heimkehrt.“

„Nein, nein , nein!“ Mit voller Kraft zerrte Spike an seinen Ketten. Er kümmerte sich nicht darum, dass er an seinen Handgelenken keine Haut mehr hatte, dass seine Wunden immer tiefer wurden, dass die Ärmel seiner Kleidung schon in seinem Blut schwammen. Er wollte sich befreien. Er wollte verschwinden. Seine so genannte Familie verlassen. Er zerrte und zerrte an seinen Fesseln, bis er die Kette, die seine rechte Hand befestigt hatte, aus der Wand reißen konnte. Aber bevor er seine andere Hand auch befreien könnte, fühlte er etwas Merkwürdiges, etwas Seltsames, dass er noch nie gefühlt hatte. Er wurde plötzlich schwach und schwindelig. Seine inneren Organe brannten und der Schmerz war unerträglich. Seine Beine konnten sein Gewicht nicht mehr tragen und er fiel nach vorne. Die andere Kette, die bis jetzt ausgehalten hatte, riss mit einem lauten Knallen aus und der junge Vampir landete hart auf dem Boden. Verzweifelt versuchte er sich aufzurichten, aber bei der nächsten Schmerzwelle fiel er auf die Knie, schrie schmerzhaft auf und seine Augen verfärbten sich. Einen Moment lang waren sie weiß. Nur einen Moment lang und dann fiel er bewusstlos auf dem Boden.

„Ja, ja“, klatschte Drusilla fröhlich. „Ich fühle es. Daddy kommt schon.“

„Gut“, erschien ein grausames Lächeln auf Darlas Gesicht. „Er wird bestimmt sehr – sehr hungrig sein, aber wir können ihm ein köstliches Abendessen servieren“, sie griff nach dem erschrockenen Zigeuner, dessen bewusstloser Körper auf dem jungen Vampir landete.

Fortsetzung???
Kapitel 1 by mendalizy
Es war einmal …


Kapitel 1


Das war ein dunkler, wenn auch nicht der dunkelste Abend in der letzten Zeit. Überall schwammen nur schwarze, dicke Wolken am Himmel, es gab kein Mondlicht und natürlich regnete es. Eine junge, blonde Frau stand im Schatten eines großen verlassenen Gebäudes. Durch den ständigen Regen war sie schon nass bis auf die Haut, aber sie rührte sich nicht von der Stelle. Sie hatte Verpflichtungen, die sie erledigen musste. Egal, ob es eben regnete, oder einen schönen Sternenhimmel gab.

Sie verbrachte schon fast eine Woche in dieser Stadt, um die Bewohner des Gebäudes ihr gegenüber zu beobachten. Endlich hatte sie über diese so genannten Bewohner, die keine Menschen waren, genügend Informationen. Während dieser Woche war die junge Frau ihnen gefolgt, hatte sie belauscht, Recherchen getätigt und jetzt fühlte sie, dass sie diese Katze – Maus Spiel zum Schluss bringen musste.

Aber eine Sache störte sie noch immer. Laut einigen Gerüchten lebten hier vier Dämonen, aber bisher konnte sie nur drei Vampire sehen. Einen ziemlich großen, braunhaarigen männlichen Vampir, der nur Gewalt, Grausamkeit und Brutalität liebte. Die Menschen, die er während der letzten Tage getötet hatte, mussten den fürchterlichsten Tod erleben, den die blonde Jägerin jemals gesehen hatte. Er folterte seine Opfer, spielte mit ihnen und bevor er sie endgültig tötete, vergewaltigte er sie. Es war ihm egal, ob es Frauen oder Männer waren. Und das Schlimmste war, dass sie, als die Retterin der Menschheit, diesen armen Menschen nicht helfen konnte. Sie durfte es nicht tun. Wenn sie diese Stadt lebendig verlassen wollte, wenn sie diese Vampire besiegen wollte, dann durfte sie nicht eingreifen. Nur da stehen und die Szenen beobachten, um die Gewohnheiten dieser Vampire besser kennen zu lernen.

Dieser gefährliche Vampir wurde immer von zwei weiblichen Vampiren begleitet. Eine war eine richtige Dame. Sie kleidete sich immer mit den feinsten Kleidern, nach der neuesten Mode. Sie bewegte sich, sie benahm sich, sprach immer in einem Stil, der jedem zeigte, dass sie über ihm stand, dass sie unerreichbar, unnahbar war. Sie dirigierte das kleine Team, gab die Befehle, führte die kleine Gruppe an. Und natürlich war sie die grausamste und gnadenloseste Vampirin der Welt.

Und dann gab es noch diese andere Vampirin, die sich ein bisschen verrückt benahm, die immer Visionen hatte, mit denen sie ihren Begleitern, „Pflegern“ beim Jagen half. Und das war das Schlimmste für die Jägerin. Was wäre, wenn sie fühlen würde, in einer Vision sehen würde, dass sie ihnen folgte, dass sie die kleine Gruppe töten wollte? Was würde sie dann machen? Eigentlich konnte sie nichts dagegen tun. Es war ihre Aufgabe, Vampire und Dämonen zu vernichten, die Welt von ihnen zu befreien.

In dieser dunklen Nacht musste sie nur da stehen und auf die Vampire warten. Nach den vielen Recherchen, nach den vielen Abenden kannte sie die Gewohnheiten der Vampire auswendig. Sie gingen immer gemeinsam weg, um eine Runde zusammen zu jagen, zu töten und sich zu „amüsieren“, aber dann vor dem Sonnenaufgang gingen sie immer einzeln nach Hause. Nur in diesen Momenten hatte die blonde Jägerin eine kleine Chance sie zu töten. Wenn die Vampire alleine waren, konnten sie sich nicht zusammenschließen und die Jägerin gemeinsam töten. Alleine waren sie auch besiegbar. Zumindest hoffte die blonde Frau dies. Sie hatte schon sehr – sehr viele Vampire und Dämonen eliminiert, aber so starke, berühmte, gefährliche und alte Vampire noch nie. Sie schloss ihre Augen, holte tief Luft und dachte daran, dass zu Hause ihre Freunde, ihre Mutter, ihr Wächter auf sie warteten, sie lebendig wieder sehen wollten. Sie musste stärker, klüger, schneller sein, als ihre Gegner. Sie wollte doch nach Hause gehen, ihr Leben weiterführen, eine solche Jägerin sein, die ihren 18. Geburtstag noch feiern konnte.

Plötzlich fühlte die blonde Frau in ihrem Genick das gut bekannte Kribbeln. Ein Vampir musste sich ihr nähern. Sie öffnete ihre Augen und sie sah die verrückte Vampirin daherkommen. Erst sah es so aus, als ob die Närrin die Jägerin gar nicht bemerken würde, als ob sie langsam nach Hause gehen würde, aber das geschah nicht. Sie beschleunigten ihre Schritte und einen Augenblick später stand sie schon in vollem Gameface vor Buffy.

*****

Den ganzen Tag über fühlte sich Drusilla elend. Sie fand ihre Ruhe nicht. Wenn sie sich hingelegt hatte, um ein bisschen zu schlafen, sich auszuruhen, war sie sofort wach. Sie sah immer diese grausamen Bilder, wie ihre Beschützer sterben. Aber es half ihr auch nicht, wenn sie wach war, wenn sie in dem großen, stillen Gebäude allein auf und ab ging. Dann hörte sie ständig die Stimmen, die immer wieder das gleiche flüsterten. „Sie werden sterben. Das ist eurer letzte Tag.“

Die gemeinsame Jagd war die erste Möglichkeit gewesen, um sich abzulenken. Am Anfang war alles noch in Ordnung. Sie fühlte sich wieder wohl. Sie hörte die Stimmen nicht mehr und war froh, mit Mommy und Daddy jagen zu dürfen. Aber als sie wieder allein gelassen wurde, kamen die Stimmen zurück. Eine Weile lang versuchte sie noch Beute zu jagen, aber sie gab es ziemlich schnell auf. Am Ende wollte sie nur noch eins - nach Hause gehen, sich ein bisschen ausruhen, ihre Kräfte sammeln, um zum richtigen Zeitpunkt ihren Beschützern helfen und diesen Abend überleben zu können.

Aber sie hatte kein Glück. In der Nähe ihres Hauses fühlte sie sich noch elender, als vorher, die Stimmen wurden immer lauter, bis sie die Schatten einer Person erblickte. Eine Jägerin. Eine Jägerin wollte ihre Familie töten. Sie kannte das Gefühl, wenn eine Jägerin in ihrer Nähe war. Ihr Daddy hatte schon zwei von ihnen getötet, mit Vergnügen, ganz langsam. Mithilfe ihrer Vampirkräfte beschleunigte sie ihre Schritte und blitzschnell erreichte sie die gehasste Person.

„Ich lasse es nicht zu, dass du mir Mommy und Daddy wegnimmst!“, brüllte Drusilla der Jägerin ins Gesicht. „Ich weiß genau, warum du hier bist. Die Sterne haben es mir vor ein paar Tagen verraten und jetzt“, sie wechselte ihr Gesicht, „werde ich Daddy zeigen, dass ich schon alt genug bin, um eine Jägerin zu töten.“

„Wirklich“, lachte Buffy zwanghaft auf, als sie Zeugin des Wutausfalls der Vampirin wurde. „Und was ist, wenn dein Daddy und deine Mommy nur deine Asche finden werden? Was ist, wenn sie dich nie mehr in einem Stück sehen werden?“

„Oh, das glaube ich nicht“, Drusilla änderte ihre Stimme, die plötzlich so verführerisch und betäubend war. „Ich weiß genau, wie ich solch nervige, kleine Würmer zertreten muss“, sie hob ihre Hand, um mit langsamen Handbewegungen die Jägerin zu hypnotisieren. „Daddy hat mir gelehrt, wie ich Jägerinnen töten kann, wie ich mit euch umgehen muss, wenn ich eine von euch sehe. Was meinst du, meine Schönheit“, sprach sie sehr – sehr langsam und lachte laut auf, als der Kopf der Jägerin sich so bewegte, wie ihre Hand. „Ist heute ein guter Tag, zum Sterben? Du sollst nur auf meine Stimme hören und ich verspreche dir, du wirst gar nichts fühlen, du wirst im Himmel sein, wenn ich dich koste, wenn ich dir helfe, dein miserables Leben zu beenden. Einen Moment noch“, flüsterte sie und beugte sich über den Hals der Jägerin, um mit ihren Vampirzähne über die Haut ihres Opfers zu kratzen. „Einen Moment noch und ich kann meine erste Jägerin verspeisen. Glaub mir“, die Vampirin lachte auf, als sie Buffys verzweifelte Bewegungen bemerkte. „Es hat kein Sinn sich dagegen zu wehren. Du wirst sofort …“

****

Buffy fühlte sich wirklich im Himmel. Plötzlich war alles so ruhig und friedlich. In ihrer neuen Welt gab es keine Probleme mehr, die sie schnell lösen musste. Sie musste sich nicht mehr um die ganze Menschheit sorgen. Sie musste nie wieder gegen Vampire kämpfen, sie besiegen, wenn sie überleben wollte. Nein, das Alles existierte nicht mehr. Auf ihrem Gesicht erschien ein breites Lächeln. Sie war endlich frei. Sie schloss ihre Augen und genoss die Situation, die Freiheit, die Ruhe, die Sicherheit. Aber plötzlich passierte etwas. Etwas Unerwartetes. Sie hörte nicht nur die wunderbare Stimme, sondern nahm auch die Worte wahr, die sie sprach.

„ … guter Tag … zum Sterben … koste … miserables Leben zu beenden“

Buffys schöne Welt verschwand, es gab keinen Himmel mehr. Nur die Realität, die Hölle. Sie war wieder wach und erlebte die schlimmsten Momente ihres bisherigen Lebens. Oder erlebte sie die letzten Momente ihres Lebens? Schockiert konnte sie nur zusehen, wie die Närrin sich mit ihren langen, spitzen Zähnen über ihren Hals beugte und ihre Ader suchte. Die blonde Jägerin versuchte sich verzweifelt zu wehren, sich zu bewegen. Aber sie konnte es nicht. Sie konnte nur gelähmt da stehen und mit erschrockenen Augen zusehen, was ihre Gegnerin mit ihr vorhatte.

„… einen Moment noch und ich kann meine erste Jägerin verspeisen …“

Mit übermenschlicher Kraft hob Buffy ihre Hand, in der sie den Pflock gehalten hatte. Erst in die Höhe ihrer Hüften, dann ihres Bauches und nach weiteren, langen Sekunden, die für Buffy unendlich schienen, erreichte der Pflock ihre Brust.

„… Glaub mir“, hörte sie das verächtliche Lachen der irren Frau, „Es hat kein Sinn sich dagegen zu wehren.“

Die blonde Jägerin sammelte ihre Kräfte noch einmal, drehte die Spitze des Pflockes in Richtung des Herzens der Vampirin und mit ihrem gesamten Körpergewicht fiel sie auf Drusilla.

„Du bist sofort …“

Der Satz sollte nie beendet werden. Mit einem lauten Knall landete Buffy hart auf dem Boden. Die Asche ihrer Gegnerin überdeckte sie. Sie fühlte sogar Asche in ihrem Mund und auch in ihren Augen. Aber minutenlang konnte sie nichts dagegen tun. Sie lag immer noch gelähmt da. Die Nachwirkungen des Zaubers oder der Hypnose, die sie erlebt hatte, dauerten immer noch an. Ein erleichtertes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als sie das Geräusch des Regens wieder hörte, als sie ihre Glieder wieder fühlen und bewegen konnte. Es war ein gutes Gefühl, dass sie wieder über ihren eigenen Körper herrschen konnte.

„Oh, nein“, seufzte Buffy. Sie fühlte wieder das bekannte Kribbeln. „Ich brauche noch Zeit. Ich brauche noch Zeit, bevor ….“

***

Es war schon wirklich spät, als Darla die Straße erreichte, die zu ihrem Haus führte. Für sie war es ein erfolgreicher Abend. Ein breites Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als sie an die Opfer dachte, die sie an diesem Abend mit Lust zu Tode gefoltert hatte. Ja, die verzweifelten Schreie ihrer Opfer waren die schönste Musik für ihre Ohren. Und heute hatte sie die Möglichkeit gehabt, das mehrmals zu erleben. Sie war zufrieden, fühlte sich satt und im Moment wollte sie nichts anderes, als nach Hause gehen, sich hinlegen und mit noch ein bisschen mit ihrem Childe zu spielen.

Aber bevor sie noch darüber nachdenken konnte, welches Spiel für heute das Passende gewesen wäre, bemerkte sie etwas, mit dem sie nie gerechnet hätte. Mit offen stehendem Mund schaute sie zu, wie das irre Childe von Angelus gerade eine Jägerin töten wollte.

„Sie ist doch nicht so irre, wie sie es uns zeigt“, murmelte Darla in einem anerkennenden Ton. „Angelus wird sich bestimmt wundern“, fügte sie noch zu, als Drusilla mit hypnotischen Bewegungen die junge, blonde Jägerin verzauberte. „Auch ich will sie schmecken“, sie öffnete ihren Mund, als ob auch sie die Jägerin beißen wöllte. „Was …?“, ihr Mund blieb offen, als sie zusehen musste, wie Drusilla zu Staub verwandelt wurde. „Das … das ist … doch … unmöglich“, stammelte sie und eine einzelne Träne rollte auf ihrer Wange runter. Im nächsten Moment rannte sie zur Mörderin der irren Vampirin, die immer noch mit gelähmtem Körper auf der Straße lag.

„Oh, nein“, kam ein kaum hörbares Geflüster aus der Richtung der Jägerin. „Ich brauche noch Zeit. Ich brauche noch Zeit, bevor …“

„Ah, meine Liebe“, Darla griff grob nach der blonden, jungen Frau und hob sie in die Luft. „Glaubst du, dass es mich interessiert, ob du schon bereit bist, oder nicht? Nie im Leben. Aber eine Sache ist sicher. Du wirst das büßen, was du mit ihr gemacht hast“, sie blickte noch einmal den Haufen Asche an, der ein paar Minuten vorher noch eine gefährliche Vampirin gewesen war. „Na dann los“, sie warf mit übermenschlicher Kraft den Körper ihrer Gegnerin in Richtung des Hauses und mit einem lauten Knallen landete er auf der Treppe des Hauses „fangen wir mal an.“

„Aber … das ist doch … unfair“, versuchte sich die blonde Jägerin zusammenzureißen und irgendwie aufzustehen. „Gegen eine schwache Gegnerin ist es nicht gerade ruhmreich zu gewinnen.“

„Und was glaubst du?“, griff Darla Buffy wieder an, „Sollte ich mich darum kümmern?“

„Nein?“, schüttelte die junge Jägerin fragend ihren Kopf.

„Oh“, lachte Darla grausam auf, „du bist klug. Sehr klug“, fügte sie noch hinzu, als sie die blonde Frau in ihren Händen ins Haus warf. „Aber leider hilft dir diese große Klugheit nicht dabei, diesen Abend zu überleben“, sie folgte Buffy in den Vorraum. „Dieser Abend wird dein Letzter sein.“

„Ich …“, stöhnte Buffy schmerzhaft auf, „… habe solche Versprechungen schon oft gehört. Aber, wie du siehst, ich lebe immer noch.“

„Weil deine bisherigen Gegner zu schwach, zu leichtsinnig waren“, Darla beobachtete mit verachtendem Blick die Frau vor ihren Füßen, die stöhnend da lag und langsam aufstand.

„Wie zum Beispiel das verrückte Weibsbild, das ich gerade eben vernichtet habe“, erwiderte die blonde Jägerin mit einem zwanghaften Lächeln auf ihrem Gesicht.

„Du. Wirst. Sterben“, zischte die wütende Vampirin und schlug der Jägerin hart ins Gesicht, die sich im nächsten Moment wieder in der Luft befand und nach einem kurzen Flug schmerzhaft auf dem Barschrank im Wohnzimmer landete.

Die Flaschen, die bis jetzt im Schrank gestanden hatten, zerbrachen mit großem Krach auf dem Boden. Ihre Inhalte sammelten sich in eine Pfütze und der Geruch von Whisky, Brandy, Scotch mischte sich in die Luft.

„Also“, Darla näherte sich mit großen Schritten der jungen, blonden Frau auf dem Boden im Wohnzimmer, „bist du immer noch sicher, dass du diesen Abend überleben wirst? Ich nicht“, lachte sie grausam auf, als sie zusah, wie ihre Gegnerin mit verzweifelten Bewegungen aufstehen wollte. Mit wenig Erfolg. „Gib es auf“, flüsterte sie der Jägerin ins Ohr, als sie mit letzter Kraft auf Händen und Füßen davon kriechen wollte. „Es hat keinen Sinn sich gegen dein Schicksal zu wehren.“

„Ich bin … noch … nicht tot“, kam die kaum hörbare Antwort. Die junge Jägerin kroch weiter, bis sie die nächstgelegene Wand erreicht und da stand sie mit Mühe auf. „Eine Sache kann ich dir versprechen“, ein schwaches Lächeln erschien auf ihrem blutbefleckten Gesicht. „Solange mein Herz schlägt, werde ich kämpfen und dich am Ende besiegen.“

„Wirklich?“, Darla trat einen Schritt näher. „Und wie hast du dir das vorgestellt? Wirf einen Blick auf dich. Du bist so schwach, dass du kaum auf deinen Beinen stehen kannst.“

„Ja, aber ich habe einen Vorteil.“

„Und was, wenn ich fragen darf, meine Liebe“, Darla trat neugierig näher.

„Das“, Buffy hob die kleine Sache in ihrer Hand hoch.

„NEEIIN ….“

*****

Buffy war am Ende ihrer Kräfte. Bevor sie sich nach der Begegnung mit Drusilla noch erholen könnte, kam die andere Vampirin, die keine Gnade kannte. Ihre neue Gegnerin hob sie so leicht an, warf sie so leicht auf die Treppe des Vampirhauses, als ob sie nur eine Puppe gewesen wäre.

Buffy fühlte nur Schmerz, überall in ihrem Körper. Es tat ihr höllisch weh, als sie sich zusammenreißen wollte, als sie einfach nur aufstehen wollte. Aber sie bekam keine Möglichkeit dazu. Von hinten wurde sie wieder grob angegriffen und diesmal landete sie im Vorraum.

Mit Mühe versuchte sich Buffy aufzurichten. Aber zu ihrem größten Entsetzen gelang es ihr nicht. Ihr Körper wollte nicht gehorchen – sie fiel immer wieder zurück. Nach dem letzten erfolglosen Versuch bemerkte sie etwas Unerwartetes auf dem Boden. Einen Tropfen Blut. Dann noch einen. Sie hob ihre Hand langsam zu ihrem Mund und ihre Hand schwamm in ihrem eigenen Blut.

„Dieser Abend wird dein Letzter sein“, hörte Buffy die Stimme der Vampirin.

‚Was ist, wenn sie Recht hat’, Buffy musterte ihre blutbefleckte Hand. ‚Was ist, wenn dieser Vampir stärker ist, als ich? Was ist, wenn dieser Abend wirklich mein letzter Abend sein wird? Nein’, schüttelte Buffy schnell ihren Kopf und wischte die letzten Tropfen Blut von ihrem Mund ab. „Ich habe solche Versprechungen schon oft gehört. Aber, wie du siehst, ich lebe immer noch“, erwiderte sie.

„Weil deine bisherige Gegner zu schwach, zu leichtsinnig waren“, kam die schnelle und verachtende Antwort.

„Wie zum Beispiel das verrückte Weibsbild, das ich eben vorher vernichtet habe“, lachte Buffy zwanghaft auf. Zwanghaft, da sie wegen dem Schmerz am liebsten weinen wollte und weil sie die finstere Miene der Vampirin erblickte.

„Du. Wirst. Sterben“, hörte noch Buffy das drohende Zischen, bevor die Hand ihrer Gegnerin in ihrem Gesicht landete.

Dann gab es wieder nur Schmerz. Betäubender Schmerz. Einen Moment lang konnte sich Buffy gar nicht bewegen. Sie lag nur da, auf dem Rest eines ehemaligen Möbelstücks, das wohl einmal ein Barschrank gewesen war. Der Geruch der Alkoholmischung ekelte sie an. Dazu kam der starke Duft von den vielen Zigaretten, Zigarren und von dem Tabak, die ihren ganzen Körper bedeckten. Sie fühlte sich wirklich elend. Am liebsten wollte sie verschwinden, die ganze Sache vergessen, sich wieder in Sicherheit fühlen. Sie schloss ihre Augen und einen Moment lag war alles wieder in Ordnung. Sie fühlte endlich Ruhe, als angenehme Dunkelheit ihren Körper, ihren Geist umschließen wollte.

„Also, bist du immer noch sicher, dass du diesen Abend überleben wirst?“

Die gehasste Stimme riss Buffy sofort aus der Dunkelheit, aus der Ruhe heraus. Sie fühlte sich wieder miserabel, aber so gehörte sie immer noch zu den Lebendigen. Mit großer Mühe versuchte sich die Jägerin in diesem neuen Raum zu orientieren. Sie hob ihren Kopf, sah sich um und zu ihrem größten Schrecken war ihre Gegnerin schon im gleichen Zimmer wie sie, die hier in einer widernatürlichen Position lag. „Gib es auf“, hörte Buffy das Geflüster direkt an ihrem Ohr. Aber sie beschäftigte sich nicht mit der Vampirin. Sie hatte schon einen Plan, den sie unbedingt durchführen musste, wenn sie diesen Abend überleben wollte. Sie hob ihren gequälten Körper an und auf Händen und Füßen kroch sie weg, um das kleine Ding zu erreichen, das ihr jetzt ihr Leben retten konnte.

„Es hat keinen Sinn sich gegen dein Schicksal zu wehren.“

„Ich bin … noch … nicht tot“, flüsterte Buffy, als sie ihr Ziel, das kleine Feuerzeug erreichte, das zwischen den Glassplittern, Zigaretten und Zigarren auf dem Boden lag. Sie holte tief Luft und trotz ihrer Schmerzen kroch sie bis zu der Wand weiter, um an der Wand lehnend aufstehen zu können. „Eine Sache kann ich dir versprechen“, lächelte sie die blonde Vampirin schwach an. „Solange mein Herz schlägt, werde ich kämpfen und dich am Ende besiegen.“

„Wirklich?“, Darla kam einen Schritt näher. „Und wie hast du dir das vorgestellt? Wirf einen Blick auf dich. Du bist so schwach, dass du kaum auf deinen Beinen stehen kannst.“

„Ja, aber ich habe einen Vorteil.“ In diesem Moment betete Buffy um ein Wunder. Wenn ihre Gegnerin noch einen Schritt machen würde, dann …

„Und was, wenn ich fragen darf, meine Liebe“, aus reiner Neugier trat Darla noch einen Schritt näher.

„Das“, Buffy hob ihre Hand, um der Vampirin das Feuerzeug zeigen zu können.

Erst erschien nur Ratlosigkeit auf Darlas Gesicht, im nächsten Moment blickte sie herunter und verstand alles. Ihr langer, schwarzer Mantel erreichte die Alkoholpfütze und er war schon nass. Mit erschrockener Miene blickte sie die Jägerin und das Feuerzeug in ihrer Hand an, dann drehte sie sich blitzschnell um und fing an zu laufen. Aber sie hatte kein Glück. Die Flamme des Feuerzeuges erreichte sie, ihren alkoholbefleckten Mantel.

„NEEIIN!!“

Das war die letzte Wort, die Buffy von der Vampirin hören konnte. Danach gab es nur unmenschliche Schreie, Geröchel und dann nur Stille. Die Jägerin gab sich selbst noch einige Minuten, um sich erholen zu können, dann ging langsam in die Richtung, wo sie den brennenden Körper ihrer Gegnerin letztmals gesehen hatte. Mit langsamen Schritten erreichte sie den Flur, aber da fand sie etwas ganz anderes als das, was sie erwartet hatte. Eine offen gelassene Haustür. „Nein“, Buffy schüttelte ihren Kopf ungläubig. „Sie durfte die Tür nicht erreichen. Es regnet …“ Sie trat vorsichtig zu der Tür, öffnete sie ganz weit und trat hinaus.

„Suchst du mich?“

Buffy drehte sich blitzschnell um und musste unwillkürlich nach hinten treten, als sie die verbrannte, entstellte Vampirin erblickte. Besser gesagt, das was von ihr übrig geblieben war. Ihr blondes Haar war verschwunden, zurück blieb nur verkohlte Haut. Ihr Gesicht sah nicht mehr menschlich aus. An einigen Stellen waren ihre Knochen unter der verbrannten Haut sichtbar. Und ihre Stimme hörte sich eher wie ein Geröchel an. „Das ist doch …“, stammelte sie.

„… unmöglich?“, beendete Darla den Satz. „Oh, nicht doch meine Liebe“, sie hob ihre schwarze, verkohlte Hand, um Buffys Wange zu streicheln. „Eine Sache hast du vergessen … es regnet. Und jetzt“, zischte sie bedrohlich, „sollten wir unseren Kampf endlich beenden“, sie packte Buffy grob an.

„Ja, du hast Recht“, Buffy riss sich aus ihrem ersten Schock. „Wir sollten das wirklich beenden.“ Mit voller Kraft schlug Buffy den verkohlten Körper mit Leichtigkeit an der Stelle durch, wo es einmal ein pochendes Herz gegeben hatte. „Mein Plan war gut“, flüsterte sie, als der Regen die Asche der ehemaligen Meistervampirin langsam fortschwemmte, „du hast die Tatsache vergessen, dass dein Körper schon halb verkohlt wurde.“

*****

Buffy fand das beste Versteck im Haus, von wo aus sie alles beobachten konnte, was im Haus geschah. Sie wartete noch auf den letzen Vampir, den sie vor Sonnenaufgang unbedingt erledigen musste. Nach den Kämpfen mit den zwei Vampiren hatte sie endlich Zeit, sich ein bisschen zu erholen, ihre Gedanken zu ordnen, ihre Waffen wieder an sich zu nehmen und alles vorzubereiten, um ihren letzten Gegner, Angelus, die Geißel Europas töten zu können.

Sie sah sich noch einmal um und kontrollierte alles, was sie zum Sieg brauchte. Ihr Bogen lag neben ihr, die Pfeile waren in ihrem Halter am Bogen befestigt. Wenn ihr Plan doch nicht funktionieren würde, dann bräuchte sie bestimmt mehrere Pfeile. Buffy hatte in der Garderobe der ehemaligen blonden Vampirin einen anderen schwarzen Mantel gefunden und sie konnte nur hoffen, dass sie mit der Hilfe des Mantels den Vampir betrügen und am Ende besiegen konnte. Die Tür, die zum Dachboden des Hauses führte, war leicht geöffnet, dort wollte sie den Vampir in die Falle locken. Bevor die ersten Strahlen des Sonnenaufganges am Himmel erschienen, fühlte Buffy wieder das Kribbeln in ihrem Genick. Fast sofort danach öffnete sich die Eingangstür.

„Hallo, meine Damen“, hörte Buffy eine männliche Stimme, „ich bin zu Hause. Wo seid ihr?“

Dann wurde die Tür geschlossen und die Schritte des Vampirs kamen immer näher, schließlich wurden sie immer leiser, als er an Buffys Versteck vorbeiging.

„Haben wir hier eine Party? Ich rieche überall Alkohol und Menschenblut. Wo seid …“

‚Ok’, nickte Buffy stumm, ‚er sollte jetzt den zusammengebrochenen Barschrank im Wohnzimmer finden. Noch ein paar Minuten …’

„Darla! Drusilla! Was ist passiert! Sagt schon was!“

Seine Schritte wurden wieder erst lauter, dann wieder leiser, als er in Richtung der Zimmer der zwei Vampirinnen rannte. Diesen Moment musste Buffy ausnutzen, wenn sie ihr Versteck heimlich verlassen und die Treppe zum Dachboden erreichen wollte. Sie stand schon auf der obersten Stufe der Treppe, als er die Stimme des Vampirs hinter ihr hörte.

„Darla?!“

Buffy nickte stumm und auf ihrem Gesicht erschien ein grausames Lächeln. Ihr Plan funktionierte. Wegen dem Mantel dachte der Vampir, dass sie seine Partnerin war. Die Jägerin verschwand schnell hinter der Dachluke und mit vorbereiteten Bogen wartete sie auf ihren Gegner.

„Darla?“ Der Vampir erschien in der Tür. „Was ist passiert, Liebes? Wo ist Drusilla?“

„Sie existieren nicht mehr“, erwiderte Buffy in ruhigem Ton.

„Was? Wer … bist … du?“, stammelte der braunhaarige Vampir verblüfft.

„Soll ich es dir wirklich erklären“, Buffy schob die Kapuze des Mantels zurück. „Du hast schon mehrere Jägerinnen getötet, also solltest du ganz genau wissen, wer ich bin.“

„Ach, eine neue Närrin, die sich in den Kopf gesetzt hat, dass sie mich, Angelus, die Geißel Europas, töten kann“, lachte er laut auf, so dass es Buffy kalt über den Rücken lief.

„Und jetzt wirst du für ihren Tod bezahlen“, zischte Buffy mit funkelnden Augen.

„Oh, ich glaube nicht“, der Vampir wechselte sein Gesicht und mit seinen gelben Vampiraugen musterte er die blonde Jägerin. „Du bist zu schwach“, er fing an, um die blonde Frau zu kreisen, „du bist zu jung, zu naiv.“

„Ich bin nicht so schwach, so jung und so naiv, wie du denkst“, antwortete Buffy mit leicht zitternder Stimme. „Ich habe doch deine zwei Partnerinnen schon getötet.“

„Das ist doch eine Lüge“, antwortete der Vampir. „Darla war mein Sire, meine Erschafferin. Sie wurde vom Meister selbst verwandelt. Sie lässt sich so einfach nicht töten.“

„Oh, du hast Recht. Es war wirklich nicht so leicht. Aber nachdem ich sie in Brand gesteckt habe, war sie für mich keine Gegnerin mehr.“

„Nein!“, brüllte der zornige Vampir und wollte Buffy angreifen. Aber er bekam nicht die Möglichkeit dazu – ein Pfeil traf seine Brust. „Wie?“, murmelte er und blickte mit verwunderten Augen die blonde Jägerin an. Er hob seine Hand, um das Pfeil raus zu ziehen. Ohne Erfolg. „Ich … ich …“ er taumelte mehrere Schritte nach hinten, bis er mit seinem ganzen Gewicht an das Dachfenster hinter ihm fiel und mit den zusammengebrochenen Glasscheren fiel er raus.

Buffy rannte zu der Stelle, wo ihr Gegner ausgestürzt war, aber außer Dunkelheit konnte sie nichts sehen. „Egal“, murmelte sie. „Einige Minuten noch und die ersten Strahlen der Sonne werden ihn in Staub verwandeln.“ Sie drehte sich müde um, öffnete die Dachtür und kletterte auf der Treppe langsam runter.

Sie wollte schon das verdammte Haus verlassen, als sie auf merkwürdige Geräusche aufmerksam wurde. Sie folgte den Geräuschen, bis sie an der Wand des Wohnzimmers sie eine geheime Tür fand, die hinter einem großen Wandteppich versteckt wurde. Die Jägerin öffnete langsam die alte, verrostete Tür und trat in ein neues Zimmer. Im ersten Moment wich sie erschrocken zurück, weil der Gestank im Zimmer fast unerträglich war. Sie zog ihr Taschentuch hervor und hielt es vor ihr Gesicht, um den Geruch zu ertragen. Neben der Tür fand sie einen Schalter und das Zimmer schwamm im Lichtschein.

„Oh, mein Gott“, flüsterte sie, als sich ihre Augen an das helles Licht gewöhnt hatten. Im Zimmer gab es nur Leichen, einige hatten sogar schon begonnen zu verwesen. Buffy kämpfte mit Übelkeit und Brechreiz, die in ihr ausstiegen. Sie drehte sich schnell um, aber bevor sie das Zimmer verlassen konnte, hörte sie wieder das merkwürdige Geräusch. Es hörte sie sich so an, als ob eine Kette geklirrt hätte. Dann gab es noch etwas – Gewimmer. Buffy drehte sich noch einmal um und sie erblickte eine sich bewegende, menschliche Form. Mit erschrockenen Augen sah sie zu, wie ein knochendünner Mann mit wackeligen Beinen langsam aufstand, dann streckte er seine angeketteten Hände aus, als ob er sie um Hilfe bitten wollte, blickte mit seinen wunderschönen blauen Augen die Jägerin an und fast sofort brach er bewusstlos zusammen.

TBC???
Kapitel 2 by mendalizy
Es war einmal


Kapitel 2


Die junge, blonde Frau war sich immer noch nicht sicher, ob sie wirklich das Richtige getan hatte. Sie schloss für einen Moment ihre Augen und sah erneut den jungen Mann vor sich. Den Mann, den sie im Keller gefunden hatte. Seine wunderschönen tiefblauen Augen hatten sie verzaubert, als er sie bittend, um Hilfe flehend angeblickt hatte.

Auch noch jetzt kämpfte sie mit der Übelkeit, wenn sie an die vielen Leichen dachte, über die sie hinweg steigen musste, um den bewusstlosen Körper erreichen und befreien zu können. Sie hatte schon viele grausame Dinge gesehen, aber bis jetzt das war das Schlimmste gewesen. Sie versuchte die von der Qual verzerrten Gesichter nicht anzusehen, konzentrierte sich nur auf den Mann, der noch lebte, den sie aus diesem grausamen Ort befreien musste. Und dann traf sie der nächste Schock. Der Mann lebte nicht mehr. Er hatte keinen Herzschlag, keine Körpertemperatur, keinen Puls. Die Kreatur vor ihren Füßen war ein Vampir.

Besorgt blickte Buffy wieder nach hinten. Irgendwie fühlte sie sich nicht sicher in seiner Gegenwart. Zum Glück lag ihr Passagier immer noch bewusstlos auf dem Rücksitz. Zumindest glaubte sie das und natürlich hoffte sie es sehr. Vom Fahrersitz aus konnte sie das nicht entscheiden. Wenn er nur atmen würde, dann … Aber ihr Fahrgast war ein Vampir und Vampire atmeten nicht.

Im ersten Moment, als sie erkannte, wer dort auf dem Boden des Vampirhauses lag, wollte die blonde Jägerin auch diesen Dämon töten. Sie hatte schon den Pflock in die Luft gehoben, dann ließ sie die Hand jedoch wieder sinken. Der Vampir war so dünn und er war in Fesseln geschlagen, die an der Wand befestigt waren. An seinen Handgelenken gab es mehrere tiefe Wunden, die der Jägerin eine Sache sehr deutlich machten – er war bestimmt schon lang dort festgehalten worden. Auf seinem Gesicht und seinem Körper konnte Buffy mehrere Schnittwunden, Brandwunden finden, die eindeutigen Spuren einer grausamen Qual. Genauso wie die anderen Opfer der Vampire, deren Tod die blonde Frau während den letzten Tagen hatte ansehen müssen.

Wer war dieser Vampir? Warum war er hier festgehalten worden? Warum wurde er so schlimm gequält? Warum lebte er immer noch und warum war er nicht schon längst getötet worden? Viele Fragen, die Buffy nicht beantworten konnte, aber die Antworten wollte sie so gern erfahren. Sie blickte sich in dem kleinen Zimmer gründlich um und ein breites Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als sie das kleine Ding fand, was sie suchte, was sie im diesem Moment so sehr brauchte. Einen Schlüssel.

Erst hatte sie Angst, dass sie den bewusstlosen Vampir vielleicht nicht raus bringen, ihn nicht raus tragen konnte. Aber ihre Ängste schwanden, als sie den von den schweren Ketten befreiten Körper bewegte. Er war leicht wie eine Feder. Ohne größere Anstrengungen hob Buffy ihn auf und ging in Richtung der Haustür, dann näherte sie sich mit eiligen Schritten ihrem Auto. Vor dem Kampf hatte sie es in der Nähe des Vampirhauses abgestellt und jetzt musste sie ihr rotes Cabrio so schnell wie möglich erreichen, sonst würden die ersten Sonnenstrahlen den Vampir in ihren Armen zu Staub verwandeln. Wenn sie ihn wirklich retten wollte, dann musste sie den bewusstlosen Mann unbedingt in die Sicherheit ihres Wagens bringen. Die Fenster des Autos waren verdunkelt, so konnte sie ihre Ausrüstung – Armbrust, Pfeile, Axt, Pflöcke – die sie oft in ihrem Auto gelagert hatte, immer vor neugierigen Augen verstecken, wenn sie irgendwo in Aktion war.

Sie legte den blonden Vampir auf Rücksitz, trat dann schnell zum Kofferraum und nahm Handschellen und Ketten heraus. Um sich während der langen Fahrt nach Hause sicher fühlen zu können, kettete sie die Hände und Beine des Vampirs zusammen. Sie schloss die Autotür und rannte ins Haus zurück, ging sofort in die Küche, öffnete die Kühlschranktür und blickte hoffnungsvoll hinein. Mit einem breiten Lächeln auf ihren Lippen nahm sie die Blutbeutel heraus und verließ endgültig das Haus.

Sie blickte noch einmal nach hinten. Es hatte sich nichts verändert. Der Vampir lag immer noch an der Stelle, wo sie ihn hingelegt hatte. Mit einem schnellen Blick überprüfte sie, ob die Sachen, die sie während der Fahrt brauchen könnte, vorhanden waren, dann startete sie den Wagen.

*****

Das Erste, was er wahrnahm, waren höllische Schmerzen in seinem Kopf. Er wollte seine Hand heben, um die wunde Stelle an seinem Kopf zu berühren, aber er konnte sich nicht bewegen, weil die schlimmste Schmerzenwelle, die er jemals in seinem Leben und Unleben erleben musste, seinen Körper durchflutete. Es dauerte Minuten, bis er sich wieder beruhigen konnte und mit klarem Kopf erinnerte er sich an die letzten Ereignisse des Abends.

„Ich bin nicht so schwach, so jung und so naiv, wie du es denkst. Ich habe doch deine zwei Partnerinnen schon getötet.“

Eine einzelne Träne rollte auf seiner Wange herunter, während die Stimme der blonden Jägerin in seinen Ohren echote. Er konnte es immer noch nicht glauben. Sein Sire durfte nicht Staub sein. Darla war sein Leben, seine Erschafferin, seine Partnerin. Und sein Child – Drusilla? Konnte die Jägerin auch sie vernichten? Waren die zwei stärksten Vampirinnen der Welt wirklich so einfach zu besiegen gewesen?

Und er? Sie hatte ihn mit einem Pfeil töten wollen, der seinen Brustkorb getroffen hatte. Aber er „lebte“ noch. Einen Moment lang konnte er sich in Hoffnung wiegen. Vielleicht war es nur ein Traum. Ein grässlicher Traum.

„Wenn es keinen Pfeil gibt …“, murmelte er hoffnungsvoll, als er mit zitternder Hand seinen Brustkorb überprüfte. „NEEIIN!“

*****

„Oh, mein Gott!“ Buffy trat auf die Bremse, griff nach ihrem Pflock und bereitete sich darauf vor, sich verteidigen zu müssen. Sie hatte ein übles Gefühl, das sehr schnell bewahrheitete, als sie erneut nach hinten blickte. Zwei erschrockene blaue Augen musterten sie.

„Wie … wie geht es dir?“, frage sie vorsichtig. „Fühlst du dich besser?“ fuhr sie mit dem Fragen fort, als sie keine Antwort bekam. Aber dann schwieg sie lieber. Ihr Fahrgast beschäftigte sich gar nicht mit ihr. Mit seinen Augen versuchte er seine Lage, das Auto, seine Umgebung und natürlich die Führerin des Autos blitzschnell zu erfassen.

Als der platinblonde Vampir erkannte, dass er im Auto in Sicherheit war, dass ihm keiner wehtun wollte, beruhigte er sich. Seine Körperhaltung wurde langsam lockerer und er warf seinem Kopf nicht mehr hin und her. Jetzt musterte er nur eine Sache im Auto – die blonde Frau hinter dem Lenkrad. Dann hob er seine angeketteten Hände und blickte sie fragend an.

„Ah, das … das dient nur deiner Sicherheit.“

Der platinblonde Blutsauger sah erst verblüfft aus, dann hob er eine Braue in die Höhe, als ob er eben die blödeste Antwort der Welt gehört hätte.

„Ööö … ich wollte keine … Überraschung“, stammelte Buffy und blickte den Vampir entschuldigend an. „Ich will das nicht hier und nicht jetzt benutzen“, sie zeigte ihm den Pfeil in ihrer Hand. „Die Ketten sollten dich daran hindern, mich anzugreifen, wenn du … etwas Böses vorgehabt hättest.“

Er nickte nur stumm, dann zeigte er auf die verdunkelten Fensterscheiben.

„Ah, das“, lachte Buffy amüsiert auf. „Den Wagen habe ich von einem ehemaligen Vampir geerbt. Er hat den schlimmsten Fehler seines Unlebens begangen, als er sich in den Kopf setzte, mich zu töten. Sein Auto war der Preis für diese Unbedachtheit. Wie du siehst, kann ich die Vorteile des Wagens sehr gut nutzen. Mithilfe der dunklen Fenster kann ich meine Sachen, Waffen, Ketten“, sie zeigte auf die Fesseln um die Handgelenke des Vampirs, „und zum Beispiel wie jetzt auch Blut hier lagern.“

Buffy hatte ihren Satz kaum beendet, als sie den Pflock in ihrer Hand wieder verteidigend anheben musste. Die dunklen, glanzlosen Augen des Vampirs veränderten sich plötzlich; in ihnen erschien ein Schimmer: Begierde. Sein Mund war leicht geöffnet und er ließ ein tiefes, gefährliches Knurren hören. Die blonde Jägerin musterte misstrauisch den Dämon auf dem Rücksitz, aber es gab keine Anzeichen dafür, dass er sie angreifen wollte.

„Was ist passiert?“, stellte sie sich selbst die halblaute Frage. „Ich habe doch nichts getan. Wir haben eben noch miteinander gesprochen. Nein, besser gesagt ich habe ein Selbstgespräch geführt. Ich redete vom Auto, von meinen Waffen, von den Ketten und …“ sie sah sich im Auto um, „ … und von dem Blut.“

Das Knurren wurde lauter.

„Blut“, wiederholte Buffy das letzte Wort erneut und für einen Augenblick hatte sie das Gefühl, dass die blauen Augen sich verfärbt hatten. Einen Moment lang sah es so aus, als ob zwei hungrige, gelbe Vampiraugen sie gemustert hätten. „Oh, ja“, die Jägerin hob einen Blutbeutel hoch. „Hast du Hunger? Ich habe es für dich mitgebracht. Trink das“, Buffy überreichte ihm den Blutbeutel, dann schaute sie mit Begeisterung zu, wie sich das Gesicht des Vampirs blitzschnell veränderte, wie seine wunderbar blauen Augen verschwanden und seine spitze Vampirzähne erschienen.

Während der letzten Jahre hatte sie schon mehrere Vampire im Gameface gesehen, mehrere Verwandlungen, aber sie hatte noch nie die Möglichkeit gehabt die ganze Szene aus der Nähe zu beobachten. Doch jetzt geschah alles vor ihrer Nase – die langsam wachsenden Vampirzähne, die zum Vorschein kommenden gefährlichen gelben Vampiraugen und sie konnte sogar belauschen, wie das menschliche Gesicht das dämonische Aussehen annahm. Sie hörte die merkwürdigen Geräusche, die die Verwandlung begleiteten.

Dann kam die schlimmste Szene für Buffy, als die spitzen Vampirzähne sich in den Beutel bohrten, schließlich die Geräusche von gierigen, großen Schlucken und der Geruch des menschlichen Blutes. Die blonde Jägerin konnte nur an eins denken – vor ihrem Tod konnten die Opfer der Vampire die gleichen Geräusche hören, sie konnten ihr eigenes Blut riechen. Ab jetzt war es für sie nicht mehr so faszinierend. Nein, es war schon fast ekelhaft.

Der Vampir brauchte ein paar Minuten, um den Beutel zu leeren, dann blickte er sie mit bittenden Augen an. Buffy griff nach einem anderen Beutel, gab ihn ihrem Fahrgast, aber diesmal wollte sie die ganze Show nicht mit ansehen. „Bald erreichen wir unser Reiseziel“, murmelte sie, als sie den Wagen erneut startete.

*****

Der braunhaarige Vampir saß immer noch an derselben Stelle, an der er zu sich gekommen war. Den Pfeil der Jägerin hielt er in seiner Hand und starrte ihn mit leerem Blick an. Alles, was in den letzten Stunden geschah, war also Realität. Sein Sire, sein Childe existierten nicht mehr, sie wurden vernichtet. Sie wurden von einer Hure vernichtet, die sich Jägerin nannte.

„Jägerin“, zischte Angelus, sein bisher leerer Blick verschwand und seine Augen funkelten vor Wut. „Du wirst dafür zahlen. Ich werde dich verfolgen, dich finden und am Ende wirst du unter Qualen sterben.“ Bei den letzten Worten brach der Pfeil in seiner Faust in kleine Stücke, die er brüllend wegwarf.

„Oh, mein Gott“, er sah sich erschrocken um, als er wahrnahm, dass die kleine Stücke des Pfeils auf einer sonnenbeschienten Stelle gelandet waren. In der engen Gasse, wo er nach dem Kampf auf dem Erdboden gelandet war, gab es immer Schatten. Außer mittags. Er blickte hoch und musste feststellen, dass schon einige Stunden vergangen waren, seit er den Pfeil aus seinem Brustkorb herausgezogen hatte. Der Sonne stand schon fast im Zenit und der Schatten, der ihn bis jetzt vor den Sonnenstrahlen bewahrt hatte, würde in einigen Minuten verschwinden.

An die Wand gelehnt richtete er sich auf und auf wackeligen Beinen ging er in Richtung der Haustür. Seine Tour dauerte nur bis zur Ecke der Gasse, denn da musste er stehen bleiben und schnell überlegen, wie er trotz Sonnenlicht die letzten Schritte überwinden konnte.

„Ich bräuchte irgendetwas, was ich über meinen Kopf halten kann“, murmelte er kaum hörbar, „was ich als Schutz benutzen …“ Ein satanisches Lächeln erschien auf seinem Gesicht, er drehte sich um und mit den Schritten eines Raubtieres ging er in die Gasse zurück. „Oh, unser Obdachloser“, er näherte sich einem großen Karton. „Jetzt kann er uns die Gefälligkeit danken, dass wir so lang auf ihn aufgepasst haben. Hey, Alter“, er trat mit den Füßen in den Karton. „Es ist Zeit aufzuwachen. Ich brauche dein Haus. Hörst du mich nicht?“ er bückte sich, um hineinzuschauen. „Oh, wie ich es sehe, brauchst du Hilfe. Kein Problem“, er hob das Machwerk des Obdachlosen ziemlich leicht an, schüttelte es und wartete, bis die Überreste des armen Tropfes auf der Erde landeten. „Vielen Dank für deine Uneigennützigkeit, Alter. Ich verspreche dir, du wirst dein so genanntes Haus zurückbekommen. Wie ich das sehe“, er warf noch einen letzten Blick auf die Leiche, „wirst du es noch eine Weile lang brauchen.“

Er hob den dreckigen, stinkenden Pappendeckel über seinen Kopf und mit schnellen Schritten näherte er sich der Haustür. Obwohl er mit der Hilfe des Deckels vor den starken Sonnenstrahlen geschützt wurde, gab es mehrere Rauchwolken um den Vampir, als er die Tür erreichte, wo er den ekligen Karton fallen ließ und schnell die Tür hinter sich schloss.

„Ich bin zu Hause“, murmelte er nur für sich selbst. Er schloss seine Augen, roch in die Luft, um die Gerüche im Haus erkennen zu können. Der Duft der zwei Vampirinnen durchzog immer noch das ganze Hause. „Warum?“, flüsterte er und fing an das ganze Haus gründlich zu untersuchen.

Auf dem Boden im Flur fand er die erste merkwürdige Sache. Er kniete sich hin und berührte vorsichtig den Blutfleck vor seinen Füßen. „Jägerinnenblut“, murmelte er, als er seinen Finger abgeleckt hatte. „Sie muss eine schlimme Verletzung haben, wenn sie soviel Blut verloren hat.“ Er roch wieder in die Luft und folgte dem Blutgeruch ins Wohnzimmer. Der zusammengebrochene Barschrank, die zerbrochenen Glasscherben, die verstreuten Zigarren und Zigaretten lagen immer noch auf dem Boden. Und erst jetzt verstand er die ganze Situation.

Als er gestern nach Hause kam, als er die Mischung des Geruches von Blut, von Alkohol und von verbranntem Fleisch roch, dachte er, dass die Damen wieder eine Party veranstalteten. Mit Lust spielten sie mit ihrem armen, beseelten Spielzeug. Sie liebten es, wenn sie vor ihm Menschen zu Tode quälten, wenn er zusehen musste, wie die Menschen vor seinen Augen starben. Aber als er das verwüstete Wohnzimmer erblickt hatte, als er die Frauen nicht gefunden hatte, wusste sofort, dass etwas nicht stimmte. Dann bemerkte er die weibliche Gestalt auf der Leiter und obwohl sein sechster Sinn ihn vor der Gefahr warnte, beschäftigte er sich nicht damit. Er wollte einfach die Tatsache nicht akzeptieren, dass die Person, die den Mantel seines Sires trug, nicht Darla war.

„Warum?“, brüllte er wieder und zornig trat er zwischen die zerbrochenen Teile des Schrankes, die den Wandteppich vor der Tür des Spielraumes trafen. „Das ist doch …“, ungläubig näherte er sich dem Teppich. Er erreichte ihn, stieß ihn zur Seite und fand dahinter eine geöffnete Tür. „Das kann doch nicht wahr sein“, er rannte zu den Ketten, die bis jetzt sein Grandchilde festgehalten hatte. „Diese blöde Kuh hat ihn befreit und mitgenommen. Aber was will sie mit einem beseelten, gequälten, ausgehungerten Vampir machen? Das hat doch keinen Sinn. Egal…“, er verließ das Zimmer und ging in Richtung Küche. „Ich werde dich finden und töten, Jägerin. Und du Spikey“, er öffnete den Kühlschrank, „du wirst mit mir nach Hause zurückkehren. Die Schlampe“, er schlug die Kühlschranktür mit aller Kraft zu, „hat meinen ganzen Blutvorrat gestohlen!“

Fortsetzung???
Kapitel 3 by mendalizy
Es war einmal …


Kapitel 3

Während der ganzen Fahrt musterte Spike die Frau hinter dem Lenkrad, die lange blonde Haare und so schöne, bezaubernde, grüne Augen hatte. Er musterte die Jägerin. Darin war er sich ganz sicher. Seit er wach war, fühlte er sich elend – sein Innerstes bebte und seinen ganzen Körper durchfuhr Angst. Das musste das Gefühl sein, von dem sein Sire ihm damals erzählte, als Angelus seine erste Jägerin getötet hatte.

Damals, Jahrzehnte später, sprach sein Sire mit ihm darüber. Zu dieser Zeit besuchte Drusilla ihn noch und beschäftigte sich mit ihm. Aber mit den Jahren änderten sich die Dinge. Sein Sire ließ ihn vollkommen allein, ließ es zu, dass Angelus und Darla fast jeden Abend mit ihm „spielten“. Am Anfang flehte er Drusilla um Gnade an, um Hilfe, aber als sie mit lusterfüllten Augen zusah, wie er brutal gefoltert, vergewaltigt wurde, flehte er nur noch um den erlösenden Tod. Aber er hatte nie so viel Glück. Seine Peiniger hatten große Erfahrungen damit, wann sie mit ihrem Spielen aufhören mussten, wie lang sie ihn quälen durften, wenn sie seine so sehr gewünschte Bitte nicht erfühlen wollten.

Als sein Sire an diesem Abend getötet wurde, fühlte er kein Bedauern, kein Mitleid. Wenn er mit Hilfe seines guten Vampirgehörs das Gespräch zwischen der Jägerin und Darla nicht belauscht hätte, hätte er gar nicht bemerkt, dass sein so sehr gehasster Sire nicht mehr existierte. Im ersten Moment, als er Darlas Stimme gehört hatte, dachte er, dass die Vampirin wieder mit einem Opfer heimgekehrt war. Aber diese Geräusche waren so anders. Es gab kein Weinen, Geschluchze, Gejammer. Es hörte sich an, wie Kampfgeräusche. Dann kamen die Sätze über das verrückte Weibsbild, das nur sein Sire, Drusilla, sein konnte. Statt Mitleid konnte er in diesem Moment nur Freude fühlen; sie war endlich tot.

Ein paar Minuten später hörte er einen Schrei, einen markerschütternden, verzweifelten Schrei. Von Darla. Solch einen Schrei hatte er bis jetzt nur von den Opfern der Vampire gehört, wenn sie verstanden hatten, dass ihr Leben bald ein Ende nehmen würde, dass sie diese Welt bald für immer verlassen würden. Erst wollte er es einfach nicht glauben. Konnte das wirklich wahr sein? Gab es eine Person, die die mächtigste und gefährlichste Vampirin der Welt besiegen konnte?

Er wollte so gern die Wahrheit erfahren, aber es gab wieder nur Stille und er hatte schon Angst davor, dass die unbekannte Person ihn einfach da gelassen hatte, dass er an diesem scheußlichen Ort verhungern würde, dass er sich dort zu Staub verwandeln würde. Aber kurz vor Sonnenaufgang hörte er wieder Stimmen. Angelus kam nach Hause. In seinem „Gefängnis“ ging er ständig auf und ab. War Angelus allein im Haus? War die unbekannte Person immer noch da? Konnte diese mysteriöse Person auch die Geißel Europas vernichten? Nahezu sofort wurden seine Fragen beantwortet. Er hörte wieder Kampfgeräusche, die diesmal vom Dachboden kamen. Dann ein gequältes Stöhnen – jemand hat den Kampf verloren.

Er wollte schreien, aus vollem Halse brüllen, dass er noch da war. Er öffnete mehrmals seinen Mund, um sich bemerkbar zu machen. Ohne Erfolg. Er konnte sich nicht mehr an den Tag erinnern, als er letztmals gesprochen hatte und seine Stimmbänder wollten in diesem Moment einfach nicht funktionieren. Verzweifelt schaute er sich um und fand die beste Lösung –mit Hilfe der Ketten um seinen Handgelenken verursachte er Lärm. Auf keinen Fall wollte er hier bleiben. So oder so, aber er wollte das Haus, sein Gefängnis verlassen. Für immer.

Es war ihm gelungen. Aber wollte er wirklich das hier erreichen? Der blonde Vampir schaute nach unten, um die neuen Ketten um seine Handgelenke zu begutachten. Sie waren stärker, als die, die Angelus benutzt hatte. Er blickte hoch und musterte wieder die Person auf dem Fahrersitz, die noch stärker und kräftiger war, als seine bisherigen Peiniger. War er vielleicht aus dem Regen in die Traufe gekommen?

„Wir sind da“, schreckte ihn die Stimme der Jägerin auf, er blickte hoch und vor dem Auto bemerkte er eine geöffnete Garagentür. Das Auto fuhr langsam hinein. „Fühlst du dich besser? Kannst du allein gehen?“, die blonde Frau drehte sich um, als der Motor abgeschaltet wurde.

Ein paar Momente lang schaute er die Frau verblüfft an. Interessierte sie sich wirklich dafür, wie es ihm ging? Oder galt die Besorgnis in ihrer Stimme nur der Angst, dass sie ihn wieder tragen musste?

„Nun“, drängte ihn die Jägerin.

Er nickte stumm und sah besorgt zu, als die blonde Frau ausstieg. Die Hintertür öffnete sich und seine Gegnerin erschien, als sie aus ihrer Tasche eben etwas hervorziehen wollte. Der blonde Vampir verschloss seine Augen fest und konnte nur hoffen, dass der letzte Stoß die Mitte seines Herzens treffen würde.

„Hey, jetzt nicht einschlafen!“, hörte er eine empörte Stimme. „Wenn wir drin sind, kannst du dich hinlegen und dich richtig ausruhen.“ Spike öffnete vorsichtig seine Augen und in der Hand der Jägerin erblickte er einen kleinen Schlüssel. Zu seinen Ketten. „Dein Bein.“

Im nächsten Moment waren seine Beine befreit und er konnte sich wieder bewegen. Aber noch bevor er aussteigen könnte, griff die Jägerin nach seinem Arm und hielt ihn fest. „Keine Dummheiten“, fügte sie noch hinzu, dann näherten sie sich einer Tür, die ins Haus führte.

*****

Buffy stand vor dem Kleiderschrank, in dem ihre Mutter die Kleidung ihres Vaters verwahrte. Jahre vorher war er ausgezogen, aber seine Kleidung hing immer noch da, in dem alten Schrank. Er war fast so dünn und so groß, wie der Vampir, den sie mit nach Hause gebracht hatte. Und jetzt brauchte sie Kleidung. „Neue“ Kleidung, die der Vampir anziehen konnte.

Sie drehte ihren Kopf zur Seite und betrachtete das stinkende, zerfetzte, blutbefleckte Hemd, das auf die Rückenlehne eines Stuhles gelegt worden war. Der Anblick des Oberkörpers ihres Gegners war für sie ein schockierendes Erlebnis gewesen. Die vielen Brandwunden, Schnittwunden, die tiefen Risse in der Haut, die von einer Peitsche verursacht worden waren. Einige von ihnen waren schon fast verheilt, aber andere waren noch frisch und bluteten immer noch.

„Wie konnte er das überleben?“, murmelte die Jägerin vor sich hin. „Nach so viel Leid und Qualen sollte er schon längst tot sein. Was hielt ihn am Leben?“ Abwesend schüttelte sie ihren Kopf. „Immer nur diese Fragen. Irgendwann werde ich auch die Antworten hören“, murmelte sie und nahm ein schwarzes Hemd und eine schwarze Hose heraus. Ein paar Momente lang musterte sie die Kleidungsstücke. „Sie werden passen“, entschied sie sich und ging in Richtung des Badezimmers. Plötzlich beschleunigte sie ihre Schritte. Alles war so still. Keine Geräusche. Kein Geplätscher. „Wo …“ öffnete sie mit Schwung die Badezimmertür und fand einen erschrockenen Vampir da, der sich in ein Badetuch hineingewickelt hatte. „Oh, bist du also fertig“, kommentierte sie in einem ruhigeren Ton diese Tatsache. „Zieh dich an“, sie gab ihm die Kleidungen rüber. „Vor der Tür … werde ich auf dich warten.“

Ein paar Minuten später erschien er in der Badezimmertür. Seine zerrauften, blonden Locken waren immer noch nass. In der schwarzen Kleidung erschien er noch blasser, als vor einigen Minuten. Mit seinen wunderschönen blauen Augen blickte er sie verstohlen an.

„Komm“, sie griff wieder nach seinem Arm und sie näherten sich der Treppe, die in den Keller führte. „In den nächsten Tagen wirst du in unserem Keller wohnen, wo du auch bei helllichtem Tag in Sicherheit bist. Wir sind da.“, sie öffnete die Kellertür und schaltete das Licht an. „Hilfst du mir dein Bett aufzuschlagen?“, sie blickte den Vampir fragend an und ließ seinen Arm los, als er zustimmend nickte.

Mit langsamen und vorsichtigen Bewegungen schritt sie die Treppe herunter. Sie machte sich auf alles gefasst. Sowohl auf einen Kampf, als auch auf den letzten, vernichtenden Schlag. Sie war einfach nur neugierig. Sie wollte erfahren, was ihr Gast machen würde, wenn er die Möglichkeit bekäme, zu fliehen, sie anzugreifen, sie töten zu können. Würde er die Gelegenheit ergreifen, oder … Sie horchte auf das kleinste Geräusch, aber außer ihren eigenen Schritten konnte sie nichts hören. Buffy hob ihre Hand langsam, um den Pflock unter ihrer kurzen Jacke zu ergreifen und ihn dann zu benutzen, wenn es doch nötig wäre. Bevor sie ihn noch hervorziehen konnte, bewegte sich der Vampir hinter ihr – mit langsamen Schritten ging er ihr nach.

In der entferntesten Ecke des Kellers war ein zusammengeklapptes Feldbett aufgestellt. Buffy hatte das Bett bereits erreicht und wartete auf den blonden Vampir, um seine Hilfe in Anspruch zu nehmen. „Komm, stellen wir es dorthin. Da gibt es genügend freien Platz“, sie zeigte auf die lange Wand gegenüber der Treppe. Einerseits hatte sie wirklich Recht – da gab es den meisten freien Platz, anderseits wollte sie immer sicher sein, dass sie ihren Gast nie aus den Augen lassen müsste, wenn sie die Schwelle des Kellers überschritt.

In diesem Moment wurde Buffy davon überrascht, dass der Vampir das Bett einfach so aufhob. Er bewegte das schwere Bett, als ob es kein Gewicht hätte. Buffy musste ihre Gedanken, Einstellungen hinsichtlich des Vampirs schnell durchdenken. Trotz seines schlimmen Zustands, seiner schlimmen Verletzungen war er gar nicht so schwach, wie sie es zuerst gedacht hatte. Auch jetzt hatte er Kraft, sogar sehr viel Kraft. Wenn er den Entschluss fassen würde, die Jägerin zu töten, dann könnte er ihr einige schlimme Minuten bereiten. Einen Moment lang bedauerte sie, dass sie ihn nicht sofort gepfählt hatte, als sie erfuhr, dass er ein Monster war. Aber das dauerte nur einen Moment lang und sie verscheuchte schnell ihre Zweifel.

Als das Bett schon an der richtigen Stelle und in der richtigen Position stand, nahm Buffy gemütlich Platz darauf und klopfte auf die Matratze, um dem Vampir zu zeigen, dass er sich auch hinsetzen sollte. „Gut“, lächelte sie ihn sanft an, als er sich am anderen Ende des Bettes endlich niedersetzte. „Ich möchte mit dir einige Sache besprechen“ fing Buffy an, in einem beruhigenden Ton zu sprechen. „Können wir das tun?“

Als Antwort bekam sie nur einen Nicken.

„Dann bitte sag mir, wie du heißt.“

Keine Antwort.

„Hast du einen Namen, nicht wahr?“, blickte sie neugierig den Vampir an, als er wieder mit einem Nicken antwortete. „Und verrätst du ihn mir?“, fragte sie seufzend. „Okay, versuchen wir es anders“, Buffy stand langsam auf und ging zu den Regalen, wo ihre alten Schulsachen aufbewahrt wurden. Nach kurzem Suchen kehrte sie mit einem alten Notizbuch und mit einem Bleistift zurück. „Kannst du mir deinen Namen hierher schreiben?“

Der blonde Vampir blickte sie erst verblüfft an, dann schrieb etwas in das Heftchen und zeigte es ihr. „William“, las sie das Geschriebene laut vor. „Schöner Name“, lächelte sie ihn wieder an. „Ich heiße Buffy“, sie legte ihre Hand auf ihre Brust. „Ich bin eine Jägerin. Weißt du, was das bedeutet?“

Heftiges Nicken.

„Gut“, ein breites Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. „Also muss ich dir die Folgen nicht erklären, falls du noch auf Böses sinnen würdest. Wurdest du da, im Haus, schon lang festgehalten, William?“

Wieder nur ein Nicken.

„Ok, dann frage ich anders. Wie alt bist du, William?“

Der Vampir hob den Bleistift langsam auf und zeichnete eine Eins.

„Oh, du bist ein Neuling. Ich sollte das wissen, weil du …“, wollte sie schon sagen, aber der Vampir hob den Bleistift wieder auf und zeichnete jetzt eine Zwei. „Zwölf? Wurdest du zwölf Jahre vorher verwandelt?“

In seinen Augen erschien Angst, als er mit leicht zitternder Hand hinter den zwei Zahlen noch eine Drei zeichnete.

„Oh, mein Gott“, sprang Buffy auf, als er den Sinn der Zahlen verstanden hatte. „Du … du bist ein …ein …123 Jahre alter Meistervampir“, stammelte sie und rückte in Richtung der Treppe. „Du bist … genauso ein kaltblütiger Serienkiller, wie deine Partner, die ich getötet habe. Ich … ich hätte dich auch töten sollen.“

Der Vampir stand langsam auf und näherte sich ihr. Er streckte seine Hand aus, als ob er sie anfassen wollte.

„Nein“, schrie Buffy auf. „Bleib da, wo du bist! Komm nicht näher, sonst werde ich dich auf der Stelle vernichten“, sie zog ihren Pflock unter ihrer Jacke hervor. „Ich … ich brauche Zeit, um alles gründlich zu überlegen, um mich zu entscheiden, was ich mit dir machen sollte.“ Sie drehte sich blitzschnell um, rannte die Treppe hoch und schloss hinter ihr die Tür zu. „Oh, mein Gott“, sie lehnte sich an die Kellertür. „Ich sitze in einer großen Schlammassel…“ flüsterte sie. „Ich muss mit Giles reden. Sofort“, sie nahm die Autoschlüssel an sich und verließ das Haus.

*****

„Warte …“, seine Lippen bewegten sich lautlos. „Warte …“, versuchte er es erneut und diesmal hörte es sich wie ein Geröchel an. „Ich bin …“, er stand langsam auf und streckte seine Hand aus, um der Frau zu zeigen, dass sie warten sollte, dass er ihr die Sache erklären wollte. Aber die Frau war zu verwirrt, zu wütend und bemerkte gar nicht, dass er mit dem Sprechen Problemen hatte. „Ich … ich habe eine …“, die Kellertür wurde mit Schwung zugeknallt und sofort bewegte sich der Schlüssel in dem Schloss. „Unwichtig“, murmelte er vor sich hin, als die Tür endgültig zugesperrt wurde.

Er holte einmal unnötigerweise tief Luft und schloss seine Augen fest. „Warum?“, er schüttelte seinen Kopf. „Warum tötet sie mich nicht? Warum existiere ich noch? Warum bin ich hier?“, er stellte sich diese Fragen, dann starrte wieder die zugesperrte Tür an. „Sie ist doch eine Jägerin und ich bin ein Vampir. Ein 123 Jahre alter Meistervampir, der schon längst eine Haufen Asche sein sollte. Sie hätte Kraft mich zu vernichten, warum tut sie es dann nicht? Was hat sie mit mir vor?“

Er atmete wieder tief ein und mit einem lauten Seufzen atmete er sofort wieder aus. Dann drehte er sich langsam um, um seine neue, zeitweilige „Wohnung“ gründlich zu betrachten. Die Jägerin hatte Recht. Der Keller hatte kein Fenster, es gab keine Lücke in den Wänden, durch die Licht hinein gelangen könnte. Die Glühbirne, die am Ende eines Kabels in der Mitte des Kellers hing, war die einzige Lichtquelle. Trotz der Beleuchtung blieb der größte Teil des Kellers weiterhin im Schatten, aber für seine Vampiraugen war das kein Problem.

Der Keller sah so aus, wie ein Lager. Überall vor den Wänden standen größere und kleinere Kisten. Er näherte sich langsam einem von ihnen und las die Aufschrift – Summers Antiquitäten. Der gleiche Aufdruck war auf allen Kisten zu lesen, als der Vampir sich noch einmal, aber diesmal gründlicher umsah. Er machte die Kiste vor ihm langsam auf und fand eine alte chinesische Vase, die irgendwann Ende der 1800er Jahre gefertigt worden war. Nachdenklich starrte er die dekorative Vase an. Auch seine Mutter hatte damals eine, die er ihr geschenkt hatte. Sie war ein Geburtstaggeschenk und soweit er sich zurück erinnern konnte, war die Vase gar nicht sehr teuer.

„Was würde sie jetzt kosten?“, er stellte die alte Vase vorsichtig zurück.

Neben der Kiste fand er noch weitere merkwürdige Sachen – Gemälde, die sorgfältig verpackt waren. Auf jeder Verpackung fand er wieder die gleiche Schrift – Summers Antiquitäten.

„Die Jägerin kann doch nicht so alt sein, dass sie schon einen Antiquitätenladen hat. Wer beschäftigt sich dann mit diesen Sachen?“

Der blonde Vampir wollte gerade eine weitere Kiste aufmachen, um ihren Inhalt zu betrachten, als er die Geräusche eines Autos hörte, dann kam das eigentümliche Gezische der Garagentür und am Ende gab es wieder nur Stille, als der Motor des Wagens abgestellt wurde.

„Kommt die Jägerin so schnell zurück? Hat sie es sich vielleicht überlegt? Will sie mich doch … Das ist nicht die Jägerin“, zischte er, als er in der Luft einen vollkommen unbekannten Geruch roch. Im nächsten Moment hörte er Schritte, die sich der Kellertür näherten, dann wurde die Türklinke herunter gedrückt.

„Oh, mein Schatz“, hörte der Vampir eine weibliche Stimme, „warum musst du die Tür immer zusperren.“

Die menschliche Form des Vampirs verschwand, als sein dämonisches Gesicht zum Vorschein kam. Nur der Schimmer seiner gelben Vampiraugen blieb weiterhin sichtbar, als er sich unter der Treppe versteckte. „Ich werde niemandem erlauben, Hand an mich zu legen. Nie wieder. Nie wieder“, wiederholte er knurrend.

„Oh, endlich“, die Tür öffnete sich und Joyce trat in den halbdunklen Keller.

*****

„Und?“, Giles nahm seine vollkommen saubere Brille ab und fing an sie gründlich zu putzen. Das war eine Art innerer Zwang, wenn er seine Nervosität verstecken wollte. Mit wenig Erfolg. Seine zitternden Hände verrieten ihn immer. Genau wie jetzt. Einen Moment lang hatte Buffy Angst davor, dass die Gläser seiner Brille in den zittrigen Händen brechen würden.

„Ich habe es überlebt“, antwortete sie schnell, um die unschuldige Brille noch rechtzeitig retten zu können. „Und wie Sie sehen, kam ich heil zurück.“

„Ist alles so gelaufen, wie wir es noch vor deiner Abreise geplant haben?“, er nahm mit einem erleichterten Seufzen ihr gegenüber Platz.

„Wir können es auch so sagen. Zuerst tötete ich die Verrückte“, fuhr sie fort, als sie die fragende Miene des Wächters erblickte. „Sie war wirklich ein Medium und sie kannte sich mit Hypnose sehr gut aus. Eine Weile lang verursachte mir diese Fähigkeit Probleme, aber am Ende war sie nur noch ein Haufen Asche.“

„Das war Drusilla“, nickte Giles, während er Buffys Erzählung in seinem Wächtertagebuch aufgeschrieben hatte. „Der Nächste?“, er hob seinen Kopf und sah fragend auf.

„Die Nächste war die elegante Dame.“

„Darla“, kommentierte Giles und schrieb schnell weiter.

„Sie griff mich an, als ich die andere Vampirin vernichtet hatte und nutzte meine zeitweilige Schwäche aus. Sie war schlau. Sehr – sehr schlau. Am Anfang sah es wirklich so aus, als wenn sie mich besiegen könnte, dass ich den Kampf gegen sie nicht gewinnen würde. Aber“, fügte sie schnell hinzu, als sie Giles’ verzogene Miene erblickte, „sie beging einen Fehler, der ihr das Unleben kostete. Ich habe sie mit bloßer Hand in Staub verwandelt.“

„Was?“

„Ööö … ich habe sie erst im Flammen gesetzt, dann konnte ich ihren halb verkohlten Körper leicht vernichten.“

Erst blickte Giles sie mit einer perplexen Miene an, dann machte er eine entsagungsvolle Handbewegung. „Egal, ich will es nicht wissen. Die grässlichsten Details konnte ich nie ertragen. Dann kam Angelus, nicht wahr?“

„Ja, genau. Nach dem Kampf mit der angesengten Vampirin hatte ich Zeit, mich zu erholen und mich richtig vorzubereiten. Ich habe ihm eine Falle gestellt und er nahm den Köder an. Er war so leicht zu besiegen. Nach deinen Erzählungen war ich auf einen harten, langen Kampf eingestellt, aber zum Glück war dem nicht so.“

„Womit hast du ihn vernichtet?“, Giles nahm seine Brille nervös ab.

„Mit einem Pfeil, der seinen Herz getroffen hatte.“

„Hast du seine Überreste gesehen?“, er putzte mit schnellen Handbewegungen seine Brille.

„Er … er ist durch das Dachbodenfenster gefallen“, murmelte Buffy.

„Willst du damit sagen, dass du nicht geprüft hast, ob er endgültig tot war, oder ob er den Sturz und den Pfeil in seinem Herzen überlebt hat?“

„Die ganze Szene passierte ein paar Minuten vor Sonnenaufgang. Wenn er vielleicht doch noch am Leben geblieben ist, dann hat die Sonne meine Arbeit erledigt“, erwiderte Buffy verteidigend.

„Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du immer sicher gehen sollst“, Giles sprang auf und ging im Zimmer auf und ab. „Das ist deine Aufgabe. Das ist dein Schicksal. Du musst immer sicher sein, dass dein Gegner tot ist, dass er nicht eines Tages zurückkehren wird, um Rache zu üben.“

„Das ist doch noch nie vorgekommen“, versuchte Buffy in sanften Ton ihren Wächter zu beruhigen.

„Aber jetzt sprechen wir von Angelus, von der Geißel der Europa, von dem Killer der Killer“, wehrte Giles die beruhigenden Worte ab. „Erinnerst du dich noch daran, wie lange wir diese Mission geplant haben, wie viele Recherchen wir gemacht haben? Erinnerst du dich noch?“, der wütende Engländer lehnte sich auf den Tisch und mit funkelnden Augen musterte er die junge Frau vor ihm.

„Ja“, hob Buffy ihre Stimme, „ich erinnere mich noch. Aber bis jetzt habe ich nie einen Fehler gemacht. Meine ehemaligen Gegner kamen nie zurück, um Rache zu üben. Wenn ich ihn doch nicht vernichten konnte, was ich bezweifle, wäre dieser Vampir auch schon längst tot, weil die Sonnenstrahlen ihn schon längst verbrannt hätten.“

„Ich hoffe sehr, dass du Recht hast, Buffy. Ich hoffe es sehr“, murmelte der Wächter, seufzte laut und nahm langsam wieder Platz. „Und waren die Gerüchte wahr?“, er nahm seine Feder in die Hand. „Lebte wirklich einen vierten Vampir ebenfalls dort?“

„Ööö … eigentlich … wenn wir es so sehen“, stammelte Buffy, „dann ja.“

„Wie meinst du, „wenn wir es so sehen, dann ja““, imitierte Giles Buffy. „Gab es da einen Vampir oder nicht?“

„Ja, es gab da einen vierten Vampir“, kam die klare Antwort.

„Und?“

„Und … ichhabeihnmitgebracht“, sprudelte Buffy hervor.

„Du hast was gemacht? Ihn mitgebracht?“, Giles sprang wieder auf. „Ich … ich kann es nicht fassen“, er ging wütend auf und ab. „Was ist los mit dir, Buffy? Hast du deinen Verstand vollkommen verloren? Einen Vampir mit nach Hause zu bringen“, tobte er, „wie kann jemandem so ein absurder Gedanke kommen? Vor allem dann, wenn diese Person die Jägerin ist“, er blickte Buffy mit funkelnden Augen an.

„Aber er ist so anders…“

„Anders? Wie meinst du das?“, der Wächter setzte sich wieder neugierig an den Tisch.

„Er … er war in einem engen Zimmer eingesperrt und an die Wand gekettet. Überall an seinem Körper hat er Verletzungen, Brandwunden. Es sieht so aus, als ob er ziemlich oft geprügelt, sogar gefoltert wurde. Dazu kommt, dass er klapperdünn ist. Jemand hat ihn fast vollkommen verhungern lassen. Als ich ihn gefunden habe, hatte er kaum die Kraft sich auf den Beinen zu halten.“

„Das ist sehr – sehr merkwürdig“, murmelte der Engländer. „Wo ist er jetzt?“

„Ich habe ihn in unseren Keller eingesperrt, obwohl er ganz harmlos aussieht. Er benimmt sich ständig so, als ob er vor allem Angst hätte, als ob er jeden Moment auf das Schlimmste warten würde.“

„Weiß er, wer du bist, Buffy?“

„Natürlich. Ich habe mit ihm gesprochen, oder besser gesagt, ich versuchte mit ihm zu sprechen. Aber … aber alles, was ich von ihm erfahren konnte, hat er auf einen Blatt Papier geschrieben. Er gab keinen Laut von sich“, Buffy blickte nachdenklich ihren Wächter an.

„Hast du das Blatt bei dir?“

„Ja“, Buffy griff in ihre Jackentasche und zog das Notizbuch hervor.

„Na dann“, Giles öffnete das kleine Buch und warf einen Blick auf das erste Blatt des Notizbuches, dann blickte er fragend die blonde Frau an. „Ist das alles?“ er zeigte auf die zwei Zeilen. „In Ordnung“, seufzte er laut. „William“, las er das Wort. „Das kann sein Name sein. 123? Was bedeutet das?“

„Sein Alter“, kam die kaum hörbare Antwort.

„Sein was? Dann … dann ist er ein Meister…vampir“, stammelte Giles. „Was … was willst du mit ihm machen, Buffy?“

„Ich weiß es nicht. Wirklich nicht. Mom kehrt erst übermorgen aus L.A. zurück. Also habe ich noch zwei Tage, um entscheiden zu können, ob ich ihn vernichten will, oder …“

„Bitte, sag nicht, dass du ihn am Leben lassen willst“, Giles hob erneut seine Stimme. „Er ist doch ein Vampir. Sogar ein Meistervampir. Er ist ein Killer. Ein Blutsauger, der jede Person mit Freude umbringt, die ihm in die Quere kommt.“

„Aber was ist, wenn er … Was machen Sie?“, fragte Buffy verblüfft, als sie bemerkte, dass der immer nette Engländer wie ein Verrückter seine geschützten, uralten Wächtertagebücher nacheinander auf den Tisch warf.

„William“, murmelte er und suchte wie wahnsinnig die Bücher, eines nach dem anderen, durch. „Der Name ist mir so vertraut. Er … er war auch mit Angelus zusammen. Ich bin … sicher. Ich … bin … Ja“, schrie er laut auf. „Ich habe ihn gefunden. William der Blutige. Er bekam diesen Spitznamen von ehemaligen englischen Edelleuten, weil er der schlimmste Poet seiner Zeit war. Im Jahre 1880 wurde er Drusillas erstes und einziges Childe erschaffen. Die vier Vampire lebten immer zusammen, sie waren eine Familie, wenn wir diese kleine Gruppe als eine Familie bezeichnen können.“

„Aber wenn sie immer eine Familie waren, warum haben Sie dann vor der Aktion seinen Namen nie erwähnt?“, Buffy musterte vorwurfsvoll ihren Wächter.

„Weil sein Namen in den Chroniken der letzten zehn Jahre nicht erwähnt wurde. Er ist in den Augen der Wächter vollkommen verschwunden, wie von der Erde verschluckt, deswegen dachte ich, dass er gepfählt wurde, dass er vielleicht nicht mehr existiert“, erwiderte Giles in einem entschuldigenden Ton.

„Oh, er existiert immer noch, sonst könnte ich ihn nicht im Keller festhalten.“

„Ich brauche ein bisschen Zeit“, murmelte er, als er sich mit mehreren Wächterbücher in seiner Hand an den Tisch gesetzt hatte. „Okay“, er holte tief Luft, um seine Gedanke zu ordnen. „Als wir unsere Recherchen begonnen haben, habe ich die Notizen der letzten fünfzehn Jahren durchgelesen. Ich sollte in der Zeit etwas später anfangen zu suchen. Vielleicht werde ich …“

Die Stimme des Wächters wurde immer leiser und am Ende konnte Buffy nur unverständliches Murmeln hören. „Ich helfe“, die blonde Jägerin griff nach einem Buch und fing an Berichte über ehemalige Jägerinnen, über ihre Kämpfe mit Dämonen, über ihren Tod zu lesen. Manchmal hatte sie unangenehme, Unheil verkündende Gefühle, wenn sie in die Erinnerungen, in die Empfindungen der vormaligen Wächter eindrang. Sie las über Glück, Freude, Bekümmernis, Leiden und natürlich über Trauer über den Verlust der geliebten Person.

Ab und zu hatte sie sich vorgestellt, was Giles in seinen Tagebüchern über sie schreiben würde. Sie wusste ganz genau, dass Giles sich um sie immer große Sorge gemacht hatte, wenn sie auf Patrouille war, wenn sie besondere Aufgaben erledigte. Aber er sprach seine Bedenken nie laut aus. Aber es war ihm ins Gesicht geschrieben und sie konnte es in seinem Ton hören, sie bemerkte es, wenn er nervös seine Brille putzte.

Manchmal stellte sie sich vor, wie sie eines Tages sterben würde, wie sie sich an diesem Tag fühlen würde. Würde sie nervös sein? Würde sie ihren nahen Tod spüren? Würde ihr der Tod Schmerzen bereiten oder würde sie schnell sterben? Na ja, sie wusste auch, dass sie als Jägerin nicht lange leben würde. Von einer alten Jägerin hatte sie noch nie gelesen. Und sie wusste auch, dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit auf eine schmerzhafte Weise diese Welt verlassen würde. Für die Dämonen war es immer sehr ruhmreich, wenn sie eine Jägerin töten konnten, wenn sie eine Jägerin zu Tode quälen konnten.

„Ich habe etwas gefunden“, schrie Giles fröhlich auf. „Die Geschehnisse, die ich überlesen habe, passierten 1977 in New York City und die Jägerin hieß Nikki.

‚Während sie abends ihre festen Runden machte, fühlte sie immer so, als ob sie verfolgt werden würde, als ob man sie belauschte. In einer Nacht schließlich erblickte sie ihren Verfolger – er konnte vom Aussehen her nur etwa 25 - 30 Jahre alt sein, hatte platinblond gefärbte Haare, war ungefähr 170 cm groß und er war ein Vampir. Auf den ersten Blick konnte sie nicht entscheiden, ob er nur ein Neuling war, der zu neugierig war oder ob er ein alter Vampir war, der auf das Blut einer Jägerin Durst hatte. Nach einem tagelangen Katz- und Maus Spiel verlor Nikki die Geduld und griff den Vampir an. Nach den ersten Schlägen bereute sie ihre Unbesonnenheit, denn der Vampir war schnell, stark und schlau. Sie hätte keine Chance gehabt den Kampf zu gewinnen, wenn der Vampir sich nicht besonnen hätte. Er ließ sie einfach stehen. Er ging weg und verschwand in der dunklen Nacht.

Tagelang sahen wir ihn nicht, bis zu dem Tag, der der Letzte für meine geliebte Nikki war. Es war ein regnerischer Tag. Den ganzen Tag lang hatte die Sonne keine Möglichkeit durch die dichten Wolken zu brechen. Überall gab es nur dunklen Wolken und noch vor Sonnenuntergang erschien der Vampir vor Nikkis Haus und wartete auf sie. Geduldig. Leider war meine Liebe nicht so geduldig und bevor ich ihr Haus erreichen konnte, bevor ich ihr helfen konnte, ging sie hinaus und folgte dem Vampir, der sie zu einem Haus auf dem Revello Drive führte. Zu einem Haus, wo die drei gefährlichsten Vampire der Welt lebten. Wenn ich schneller gelaufen wäre, wenn ich ihr Haus ein paar Minuten früher erreicht hätte, dann … dann würde meine Nikki immer noch leben, dann … dann müsste ich jetzt nicht über ihren Tod schreiben. Oh, mein Gott. Es ist so schwer. Aber das ist meine Aufgabe. Das ist meine letzte Aufgabe.

Gestern hat mich die Polizei angerufen, ich solle eine Leiche identifizieren. Sie fanden eine weibliche Leiche in einem Haus auf dem Revello Drive. Die Leiche wurde bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Ihr wunderschönes Geicht wurde an mehreren Stellen zerschnitten, ihr Körper wurde entehrt, überall an ihrem Körper gab es Bisswunden, die von Vampiren stammten. Dank ihren Papieren hatte die Polizei eine Ahnung davon, wer das Opfer sein könnte. Und leider ja. Sie war meine Jägerin, Nikki Wood, die auf dieser Welt 22 Jahre verbringen durfte.’

„So“, Buffy brach die Stille, die schon minutenlang im Zimmer herrschte. „Wir haben ihn gefunden, nicht wahr?“

„Wie es aussieht, ja“, erwiderte Giles in einem heiseren Ton, da er immer noch mit seinen Tränen kämpfte. „Wir wissen nur nicht, was am Tag passiert ist.“

„Aber wir könnten das erfahren“, die Jägerin blickte den Engländer erwartungsvoll an.

„Wie? Das“, er zeigte auf die Seiten des Tagesbuches, „geschah etwa vor 20 Jahren. Die Jägerin wurde getötet und der Wächter kann schon jetzt … Was?“, er verstand den Sinn der Worte. „Du … du darfst diesen Vampir nicht am Leben lassen, Buffy. Hörst du! Er ist gefährlich.“

„Wir wissen das doch nicht. Laut der Erzählung kämpfte er mit der Jägerin, mit Nikki, aber er tötete sie nicht. Warum? Warum ließ er sie einfach stehen, wenn er gewinnen konnte, wenn er eine Jägerin leicht hätte vernichten können? Ich will es wissen.“

„Aber er führte sie zu den anderen, um sie gemeinsam zu mit ihnen zu töten. Er war nur der Köder, der …“

„Nein“, Buffy schüttelte heftig ihren Kopf. „Nein, es gibt da ein Geheimnis. Ich … ich fühle es. Ich weiß es. Ich bin auch eine Jägerin und er wollte mich nicht töten. Er hat es noch nicht einmal versucht, obwohl er ganz genau wusste, was ich bin, wer ich bin.“

„Gut“, Giles nickte zustimmend. „Aber ich möchte auch dabei sein. Ich möchte nicht das Gleiche erleben, wie der Wächter in dieser Geschichte.“

„In Ordnung“, nickte die Jägerin und stand auf, um zum Fenster hinaus zu schauen. „Vielleicht wäre es besser, wenn ich nach Hause fahren würde. Langsam wird es dunkel draußen und mir gefällt die Idee gar nicht, unseren Vampir zu lang allein zu lassen.“

„Aber du musst mir versprechen, dass du mich anrufst, dass du dich oft meldest. Bestimmt werde ich vor Sorge sterben, wenn ich nichts von dir hören werde. Bitte …“

„Ich werde es tun“, Buffy umarmte beruhigend und liebevoll ihren netten, alten Freund. „Würden Sie mir ein Gefallen tun?“, sie ließ ihn los. „Mom wird noch zwei Tage bei der Auktion in L.A. verbringen. So lange habe ich Zeit, mich zu entscheiden, was ich mit dem Gast in unserem Keller machen werde – ihn pfählen oder ihn am Leben lassen. Könnten Sie mir dabei helfen? Würden Sie weitere Recherchen über William anstellen? Ich möchte erfahren, wer er ist, wer er war, was er während den letzten Jahrzehnte gemacht hat.“

„Natürlich, Buffy. Ich rufe dich sofort an, wenn ich etwas Nennenswertes finde.“

„Vielen Dank für alles“, Buffy umarmte noch einmal ihren Wächter und trat schnell hinaus. Mit schnellen Schritten näherte sie sich ihrem Wagen und stieg ein. Mit quietschenden Rädern verließ sie die Auffahrt vor dem Haus, weil sie Giles’ Blick unbedingt vermeiden, die Sorge, Verzweiflung und Traurigkeit in seinen Augen nie wieder sehen wollte. „Ich bin stärker“, murmelte sie vor sich hin. „Ich habe doch das Trio schon vernichtet. Ein schwacher, gequälter Vampir darf für mich kein Gegner sein. Wenn es sein muss, dann werde ich ihn töten. Ohne Probleme“, fügte sie noch schnell hinzu, als ob sie nur sich selbst überzeugen wollte. „Oh, mein Gott“, schrie sie erschrocken auf, als ihr Handy in die Stille des Autos schrillte. „Giles?“, sie nahm das Handy.

„Buffy, ich habe etwas gefunden. Er … er ist ein grausamer Killer. Hörst du mich? Der Vampir, den du nach Hause gebracht hast, ist fast so grausam, wie sein Grandsire, Angelus, war.“

„Was? Das ist doch unmöglich“, murmelte Buffy. „Er … er sieht gar nicht so aus, als ob er so grausam wäre“, fuhr sie etwas lauter fort. „Er benimmt sich nicht so, wie der grausamste Vampir der Welt. Ich habe ihn doch gesehen, mit ihm gesprochen, ihn besiegt. Er … er ist nicht …“

„Buffy!“, schrie Giles in den Hörer. „Sein Kosename ist Spike, weil er seine Opfer mit einem Pflock tötete. Erst nährte er sich von seinen Opfern, dann stieß er einen Pflock in ihr Herz. Ich habe eine alte Notiz gefunden, wo es geschrieben steht, dass er an einem Tag mehr als 4 – 5 Menschen getötet hatte. Buffy, du musst ihn …“

„Nein!!!“, brüllte Buffy, als sie vor ihrem Haus den Wagen ihrer Mutter erblickte. „Das darf doch nicht wahr sein“, sie verließ das Auto und rannte mit Pflock in ihrer Hand ins Haus.

„Buffy? Buffy? Buufffyyy!“

Dann war nur das leise Piepsen hörbar.

Fortsetzung?????
Kapitel 4 by mendalizy
Es war einmal …



Kapitel 4

„Mom!“, rannte Buffy mit tränenfeuchten Augen ins Haus. Was wäre, wenn der Vampir, den sie nach Hause gebracht hatte, ihre Mutter schon längst … „Nein!“, schrie sie erschrocken auf, als sie die weit offen gelassene Kellertür erblickte. „MOM!“, brüllte sie und ihre Lippen zitterten, da sie mit dem Weinen kämpfte. „Oh, mein Gott“, flüsterte sie, „was habe ich getan?“

In diesem Moment hörte sie leise Geräusche, die von der oberen Etage kamen. Sie wischte die Tränen in ihren Augen schnell weg und holte einen tiefen Atemzug, um sich zu beruhigen und wieder mit klarem Kopf denken zu können. Mindestens so lange, bis sie den Killer ihrer Mutter erledigt haben würde. Sie trat mit langsamen, schweren Schritten zu der Treppe und …

„Hallo, mein Schatz!“

„Mom?“, Buffys Augen weiteten sich, ihr Mund blieb offen und sie starrte die Person auf der Treppe an, als würde sie einen Geist sehen.

„Oh, Schatz“, eilte sich Joyce zu ihrer Tochter zu sagen. „Ich wollte dich nicht erschrecken“, beruhigend legte sie ihre Hände um Buffys Gesicht. „Die Auktion war sehr – sehr erfolgreich. Ich konnte die Sachen, die ich mitgebracht hatte, ausnahmslos verkaufen und als Überraschung bin ich früher zurückgekommen. Freust du dich nicht, Buffy?“, die Enttäuschung in Joyces Stimme war deutlich hörbar.

„Mom … ich“, stammelte Buffy, als sie die passenden Worte zu finden versuchte. „Ich freue mich. Wirklich“, fügte sie schnell hinzu. „Nur … nur ich habe … mit dir … gar nicht gerechnet.“

„Kein Problem, Buffy“, lächelte sie ihre Tochter liebenswürdig an. „Es ist für mich immer ein gutes Gefühl, zu Hause zu sein, dich sehen und umarmen zu können.“

„Geht es dir gut, Mom?“, fragte die blonde Jägerin verblüfft, als ihre Mutter sie mit festen Armen an sich zog.

„Ja“, ließ Joyce ihre Tochter los. „Ich bin nur ein bisschen müde, sonst geht es mir wirklich gut.“ Mit langsamen Schritten ging sie in die Küche und nahm mit einem lauten Seufzer am Esstisch Platz. „Es war wirklich eine lange, aber erfolgreiche Woche. Es lohnte sich, nach LA zu fahren. Und wie war deine Woche?“, drehte sie sich um und blickte ihre Tochter fragend an.

„Oh, nichts, was Nennenswert wäre“, Buffy trat hinter ihre Mutter und fing an deren Schulter und Nacken zu massieren, um heimlich Vampirbisse zu suchen. „Nur die alltäglichen Sachen – Schule, Hausaufgaben, Freunde … Warst du unten im Keller, Mom?“, schoss Buffy mit der Frage plötzlich los.

„Oh“, blickte Joyce ihre Tochter neugierig an. „Meinst du den netten, jungen Mann, den ich da gefunden habe?“

„Netter? Junger? Was … was hat er dir gesagt?“

„Buffy, Liebes“, drehte sich Joyce um und fasste die Hand der Jägerin liebevoll an. „Warum hast du mir darüber nichts erzählt, als wir uns das letzte Mal telefonisch gesprochen hatten? Hattest du Angst? Oder wusstest du nicht, was ich zu der Sache sagen werde? Oder was war der Grund?“

„Ööö … ich … weiß es nicht. Ich wollte dich nicht beunruhigen“, antwortete Buffy vorsichtig.

„Oh, Schatz“, Joyce stand auf. „Wie kannst du nur denken, dass du mich damit beunruhigen würdest. Ja, ich weiß, wegen der Auktion war ich ziemlich oft nervös und ungeduldig und das war für dich bestimmt deprimierend. Aber so eine wichtige Sache nicht zu erwähnen, ich … ich … Ich bin so stolz auf dich, Buffy. Meine Heldin“, sie drückte auf Buffys Kopf einen Kuss.

„Ja“, nickte die Jägerin mit einem blödsinnigen Gesichtsausdruck. „Das … das war wirklich nicht einfach.“

„Aber nächstes Mal“, holte Joyce einen tiefen Atemzug und blickte ihre Tochter mit einer ernsten, strengen Miene an, „wenn du siehst, dass jemand in der Not ist, wenn jemand Hilfe benötigt, dann ruf bitte die Polizei an und handele nicht auf eigene Faust. Versprichst du mir das?“

„So eine unüberlegte Sache werde ich nie wieder tun, Mom“, erwiderte Buffy schnell. ‚Nie wieder werde ich einen Vampir nach Hause bringen’, fügte sie in Gedanken noch hinzu.

„Oh und Liebes, noch etwas“, wandte sich Joyce in der Küchentür an ihre Tochter. „Bitte, sag unserem Gast, dass er ganz ruhig hier bleiben darf, bis er nach diesem Trauma seine Erinnerung wiedererlangt hat.“

„Waaaaas?!“

******

Der Vampir stand schon fast eine halbe Stunde lang vor demselben Kasten und starrte dieselbe chinesische Vase an. Er hörte die Bremse des Autos der Jägerin, hörte die Schreie der Jägerin und die Verzweiflung in ihrer Stimme. Dann kam das Gespräch. Mit der Hilfe seines exzellenten Vampirgehörs konnte er den ganzen Diskurs zwischen Mutter und Tochter Wort für Wort verfolgen.

„Oh und Liebes noch etwas. Bitte, sag unserem Gast, dass er ganz ruhig hier bleiben darf, bis er nach diesem Trauma seine Erinnerung wiedererlangt hat.“

„Waaaaas?!“

Schnelle Schritte näherten sich dem Keller und im nächsten Moment stand sie schon in der offen gelassenen Kellertür. Er hörte ihren beschleunigten Puls, ihr hurtiges Atmen, die nur eine Sache bedeuteten. Sie war wütend. Sehr – sehr wütend. Laut klopfte der Absatz ihrer Schuhe an den Treppenstufen, die sie mit nervenaufreibender Langsamkeit herunter ging.

Am liebsten hätte er sich umgedreht, um sie anzusehen, um ihr in die Augen zu schauen. Aber dann könnte sie seine zitternden Hände erblicken, dann könnte sie seine Nervosität bemerken. So zeigte er ihr weiterhin seinen Rücken und musterte die Vase in seinen Händen, als ob sie wirklich so wichtig wäre.

„Was hast du meiner Mutter gesagt?“, zischte die Jägerin ihm direkt ins Ohr und an seiner Haut konnte er ihren warmen Atem fühlen.

Erst holte er unnötig tief Luft und dann beantwortete er die Frage mit vorgetäuschter Ruhe in seinem Ton. „Ich habe ihr nur die Wahrheit gesagt.“

„Was. Hast. Du. Ihr. Gesagt?“, wiederholte sie wütend die Frage.

„Nur die Wahrheit“, er stellte die Vase in die Kiste zurück, drehte sich um und sah der blonden Frau tief in die Augen. „Ich habe ihr erzählt, dass ich von drei schrecklichen Menschen gefangen gehalten wurde, von denen du mich befreit hast. Ich erzählte ihr, dass du mein Leben gerettet hast. Oder war das nicht die Wahrheit?“

„Die Wahrheit?“, lachte die Jägerin spöttisch auf. „Von einer Amnesie habe ich keine Ahnung.“

„Oh, du hast Recht“, nickte Spike nachdenklich. „Nächstes Mal, wenn deine Mutter mich fragt, warum ich nicht heimkehren will, dann werde ich ihr sagen, dass meine Verwandten leider schon längst gestorben sind, da ich ein 123 Jahre alter Vampir bin“, er wechselte sein Gesicht, „den die Jägerin ein paar Stunden vorher aus der Gefangenschaft gerettet hat.“ Im nächsten Moment zischte er schmerzhaft auf, da die Faust der blonden Frau vor ihm in der Mitte seines Gesichts landete.

„Spiel nicht mit mir“, die grünen Augen der Jägerin funkelten vor Wut. „Wenn du nicht sofort zu Staub verwandelt werden willst, dann pass auf deine Worte auf. Ich mag freche Vampire nicht.“

„Wirklich nicht“, erschien ein höhnisches Lächeln im Gesicht des Vampirs. „Warum bin ich dann immer noch hier? Bloody Hell“, hob er seine Hand zu seiner blutenden Nase. „War das nötig?“, beschwerte er sich.

„Ja“, die Jägerin kam seinem Gesicht noch näher. „Morgen werden wir gemeinsam meinen Wächter besuchen, damit wir die Geheimnisse deines miserables Unlebens erfahren und ich werde dich so lange prügeln, bis du mir die Wahrheit sagst.“

„Aber bis jetzt habe ich nur die Wahrheit … Autsch!“

„Dann betrachte es als Warnung. Wenn du dich morgen nicht benehmen kannst, dann werde ich dir zeigen, wozu eine Jägerin fähig ist. Und glaub mir, dass wird schmerzhafter sein …“

„Buffy, Schatz!“, hörten sie Joyces Stimme, dann erschien sie in der Kellertür. „Mr. Giles, dein Lehrer, sucht dich. Seine Stimme war so merkwürdig, so … so aufgeregt. Er will mit dir sprechen, um sich zu vergewissern, dass es dir gut geht. Hast du … hast du wieder etwas in der Schule angestellt? Buffy, wenn du …“

„Mom, beruhige dich bitte. Alles ist in Ordnung. Ich habe dir doch versprochen, dass ich hier eine der besten Schülerinnen sein werde.“

„Aber du würdest es mir erzählen, wenn etwas Unerwartetes …“

„Natürlich, Mom“, fiel die junge Jägerin ihrer Mutter ins Wort. „Sag bitte, Mr. Giles, dass ich sofort da bin.“

„Gut, Schatz“, Joyce drehte sich mit einem lauten Seufzen um und ging weg.

„Oh“, lächelte Spike boshaft seine Gegnerin an, „Schwierigkeiten in der Schule? Was für eine schlimme Sache könnte die Retterin der Menschheit wohl tun? Vielleicht tötet sie mit ihrem Jägerinnenblick die Lehrer in der Schule? AUTSCH!“

*****

Auf dem Gesicht des Wächters spielten gleichzeitig mehrere Gefühle – Angst, Furcht und Bewunderung. Noch nicht einmal in seinem schlimmsten Albtraum hätte er sich vorstellen können, dass er jemals eines Tag einen „lebendigen“ Vampir freiwillig in seine Wohnung einlassen würde. Und jetzt sah er zu, wie ein gefährlicher Meistervampir mit seiner geliebten Jägerin kämpfte. Es lief ihm kalt über den Rücken, als mehrere Tritte und Schläge des platinblonden Vampirs die Jägerin trafen. Wenn das ein Kampf auf Leben und Tod wäre, dann … „Nein“, flüsterte er und schüttelte heftig seinen Kopf. Die Jägerin, seine Jägerin, würde immer gewinnen. In jeder Situation, gegen jeden Vampir. „Immer“, fügte er kaum hörbar zu.

Trotz seines schlimmen Zustandes war der Vampir bewundernswert stark und blitzschnell. Die Angriffe der Jägerin konnte er ziemlich leicht abwehren und es gelang ihm mit gut gezielten Schlägen seine Gegnerin sofort zu attackieren. Er kämpfte so, als ob er einen Tanz aufführen würde. Sogar ein merkwürdiges Lächeln spielte in seinen Mundwinkeln. Es sah aus, als ob er den Kampf mit der Jägerin genießen würde. Es sah aus, als ob er vor einer Jägerin keine Angst haben würde. Und diese Tatsache beunruhigte ihn, Furcht ergriff ihn.

Was kann passieren, wenn er nicht mehr so dünn sein wird, wie jetzt? Wie wird er dann kämpfen, wenn er regelmäßig Blut zum Essen bekommt, wenn er seine Kräfte zurückgewinnt? Mit der Hilfe des Blutes werden seine schlimme Verletzungen, die seinen ganzen Körper bedeckten, schneller verheilen und eines schönen Tages werden sie ihn in der Bewegung nicht mehr behindern.

Zum Glück gab es eine Sache, die auch in dieser Situation beruhigend war. Der platinblonde Vampir hatte eine Seele. Bis hatte er gedacht, dass es nur ein Märchen wäre. Als er die Story an einer Wächterversammlung vor Jahren erstmals gehört hatte, hatte er lachen müssen. Ein Vampir mit einer Seele war vollkommen unmöglich, unvorstellbar. Aber es war kein Märchen mehr. Der einzige beseelte Vampir der Welt kämpfte gerade in seinem Keller, den er und Buffy als Trainingsraum benutzten.

Die letzten zwei Stunden verbrachte Giles damit, die Story des Vampirs Wort für Wort zu überprüfen. Alles, was er bis jetzt ihm und der Jägerin erzählt hatte, war die Wahrheit. Der 123 Jahre alte Vampir erlangte seine Seele am Ende des 19. Jahrhunderts. Wie er aus seinen alten Wächterbüchern erfahren konnte, war es eine Strafe für den platinblonden Vampir. Er hatte die Rettungsaktion für die Geisel Europas durchgekreuzt. Damit Darla ihr Childe retten konnte, brauchte sie ein Mitglied der Familie, welches Angelus Seele würde aufnehmen müssen und mit dieser würde weiterleben müssen. Der platinblonde Vampir war immer das schwarze Schaf der Vampirfamilie, weswegen sich die gefährliche Vampirin entschied, den jungen Vampir zu ihren grausamen Plänen zu benutzen. Laut den alten Erzählungen konnte der beseelte Angelus nie mehr töten, er empfand Gewissenbisse und die Opfer, die er während seines Amoklaufs getötet hatte, kamen zurück, ließen ihn nie mehr in Ruhe, bis er sich wie ein Irrer benehmen würde.

Der Vampir vor ihm sah nicht so aus, wie ein Irrer. Mit Lust und Freude kämpfte er mit der Jägerin und er sah schon gar nicht so aus, als ob er Gewissenbisse empfinden würde. Absolut nicht. Wie war das denn möglich? Wie konnte er mit einer Seele weiterhin töten? Warum tötete er Buffys Mutter nicht, wenn er sowohl die Gelegenheit, als auch die Möglichkeit hatte? Fragen über Fragen, die er unbedingt erfahren wollte. Fragen über Fragen, die sie unbedingt klären mussten.

„Ich bin mit den Recherchen fertig“, Giles trat vorsichtig ein, um der Frontlinie ausweichen zu können.

„Und … ich bin … auch fertig“, erwiderte Buffy, nachdem ihre Schläge den Körper des Vampir getroffen hatten, „wie ich einen frechen Vampir lehren kann, dass er die Jägerinnen verehren soll“, sie schlug ihrem Gegner in die Mitte des Gesichtes.

„War das wirklich nötig“, rieb Spike verzweifelt seine schmerzende Nase. „Eines Tages wirst du mir die Nase brechen.“

„Kein Problem“, die Jägerin verschränkte die Arme über der Brust, „Vampirwunden heilen schnell.“

„Was?“, blickte Spike mit tödlichem Blick die Jägerin an, dann näherte er sich mit seiner Vampirschnelligkeit seiner Gegnerin, bis er ihr mit seinen gelben Dämonaugen tief in die Augen sehen konnte. „Wenn ich mich nicht zurückgehalten hätte, dann wärst du schon eine Legende“, zischte er in einem gefährlichen Ton.

„Kinder“, trat Giles schnell zu ihnen. „Wir sollten uns jetzt mit wichtigeren Sachen beschäftigen, als diesen Machtspielchen.“

„Oh“, blickte der Vampir mit seinen bedrohenden, gelben Augen Giles an. „Und was wären diese wichtige Sachen, Alter?“

Erst öffnete der Wächter seinen Mund, um dem Vampir eine scharfe Erwiderung zu geben, aber dann ließ er es lieber bleiben. Das leise, aber gefährliche Knurren, die funkelnden, gelben Vampiraugen zeigten ihm genau, welchen Fehler er begangen hatte. Er titulierte einen Meistervampir als ein Kind, der mindestens drei Mal so alt war wie er selbst. Er trat lieber ein paar Schritte zurück, bis er sich wieder in Sicherheit fühlte. „Zum Beispiel über Ihre Seele und über Ihre Vergangenheit. Ich würde gern mehr über Sie erfahren.“

„Warum nicht“, kam die zu schnelle Antwort des Vampirs, die sowohl Giles als auch Buffy überraschte.

„Na dann“, sah der Engländer mit einer erleichterten Miene seinem dämonischen Gast nach, folgte ihm ins Wohnzimmer, wo seine Wächterbücher auf dem Tisch vorbereitet lagen und bevor er es noch verhindern konnte, ergatterte der Vampir eines der Bücher.

„Was?“, Spike fing an hastig in dem Buch zu blättern. „Wie …? Wann …? Ich … ich habe es gar nicht bemerkt. Woher … woher haben Sie diese Informationen?“, blickte er den Wächter verdutzt an.

„Die Jägerinnen und die Vampire sind gleich alt. Jede Jägerin hat einen Wächter …“

„Einen Wächter wie Sie?“, fiel der Vampir dem Engländer ins Wort.

„Ja, genau, wie ich“, erschien ein schwaches Lächeln auf Giles’ Gesicht. Er hatte nie gedacht, dass er jemals die Möglichkeit haben würde, einem Vampir die Rolle der Wächter erklären zu können. Er setzte dem blonden Vampir gegenüber und nahm das wertvolle Wächterbuch zurück. „Unsere Rolle ist mehrschichtig. Einerseits stehen wir ständig hinter der Jägerin, versuchen, ihr in jeder Situation zu helfen, recherchieren ständig, um das kurze Leben unserer geliebten Person zu verlängern. Anderseits müssen wir unsere Ergebnisse, jeden Kampf der Jägerin auf Papier festhalten, damit wir mit unseren Erfolgen und Misserfolgen den Nachfolgenden helfen.“

„Ich helfe Ihnen, aber …“

„Oh, ja, ich wusste, dass Sie … Was?“, hob Giles seinen Kopf und starrte mit geweiteten Augen seinen dämonischen Gast an. „Was haben Sie gesagt?“

„Ich helfe Ihnen gern“, kam Spike dem Wächter näher, „aber ich habe einige Bedingungen.“

„Wie zum Beispiel“, flüsterte Giles ungeduldig und auf Grund der Aufregung atmete er einige Momente nicht. Ja, er war zu nervös, sich mit dem Atmen zu beschäftigen und noch dazu wollte er die Antwort des Vampirs auf keinen Fall verpassen.

„Ich will regelmäßig Essen bekommen und ich brauche eine gemütliche Unterkunft.“

„Und?“, hob der Wächter seine Augenbraue fragend hoch.

„Das ist alles“, zuckte Spike mit den Achseln. „Ich habe keine großen Bedürfnisse. Ich brauche nur Essen und Unterkunft. Wenn Sie mir das gewähren können, dann …“

„Das ist kein Problem. Wie ich schon gehört habe, haben Sie schon einen gemütlichen Keller bei Buffy, so …“

„Giles!“, schrie die Jägerin erschrocken auf. „Das kann doch nicht Ihr Ernst sein! Ein Vampir? Bei mir? Er kann nicht länger da bleiben!“

„Warum nicht? Soviel ich weiß, hat er noch immer Amnesie und deine Mutter war total begeistert von ihm, als er ihre verschiedenen Antiquitäten, die schon lang im Keller lagerten, während einer Nacht katalogisiert hatte. Und jetzt herrscht so eine Ordnung im Keller, die schon lang ….“

„GILES!“

„Was?“, blickte der Wächter verwirrt die junge Frau an, die ihn mit finsterer Miene studierte.

„Das will ich nicht mehr hören. Den ganzen Tag lang musste ich ständig die gleiche Predigt ertragen. Und ich bin der Sache schon überdrüssig. Die Person, die mir noch einmal erklären will, dass ein erbarmungsloser Serienkiller ein besserer Mensch als ich ist, werde ich Mores lehren.“

„Oh“, lachte der Vampir spöttisch auf. „Es tut mir sehr leid, wenn dich die Wahrheit schmerzt, meine Liebe. Hey“, schrie er auf und rieb wieder seine schmerzende Nase.

„Erstens“ Buffy kam dem Vampir näher, „bin ich nicht deine Liebe. Zweitens, ich habe eine sichere Methode, wie ich freche Vampire behandle“, sie zog einen Pflock aus ihrer Tasche hervor.

„Kinder“, sprang Giles auf, griff Buffy an ihrem Arm an und zog sie von dem Vampir weg. „Buffy, wenn du ihn jetzt tötest, dann erfahren wir nie die Wahrheit. Bitte“, er flüsterte das letzte Wort der Jägerin ins Ohr. „Und du“, wandte er sich mit finsterer Mine an Spike, „pass auf deinen Mund auf, sonst werde ich dir zeigen, wozu ein Wächter fähig ist. Hast du mich verstanden?“

„Jawohl, Alter!“

Giles’ Augen sprühten Feuer, als er langsam wieder Platz nahm. „So, wo waren wir stehen geblieben?“

„Beim Essen“, kam die schnelle Antwort.

„Was?“, blickte der Wächter verblüfft den Vampir an.

„Ich habe schon Unterkunft“, Spike drehte seinen Kopf zur Seite und musterte den Pflock in der Hand der Jägerin. Er holte erleichtert tief Luft, als sich der Pflock Momente später immer noch nicht bewegte. „Aber ich weiß nichts über mein Essen. Oh, und mit einem leeren Bauch kann ich nicht richtig denken. Es kann sein, dass ich vielleicht einige wichtige Informationen vergesse, oder ich kann mich nicht richtig erinnern …“

„In Ordnung“, hob Giles ergebend seine Hände. „Ich konnte nur Tierblut besorgen, wenn es Sie …“, er konnte seinen Satz nicht beenden, da ihn im nächsten Moment zwei hungrige, gelbe Vampiraugen musterten. „Wie ich sehe, verursacht es Ihnen kein Problem“, er stand auf und ging in Richtung Küche, um eine Tasse kaltes Blut zu holen. „Habe ich vielleicht etwas falsch gemacht?“, fragte Giles unsicher, als der Vampir mit abwartendem Blick die Tasse Blut musterte.

„Haben Sie Corn Flakes oder so etwas?“

„Wie bitte?“

„Haben Sie kein Müsli? Essen Sie keine gesunde Bionahrung, wie Sie diese Süßigkeiten nennen?“

„Doch“, Giles kehrte in die Küche zurück und zog eine Kellog’s Dose aus dem Küchenschrank hervor.

„Oh“, schrie Spike nach dem Wächter, noch bevor dieser zurückgekehrt war. „Könnten Sie auch einen Löffel mitbringen?“

„Wozu brauchen Sie den?“, der Engländer reichte die gewünschten Sachen dem Vampir in die Hand.

„Endlich ein richtiges Frühstück zu essen“, er goss Müsli ins Blut und begann mit Genuss die blutgetränkten, knusprigen Ringe zu verspeisen.

„Oh, mein Gott“, die Jägerin hob die Hände vor den Mund. „Ich werde nie wieder Müsli essen“, flüsterte sie mit blassem Gesicht.

„Also“, sagte der Wächter in einem heißeren Ton, „Sie haben jetzt sowohl Unterkunft als auch Essen …“

„Ja ....“

„Wenn Sie … wenn Sie mit dem Schlabbern endlich aufhören würden …“, holte der Wächter wieder tiefer Luft, um sein ehemaliges Abendessen in seinem Magen behalten zu können, „dann könnten wir auch über wichtigere Sachen reden.“

„Ich bin bereit. Und Sie?“

„Ich auch“, ächzte Giles, dann schlug er schnell seine Bücher auf, um sich von dem Blick des Blutes abzulenken. „Wenn ich die alten Notizen richtig verstanden habe, dann war diese Seele eine Strafe für Sie, nicht wahr?“

*****

Das blasse Gesicht der Jägerin und des Wächters, die unmissverständlichen Geräusche der Übelkeit waren amüsant und irgendwie auch eine eigenartige Genugtuung für den blonden Vampir. Er schloss seine Augen und versuchte, jeden Bissen zu genießen.

„Also … Sie haben schon sowohl Unterkunft als auch Essen …“

„Ja“, öffnete Spike seine Augen und es erschien ein breites Lächeln auf seinem Gesicht, als er sah, wie der Engländer mit der Übelkeit kämpfte.

„Wenn Sie … wenn Sie mit dem Schlabbern endlich aufhören würden … dann könnten wir auch über den wichteigen Sachen reden.“

„Ich bin bereit. Und Sie?“

„Ich auch“, öffnete der Wächter seine Bücher. „Wenn ich die alten Notizen richtig verstanden habe, dann diese Seele war eine Strafe für Sie, nicht wahr.“

„Ja“, nickte Spike mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck. „Damals war ich nicht sehr beliebt in der Familie. Darla bedrohte mich immer, dass ich für meine Exzesse eines Tages büßen werde. Und es geschah, als ich die Zigeunerfamilie getötet hatte. Oh, man, ihr Blut war so köstlich“, leckte er seine Lippen ab, als ob er den Geschmack immer noch fühlen könnte. „Aber dann kam die Hölle. Darla tobte vor Wut. Sie wollte Rache. Sie wollte Blut. Mein Blut.“

„Und sie fand eine andere Möglichkeit, ihr Childe zu retten“, fuhr Giles mit der Geschichte leise fort.

Stumm nickte Spike. In seinen Albträumen erlebte er oft den Abend. Den Abend, als Darla ihn bis zur Bewusstlosigkeit geprügelt hatte. Den Abend, als er in dem Keller angekettet zu sich kam. Den Abend, an dem er verflucht wurde, als er die so sehr gehasste Seele bekommen hatte. „Mit der Hilfe des Zigeuners schlug sie sofort zwei Fliegen mit einer Klappe“, es erschien ein verbittertes Lächeln auf Spikes Lippen. „Sie bekam ihr Childe zurück und sie konnten mich, die Schande der Familie, loswerden.

„Ihre Seele. Was bedeutet es für Sie, eine Seele zu haben?“

„Die Hölle. Ständiges Selbstmitleid. Stechende Gewissenbisse. Jeden Tag wollte ich sterben, flehte ich Gott um den erlösenden Tod an, der nie gekommen ist. Es war egal, ob es Tag oder Nacht war. Die Geister meiner ehemaligen Opfer waren immer da. Sie sprachen ständig zu mir. Sie erzählten die letzten Momente ihres Lebens. Die letzten, schmerzhaften Momente ihres kurzen Lebens. Tage später, die mir wie Monate schienen, besuchte mich Angelus. Der alte Angelus. Den ich immer gekannt hatte“, der Vampir starrte einige Momente lang in den Teller vor sich und schwieg.

„Was ist passiert?“, fragte ihn Giles leise.

„Oh“, lachte Spike verbittert auf, „er war schon wieder Angelus, aber er erinnerte sich noch sehr gut daran, was bedeutete, eine Seele zu haben. Und er nutzte die Situation aus. Seit dem Tag war ich sein und Darlas ständiges Spielzeug.“

„Spielzeug? Wie meinen Sie damit?“, kam die verblüffte Frage des Wächters.

„Spielzeug der Quälerei und Grausamkeit“, antwortete Buffy.

Spike konnte nur stumm nicken. Die Jägerin hatte seinen gequälten Körper gesehen. Seine Brand- und Schnittwunden. Die Spuren der Peitsche. Aber was sie nicht sehen konnte, waren die Spuren der Vergewaltigung, die Wunden des seelischen Terrors, den seine Grandsires so gut handhaben konnten. „Aber mit einer Sache rechneten meine Peiniger nicht“, flüsterte Spike. „Dank ihrer Tätigkeit besuchten mich die Geister meiner Opfer nicht mehr. Sie ließen mich in Ruhe, sie ließen mich mit meinen Leiden, mit meiner Pein allein.“

„Wie ich es in den Wächterbüchern gelesen habe, waren Sie nicht immer ein Gefangener. Wie konnten Sie entfliehen?“

„Wochen oder Monate später, ich weiß es nicht genau, wurde ich so schlimm geprügelt, dass ich mich nicht mehr bewegen konnte. Mir blieb nur übrig in meinem eigenen Blut zu liegen, zuzusehen, wie die Blutpfütze um mich herum immer größer wurde und am Ende verlor ich mein Bewusstsein. Als ich wieder zu mir kam, stellte ich fest, dass ich nicht an die Kette gelegt worden war. Ich sammelte meine letzten Kräfte und verließ das Haus. Eigentlich wollte ich sterben, mich am helllichten Tag endgültig zum Staub verwandeln. Aber zu meiner größten Überraschung gab es kein Sonnenlicht. Es war ein regnerischer Tag und so hatte ich die Zeit und die Möglichkeit zu entfliehen“, Spike schloss seine Augen und in seinen Gedanken sah er die Geschehnisse des Tages wieder. Er sah sich selbst, wie er vor Erschöpfung nicht mehr weiterlaufen konnte. Er sah seinen gequälten Körper, der auf dem Boden lag, nur auf das Sonnenlicht wartend.

„Und dann?“, brach die Jägerin die Stille.

„Buffy“, mahnte sie Giles zur Ruhe. „Gib ihm Zeit. Es ist bestimmt nicht sehr leicht, über diese Sachen zu sprechen.“

„Die merkwürdigste Sache ist das Leben“, es erschien ein verbittertes Lächeln in Spikes Gesicht. „Die Menschen, die mich gerettet haben, waren Zigeuner. Wandlerhandelleute. Als ich erneut zu mir kam, fand ich mich in der sicheren Dunkelheit eines Pferdefuhrwerks. Eine hässliche, alte Zigeunerin kümmerte sich um mich. Sie besuchte mich, versorgte meine Wunden und gab mir Blut, Tierblut, zum Essen. Die Zigeuner wussten ganz genau, was ich bin, wer ich bin, woher ich kam und wovor ich floh.“

„Und zum Dank hast du sie alle getötet“, zischte die Jägerin und hob den Pflock in ihrer Hand bedrohlich.

„Ich habe sie nicht getötet“, erwiderte Spike verteidigend.

„Oh, wirklich nicht. Laut den Wächterbüchern tötest du noch immer Menschen“, beugte sie sich zu dem Vampir. „Ich bin mir gar nicht so sicher, dass du ein so harmloser Vampir bist. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob du eine Seele hast“, spuckte sie ihre letzten Worte Spike verächtlich ins Gesicht.

„Ich. Habe. Eine. Seele“, der Vampir stand langsam auf. „Ich habe die Zigeuner, meine Lebensretter, nicht getötet, obwohl ich trotz meiner Seele tatsächlich fähig bin, Menschen zu töten“, starrte Spike die blonde Frau mit seinen gelben Vampiraugen an.

„Wie ist das möglich?“, versuchte der Wächter mit seinem ruhigen Ton die Stimmung zu entspannen.

„Ich weiß es nicht“, beantwortete Spike die Frage des Wächters, starrte aber immer noch die Jägerin an. „Ich habe nur Vermutungen.“

„Und die wären?“, hörte der Vampir Giles Stimme und sein ungeduldiges Räuspern.

Spike drehte seinen Kopf langsam zur Seite und starrte dem Wächter tief in den Augen, bis er seinen Blick nicht mehr halten konnte. In Spikes Gesicht erschien ein triumphierendes Lächeln, als er zusah, wie der Engländer mit zitternder Hand seine Brille abnahm und anfing, sie zu putzen. „Wenn meine Opfer schon viel auf dem Kerbholz hatten, dann kommen ihre Seelen nie mehr zurück, dann lassen sie mich in Ruhe.“

„Was meinen Sie mit „viel auf dem Kerbholz haben?“, legte Giles die Brille auf ihren Platz zurück, aber er vermied den Blickkontakt mit dem Vampir.

„An einem Abend …“, nahm Spike wieder Platz und wartete bis die Jägerin ein bisschen nach hinten trat, „… wurde die Familie von Räubern, Killern, überfallen. Chaos herrschte überall, die Mitglieder der Familie versuchten ihr Leben, ihre Wertsachen zu verteidigen. Hoffnungslos. Ich hörte von überall die Geräusche des verbitterten Kampfes, Todesschreie von den Zigeunern und von den Räubern.“

„Und Sie? Wo waren Sie? Was haben Sie getan?“

„Nichts“, lachte Spike bitter auf. „Ich habe gar nichts getan. Ich habe mich in der dunkelsten Ecke der Kutsche versteckt und mir mit meinen Händen die Ohren zugehalten. Ich glaube, ich wäre immer noch da, wenn mich die alte, hässliche Frau nicht aufgeschreckt hätte, wenn sie mich nicht um Hilfe gebeten hätte.“

„Haben Sie einen von ihnen getötet?“, fragte Giles unsicher.

„Genau“, nickte Spike. „Es geschah zufällig. Ich schlug dem Räuber ins Gesicht, er fiel nach hinten, genau auf einen Stein. Er war auf der Stelle tot. Tage lang hatte ich Albträume, in denen mein Opfer zurückkam, in denen er mich mit seinen Vorwürfen in Wahnsinn trieb. Aber er kam nie zurück. Seitdem kämpfe ich gegen das Böse, versuche das Unrecht gutzumachen und vielleicht mein Gewissen zu beruhigen. Ein Stich mit dem Pflock mitten ins Herz ist die sauberste und schnellste Methode. Das Opfer ist sofort tot, es leidet nicht und es gibt kaum Blut, das mich in Versuchung führen würde.“

„Und was ist mit Nikki Wood? Sie war keine Mörderin, keine Räuberin, trotzdem hast du sie erbarmungslos getötet“, näherte sich die Jägerin dem Vampir wieder und lehnte sich bedrohlich auf den Tisch.

„Nikki Wood?“, blickte Spike verwirrt die Jägerin, dann den Wächter an. „Ich kenne sie nicht. Und … und ich habe sie bestimmt nicht getötet. Ich … ich wüsste es, wenn ich eine Unschuldige getötet hätte. Ich … ich …“

„Hör mit dem Lügen auf“, schrie Buffy dem Vampir ins Gesicht. „Sie war eine Jägerin, genauso wie ich. Du hast sie gefoltert, getötet und ihre Leiche einfach liegenlassen.“

„Warte“, sprang Spike erschrocken auf, als der Pflock in der Hand der Jägerin wieder in die Luft stieg. „Am Anfang wusste ich … ich wusste nicht, dass auch sie eine Jägerin war. Und ich habe sie nicht getötet. Sie wurde vor meinen Augen zum Tode gequält und ich konnte gar nichts dagegen tun. Ich konnte nur zusehen, wie sie litt, wie sie starb und seit dem Tag war ich ein Gefangener in dem Haus, in dem du mich gefunden hast.“

„Was?“, fragten Giles und Buffy gleichzeitig.

„Mit meiner so genannten Familie habe ich fast ganz Europa bereist. Jeder von uns ging seinen eigenen Geschäften nach, worauf sich jeder am besten verstand. Sie handelten mit ihren Waren und ich versuchte nach meinem besten Wissen und Gewissen die Unschuldigen zu schützen, zu retten und die Sünder zu bestrafen. An einem Tag entschieden sich die Männer der Familie nach Amerika zu gehen, dort ihr Glück zu suchen, ein ganz neues Leben anzufangen. Und ich bin mit ihnen gegangen. Leider“, flüsterte Spike und schüttelte verneinend seinen Kopf. „Das war mein Fehler. Das war der größte Fehler meines Unlebens“, seufzte der Vampir, nahm wieder Platz und grub seinen Kopf in seine Hände. „Während den Jahren wurde ich immer berühmter, worauf ich sehr – sehr stolz war. Ich war der einzige beseelte Vampir, der gegen die Böse kämpfte, der die Mörder und Killer an ihren Taten hinderte, der überall dort war, wo Schlimmes passierte. Als ich nach einer langen Jagd nach Hause ging, fand ich die brutalste, blutigste Szene vor, die ich je in meinem Leben und Unleben gesehen hatte. Die ganze Familie, die Großeltern, die Eltern, die Mütter, die Väter, die Kinder, sogar auch die Babys waren ermordet. Sie lagen alle da. In dem ganzen Haus, in jedem Zimmer lag mindestens eine Leiche, die gefoltert und vergewaltigt worden war.

Ich habe mehrere Jahrzehnte mit der Familie verbracht. Ich war da, als die Kinder auf die Welt kamen, als sie aufwuchsen, als sie selbst Eltern, dann Großeltern wurden. Ich kannte alle Mitglieder der Familie und an jenem Tag lagen sie alle leblos da. Die Leiche des Familienoberhaupts wurde in meinem Zimmer aufgehängt und an seinem Körper eine Botschaft hinterlassen. „Ich bin auch ein Killer, den du finden sollst, Spikey.““

„Angelus!“, flüsterte die blonde Jägerin erschrocken.

„Ich sehnte mich so sehr nach Rache. Ich wollte Angelus und die Frauen in Stücke reißen, quälen, zu Staub verwandeln. Aber gegen die drei gefährlichsten Vampire der Welt konnte ich wenig ausrichten. Bis ich …“

„Bis Sie Nikki getroffen haben“, beendete der Wächter den Satz.

„Sie war stark, schnell, bewegte sich geschickt und sie erledigte die Vampire so leicht, so schnell, als ob es ihr keine Schwierigkeiten machen würde. Tage lang bin ich ihr gefolgt, habe sie belauert und studiert. Ich wusste wirklich nicht, dass sie eine Jägerin ist. Wenn ich gewusst hätte, dass sie mit einem Wächter zusammenarbeitet, dass sie ein Team sind, dann … dann hätte ich alles anders gemacht. Bestimmt. Sie folgte mir … Wir haben gegen Angelus und die Vampirinnen gekämpft … Und wir haben verloren … Wir haben alles verloren, was wir hatten.“

*****

Wochen später irgendwo in einer rauchigen, stinkigen Kneipe

„Habt ihr gehört, dass die Jägerin ein Kuscheltier hat?“, lachte ein betrunkener Mann verbittert auf. „Wie ein guter Hund folgt er ihr überall hin. Die Jägerin muss nur mit den Fingern schnalzen und er gehorcht sofort. Wenn er einen Schwanz hätte, dann würde er bestimm damit wedeln.“

Die anderen Männer um den Tisch lachten so laut auf, dass ein jedes Lebewesen und Unlebewesen in der Kneipe sie hören konnten. „Und … und außer Wedeln und Sabbern, was kann dieses süßes Kuscheltier noch machen?“, stellte einer von ihnen die Frage.

„Oh, sie kämpfen zusammen gegen das Böse“, der Erzähler rollte mit seinen Augen. „Ich habe Brechreiz, wenn ich nur daran denke, dass ein Vampir seine eigene Spezies zunichte macht. Wie kann ein Vampir, ein Meistervampir so etwas tun? Dank der Aktivität dieses Vampirs gibt es in der Nähe des Höllenschlundes immer weniger Dämonen. Aber ich werde zurückkehren“, zischte der Sprecher und seine Augen verfärbten sich plötzlich. Im nächsten Moment erschienen auch seine spitzen Vampirzähne, „ich werde ihm alles zurückzahlen. Und wisst ihr, was das Schlimmste ist?“, er sah sich mit einem fragenden Blick um. „Dieser Bastard hat eine Seele.“

„Woher weißt du das“, kam eine tiefe, bedrohliche, männliche Stimme aus der Dunkelheit der Kneipe. „Woher weißt du, dass er eine Seele hat?“

„Ich habe es gerochen“, der Vampir stand auf und ging in Richtung des Unbekannten. „Ich war da. Er hat mich fast getötet. Aber er hatte nicht so viel Glück. Er und seine Schlampe konnten meine Childe vernichten, aber mich nicht. Ich war stärker“, er näherte sich langsam dem Platz, von dem aus die Stimme kam, „ich war klüger und ich war schneller, als sie beide. Ich bin geflohen, um später zurück kehren zu können, um ihnen alles heimzuzahlen, um diese Arschgeige endgültig zu vernichten.“

„Weil das so einfach ist“, die Gestalt stand langsam auf. „Wenn du ihn auf der Stelle nicht hast zu Staub verwandeln können, dann wirst du ihn nie besiegen.“

„Warum bist du so sicher?“, der Vampir trat noch ein bisschen näher, obwohl er es schon längst bereute, sich mit dem Unbekannten in ein Gespräch eingelassen zu haben.

„Dieser Vampir, von dem du eben erzählt hast, den habe ich selbst erschaffen, ich habe ihn selbst gelehrt. Mit einem Wort – er ist mein Childe. Und nur ich habe das Recht, ihn zu vernichten“, die Gestalt trat näher an den Erzähler heran und in dem schwachen Licht erschien sein dämonisches Gesicht.

„Oh mein Gott“, der Vampir rückte erschrocken nach hinten. „Angelus. Es … es tut mir sehr Leid. Wenn ich gewusst hätte, dass er …, dass du …“

„Willst du dabei sein, wenn ich ihm erneut beibringe, wie sich ein gutes Childe zu benehmen hat, wenn ich ihn für seine unverzeihlichen Taten bestrafe?“, Angelus musste den bestürzten Vampir vor sich einige Momente lang anstarren, bis dieser stumm nickte. „Gut, dann geh, verwandle neue Childe und bring sie zu mir. Und dann, eines Tages, werden wir die Jägerin und ihren Kuschelvampir gemeinsam aufsuchen.“

Fortsetzung????
Kapitel 5 by mendalizy
„Es war einmal …


Kapitel 5


Ein Jahr später

Nach dem langen Tag fühlte sich der blonde Vampir müde, als er mit langsamen Schritten nach Hause ging. Den ganzen Nachmittag hatte er bei Giles verbracht, um alles über einen mächtigen Vampir erfahren zu können. Und jetzt, nach den vielen Recherchen hatte er ein schlimmes Vorgefühl. Der Vampir, den er in der letzten Zeit wieder in der Gegend gesehen hatte, war für Spike schon bekannt. Er kämpfte schon mit ihm. Einmal. Ungefähr vor einem Jahr. Er und Buffy fanden ein Vampirnest, wo ein Meistervampir mit seinen sechs Childen gelebt hatte. Nach einem erbitterten Kampf bauten sie das ganze Nest ab, aber der Führer der kleinen Gruppe konnte entfliehen und jetzt, ein Jahr später, kam er zurück.

Spike holte wieder einen unnötig tiefen Atemzug. Diese ganze Sache mit dem Vampir gefiel ihm gar nicht. Warum war der Meistervampir wieder hier? Was konnten seine Gründe sein? Warum hat er ihn und Buffy bis jetzt gemieden? Wo konnte er sich verstecken? Der platinblonde Vampir hatte nur Fragen, auf die er keine Antwort geben konnte. Und es störte und beunruhigte ihn sehr.

Während den letzten Monaten verschwanden in der Stadt immer mehr Menschen. Aber Buffy und er fanden nur sehr wenige Leichen. Es sah so aus, als ob alle diese Menschen verwandelt worden wären. Aber wozu? Wie konnte ihr Gegner so viele Vampire füttern? Die ganze Sache hatte doch kein Sinn. Er fand keine logische Erklärung, womit er die Taten des Vampirs erklären könnte.

Spike seufzte wieder laut auf, schloss seine Augen und die Worte des Wächters echoten erneut in seinen Ohren. „Der Vampir, den wir suchen, ist fast 100 Jahre alt. Er wurde in einer kleinen Stadt irgendwo in Texas verwandelt. Er heißt Riley Finn, aber jeder, der ihn kennt, nennt ihn Leutnant, weil er seine Vampirfamilie immer so behandelt, als ob sie in der Armee gewesen wären. Er ist stark, brutal und erbarmungslos. Er foltert gern seine Opfer, aber er tötet sehr oft nur zum Vergnügen" Spike öffnete seine Augen und schüttelte verneinend seinen Kopf. Er hatte schon die Möglichkeit diesen Vampir zu töten, endgültig zu vernichten. Aber …

Er konnte seine Gedanken nicht beenden, da ein erschrockener Schrei die Dunkelheit durchdrang. Der Vampir hob seinen Kopf, roch in die Luft und das Blut erstarrte in seinen Adern. In der Luft lag der Geruch der Frucht, des Entsetzens, der von einer sehr – sehr bekannten Person kam. Von Joyce. Verzweifelt rannte Spike in Richtung des Hauses und flehte um ein Wunder, um vor dem Haus nicht die grausamste Szene zu finden. Endlich erreichte er die letzten Ecke, bog ein und erleichtert stellte er fest, dass Joyce noch lebte. Sie kämpfte gerade mit drei Bürschchen, die sie ausrauben wollten. Ein schwaches Lächeln erschien auf seinen Lippen – sie war doch die Mutter der Jägerin, sie war keine leichte Beute.

Mit der Hilfe seiner Vampirfähigkeiten rannte er blitzschnell zu den Kämpfenden und nach ein paar Schlägen waren die Burschen erledigt. Sie alle drei lagen stöhnend auf dem Boden und hatten keine Möglichkeit aufzustehen. „Bitte, Joyce", wandte sich Spike zu der erschrockenen Frau. „Gehen Sie rein und bleiben Sie da drin, bis ich diese Drei erledigt habe. Ich komme sofort."

„In … in Ordnung", Joyce hob ihre Handtasche auf und auf wackeligen Beinen ging sie zu der offen gelassenen Haustür. „Aber … aber bitte, tun Sie nichts Unbedachtes", sie blickte ihren Retter noch einmal an, dann verschwand sie hinter der Tür.

„Also Jungs", wechselte Spike sein Gesicht, griff nicht sehr sanft nach dem Mann vor seinen Füßen und hob ihn bei seinen Haaren zu seinen spitzen Vampirzähnen. „Ihr habt die Person angegriffen, die für mich sehr – sehr wichtig ist. Und obwohl sie bei euerem Spielchen mit ein paar Kratzern davongekommen ist, werdet ihr diesen Abend bestimmt nicht überleben." Er ließ den wimmernden Mann los, der mit einem leisen Puff auf dem Boden landete. „Wir werden uns in der Hölle treffen", Spike nahm seinen geliebten Pflock hervor und kniete sich hin, um den Pflock mitten ins Herz seines Opfers zu stechen.

„William, bitte nicht", war eine weibliche Stimme hörbar und bevor Spike sich noch umdrehen konnte, legte Joyce ihre Hand auf seine Schulter. „Bitte, töten Sie ihn nicht. Er und die andren haben es verdient, ich weiß, aber trotzdem. Bitte, sie sind noch jung, fast noch Kinder."

„In Ordnung", Spike ließ seine Hand fallen und stand langsam auf. „Aber ich mache es nur, weil Sie mich darum gebeten haben, Joyce. Sonst … „

„Ich danke Ihnen, William", flüsterte sie, drehte sich um und ließ Spike wieder allein.

„Schert euch!", sein dämonisches Gesicht verschwand und er starrte mit seinen blauen Augen die Männer an. „Fort mit euch!", brüllte er und imitierte einen Angriff, um den Männern Angst zu machen. „Und kommt nie wieder zurück!" Einige Momente lang folgte er mit seinen Augen den rennenden Personen. Als sie nicht mehr sichtbar waren, drehte er sich um und näherte sich der geschlossenen Haustür. Er klopfte leise, öffnete vorsichtig die Eingangstür und trat langsam rein. „Joyce?", blickte er sich um. „Joyce?", wiederholte er, als er sie nirgendwo finden konnte. Spike schloss die Tür hinter sich und ging langsam in Richtung der Küche, wo leise Geräusche hörbar waren. „Joyce, darf ich reinkommen?", er schob die Tür zur Seite und zu seinem größten Erschrecken erblickte er sie am Küchentisch, auf dem ein Blutbeutel lag.

*****


Erleichtert rannte Joyce ins Haus. William war da, er rettete ihr das Leben. Dieser nette, liebenswürdige Mann half ihr wieder, war an der richtigen Stelle, als sie ihn brauchte. Erst schloss sie die Haustür und als sie schon sicher war, dass niemand reinkommen konnte, eilte zum Telefon, um die Polizei anzurufen, um sie um Hilfe zu bitten. Sie wählte die Nummer, hob den Hörer zu ihrem Ohr und wartete auf die beruhigende Stimme an dem anderen Ende der Leitung.

„Hallo, hallo", schrie sie erleichtert auf. „Bitte, kommen Sie schnell zu uns. Verbrecher haben mich angegriffen, sie wollten mich ausrauben. … Was? Nein. Nein, es geht mir gut. Aber sie sind immer noch hier und sie kämpfen gerade mit dem Freund der Familie. Er … er ist noch draußen. Er ist in …."

Sie konnte den Satz nicht beenden. Mit geweiteten, erschrockenen Augen starrte sie die männliche Gestalt auf der Straße an. Er hatte gelbe Augen, spitzen, langen Zähne und sein Gesicht sah hässlich aus. Eine Sache war sicher. Er war kein Mensch. Aber wie?

„Hallo! Miss!", schrie die Stimme im Telefon. „Sind Sie noch da? Alles ist in Ordnung?"

Joyce hob den Hörer wieder zu ihrem Ohr, um der Stimme eine Antwort zu geben. Aber sie tat es nicht. Blitzschnell rannte sie raus und mit zitternder Hand berührte sie die Schulter des Dämons, der eben mit einem Pflock einen von den drei Verbrechern töten wollte.

„William, bitte nicht. Bitte, töten Sie ihn nicht. Er und die anderen haben es verdient, ich weiß, aber trotzdem. Bitte, sie sind noch jung, fast noch Kinder."

„In Ordnung", ließ er seine Hand fallen und richtete er sich langsam auf. „Aber ich mache es nur, weil Sie mich darum gebeten haben, Joyce. Sonst … „

„Ich danke Ihnen, William", flüsterte sie, dann drehte sich um und verschwand wieder hinter der Tür, wo sie sich bis jetzt immer in Sicherheit fühlte. Bis sie erfahren musste, dass sie schon fast ein Jahr lang mit einem Dämon zusammenlebte, dass ihr Leben und das Leben ihrer Tochter Tag und Nacht in Gefahr war.

„Schert euch!", hörte sie seine Stimme. Also die Verbrecher, ihre Angreifer waren noch am Leben. Er hielt seine Versprechen doch ein. „Fort mit euch! Und kommt nie wieder zurück!"

„Oh, mein Gott", starrte Joyce die Tür an. „Er … er wird reinkommen", sie trat erschrocken nach hinten, als sie seine immer lauter werdenden Schritte hörte. „Er wird reinkommen und er wird mich töten. Meine kleine Buffy wird nur meine Leiche finden, die im Blut liegt, die …" Im nächsten Moment drehte sie sich um und eilte in die Küche. Mit langen Schritten näherte sie sich dem Kühlschrank, öffnete ihn und fing an ihn durchzusuchen. Und ja. Sie fand, was sie suchte – die kleine merkwürdige Tasche, die sie nie öffnen durfte, in die sie nie hineinblicken durfte. Sie nahm den Inhalt der Tasche heraus. Zwei Blutbeutel.

„Joyce?"

Er war schon im Haus.

„Joyce?"

Seine Stimme war diesmal viel lauter und dann kam das Geräusch, als ob jemand die Tür schließen würde. Leise Schritte waren hörbar, die immer lauter wurden. Einen Moment lang dachte Joyce daran, dass sie vielleicht fliehen sollte. Aber sie verwarf die Idee. In dieser Situation war es doch unmöglich. Stattdessen ging sie zu dem Esstisch, nahm Platz und wartete auf ihn.

„Joyce, darf ich reinkommen?", die Küchentür wurde langsam eingeschoben und er trat hinein. Seine Augen weiteten sich, als er den Blutbeutel auf dem Tisch erblickte, aber er sagte kein Wort.

„Sie sind kein Mensch. Das weiß ich", Joyce blickte ihn mit traurigen Augen an.

„Joyce … ich …"

„Wozu brauchen Sie so viel Blut? Meine Tochter holt fast jeden Tag solche Blutbeutel, wie diesen, nicht wahr? Was machen Sie mit so viel Blut, William?", fragte sie in einem traurigen und unsicheren Ton. Obwohl sie ihre Nervosität zu vermeiden versuchen wollte, gelang es ihr nicht - ihre Hand zitterte, als sie den Blutbeutel berührte.

„Darf ich", zeigte Spike auf den freien Stuhl gegenüber Joyce und als er ihre Erlaubnis bekommen hatte, nahm der Vampir langsam Platz. „Was wissen Sie über Dämonen?"

„Nicht … nicht allzu viel. Ich weiß, dass sie existieren. Ich weiß, dass ich nachts nicht spazieren darf, sonst … sonst könnten mit mir schlimmen Sachen passieren. Ich habe schon mehrere solche Schaudergeschichten gehört."

„Und was wissen Sie über Vampire, Joyce?"

„Sie sind die Kreaturen der Nacht, weil sie … sie vor Sonnenlicht Angst haben. Sie haben spitze Zähne, mit denen sie ihren Opfern in den Hals beißen und sie jagen Menschen, um sich mit Blut zu ernähren."

„Ja, genau", nickte Spike. „Die Vampire benehmen sich wirklich so. Beim Tageslicht suchen Sie einen sicheren, ruhigen, dunklen Ort, wo sie auf die Nacht warten können und sie trinken Blut, viel Blut, wenn sie am „Leben" bleiben möchten."

„Blut", wiederholte Joyce in einem erschrockenen Ton. „Ein dunkler Ort – wie zum Beispiel ein Keller", flüsterte sie mit geweiteten Augen und verzweifelt versuchte sie aufzustehen, um die Küche, das ganze Haus zu verlassen.

„Nein", Spike sprang auf und griff ihrem Arm nach. „Warten Sie, bitte", er schloss die Küchentür vor Joyce zu. „Wie oft hatte ich die Möglichkeit Sie und Ihre Tochter zu töten? Wie oft verbrachte ich den ganzen Tag hier im Hause, als ich Ihnen bei den Antiquitäten geholfen habe?"

„Oftmals", verließ ein kaum hörbares Geflüster Joyces Lippen.

„Habe ich Sie jemals bedroht, Joyce? Haben Sie in meiner Nähe jemals Angst gefühlt?"

Ein heftiges Kopfschütteln war die Antwort.

„So, wenn ich Sie darum bitte, werden Sie mich anhören? Werden Sie meine Geschichte anhören und nur dann entscheiden, ob ich ein grausamer Mörder bin oder nicht."

Auf wackeligen Beinen ging sie zum Tisch zurück und nahm wieder Platz, obwohl sie am liebsten aufgesprungen und das Haus verlassen hätte. Ihr Herz klopfte in ihrem Hals, als der Vampir vor ihr in der Küche ständig auf und ab ging.

„Danke", er holte unnötig tief Atem. „Ich glaube, ich sollte die ganze Geschichte von Anfang an erzählen. Sonst … sonst wären meine Taten nicht verständlich, sonst würden Sie meine Gründe nicht verstehen." Plötzlich blieb er stehen, blickte Joyce an und fing mit der Story an. „Ich lebte in London und ich war 26 alt, als ich an einer Nacht angegriffen und verwandelt wurde."

„Dann … dann haben Sie, wie alle Vampire, Menschen getötet?", fragte Joyce vorsichtig.

Erst blickte Spike sie traurig an, dann nickte stumm und nahm gegenüber ihr am Tisch Platz. „Fast 10 Jahre lang. Jeden Abend war ich auf der Jagd nach Menschen. Das ist meine Natur. Das war meine Natur. Und ich war im Jagen, Töten, Quälen gut. Ich war berühmt. Aber dann passierte etwas. Etwas Unerwartetes."

Langsam erzählte der Vampir alles, was mit ihm bis zu dem Tag passierte, als Joyce ihn im dunklen Keller erblickte. Joyce wollte ihren Ohren kaum glauben. Konnten die Sachen wirklich wahr sein, die Spike erzählte? Vampire, Dämonen, Qual, Tod überall. Und die Geschichte über diese junge Mädchen – Vampirjägerinnen. Alles war unglaublich, unrealistisch. So etwas konnte nie geschehen, durfte nie geschehen. Aber als ihr Gast über die letzte Stunden einer Jägerin erzählte, die ihm beim Töten von drei Vampiren helfen wollte, konnte sie ihre Träne nicht mehr zurückhalten. Sie flossen auf ihrer Wangen herunter, während sie der grausamen Erzählung des Quälens eines jungen Mädchens zuhörte und trotz den grausamen Szenen hatte sie ständig das Gefühl, dass der Vampir ihr mehrere Details verschwieg. Bevor Spike seine Erzählung beenden könnte, ergriff sie ein schreckliches Gefühl, ihre Augen weiteten sich und sie stellte im zitternden Ton ihre Frage.

„Aber … aber wie … woher kennen Sie meine Tochter? Die … die so genannten Menschen, von denen meine Tochter Sie gerettet hat, waren … waren Vampire. Sie waren … Ihre Peiniger. Aber wie … wie ist das möglich?"

Aber sie bekam keine Antwort. Der Vampir starrte sie nur mit traurigem Gesicht an, als er seinen Mund mehrmals öffnete, als ob er etwas sagen wolle, aber dann schloss er ihn wieder, ohne einen einzigen Ton vor sich zu geben.

„William?", drängte sie ihn besorgt.

„Wenn ich es Ihnen verrate", flüsterte Spike und blickte Joyce vorsichtig an, „wird Buffy mich dafür töten."

„Wer ist meine Tochter?", wurde die Frage in einem strengen und ungeduldigen Ton wiederholt.

„Nein", schüttelte er verzweifelt seinen Kopf. „Bitte, verlangen Sie es nicht …"

„Wer ist meine Tochter?", brüllte Joyce.

„Eine Jägerin. Die Auserwählte, die die Menschheit rettet, die mit Dämonen kämpft, die …"

„… immer zu früh sterben muss", beendete die besorgte Mutter den Satz. „Oh, mein Gott", Joyce hob ihre Hand vor ihrem Mund und sie zitterte am ganzem Leib, als sie langsam aufstand. „Meine kleine Tochter", sie taumelte ein paar Schritte in der Küche, dann fiel sie in die Knie. „Ich … ich will sie nicht verlieren", die Tränen rollten auf ihrer Wangen herunter. „Sie ist noch so jung. Sie ist noch ein Kind. Sie soll in diesem Leben noch so viele Sachen machen, noch so viele Sachen erleben. Sie soll doch aufwachsen. Sie soll selbst eine Mutter sein." Sie hob ihren Kopf und mit aschgrauem Gesicht blickte sie den Vampir an, als sie seine Worte, seine Erzählung über die anderen Jägerinnen verstanden hatte. Ihre Lippen zitterten, als sie ihre Frage kaum hörbar stellte. „Wird … wird meine Tochter auch so … sterben? Wird sie auch … die … Ding erleben, durchmachen, die … die andere Jägerin …" Sie konnte ihre Frage nicht beenden. Die Stimme versagte ihr, als sie in heftiges Weinen ausbrach, das ihren ganzen Körper schüttelte. Im nächsten Moment fühlte sie zwei Arme, die sich langsam um ihren Körper geschlungen hatten und beruhigende Worte wurden ihr ins Ohr gewispert.

„Sssh. Alles wird in Ordnung sein", Spike hob Joyces Kopf langsam auf, bis sie ihm durch ihre Tränen hindurch in die Augen sehen konnte. „Ich verspreche Ihnen, Joyce. Solange ich lebe, solange ich existiere, werde ich auf ihre Tochter aufpassen. Ich werde alles machen, um sie zu retten, um ihr zu helfen, noch viele – viele Jahre lang leben zu können."

Erst dachte sie, dass es nur ein Scherz war. Warum würde ein Vampir das Leben einer Jägerin retten? Warum würde sich ein Vampir dafür interessieren, ob eine Jägerin lebt oder nicht? Aber es war kein Scherz. Das Gesicht des Vampirs war ernst. Auch seine Augen waren tränenfeucht, während er sie, die Mutter der Jägerin, tröstete.

„Warum … würden Sie das denn machen?", fragte sie bitter. „Sie sind doch Feinde. Sie würden sich doch wohl eher freuen, wenn meine Tochter tot wäre."

„Nein", er schüttelte heftig seinen Kopf. „Nein. Glauben Sie mir. Ich werde ihre Tochter nie allein lassen. Ich werde immer an ihrer Seite sein. Ich werde ihr zu jeder Zeit helfen."

„Warum sollte ich Ihnen glauben? Ihre Worte könnten auch nur eine Lüge sein, um mich zu beruhigen, um mich zu …"

„Ich werde ihr immer helfen, weil ich sie liebe", kam die schnelle und unglaubliche Antwort.

„Wie bitte?", starrte Joyce ihrem Gast in die tiefblauen Augen. „Was haben Sie gesagt? Aber das ist …"

„ … unmöglich", beendete Spike den Satz. „Am Anfang dachte ich es auch so. Wie kann ein Vampir eine Jägerin lieben? Die ganze Sache war so absurd. Aber dann … dann wurden meine Gefühle immer klarer, obwohl ich immer noch nicht entscheiden kann, ob ich es ihr sagen darf, ob ich vor ihr über meine Empfindungen sprechen darf."

„Nein", schüttelte sie heftig ihren Kopf. „Nein", sie stieß den Vampir grob von sich weg und kroch erschrocken nach hinten. „Sie … sie ist wertvoller, sie verdient von dem Leben mehr, als ein Monster."

„Joyce, bitte …", versuchte Spike die Frau vor ihm wieder zu berühren.

„Nein", brüllte sie und zog ihren Arm schnell weg, bevor der Vampir ihn noch erreichen konnte. „Ich werde es nie zulassen. Solange ich lebe, werde ich es nicht zulassen!"

*****


„Worüber hast du mit meiner Mutter gesprochen, Spike?" Ihre Stimme war misstrauisch, was schon lange nicht vorgekommen war. Während den letzten Monaten hatte sich die Jägerin endlich beruhigt. An der Seite des Vampirs konnte sie sich in Sicherheit fühlen. Er begleitete sie immer, ging immer dorthin, wohin sie gehen musste. Er half ihr immer, wenn sie seine Hilfe brauchte. Und sogar, sie musste ihn darum gar nicht bitten. Er machte es selbstlos. Es war ein so gutes und beruhigendes Gefühl.

Endlich gab es eine Person, die sie verstand, der sie die Grausamkeit der Nacht nicht erklären musste. Diese Person war selbst ein Teil der Nacht. Am Anfang störte es sie so sehr. Sie blickte ständig nach hinten, um sicher zu sein, dass er sie von hinten nicht angreifen würde. Sie konnte es einfach nicht glauben, dass ein Vampir einer Jägerin wirklich helfen wollte, dass er sie nicht töten wollte. Mit der Zeit änderten sich die Sachen und der Vampir konnte ihr seine Loyalität beweisen und bei den Patrouillen wurde er ihr ständiger Partner.

Bis jetzt. Bis sie ihre Mutter mit tränenfeuchten Augen in der Küche gefunden hatte. Und er war auch da. Es war offensichtlich, dass da etwas passierte, dass sie vor ihr etwas verschwiegen hatten. Aber was? Warum weinte ihre Mutter? Warum war Spike auch da? Und das Schlimmste war, dass ihr die Situation keiner erklären wollte. Sie standen nur da und sagten die blödesten Dingen, die sie bis jetzt in ihrem Leben gehört hatte. Es war vollkommen offensichtlich, dass alles nur Lüge war. Eine sehr schlimme, unglaubwürdige Lüge.

„Worüber hast du mit meiner Mutter gesprochen?", stellte sie erneut die Frage.

„Glaub mir endlich, Jägerin", wandte sich der Vampir zu ihr, „wir haben nur über alltäglichen Sachen gesprochen."

„Wirklich", lachte Buffy spöttisch auf. „Warum waren dann die Augen meiner Mutter tränenfeucht? Warum zitterte sie am ganzen Leib? Warum hatte sie so große Angst vor dir?"

„Buffy", er holte einen unnötig tiefen Atemzug, als er ihr tief in die Augen sah. „Wir haben wirklich nur über alltäglichen Sachen gesprochen. Wie zum Beispiel …"

„Wie zum Beispiel", wiederholte sie imitierend die letzten Worte des Vampirs.

„Zum Beispiel, wie können wir lang leben und gesund bleiben. Oh, und wir haben noch über Liebe und Gefühle gesprochen", kam die Antwort, die Buffy während der Nacht schon mehrmals gehört hatte.

„Es ist nur Quatsch, Spike", blickte die blonde Frau mit funkelnden Augen den Vampir an. „Ich will die Wahrheit hören."

„Die Wahrheit?", der Vampir trat der Jägerin noch ein bisschen näher. „Wie du willst, … Wir haben über die Liebe einer Mutter und über die Liebe eines Geliebten gesprochen. Was glaubst du welche ist stärker, Buffy? Kann die Liebe einer Mutter der wahren Liebe im Weg stehen?"

„Ich … ich", stammelte sie und unwillkürlich trat sie einen Tritt nach hinten, „weiß es nicht."

„Ich auch nicht, Buffy. Aber … ich fürchte, wir werden es bald erfahren, Pet. Und jetzt kommt unser anderes Thema - Leben und Tod. Wir hatten einen ziemlich langen Gedankengang, wie kann man lang leben, lang gesund bleiben, wenn die Tochter einer Mutter die Jägerin ist."

„Du … du hast ihr verraten, dass ich … ich", Tränen erschienen in ihren Augen. Die Traurigkeit, die sie einen Moment lang fühlte, verwandelte sich plötzlich in Wut. Die Tränen in ihren Augen verschwanden fast sofort und sie funkelten, als sie ihre Hand mit ihrer Jägerinnenkraft im Vampir ins Gesicht schlagen wollte.

„Nein, Pet", fasste Spike die angehobene Hand sanft an, bevor die Jägerin mit ihrer Faust ihn noch erreichen könnte. „Mit einem solchen Schlag kannst du diese Sache nicht lösen. Ich glaube, es ist besser, wenn sie weißt, wer du bist, was du bist, was für eine Aufgabe du in dieser Welt hast."

„Nein", sie schüttelte verzweifelt ihren Kopf, aber sie gestattete es dem Vampir, sie zu sich zu ziehen, sie zu umarmen und ihr tröstende Worte ins Ohr zu flüstern.

„Weißt du was, Liebes", hauchte der Vampir auf Buffys Kopf einen leichten Kuss. „Kehren wir zurück. Du solltest mit deiner Mutter reden. Heute kann ich auch allein auf Patrouille gehen."

„Ich habe Angst", flüsterte sie so leise, dass sie gar nicht sicher war, ob der Vampir ihre Worte hören konnte oder nicht.

„Wovor hast du Angst. Buffy?"

Die Jägerin fühlte zwei Finger unter ihrem Kinn, die ihren Kopf langsam anhoben. Durch ihre Tränen sah sie ihn, sein Gesicht, seine wunderschönen, blauen Augen, das merkwürdige und traurige Lächeln in seinem Mundwinkel.

„Ich weiß es nicht, Spike", erwiderte sie. „Wenn ich meiner Mutter gestehe, dass ich eine Jägerin bin, dann akzeptiere ich die Tatsache, dass ich sterben kann, dass ich nicht zu lang leben werde, dass ich … dass ich nicht unsterblich bin."

„Oh, mein Gott, Pet", seufzte Spike. „Keiner vor uns ist unsterblich. Ich kann auch sterben. Genau wie du. Einen Stück Holz in die Mitte meines Herzens und ich existiere nicht mehr."

„Aber du bist schon mehr als 120 Jahre alt. Du konntest schon so viele Sachen erleben. Du hast schon fast die ganze Welt durchgereist. Und ich?", lachte sie bitter auf. „Im nächsten Monat werde ich erst 19 Jahre alt sein. Abends kämpfe ich mit Dämonen und tags mit der Schule. Ich habe keine Chance jemals ein normales Leben zu führen, Freunde zu haben, die wahre Liebe zu finden, Kinder zu bekommen."

„Sssh", Spike legte seinen Finger schnell auf die Lippen der Jägerin. „Du wirst lang leben. Länger, als die andere Jägerinnen. Ich verspreche es dir. Ich werde es keinem erlauben, dich zu töten …"

„Oder wirst du sie selbst töten", ertönte eine weibliche Stimme in der Dunkelheit.

Die Jägerin drehte sich blitzschnell um, nahm ihren Pflock hervor und hob schon ihren Arm in die Luft, um das Stück Holz der weiblichen Person mitten ins Herz zu stoßen. Aber ihre Hand wurde noch vor dem Stoß angegriffen.

„Buffy", Spike ließ die Hand der Jägerin erst dann los, als er schon sicher war, dass die blonde Frau die Unbekannte in der Dunkelheit nicht angreifen würde. „Sie ist ein Mensch. Eine Zigeunerin."

„Ja, genau, meine Schönheit", die Person trat einen Schritt näher und endlich konnte Buffy ihre scharfen Gesichtauszüge, ihre mild dunkle Hautfarbe, ihre bunte Kleidungen erblicken. „Ich habe unseren netten Vampir gesucht, um ihn warnen zu können", sie berührte Spikes Gesicht.

„Warnen? Mich? Wovor?", Spike nahm die weibliche Hand in seine Hände.

„William", sprach die Unbekannte in einem sanften und traurigen Ton. „Schon Monaten lang haben die Frauen in unserer Kommune Visionen. Finstere Visionen, in denen das Böse seine Kraft sammelt, in denen das Böse die ganze Menschheit vernichten will. Die einzige Person, die diese Macht aufhalten kann, ist ein Vampir. Ein beseelter Vampir."

„Ich", flüsterte Spike so leise, dass Buffy nur seine Mundbewegung sehen konnte.

„Ja, William, aber …", die Zigeunerin drehte ihren Kopf zur Seite, als sie ihren Satz beendete, „… aber wir können es nicht sagen, ob du den Kampf mit dem Bösen überlebst oder nicht. Es ist eine Frage der Zeit. Es hängt nur von dir ab. Es hängt davon ab, wie stark du in dem kritischen Zeitpunkt sein wirst."

„Das heißt, dass ich … dass ich endgültig sterben werde."

„Es ist noch nicht sicher, William. Du weißt doch genau, dass die Zukunft sich ständig ändert. Aber eine Sache ist sicher - wenn du stirbst, dann wird die junge Dame mit dir sterben", die Zigeunerin sah mit ihrem stechenden Blick Buffy an.

„Nein", die junge Blondine schüttelte ihren Kopf heftig. „Sie … sie irren sich. Ich bin doch die Jägerin. Ich kann jeden Dämon, jeden Vampir besiegen", beteuerte Buffy nicht mit großer Überzeugungskraft.

„Zeig ihr deine Hände, Pet", flüsterte Spike und sah plädierend die Zigeunerin an.

„Oh, wir können es versuchen", die alte Frau trat der Jägerin näher und hob die Handfläche des erschrockenen, jungen Mädchens. Sie streichelte mehrmals die kleinen Hände der Jägerin und suchte alle Runzeln auf ihren Händen. „Ich sehe viele, viele Kämpfe. Erfolgreiche Kämpfe. Außer einem", sie blickte Buffy tief in den Augen. „Dieser einzige, verlorene Kampf wird noch sehr viele Probleme verursachen. Dieser einzige Kampf wird dir das Leben kosten."

„Nein", Buffy zog ihre Hände erschrocken weg. „Nein, nein, nein", skandierte sie erschrocken und bevor Spike sie aufhalten könnte, rannte sie weg.

*****


„Buffy", drehte sich Spike um, um der Jägerin nachzurennen, aber seinen Arm wurde grob angegriffen. „Was ist …", er blickte verständnislos die Zigeunerin an.

„William, bitte", zog die Zigeunerin ihn zurück. „Du musst mir eine Sache versprechen. Wenn du den Kampf überlebst, dann wirst du die Jägerin töten, dann wirst du mit ihrem Tod die Welt retten."

„Ich kann … ich kann es nicht tun. Ich liebe sie. Mehr als mein Leben und Unleben."

„Ich weiß es, William", sie blickte ihn traurig an. „Aber genau deswegen musst du das tun. Wenn du sie wirklich liebst, dann wirst du es tun, dann musst du es tun."

„Nein, das … das werde ich nicht machen", schüttelte Spike die Hand der Zigeunerin ab und rannte der Frau nach, die er liebte, die er von der ganzen Welt retten wollte.

Von der ganzen Welt, die seine Jägerin gerade vernichten wollte. Von der ganzen Welt, die sie von ihm wegnehmen wollte. Endlich fand er die Person, die er aus ganzem Herzen liebte, für die er jeder Zeit gestorben wäre. Und genau jetzt musste er erfahren, dass er mit seinen eigenen Händen die Frau töten sollte, die er liebte. „Nein", brüllte er in die Nacht. Er konnte das nicht tun. Er wird das nicht tun. Er wird sie schützen. Er wird ständig an ihrer Seite sein. Und wenn der Moment doch kommen würde, dann wird er sein Leben opfern, um sie zu retten.

Er wusste nicht wie, aber plötzlich befand er sich vor der Eingangstür des Hauses der Jägerin. Er öffnete sie, trat rein und vorsichtig belauschte er die leisen Geräusche, die von oben kamen. Es hörte sich so an, als ob jemand weinen würde. Langsam ging er die Treppe hoch und erschrocken bemerkte er Joyce, die vor Buffys Zimmertür kniete.

„Buffy, Liebes, öffne die Tür. Hörst du mich, mein Liebling", versagte ihr die Stimme, als sie anfing wieder zu weinen. „Buffy", flüsterte sie und legte ihre Hand auf die Tür.

„Was ist passiert?", der blonde Vampir trat hinter sie und kniete sich hin. „Joyce", er berührte die Schulter der Frau vorsichtig. „Joyce, was ist passiert?"

„Sie … sie rannte ins Haus", die blonde Frau blickte ihn an. „Sie sprach … über eine Zigeunerin, dann … dann über einen mächtigen Vampir und über Tod. Über ihren Tod", die Tränen rollten über ihre Wangen runter. „Ich … ich versuchte mit ihr zu sprechen, um … über diese Sache mehr zu erfahren, aber … aber sie hat mich einfach weggestoßen. Mich", sie legte ihre Hand auf ihre Brust und für einen Moment konnte sie wegen Geschluchze nicht sprechen, „mich, ihre eigene Mutter, stieß sie weg und bevor ich ihr ins Zimmer nachgehen konnte, schloss sie die Tür und … und seitdem …"

„Joyce", umarmte Spike die weinende Frau zärtlich. „Kann auch ich versuchen, mit ihr zu sprechen? Wenn Sie es mir erstatten würden, dann …"

„William", sie legte einen Finger auf die Lippen des Vampirs, bevor er seinen Satz noch beenden könnte. „Sie ist meine Tochter, die ich liebe, die ich nie verlieren möchte. Würden … würden Sie mir helfen, William? Würden Sie meine Tochter schützen, wenn … wenn jemand sie …"

„Immer", fiel der Vampir ihr schnell in die Rede, bevor sie noch das gefürchtete Wort aussagen könnte. „Ich werde immer an ihrer Seite sein. Ich werde ihr immer helfen."

„Ich danke Ihnen, William", Joyce neigte sich dem Vampir näher, hauchte einen leichten Kuss auf seine Stirn, dann stand sie langsam auf. „Ich glaube, es ist besser, wenn ich Sie jetzt allein lasse. Vielleicht … können Sie meine Tochter schneller überreden, die Tür zu öffnen, wenn ich … ich weggehe." Einen Moment lang starrte sie die Tür traurig an, aber dann drehte sie sich schnell um und verschwand hinter der Tür ihres Zimmers.

Der blonde Vampir blieb noch Momente lang an der Stelle, wohin er sich zuvor hingekniet hatte. Die Worte, die er eben von Joyce gehört hatte, echoten immer noch in seinen Ohren. ‚Würden Sie mir helfen, William? Würden Sie meine Tochter schützen?' Und seine Antwort war immer ein sicheres „JA". Ja, er wird alles tun, um die Jägerin schützen, retten zu können. Ja, er wird alles tun, um das Böse zu besiegen, bevor er dem Tod der geliebten Person zusehen müsste. Mit einem lauten Seufzer stand er auf und klopfte leise an die Tür.

„Buffy, Pet, ich bin es. Bitte, lass mich rein. Wir müssen unbedingt miteinander reden. Aber … ich kann es nicht tun, wenn ständig eine Tür zwischen uns steht. Wenn du sie öffnen würdest, dann wäre es viel einfacher. Glaub mir."

Keine Geräusche. Die Person, auf die er gewartet hatte, bewegte sich in dem Zimmer nicht. Und es bedeutete nur eine Sache. Sie wollte ihn nicht einlassen. Sie wollte mit ihm nicht sprechen. Aber er war doch ein hartnäckiger Vampir, der es so leicht nie aufgeben würde.

„Buffy, ich werde nicht weggehen. Wenn ich die ganze Nacht vor deiner Tür verbringen soll, dann werde ich es tun. Aber ich werde nicht weggehen. Auf keinen Fall. Hörst du mich", redete er immer lauter. „Oder sollte ich diese Tür einfach einschlagen? Du hast die Wahl. Öffnest du die Tür oder werde ich sie in kleine Stücke brechen. Eins … zwei …"

„Komm rein, Spike."

Er drückte die Türklinke langsam runter und die Tür schloss sich auf. Mit vorsichtigen Bewegungen trat er ins Zimmer rein und fast sofort erblickte er sie. Sie saß mit hochgezogenen Beinen auf dem Boden, lehnte sich dem Bett hinter ihrem Rücken und starrte mit einem leeren Blick ins Nichts. Ihre Augen und ihre Wangen waren von dem Weinen immer noch nass und rot.

„Was für ein Gefühl ist es?"

„Wie bitte?", blickte Spike die Jägerin verblüfft an.

„Was für en Gefühl ist, wenn jemand stirbt? Ist es schmerzhaft? Oder fühlt man in dem Moment keine Schmerzen mehr?"

„Buffy … ich …", stammelte Spike, als er die beruhigende Worte suchte, die er jetzt so sehr brauchte.

„Wird er mich schnell töten, oder soll auch ich solchen Quälen erleben, die Nikki Wood erleben musste?"

„Ich werde es nie zulassen", eilte Spike zu ihr, kniete sich neben ihr hin und griff ihre Arme grob an. „Hörst du mich?", schüttelte er sie. „Ich werde es nie zulassen."

„Ich habe Angst", sie blickte ihn endlich an. „Ich habe Angst, dass ich im letzten Moment um Gnade flehen werde. Ich habe Angst davor, dass ich als ein Feigling sterben werde."

„Du. Wirst. Nicht. Sterben.", sanft legte er seine Hände um ihr Gesicht. „Als dein Beschützer sage ich es dir. Du wirst nicht sterben, Buffy."

„Aber die Zigeunerin hat es schon vorausgesagt."

„Keiner von uns kennt die Zukunft. Wir müssen nur aufpassen, vorsichtig sein und wir werden unser Schicksal meiden", flüsterte er und bevor die Jägerin etwas erwidern konnte, küsste er sie leidenschaftlich. Er schloss seine Augen und genoss den Moment, von dem er schon so oft geträumt hatte. „Ich liebe dich, Buffy", hauchte er, als ihre Lippen sich voneinander getrennt hatten.

Die Augen der Jägerin weiteten sich und sie öffnete mehrmals ihren Mund, um ihm etwas zu erwidern.

„Es tut mir Leid", der Vampir zog sich von ihr zurück. „Ich dürfte es nicht tun. Nicht gerade jetzt. Es war unfair von mir. Es … es …"

„William, ich danke dir", lächelte sie ihn sanft an.

Seine Miene musste wohl vollkommen verblüfft sein, weil die blonde Frau vor ihm amüsant auflachte. „Buffy, ich … „

„Ich danke dir für alles, William, was ich von dir während diesem Jahr bekommen habe. Ich danke dir für deine Freundschaft und Fürsorge, für dein Verständnis und Feingefühl. Ich danke dir, dass du immer an meiner Seite gestanden hast, sowohl in den schlimmen, als auch in den besten Momenten. Und ich danke dir für den Satz, auf den ich als Mädchen ein Leben lang gewartet habe." Auf ihren Lippen erschien wieder ein leidenschaftliches Lächeln, dann schloss sie ihre Augen, lehnte sich dem Vampir näher und küsste ihn mit der Ungeschicktheit einer Unerfahrenen zurück.

Wenn er nicht ein totes Herz gehabt hätte, dann hätte es jetzt bestimmt heftig gehämmert. Konnte das wirklich wahr sein? Gab es wirklich ein Mädchen, das ihn liebte? Ihn den Vampir und den Mann gleichzeitig. Gab es wirklich eine Person, die ihn akzeptieren konnte? Langsam nahm Spike die blonde Frau in seinen Armen, gab ihr einen schnellen und leichten Kuss und stand mit ihr vorsichtig auf, um sie auf das Bett zu legen, um ihr das Himmelreich zeigen zu können.

„Buffy", er spielte mit ihren Locken, um seine Nervosität zu überspielen, „willst du …"

„Ja, ich will", fasste sie seine leicht zitternde Hand sanft an und führte sie zu den Knöpfen ihrer Bluse. „Ich will", wiederholte sie kaum hörbar und mit einem Kopfnicken gab sie dem Vampir die Erlaubnis ihren Busen zu entdecken.

Mit vorsichtigen Handbewegungen knöpfte er die weiße Bluse auf und langsam legte er seine Hand auf ihre zarte Haut. Er streichelte sanft den warmen Körper unter seinen Händen, dann beugte er sich nach vorne, um auch mit seinem Mund die Wölbungen der Jägerin zu entdecken. Nach lustvollem Stöhnen wurde er immer mutiger und langsam fuhr er mit seinem Entdeckungsweg in Richtung des Nabels fort, wo er mit seiner Zunge mehrere kleine Kreise machte. Langsam zog er den Reißverschluss der Hose der blonden Frau auf und als Einverständnis hob die Jägerin ihre Hüfte langsam auf, um ihm zu helfen, ihre Hose und ihren Tanga herunterziehen zu können.

„Du bist wunderschön", sagte er aufmunternd, als er auf ihren rasenden Herzschlag aufmerksam wurde. „Aber wenn du eine Pause brauchst, dann können wir aufhören, Liebes."

Als Antwort kam ein heftiges Kopfschütteln und lustvoll streichelte er den nackten Körper vor ihm. Erst nur ihre Arme, dann ihren Oberkörper und langsam fand er mit seinen Finger ihre Hüfte, dann ihre Beine, die er langsam aufsperrte, um die himmlische Duft zwischen ihren Schenkel riechen zu können. „Du bist wunderschön", wiederholte er noch einmal, bevor er sie mit seiner Zunge kostete.

„Oh, mein Gott", stöhnte die Jägerin auf und Spike beschleuderte seine Bewegungen, bis er der geliebten Frau zu dem Höhepunkt der Wollust helfen konnte.

„Ich liebe dich", hauchte er auf Buffys Bauch einen leidenschaftlichen Kuss und gab ihr ein paar Minuten, damit sie sich wieder beruhigen konnte. „Kann die nächste Runde kommen?", fragte er mit einem verführerischen Lächeln.

*****


„Komm zu mir."

Der blonde Vampir war sofort wach. Er sah sich im dunklen Zimmer um, roch mehrmals in die Luft, aber er konnte nichts Ungewöhnliches entdecken. Er war immer noch im Bett. Mit Buffy, mit der Jägerin, mit seiner Liebe.

„Ich liebe dich, meine Schönheit", er streichelte ihren Rücken sanft und wollte auf ihre Schulter einen Kuss hauchen, aber plötzlich fühlte er sich plötzlich elend. Seine Hände zitterten, es schwindelte ihm und er hatte furchtbaren Brechreiz.

„Komm zu mir", hörte er wieder die Stimme, die ihn aufgeweckt hatte.

„Was? Wie?", er sah sich wieder um und er hatte das Gefühl als ob sich im Zimmer Schatten bewegt hätten. „Wer ist da?", fragte er, aber es gab keine Antwort. Alles war wieder still. „Was geht hier vor?", murmelte er und auf wackeligen Beinen ging er im Zimmer auf und ab, bis er in der Dunkelheit seine Kleidungstücke finden konnte.

„Komm zu mir."

„Wer bist du?", er drehte sich blitzschnell um, aber außer der schlafenden Jägerin gab es im Zimmer keine andere Person. Im nächsten Moment hörte er merkwürdige Geräusche, rannte zur Tür, öffnete sie und trat raus. Das ganze Haus war still. Kein Licht, keine Geräusche. „Was ist mit mir los?", schüttelte er seinen Kopf und ging auf der Treppe runter, um eine Tasse Blut zu trinken.

„Komm zu mir, William", hörte er wieder die Stimme, die jetzt so bekannt klang. „Ich warte auf dich", fuhr die Stimme fort. „Du sollst mich finden, William."

Mit geweiteten Augen starrte Spike die Eingangstür an. Jemand war da. Jemand stand vor der Tür. Jemand, den er fast ein Jahr lang nicht mehr gesehen hatte. Mit zitternder Hand faste er die Klinge der Tür an, drückte sie herunter und öffnete sie.

„Hallo, Spikey."

Fortsetzung???
Kapitel 6 by mendalizy
„Es war einmal …


Kapitel 6


Es klopfte an der Tür. Es klopfte wieder, aber diesmal hastiger.

„Ja, ja. Ich komme schon“, Giles näherte sich der Tür. „Was kann denn so wichtig sein? Buffy?“, verblüfft blickte er das junge Mädchen an. „Was ist passiert?“

„Er … er ist verschwunden.“

„Wer ist verschwunden, Buffy?“

„Ich habe ihn schon überall gesucht, Giles“, Tränen erschienen in den Augen der Jägerin. „Und … und ich konnte ihn nicht finden. Ich habe so große Angst, Giles. Die Sonne scheint schon und er ist … nicht zu Hause.“

„Von wem redest du, Buffy?“

„Spike.“

„Oh, mein Gott. Beruhige dich doch“, der Wächter fasste Buffys Schulter sanft an und zog sie mit sich in die Wohnung. “Wie oft hat er schon den Tag an so genannten „geheimen“ Stellen verbracht?“

„Aber das ist mal was anders. Unsere Tür stand weit offen, als ich morgen aufstand und ich fand vor der Tür Blutflecken. Es sah so aus, als ob jemand da gekämpft hätte. Und er ist verschwunden …“, ihr brach die Stimme.

„Okay“, nickte Giles. „Es ist wirklich merkwürdig. Erzähl mir alles, was ihr gestern erlebt, gesehen habt und wir versuchen herauszufinden, was passieren konnte. In Ordnung?“

„In Ordnung“, Buffy setzte sich mit einem lauten Seufzen auf Giles’ Couch und legte ihren Kopf in ihre Hände. „Erst haben wir eine Zigeunerin getroffen. Sie kam, um Spike zu warnen.“

„Warnen?“, neugierig blickte der Wächter die Jägerin an. „Wovor?“

„Die Zigeunerin sagte so etwas wie, dass das Böse seine Kräfte sammelt, dass es immer stärker wird und die einzige Person, die es aufhalten kann, ist ein beseelter Vampir.“

„Spike“, flüsterte Giles.

„Ja, aber … aber die Zigeunerin konnte es uns nicht sagen, ob er den Kampf mit dem Bösen überleben wird. Sie sagte, es wird Frage der Zeit sein.“

„Und?“, musterte er die blonde Jägerin neugierig.

„Sie wahrsagte mir aus meiner Handfläche.“ In Buffys Augen erschienen wieder Tränen. „Sie sagte, dass … dass ich sterben werde, weil ich irgendwann einen Kampf verlieren werde und dass mein ehemaliger Gegner zurückkommen wird, um mich zu töten. Aber … aber ich habe noch keinen Kampf verloren. Keinen“, sie sprang auf und fing an, im Zimmer auf und ab zu gehen. „Und … und sie sagte noch, wenn Spike verlieren wird, dann werde auch ich mit ihm sterben, aber wenn er den Kampf gewinnt, dann … dann wird er mich töten. Die ganze Sache ist Irrsinn. Es kann nur Irrsinn sein, nicht wahr, Giles“, erschrocken blickte sie den Engländer an.

Der Wächter drehte sich langsam um und trat zu dem Regal, wo er seine Wächterbücher aufbewahrte. Mit zitternder Hand suchte er die Bücher, die er über die Taten seiner geliebten Jägerin geschrieben hatte und kehrte zum Tisch zurück. Vorsichtig legte er die Bücher hin und nahm am Tisch Platz. „Buffy, wir können nur eine Sache tun.“

„Was wäre das“, die Jägerin setzte sich neben den Wächter hin.

„Wir sollten die Erzählungen deiner Kämpfe noch einmal durchlesen und den Kampf finden, über den die Zigeunerin gesprochen hatte. Dann haben wir vielleicht eine Chance, damit du deinen Gegner besiegen kannst.“

„In Ordnung“, Buffy griff nach dem ersten Buch und öffnete es.

*****

„Oh, bist du endlich wach, Spikey.“

Erst dachte der blonde Vampir, dass er nur einen schlechten Traum gehabt hatte, dass er die ganze Sache nur geträumt hatte. Aber alles war so real. Die Stimme. Der Geruch des Blutes, seines eigenen Blutes. Dann der Schmerz. Überall an seinem Körper.

„Öffne deine Augen, Childe.“

Wieder diese bekannte, männliche Stimme. Aber etwas stimmte nicht. Childe?! Sein Sire war schon tot. Sie wurde fast vor einem Jahr getötet. So dann, es war doch ein Traum.

„Öffne deine Augen, Childe“, brüllte die männliche Stimme wieder, die Spike sofort in die Gegenwart zurückbrachte. Leider. Der Schmerz durchfloss seinen ganzen Körper. Das Seil um seine Handgelenke, das ihn in einer vertikalen Position gehalten hatte, bohrte sich in sein Fleisch.

Er erinnerte sich wieder. Angelus kam zurück und wartete auf ihn vor dem Haus der Jägerin. Aber Spike konnte immer noch nicht verstehen, wie ihn die Geißel Europas mit der Hilfe des Lockrufes eines Sires aufwecken und herausrufen konnte. Angelus war doch nicht sein Sire.

„Soll ich es dir noch einmal sagen, Childe“, griff Angelus in Spikes Haar hinein und schüttelte ihn kraftvoll.

„Ich … bin nicht dein Childe“, flüsterte der blonde Vampir, als er seine verschwollenen Augen zu öffnen versuchte.

„Oh, doch“, Angelus ließ ihn los. „Du bist mein Childe. Damals wollte ich dich beschützen, als ich allen verschwieg, dass ich dich verwandelt habe. Drusilla hat dich nur erzogen, sie passte nur auf dich auf. Aber“, er sah Spike tief in die Augen, „ich bin dein Sire.“

„Mich beschützen“, lachte der Blonde erbittert auf. „Wovor?“

„Vor Darla“, fuhr Angelus in einem leisen Ton fort. „Sie erlaubte mir nicht, Childe zu verschaffen. Sie tötete alle meine Childes, außer Drusilla. Mit ihren Visionen war sie eigenartig und nur deswegen durfte sie am Leben bleiben. Aber du warst so anders, als die Anderen. Du warst schlau, grausam, schnell und süß“, Angelus streichelte Spikes Gesicht. „Und ich wollte dich nicht verlieren. Auf keinen Fall. Aber nach der Seelensache“, sich ekelnd trat Angelus nach hinten, „wollte ich nicht mehr, dass es zutage kommt, wer du bist. Bis jetzt. Es interessiert mich nicht mehr, wer mein Geheimnis erfährt, weil du nicht mehr lang existieren wirst. Wir warten noch auf deine nette, süße Freundin“, ein grausames Lächeln erschien auf seinen Lippen, „dann töte ich euch beide.“

„Nein, nein, nein“, skandierte Spike und zerrte seine Fesseln.

„Wir sollten nur entscheiden, wer von euch als Erstes sterben soll. Du, vielleicht? Nein“, der Vampir hob warnend seinen Zeigefinger. „Wie könntest du sonst zusehen, wie dein Liebling zu Tode gefoltert wird.“

„NEIN!“

*****

Der Himmel wurde immer heller, als die Sonne am nächsten Morgen langsam aufging. Außer einer jungen Dame, die mit ihrem roten Cabrio auf einer Nebenstraße sauste, schlief die ganze Stadt noch. Die junge Jägerin liebte diesen Zeitpunkt. Sie war auf den Straßen allein, sie brauchte sich mit dem Verkehr nicht zu beschäftigen und sie konnte die ganze Kraft ihres Wagens ausnutzen. Jetzt brauchte sie diese Ruhe des Verkehrs, die Raserei, um klar zu denken, um die Ereignisse des letzten Tages wieder gründlich zu durchdenken.

Angelus, die Geißel Europas, der grausamste Vampir der Welt wollte sie und Spike töten. Wie konnte sie damals so dumm sein, als sie nicht überprüft hatte, ob der Vampir den Absturz überlebt hatte oder nicht. Während den Jahren beging sie nur einen Fehler. Und würde dieser eine Fehler ihr das Leben kosten?

„Nein, nein, nein“, skandierte Buffy heftig. „Das wird nicht vorkommen“, flüsterte sie. „Ich bin stärker. Wenn ich ihn einmal besiegen konnte, dann kann ich es wieder tun. Ich muss nur an mich glauben.“

In der Ferne erschien das Gebäude des alten Herrenhauses, wo die Vampire Unterkunft gefunden hatten. Nach der langen, nicht erfolgreichen Recherche bei Giles verlor die blonde Jägerin ihre Geduld und ging zu dem besten Spitzel, den sie nur kannte – Willy. Wie immer wollte der Barkeeper ihr nicht helfen, aber sie wusste, wie sie ihn überreden konnte. Ein paar gut gezielte Schläge trafen ihm ins Gesicht und er wurde gesprächig. Angelus war der Führer der ganzen Vampirfamilie und Riley Finn, der 100 Jahre alte Vampir war sein Partner, der fast jeden Abend ein neues Childe erschaffen hatte. Während den letzten drei Monaten, die sie schon hier in der Stadt verbracht hatten, konnte er schon sehr – sehr viele Nachkommen zum Leben bringen. Erst wunderte sich Buffy, wie Angelus und Riley so viele Childes füttern konnten, aber die Vampire hatten ganz andere Pläne. Sie wollten die beste und stärkste Vampirfamilie erschaffen, deswegen ließen sie nur die schnellsten, grausamsten und bösartigsten Neulingen am Leben. So wusste schon Buffy, warum sie und Spike keine Leichen gefunden hatten – es gab keine Leichen, nur Asche.

Buffy schaltete die Schweinwerfer aus, fuhr mit dem Auto immer langsamer, bis sie am Rand der verlassenen Autostraße geparkt hatte. Bis zum Herrenhaus musste sie noch eine Weile lang spazieren, aber sie wollte mit ihrem Wagen nicht zu nahe fahren. Es war zu riskant. Obwohl ihr Auto ziemlich leise war, wollte sie den Vampiren keine Chance geben, die Geräusche des Motors zu hören.

Sie stieg aus, nahm ihren Rücksack vom Gepäckraum heraus und prüfte ihre Rüstung noch einmal – Pflöcke, der Bogen mit den Pfeilen, ein Kreutz, Weihwasser und ihr beliebter Säbel. Danach, was sie von Willy erfahren hatte, musste sie sich auf einen harten Kampf vorbereiten. Auf einen Kampf auf Leben und Tod. Es störte sie nicht mehr, endlich konnte sie sich beruhigen. Sie war doch die Jägerin und die Jägerinnen lebten nicht zu lang und sie musste es akzeptieren. In diesem Moment hatte sie nur ein Ziel – wenn sie heute sterben musste, dann wollte sie die meisten Vampire töten, die sie nur konnte. Die junge Frau holte einen tiefen Atemzug, nahm ihren Rücksack auf und mit langen Schritten näherte sie sich dem alten Gebäude.

Buffy benutzte jede Deckung, die an der Gegend befindlich war – Bäume, Ruine von ehemaligen Häusern. Ein paar Momente verbrachte sie hinter ihnen, um die Gegend zu belauschen, um die Wachposten zu finden. Die Sonne, die auf dem Himmel langsam aufging, war sowohl ihr Helfer, als auch ihr Feind. Sie musste davor nicht fürchten, an das offenen Gelände Vampire zu finden, aber sie musste sich sehr vorsichtig bewegen, weil mit Hilfe der Sonne konnten die Vampire sie ziemlich schnell bemerken. Und ja, sie hatte Recht. In den Schatten des Herrenhauses gab es Posten, die sich in den Schatten des Gebäudes bewegten und die Gegend späten.

Ein schwaches Lächeln erschien auf den Lippen der Jägerin. Sie nahm ihren Rücksack ab und holte ihren Bogen und zwei Pfeile hervor. Der Bogen wurde entsichert und im nächsten Augenblick flogen zwei Peile schnell hintereinander, um ihr Ziel zu erreichen. Die Vampire hatten keine Chance, bevor sie die Pfeile bemerken könnten, waren sie nur ein Haufen Asche. „Das ging schnell“, murmelte Buffy, als sie ihren Bogen wieder in ihrem Rücksagt versteckt hatte. Obwohl es keinen weiteren Posten gab, näherte sich die Jägerin immer noch vorsichtig. Sie wollte doch keine Überraschungen.

„Wir warten noch auf deine nette, süße Freundin, dann töte ich euch beide.“

Die männliche Stimme, die Buffy in der Nähe des Herrenhauses hörte, war ihr bekannt. Sehr bekannt. Angelus.

„Nein, nein, nein.“

Sie blieb plötzlich stehen und ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Das war Spike. Er lebte! Unwillkürlich erschien ein breites Lächeln auf ihren Lippen und seufzte erleichtert auf. Vorsichtig trat sie zu einem Fenster und blickte hinein. Ihr Lächeln verschwand sofort. Spike war mit Seilen an der Wand gefesselt, die sich in sein Fleisch bohrten. An seinen Handgelenken erblickte sie tiefe, blutende Wunden, die die Seile verursachten, wenn er an seinen Fesseln zerrte. Sein Gesicht war verschwollen. Er war bestimmt verprügelt worden. Sein Hemd war an mehreren Stellen zerrissen und an seinem Oberkörper waren tiefe Schnittwunden und schlimme Brandwunden sichtbar. Er war nicht nur verprügelt, er war auch gefoltert worden.

Wir sollten nur entscheiden, wer von euch als Erstes sterben soll. Du, vielleicht? Nein“, der Vampir hob warnend seinen Zeigefinger. „Wie könntest du sonst zusehen, wie dein Liebling zu Tode gefoltert wird.“

„NEIN!“

Spikes verzweifeltes Gebrüll echote noch lang in den Ohren der Jägerin. Der Anblick des gefolterten Vampirs schnürte ihr das Herz zusammen. Aber jetzt musste sie den geliebten Vampir vergessen. Wenn sie gewinnen wollte, dann brauchte sie klaren Kopf. Schnell zählte sie die Vampire im Hause. Außer Angelus sah sie noch mindestens 20 – 25 Vampire – zu viel. Aber sie hatte einen winzigen Vorteil. Die Vampire wussten nicht, dass sie hier war und sie kannte schon Angelus’ Plan. Er wollte sie genauso töten, wie damals die andere Jägerin – Nikki Wood.

*****

„Ich fahre mit“, öffnete Joyce die Tür von Giles’ Kiefer und nahm neben dem bestürzten Mann Platz.

„Wie bitte?“

„Ich fahre mit. Buffy ist meine Tochter, also will ich da sein, wenn sie in Schwierigkeiten steckt.“

„Oh, Miss Summer, ich …“

„Joyce“, fiel die braunhaarige Frau dem Wächter in die Rede.

„Okay, Joyce“, holte Giles einen tiefen Atemzug, „ich glaube nicht, dass es eine gute Idee wäre. Buffy, Ihre Tochter ist … ist … eine …“

„… Jägerin“, vollendete sie den Satz und blickte den Engländer amüsiert an, als sie seine verdutzte Miene erblickte. „Ich weiß es. Oh, und noch etwas. Ich weiß es auch, dass Spike ein Vampir ist.“

„Oh, mein Gott“, seufzte der Wächter auf. „Aber es wäre doch besser, wenn Sie jetzt hier bleiben würden, Joyce“, versuchte es Giles noch einmal. „Ich … ich muss erst herausfinden, wohin Buffy gegangen ist und es kann gefährlich sein.“

„Oh, das brauchen Sie doch nicht tun. Buffy ist gerade in dem alten Herrenhaus, um Spike zu befreien.“

„Woher? Wie?“

„Laut der Nachricht, die ich heute früh von Buffy bekommen habe, suchte sie eine Bar auf. Wallis oder Woody …“

„Willy’s Bar. Buffy war in Willy’s Bar“, murmelte Giles vor sich.

„Ja, genau. Willy und von ihm bekam sie die Information, dass die Vampire, die sie und Spike schon lange gesucht hatten, hier eine Unterkunft gefunden haben. Also“, Joyce blickte den Engländer erneut an, „worauf warten wir noch. Fahren wir endlich los.“

„Bevor wir losfahren“, wandte sich Giles zu seinem Fahrgast, „muss ich etwas noch fragen. Wissen Sie, was bedeutet eine Jägerin zu sein?“

„Ob ich weiß, dass die Jägerinnen ständig mit Dämonen kämpfen, dass sie die Menschheit zu retten versuchen, dass sie zu jung sterben müssen? Spike hat mir alles erzählt. Ich weiß sogar von der Zigeunerin und auch von ihrer Voraussage. Und wenn meine Tochter heute wirklich sterben muss, dann will ich da sein. Es interessiert mich nicht, dass mein Leben auch in Gefahr sein könnte. Ohne meine kleine Buffy kann ich mir mein Leben nicht vorstellen.“

„Ich wollte Sie nur warnen“, murmelte der Wächter, als er den Motor startete. „Ich dachte nie, dass Sie von Buffy und von Spike soviel wissen. So lange versuchte Buffy ihr anderes Leben geheim zu halten.“

„Oh, nach dem gestrigen Abend gibt es für mich keine Geheimnisse mehr. Ich bin sogar froh, dass ich Spike erlaubt habe, meine Tochter zu lieben.“

„Was?“

„Es ist keine so große Sache. Als Mutter wusste ich immer, dass meine Tochter eines Tages die wahre Liebe finden wird. Ich dachte nur nie, dass sie diese Liebe von einem Vampir bekommen wird, dass der erste Mann in ihrem Lebens ein Vampir sein wird.“

„Was?“, erschrocken trat Giles auf die Bremse.

*****

„Ich habe ein schlimmes Gefühl, Spikey“, Angelus ging vor dem blonden Vampir nachdenklich auf und ab. „Dein Liebling hat dich vergessen.“

„Nein“, kam die kaum hörbare Antwort.

„Was meinst du?“, der braunhaarige Vampir trat vor sein Childe und hob dessen gesenkten Kopf, um ihm in die Augen zu sehen. „Wird sie länger aushalten, als dein anderer Favorit? Wie hieß sie?“

„Nikki Wood.“

„Oh, du erinnerst dich noch an sie. Träumst du noch von ihr? Siehst du noch ihr Gesicht, ihre Augen? In meinen schönsten Träumen blickt sie mich mit ihren angstgefüllten Augen immer noch an. Als sie erkannte, dass sie nicht gewinnen kann, dass sie den Kampf nicht überleben wird, dass sie in den Händen eines Vampirs sterben muss. Oh, das war der wunderschönste Moment. Aber ich glaube, nach diesem Abend werde ich von einer anderen Jägerin träumen“, flüsterte er seinem Childe ins Ohr, bevor er Spikes Kopf losließ.

„Du … wirst sterben, Angelus.“

„Wie oft habe ich das schon gehört, Spikey“, lachte Angelus grausam auf. „Und ich bin immer noch hier. Es gibt keinen Dämon, keinen Mensch, der mich töten könnte, Childe. Keiner“, brüllte er Spike ins Gesicht.

„Oder vielleicht doch?“

„Was?“, der gefährlichste Vampir der Welt drehte sich blitzschnell um. „Wie?“, starrte er die junge Jägerin an, die mit langsamen Schritten ihm näherte.

„Wie ich reinkommen konnte?“, ein selbstsicheres Lächeln erschien auf Buffys Lippen, als sie die bestürzte Miene ihres Gegners erblickte. „Deine so genannte „Vampirarmee“, sprach Buffy in einem spöttischen Ton, „war die jämmerlichste Bagage, die ich je gesehen habe. Erst die Posten“, sie machte einen Schritt auf die fünf Vampire zu, die mit Spike, Angelus und dem Leutnant in einem Raum waren, „die mich mit ihren exzellenten Vampiraugen nicht bemerken konnten. Nun, das kostete ihnen das Leben. Wie schade“, boshaft lächelte sie Angelus an, als der Vampir vor Wut aufknurrte. „Dann kommt diese Fenstersache. Wie oft musste ich meine Mutter warnen, dass sie die Fenster des Hauses nachts immer schließen sollte. Niemand weiß, wer die Gelegenheit ausnutzen könnte, ins Haus einzusteigen, um die Bewohner zu töten.“

„Nein! Nein! Nein!“, schrie Riley auf, als er den Sinn der Worte der Jägerin verstanden hatte. „Das kann doch nicht wahr sein. Du bist nicht so stark und klug, um das machen zu können.“

„Wenn du mir nicht glaubst“, zuckte die Jägerin die Achseln, „dann schau mal nach.“

„Ich werde es tun“, der Leutnant ging an Buffy vorbei, um ins Schlafgemach seiner Childe zu eilen. „Du, Schlampe“, schrie er auf, dann verließ er mit funkelnden Augen den leeren Raum. „Ich werde dich töten“, zischte er und wechselte sein Gesicht. „Ich werde dich in Stücke reißen“, seine langen, spitzen Vampirzähne erschienen, während er die Jägerin anknurrte. „Während ich dich langsam zum Tode foltere, werde ich dir die Namen von meinen Childes beibringen, die du in dem Zimmer gepfählt hast. Jungs“, er wandte sich zu den drei übrig gebliebenen Vampiren, „schnappt sie.“

„Sire“, nickten die jungen Vampire.

„Das ist doch …“, murmelte Angelus kaum hörbar, als er die geschickten Bewegungen, die ausgezeichnete Kampftechnik der Jägerin begutachtete. Die drei jungen Vampire waren wirklich gute Kämpfer, aber sie hatten gegen die blonde Frau keine Chance. Die Schläge der jungen Vampire erreichten ihre Gegnerin nicht – die blonde Jägerin war einfach schneller. Es sah so aus, als ob sie die Gedanken der Neulinge lesen könnte. „Du hast sie trainiert“, knurrend wandte sich Angelus an Spike.

„Natürlich“, erschien ein breites, selbstzufriedenes Lächeln im Gesicht des blonden Vampirs.

„Du wirst dafür zahlen!“, brüllte Angelus und hob seine Hand, um seinem Childe ins Gesicht zu schlagen, als ein verzweifelter Schrei ihn aufhielt. Er drehte sich in Richtung des Schreies und sah erschrocken zu, wie auch der letzte junge Vampir zu Staub wurde.

„Nein!“, schrie Riley Finn verzweifelt auf. „Was hast du gemacht?“, er musterte mit seinen gelben Vampiraugen die Jägerin.

„Oh“, lachte Buffy amüsant auf. „Ich habe nur meine Arbeit gemacht. Ich bin doch die Jägerin, die das Böse vernichtet. Oder hast du das schon vergessen, Leutnant?“. In der Stimme der Jägerin war der Abscheu sehr gut hörbar, als sie sich mit langsamen, gefährlichen Schritten dem Vampir näherte.

„Worauf wartest du noch“, Angelus blickte seinen Kameraden an. „Greif sie an und töte sie endlich.“

„Ich glaube nicht, dass er es machen wird“, ein verächtliches Grinsen erschien auf Buffys Lippen. „Er hat keinen Mut dazu.“

„Wie meint sie das?“, der braunhaarige Vampir wandte sich an Riley.

„Du hast dich mit dem falschen Vampir verbündet, Angelus. Er ist ein Feigling, ein Schleicher. Er sucht immer einen starker Partner, der ihn schützen kann; verwandelt viele Menschen, die später an seiner statt kämpfen werden. Und er ist der Erste, der flüchtet, wenn die Lage aussichtslos wird.“

„Ist das wahr, Riley?“, knurrte Angelus gefährlich.

„Nein“, kicherte der Leutnant nervös. „Glaub ihr doch nicht. Sie ist eine Jägerin. Sie … sie will dich nur verwirren. Ich bin doch mehr als 100 Jahre alt. Das … das bedeutet schon etwas.“

„Dann töte sie“, Angelus zeigte erneut auf die Jägerin, die laut auflachte, als Riley sich plötzlich umdrehte, um sein jämmerliches Unleben zu retten. Sein Plan funktioniert nur so weit, bis er die Tür erreichte und sie aufmachte. Im nächsten Moment schrie Riley Finn ein letztes Mal auf, kurz bevor er in dem Sonnenlicht zu Staub wurde.

„Das ging doch schnell“, Buffy zuckte mit den Achseln. „Mit seiner Tat hat er mir eine Gunst erwiesen. Mit einem Feigling zu kämpfen, ist das Schlimmste, was ich mir vorstellen kann.“

„Ich bin kein Feigling“, ertönte Angelus hinter der Jägerin. „Ich bin gespannt, wie du mich besiegen willst, meine Liebe.“

„Wie ich es dir einmal schon gesagt habe, ich bin nicht deine Liebe“, zischte die Jägerin mit funkelnden Augen.

„Oh, doch, meine Schönheit“, der Vampir trat näher an Buffy heran, bis er mit seinen Fingern das Gesicht seiner Gegnerin streicheln konnte. „Mein Childe“, er blickte mit einem grausamen Lächeln auf Spike, „liebt dich, aber …“, er neigte sich der Jägerin noch näher, mit seinen gefährlichen, gelben Augen musterte er sie und mit seiner Zunge leckte er seine Vampirzähne wollüstig, „… ohne meine Erlaubnis kann er das nicht tun. Ohne meine Erlaubnis darf er nicht existieren, darf er sich frei nicht bewegen, darf er nicht lieben. Vielleicht …“, ein verruchtes Lächeln erschien auf seinen Lippen, „ … gibt es eine Möglichkeit, damit ich William erlauben könnte, dich zu lieben … wenn ich von dir schon eine Kostprobe bekommen habe.“

„Schwein“, hart schlug die junge Jägerin Angelus ins Gesicht.

„Oh, wie schön“, er wischte das Blut von seinem Mund ab. „Ich liebe es, wenn eine Frau hitzig ist.“

„Du wirst sterben!“

*****

Einerseits war Spike unendlich froh, dass die Jägerin da war, dass sie ihn nicht im Stich gelassen hatte. Anderseits war er unendlich traurig, dass sie da war, dass sie ihn unbedingt befreien wollte. Er kannte die Zigeuner und ihre Prophezeiungen waren immer wahr, ihre Visionen zeigten immer die Zukunft. Und die Zukunft, die Buffy und er erkennen mussten, war finster.

Seine geliebte Jägerin war klug, schnell und er hat ihr alles gelehrt; wie sie gegen einen Vampir kämpfen musste, welche Schwächen Vampire haben. Und Buffy war eine sehr gute Schülerin. In kurzer Zeit konnte sie fast die ganze Vampirarmee eliminieren. Als sie mit den drei übrig gebliebenen Neulingen gekämpft hatte, erschien unwillkürlich ein zufriedenes Grinsen auf seinem Gesicht, das leider auch Angelus bemerkte. Es war kein Geheimnis mehr, dass er sie kämpfen gelehrt hatte. Egal, dagegen konnte er nichts mehr tun.

Aber Buffy noch. Vielleicht hielt sie noch weitere Überraschungen, wie Rileys Geheimnis, in der Hinterhand. Er hatte Giles’ Recherchen nie hoch geschätzt, aber nach diesem Zwischenspiel mit dem Leutnant änderte er seine Meinung. Wenn er diesen Tag überleben würde, dann würde er der eifrigste Bücherwurm sein.

„Ich bin gespannt, wie du mich besiegen willst, meine Liebe.“

„Wie ich es dir einmal schon gesagt habe“, wandte sich Buffy an Angelus,“ ich bin nicht deine Liebe.“

„Oh, doch, meine Schönheit“, Angelus berührte Buffys Gesicht mit seinen schmutzigen Fingern. Am liebsten wäre Spike zu ihm gerannt und hätte ihm die Finger gebrochen. Er öffnete schon seinen Mund, um seinen Sire zu warnen, aber er hatte dafür keine Zeit, der ältere Vampir fuhr mit seiner Rede fort. „Mein Childe liebt dich, aber ohne meine Erlaubnis kann er das nicht tun. Ohne meine Erlaubnis darf er nicht existieren, darf er sich frei nicht bewegen, darf er nicht lieben. Vielleicht … gibt es eine Möglichkeit, damit ich William erlauben könnte, dich zu lieben … wenn ich von dir schon eine Kostprobe bekommen habe.“

„Schwein!“, brüllte Buffy und sie tat das, was Spike schon längst machen wollte – sie schlug der Geisel Europas hart ins Gesicht.

„Oh, wie schön“, lachte Angelus auf und wischte das Blut von seinem Mund ab. „Ich liebe es, wenn eine Frau hitzig ist.“

„Du wirst sterben!“

Mit schockierten Augen sah Spike zu, wie die zwei Gegner einander angegriffen. Ihre Augen funkelten vor Wut, aber ihre Gesichter zeigten keine Gefühle – sie kämpften auf Leben und Tot. Im Stillen betete Spike um ein Wunder. Die Jägerin war gut, geschickt, aber trotzdem … sein Sire war größer, starker, erfahrener. Auf dieser Welt lebte er schon Jahrhunderte und hatte mehrmals die Möglichkeit gehabt, Jägerinnen zu töten.

Am Anfang des Kampfes fühlte Spike noch, dass seine Geliebte gegen Angelus eine Chance hatte. Aber sein Gefühl hielt nur ein paar Minuten lang an. Leider. Dann konnte er nur zusehen, wie Buffy den Kampf langsam aufgab. Tränen erschienen in seinen Augen, als er Buffy verlieren sah. Immer mehrere Schläge trafen ihren Körper, von denen sie schwächer und langsamer wurde. Nach einer Weile konnte Angelus ihr mehrmals auch ins Gesicht schlagen und jetzt gab es auf ihrem Gesicht viele blutende Wunden, die sie beim Kämpfen nur störten. Blut floss in ihren Mund, in ihre Augen, sie versuchte es abzuwischen. Ohne Erfolg. Nach dem nächsten enorm starken Schlag platzte Buffys Augenbraue auf, ihr Auge quoll sofort zu und sie wurde auf ihrem rechten Auge vollkommen blind. Angelus griff ihren Arm leicht an, als sie mit ihren letzten Kräften den Vampir schlagen wollte und mit einer Bewegung brach er ihr ihn. Die Jägerin schrie schmerzhaft auf, aber bevor der Vampir sie losließ, traf er sie noch in ihre Seite und Spike hörte die Rippen nur so brechen.

„Hilf mir, Spike“, flüsterte Buffy, als sie mit einem klanglosen Plumps auf den Boden fiel.

„Oh, meine Liebe“, lachte Angelus grausam auf. „Er wird dir nicht helfen. Er kann dir nicht helfen, nicht wahr, Spikey? Nicht wahr, Spikey!“, brüllte er. Im nächsten Moment war er schon neben seinem Childe, griff in seine Haare und zog den Kopf des jüngeren Vampirs schmerzhaft nach hinten.

„Es tut mir Leid, Buffy“, flüsterte er, „aber ich kann dir nicht helfen.“

„Lauter“, grinste Angelus grausam. „Unsere Schönheit hat deine Stimme bestimmt nicht gehört.“

„Es tut mir Leid, Buffy“, rollten Tränen auf Spikes Wange herunter, „aber ich kann dir nicht helfen.“

„Braver Junge“, Angelus ließ sein Childe los. „Wie ich es dir schon mal gesagt habe, meine Liebe“, sah er der Jägerin in die tränenfeuchten, glanzlosen Augen, „mein Childe darf ohne meine Erlaubnis nichts machen.“ Langsam näherte er sich der Jägerin, „er darf dich nicht lieben“, er kniete sich neben seine Gegnerin hin und flüsterte ihr ins Ohr, „er darf dir nicht helfen, wenn ich es ihm nicht erlaube. Es tut mir Leid, Buffy“, imitierte er die Stimme seines Childes und leckte das Blut von dem Ohr der Jägerin ab. „Hoffentlich“, er stand auf, „hast du von deinen Verwandten Abschied genommen, denn du wirst dieses Haus lebendig nicht verlassen.“

„Nein, bitte nicht“, flüsterte Spike, als sein Sire den geprügelten Körper der Jägerin langsam aufhob und seine langen, spitzen Vampirzähne in ihren Hals grub. „Tu das bitte nicht“, heftig schüttelte er seinen Kopf. „Ich werde alles tun, was du mir verlangst, nur bitte, lass sie am Leben.“

„Wie du willst“, wandte sich Angelus mit seinen blutbefleckten Lippen an den blonden Vampir. „Ich lasse sie am Leben“, er ließ den kraftlosen Körper auf den Boden fallen. „Ich töte sie nicht. Aber …“, er näherte sich seinem Childe, „ … wenn ich sie jetzt nicht töte, dann wird sie langsam und sehr – sehr schmerzhaft sterben. Wie du hörst, ihr Herz schlägt noch, langsam und schwach, aber es schlägt noch immer. Sie atmet noch, schwer und schmerzhaft, aber sie ist eine Jägerin und sie wird bis dem letzten Moment kämpfen. So, ich gebe die Entscheidung in deine Hände“, er griff nach den Seilen um Spikes Handgelenke und befreite sein Childe. „Geh“, flüsterte er Spike ins Ohr. „Rette sie vor den Schmerzen, vor dem Leid! Kannst du das tun, William?“

Auf wackeligen Beinen eilte Spike zu seiner Jägerin, kniete sich neben ihr hin und legte ihren Kopf in seinen Schoß. „Ich bin hier, Liebes“, er streichelte ihr blutbeflecktes, aufgeplatztes Gesicht.

Sie öffnete langsam ihr heiles linkes Auge, blickte ihren Geliebten an und ein schwaches Lächeln erschien auf ihren Lippen. „Ich liebe dich, William“, flüsterte sie kaum hörbar.

„Ich liebe dich auch“, schnell hauchte Spike einen leichten Kuss auf ihre Stirn. „Ich liebe dich auch, Buffy.“

Sie holte einen erneuten, tiefen, schweren Atemzug, „Es … es tut mir so sehr weh“, flüsterte sie.

„Buffy, ich … ich kann es nicht tun“, Spike schüttelte seinen Kopf.

„Bitte“, seufzte sie wieder auf und im nächsten Moment verlor sie ihr Bewusstsein.

„Nein, Buffy!“, schrie Spike erbittert auf. „Bitte, nicht! Wach auf!“, er schüttelte den kleinen Körper in seinen Händen.

„Oh, es ist besser, wenn sie schläft. Es tut ihr nicht so sehr weh.“ Angelus nahm an einem Tisch im Zimmer gemütlich Platz und legte seine Beine auf ihn. „So an deiner Stelle, würde ich sie nicht aufwecken, William.“

Spikes Augen sprühten vor Wut, als er seinen Sire anblickte. Aber er hatte Recht. Entweder tötete er die Jägerin, oder ließ er sie schlafen. Endgültig. „Oh, mein Gott, hilf mir“, flüsterte er.

„William“, echoten die Worte der Zigeunerin in Spikes Kopf, „aber wir können es nicht sagen, ob du den Kampf mit dem Bösen überlebst oder nicht. Es ist eine Frage der Zeit. Es hängt nur von dir ab. Es hängt davon ab, wie stark du in dem kritischen Zeitpunkt sein wirst. Aber eine Sache ist sicher - wenn du stirbst, dann wird die junge Dame mit dir sterben Aber wenn du den Kampf überlebst, dann wirst du die Jägerin töten, dann wirst du mit ihrem Tod die Welt retten.“

„Den Kampf mit dem Bösen überleben. Die Jägerin töten. Die Welt retten. Aber wie“, Spike blickte seine Geliebte wieder an und diesmal bemerkte er die zwei kleinen Wunden an ihrem Hals. Die zwei kleinen Wunden, die von Angelus’ Vampirzähnen stammten. „Den Kampf mit dem Bösen überleben“, murmelte er hypnotisch wieder. „Angelus hat Buffy gebissen, ihr Blut ausgesaugt. Wenn ich sein Blut wegnehme, dann wird Buffys Blut in meinen Venen sein, dann kann ich die Jägerin töten, dann kann ich die Welt retten. Ich muss nur“, langsam stand Spike auf, „Angelus, meinen Sire töten.“

„Du hast doch keinen Mut, die Jägerin zu töten, Spikey“, lachte Angelus grausam auf. „Ich wusste es. Ich war so sicher.“

„Sire“, sank Spike vor dem älteren Vampir in die Knie und senkte seinen Kopf. „Bitte, tue es für mich. Es … es ist so schwer. Ich bitte dich. Ich kann sie nicht leiden sehen.“

„William, William“, Angelus schüttelte amüsiert seinen Kopf. „Das ist doch nicht so einfach. Ich liebe das Leiden, das Schmerz, das Qual. Wenn ich sie töte, dann kann ich ihr Leiden nicht genießen. Ich kann nicht zusehen, wie sie langsam und schmerzhaft stirbt.“

„Ich bin hier, mein Sire“, Spike legte seinen Kopf auf den Boden vor Angelus Füßen.

„Oh, mein William“, Angelus hob den Kopf seines Childes. „Bist du wirklich bereit, anstatt der Jägerin zu leiden?“

„Ja, Sire“, nickte der blonde Vampir entschlossen.

„Wie du willst“, Angelus richtete sich auf und näherte sich Buffys Körper. „Wie du willst, mein Junge.“

Mit seinen Augen folgte Spike den Bewegungen seines Sires. Unwillkürlich hielt er seinen Atem an, als Angelus sich niederbeugte und er den Körper der Jägerin mit seinen Händen anhob, um ihr letztmals in den Hals zu beißen, um seine dritte Jägerin zu töten. Aber noch bevor er es tun konnte, sprang Spike auf und griff blitzschnell seinen Sire von hinten an, um seine Zähne ihm in den Hals zu graben. Mit seinen Fängen traf Spike sofort die Schlagader in Angelus’ Hals und mit gierigen Schlucken fing er an, das Blut zu trinken, das Blut der Jägerin zu trinken.

„Nein“, brüllte Angelus und verzweifelt versuchte er Spike loszuwerden. Aber es war zu spät.

Obwohl Spike schwach und müde war, konnte Angelus ihn nicht ergreifen. Spike stand hinter ihm und mit jedem Schluck Blut wurde der ältere Vampir immer schwächer. Spike musste nur schnell trinken, seinen Sire fest halten, bis er den Kampf mit dem Böse gewinnen würde, bis er Angelus besiegen würde.

„Nein“, verließ ein kaum hörbares Geflüster Angelus’ Mund.

„Wir sehen uns in der Hölle“, zischte Spike und mit einem letzten Ruck stieß er den älteren Vampir in Richtung der offen gelassenen Tür, in Richtung des Sonnenscheines.

Verzweifelt hob Angelus seine Hände, um sein Gesicht vor dem Sonnenlicht zu schützen. Ohne Erfolg. Im nächsten Moment blieb von ihm nur Asche übrig, die neben der Asche des Leutnants auf dem Boden landete.

„Liebes“, Spike kroch zu Buffy, hob ihren Kopf wieder in seinen Schoß und mit sanften Bewegungen streichelte er ihr Gesicht, um sie aufzuwecken, um sie zu töten, um sie zu verwandeln. „Liebes, öffne deinen Mund“, er biss in sein eigenes Handgelenk und ließ Blut in Buffys Mund tropfen. „Trink, meine Schönheit! Trink! Braves Mädchen“, flüsterte er erleichtert, als die Jägerin die ersten Tropfen schluckte. „Mach nur so weiter!“

„NEIN!“, brüllte eine bekannte Stimme hinter dem blonden Vampir. Im nächsten Moment wurde er von hinten ergriffen und bevor er noch etwas tun konnte, erschien ein Pflock in seinem Blickfeld, der sich seinem toten Herz näherte.

„Giles!“

Das war das Letzte – Joyces Stimme, die Spike noch hören konnte, bevor der Pflock seinen Brustkorb durchbohrt hatte.

Fortsetzung ???
Epilog by mendalizy
„Es war einmal …



Epilog



'Es war einmal eine Jägerin, die gegen das Böse kämpfte, um die Welt, die Menschheit zu retten. Ihr Name war Buffy Ann Summers und sie war erst 19, als sie den letzten Kampf ihres Lebens verlor. Aber während der kurzen Zeit, die sie unter uns verbringen konnte, besiegte sie die gefährlichsten Dämonen der Welt.

Bei dem letzten Kampf musste sie eine ganze Vampirarmee und die Geißel Europas besiegen. Sie war tapfer und mutig, vernichtete mit List die meisten Vampire. Dank des vielen Trainings konnte sie auch die übrig gebliebenen Vampire schnell zu Staub verwandeln. Außer einem. Angelus.

Meine geliebte Jägerin war gegen diesen mächtigen Vampir leider zu schwach. Gegen ihn war sie zu wenig und sie wurde besiegt. Brutal und grausam. Auf ihrem wunderschönen Gesicht gab es mehrere blaue Flecken, Schwellungen und blutende Wunden. Am Ende des Kampfes wurde sie auf ihrem linken Auge blind. Ihre Rippen brachen an mehreren Stellen und sie hatte bestimmt auch innere Verletzungen. Sie musste unbeschreibliche Schmerzen gefühlt haben.

Oh, mein Gott, es ist so schwer. Sie ist weggegangen, aber wir alle blieben hier und an jedem Tag müssen wir die Tatsache akzeptieren, dass sie nicht mehr unter den Lebenden weilt. Meine geliebte Buffy ist tot. Ich, als ein Wächter, habe schon so viele Geschichten über den Tod der geliebten Person gelesen und ich konnte immer nur hoffen, dass ich so etwas nie selbst schreiben werde. Aber …

Heute war sie hier. Sie hat mich noch einmal besucht, um von mir Abschied zu nehmen. Aber sie ist nicht mehr die gleiche Buffy. Sie sah so aus wie sie, aber dennoch. Ihr Gesicht war blasser, ihre wunderschönen grünen Augen glänzten nicht mehr so wie früher. Sie waren matt. Es war das schlimmste Gefühl, dass ich je fühlen musste, ansehen zu müssen, dass sie nicht mehr atmet, dass sie keine lebendige Person mehr ist. Ja, sie hat keinen Herzschlag mehr, sie braucht nicht mehr zu atmen, sie hat keine Körperwärme und sie trinkt nur Blut.

Buffy Ann Summers ist kein Mensch mehr. Sie ist das Childe von William the Bloody. Sie ist ein Childe eines hundertjährigen Vampirs. Sie war hier, um von mir Abschied zu nehmen, aber ich war nicht bereit, die Geste zu anzunehmen. Ich hatte nicht den Mut, sie in mein Haus einzulassen, sie umarmen, ihr einen Abschiedskuss zu geben.

Ihr Sire, Spike, war mit ihr und er hat mir erklärt, dass ein Childe ohne die Erlaubnis seines Sires gar nichts machen darf, aber ich fühlte mich in ihrer Gegenwart nicht in Sicherheit. Ich hatte vor meiner eigenen Jägerin Angst. Vor meiner eigenen Jägerin. Und jetzt ist sie schon weg. Endgültig. Ich weiß nicht, ob ich sie jemals sehen werde.

Als Erinnerung an meine ehemalige Jägerin werde ich ab jetzt ein neues Wächterbuch führen. Ein neues Wächterbuch über Buffy Ann Summer, die Vampirin.'

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Tränen, Traurigkeit und die leise Geräusche des Schluchzens konnte Spike riechen und hören, als er sein Zimmer verlassen hatte. Mit der Hilfe seiner Vampirgeschwindigkeit rannte er blitzschnell zu seiner Gattin. „Buffy, Luv“, er berührte sanft ihre Schulter. „Was ist passiert?“

„Ich habe“, schluchzte sie laut auf, „von meiner Mutti einen Paket bekommen. Mit diesen Büchern“, sie hob fünf Tagebücher vom Tisch auf. „Giles hat diese geschrieben“, sie gab eines ihrem Sire.

„Das Märchen von einer ehemaligen Jägerin“, las Spike laut vor.

„Ja“, sie nickte. „Giles hat über mich geschrieben. Alles, was er erfahren konnte. Über mich, über meine Taten. Er sammelte die Erzählungen der Leute, die wir während der Jahre gerettet haben. Als ich von ihm Abschied nehmen wollte, war er so seltsam. Er wollte mit mir gar nicht sprechen. Es sah so aus, als ob er vor mir Angst gehabt hätte und bis jetzt, solange er lebte, habe ich immer gehofft, dass er mich eines Tages besuchen wird oder er mich anrufen wird. Aber es passierte nie. Seit diesem Tag habe ich von ihm gar nichts gehört und jetzt …“, Tränen rollten auf ihren Wangen runter, „… bekomme ich von ihm dieses wunderschöne Märchen.“

„Liebes“, Spike nahm neben ihr Platz. „Vielleicht, wenn wir die Bücher, die Märchen, wie du sie nennst, bis zum Ende lesen, bekommen wir Antworten auf deine Fragen. Oder weißt du was“, er hob das letzte Buch und öffnete es an der letzten Seite.


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'Der Arzt war eben bei mir und ich weiß endlich das, was ich schon geahnt hatte. Ich habe noch ein paar Tage, bis ich von dieser Welt endgültig Abschied nehmen soll. Vor dem Tod habe ich keine Angst. Früher oder später trifft jeder Mensch den Engel des Todes. Ich hatte die Möglichkeit, auf dieser Welt ziemlich viel Zeit zu verbringen.

Während dieser langen Zeit konnte ich nur eine Sache nicht zu Recht zu Ende bringen. Ich konnte mich nicht von meiner Buffy verabschieden. Damals, war ich so wütend. Auf sie, weil sie den Kampf verloren hatte. Auf Spike, weil er sie verwandelt hatte. Auf Joyce, weil sie es zugelassen hatte. Und ich war auf die ganze Welt wütend, weil ich meine Tochter verloren hatte. Als sie hierher kam, war ich so blöd, so naiv. Ich fürchtete mich vor ihr, weil ich den Vampir gesehen habe und nicht die Person, die ich geliebt hatte, nicht die Person, die mich immer als ihren Vater geliebt hatte.

Monate waren schon vergangen, als die ersten unglaublichen Geschichten über zwei beseelte Vampire zum Vorschein kamen, die in LA die Hilflose retteten. Am Anfang wollte ich es nicht glauben. Zwei beseelte Vampire? Ich wusste nur von einem. Von Spike. Mit harter Forschungsarbeit konnte ich alles erfahren, was am Abend des Todes meiner Jägerin passierte. Bevor Buffy aus ihrem langen Schlaf als Vampir aufwachen konnte, bat Spike die Zigeuner um Hilfe und sie gaben meiner ehemaligen Jägerin ihre Seele zurück. Und das Schlimmste, was ich erfahren musste war, dass mich damals eine beseelte Vampirin aufgesucht hatte.

Tage lang fühlte ich mich elend. Mehrmals habe ich nach dem Telefon gegriffen, um sie anzurufen, um mit ihr zu sprechen, um sie um Entschuldigung zu bitten. Aber ich habe es nie gemacht. Ich hatte keinen Mut. Ich hatte keinen Mut, meine eigene Tochter anzurufen.

Liebe Buffy, kannst du mir jemals verzeihen? Ich kann meine Tat nie mehr gutmachen. Ich weiß. Aber ich würde mich sehr freuen, wenn du diese Bücher, als eine Entschuldigung annehmen würdest. Ich habe alle deine Taten gesammelt und ich schrieb sie als Märchen von der besten Jägerin und der besten Vampirin der Welt nieder.



Es war einmal ein Mädchen, das zur Jägerin auserwählt wurde.

Es war einmal eine Jägerin, aus der eine Vampirin wurde.

Es war einmal eine mächtige Vampirin, die zur ewigen Retterin der Menschheit wurde.


Leb wohl, Buffy Ann Summers.


Giles'


Ende
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