Tief einatmend setzte sich Buffy Summers auf die alte Parkbank, legte ihre Zeichenmappe neben sich und hob ihr Gesicht dem strahlenden Sonnenschein entgegen. Sie rollte ihren Kopf und seufzte tief auf. Seit sie vor einem Monat als Austauschstudentin nach England gekommen war, war dies der erste schöne und wirklich warme Tag, den sie hier erlebte.
Sie öffnete die Augen und sah sich um. Der alte Friedhof wirkte ganz anders, jetzt da er im Sonnenlicht lag und einmal nicht wie üblich im dichten Nebel versank.
Nur durch Zufall hatte sie diese Ecke hier entdeckt, als sie einsam hier entlang gewandert war auf der Suche nach Inspiration.
Als sie noch in Kalifornien gewohnt hatte, war sie einfach den Strand entlang gelaufen und die Inspiration hatte sich von selbst eingestellt, nur hier war alles anders.
Nicht nur das Wetter, das sie ständig frösteln ließ, mit seinem Nieselregen und seinem Nebel. Es war die ganze Atmosphäre hier, die so ganz anders war, als das, was sie bisher gewohnt war.
Die Menschen waren so ... steif... und so... skurril. Nein, wirklich wohl fühlte sie sich hier nicht.
Aber dieser Friedhof war atemberaubend: uralte Gruften, überwachsene Mausoleen und zugewucherte Gräber mit wunderschönen Statuen aus Marmor, Bronze und Granit. Riesige Trauerweiden, die efeubewachsen die alten Gräber überragten und andere alte Bäume die den Friedhof wirklich in eine Oase des Friedens verwandelten. Scheinbar hatte sich seit langer Zeit niemand mehr hierhin verirrt, denn die Grabstätten wirkten ungepflegt und einige der alten Statuen und Kreuze waren dem Zusammenbruch nah.
Die Angehörigen dieser Toten waren selbst schon lange unter der Erde und auch kein Friedhofsgärtner arbeitete jemals hier.
Hier hatte sie ihn gefunden: ihren Engel, ihre Inspiration.
Mit stolz erhobenem Kopf stand er, nur mit einem knappen Lendentuch umhüllt, mit weit ausgebreiteten Flügeln auf der Gruft. Sein Gesicht war so überirdisch schön, dass es nur zu einem Engel gehören konnte, dachte sie, während sie ohne die Augen von ihm zu wenden, nach ihrem Zeichenblock und der Kohle griff. Doch sie setzte nicht zum Malen an, sondern sie sog seinen Anblick in sich auf, so als würde sie ihn zum ersten Mal sehen.
Wirre Locken umrahmten sein Gesicht, dessen Augen verloren in die Ferne blickten und dessen spöttisch verzogener Mund mit seinem sinnlichen Schwung eher irdische Genüsse versprach.
Wangenknochen, die markant hervorstachen und eine Nase, die mit ihrem Mangel an Perfektion dennoch in das Gesamtbild passte.
Ein schlanker Hals, der in breite Schultern überging, seine glatten, marmornen Arme, deren Blässe nicht dem Zahn der Zeit ausgesetzt und deren Muskeln perfekt ausgebildet zu sein schienen. Die harte Magengrube mit seinen Erhebungen und Tälern, die zum Streicheln und darüber Fahren einlud. Unter dem erstaunlich echt aussehenden Faltenwurf des Lendentuches konnte sie - welch Frevel bei einem Engel – tatsächlich den Umriss seines Gliedes erahnen und ihr Auge blieb wieder einmal auf diesem hängen.
Dieser Engel war ein echtes Kunstwerk und der Künstler, der ihn vor so langer Zeit angefertigt hatte, musste ein wahrer Meister seines Fachs gewesen sein.
Insgeheim hatte sie angefangen, den Engel William zu nennen, denn er stand auf dem Grab eines vor über 125 Jahren gestorbenen Adligen, dessen Vorname William lautete. Leider war der Rest des Namens nicht mehr lesbar, denn anders als der Engel hatte das Grab im Laufe der Jahre gelitten. Die Platte mit den Lebens- und Sterbedaten war gesprungen und das allgegenwärtige Efeu hatte den Rest dazu beigetragen.
Sie hatte versucht, die Platte ein wenig zu säubern, aber mehr als das Geburts- und Sterbejahr konnte sie nicht lesen. Scheinbar war er als junger Mann von knapp 30 Jahren gestorben, also im besten Mannesalter.
Buffy hatte sich schon Gedanken darüber gemacht, wer dieser Mann gewesen war, was er gemacht hatte und wie er gelebt hatte. Ein Seufzer entschlüpfte ihr und sie wünschte sich, vor so vielen Jahren das Modell des Künstlers kennengelernt zu haben.
Die junge Frau blinzelte noch einmal in die Sonne und lächelte dann dem Engel zu. Fast könnte man meinen, dass ich in ein Stück Stein verliebt bin, dachte sie und biss sich kopfschüttelnd auf die volle Unterlippe.
So ein Unsinn... Sie blätterte den Block auf und setzte die Kohle an, dann begann sie, in kühnen Strichen zu zeichnen. Ohne Unterlass flogen ihre Augen zwischen dem Papier und der Statue hin und her und binnen Minuten entstand das Bild des Engels auf ihrem Skizzenblock.
Sie malte und malte, manchmal veränderte sie die Haltung der Statue, so dass seine Arme angewinkelt waren oder dass er saß, aber sein Gesicht blieb immer gleich. Besonders dieser Mund hatte es ihr angetan. Dieses anbetungswürdige Schmollen, dass sie an heißen, hemmungslosen Sex denken ließ.
Dabei – wie lange war es her, dass sie heißen, hemmungslosen Sex hatte? Sie schnaubte, legte die Malutensilien wieder neben sich und zog ihre weiße Strickjacke aus, die sie noch trug, denn als sie heute früh aus dem Studentenwohnheim losgezogen war, war es noch kühl gewesen. Mittlerweile brannte die Sonne strahlend vom wolkenlosen Himmel und ihr war heiß geworden. Nunmehr nur ein rosafarbenes Sommerkleid tragend, beugte sie sich hinunter, um in ihrer großen Tasche nach einer Wasserflasche zu kramen.
Da sah sie es, eine Bewegung!
Sie fuhr hoch und starrte den Engel an. Nein, das musste sie sich eingebildet haben, wie hätte er sich denn bewegen können? Er war aus Marmor! Sie lachte über sich selbst und beugte sich wieder zu ihrer Tasche.
Da – schon wieder!
Buffy sprang auf und ging einen Schritt auf die Gruft zu, den Engel forschend musternd.
Das gibt es doch nicht! Wieso habe ich das Gefühl, dass er sich bewegt hat? Das muss an der Hitze liegen! Oder ich leide an Dehydrierung, so dass ich Halluzinationen bekomme... Ich sollte schleunigst etwas trinken.
Sie ging wieder zu ihrer Tasche und diesmal holte sie die Wasserflasche heraus, und trank einen großen Schluck, dann drehte sie sich abrupt herum.
Der Anblick des Engels, der auf einmal mit in die Hüften gestützten Armen dastand, ließ ihren Herzschlag fast erstarren und ein entsetzter Schrei entkam ihrer Kehle. Ihre Finger schienen schlagartig taub geworden zu sein, denn die Flasche rutschte ihr aus der Hand und rollte unter eine Parkbank, während das Wasser allmählich gluckernd im Boden versank.
„Das kann nicht sein, das kann einfach nicht wahr sein!“ flüsterte sie entsetzt und starrte weiterhin die Skulptur an, die ihre Pose nicht wieder geändert hatte. „Wie ist das nur möglich? Ich bin doch nicht verrückt! Du hast doch noch vor einer Minute mit ausgebreiteten Armen dagestanden.“ Murmelte Buffy und ging trotz ihrer Angst auf die Grabstätte zu.
„Es ist heller Tag, da kann es nicht spuken. Also kann es das nicht sein. Aber ich weiß, dass du eben anders gestanden hast...“ langsam näherte sie sich dem Engel.
„Mir kann nichts passieren. Die Sonne scheint, die Vögel singen, ich befinde mich auf einem Friedhof und denke, dass sich eine Statue bewegt hat, alles ist völlig normal...“ murmelte Buffy, während ihr Angstschauer den Rücken herabliefen. Doch ihre Neugier überwog ihre Angst und so kletterte sie über die Marmorabsperrung, die schon etwas gesprungen war und betrat vorsichtig das Grab.
„Bitte, sei mir nicht böse, dass ich deine Ruhe störe, ich bin auch gleich wieder fort. Ich möchte nur ...“ murmelte Buffy ihre Abbitte an den toten Adligen, während sie vorsichtig Schritt für Schritt auf den Engel zutrat. Sie hatte nicht nur Angst, dass sich die Figur wieder bewegen könnte, sondern auch, dass die alte Grabplatte nachgeben könnte und sie in die Dunkelheit der Gruft fallen könnte, wo sie bestimmt niemand finden würde. Wenn sie es richtig bedachte, würde sie auch niemand hier suchen, denn sie hatte keinem von diesem zauberhaften Fleckchen erzählt, aus Angst, dass sie dann nicht mehr mit William alleine wäre. Das hatte sie jetzt davon. Sie begann, ihren Verstand zu verlieren!
Nicht zu fassen!
Sie stand jetzt genau vor der großen Marmorsäule, auf der der Engel stand und bräuchte nur ihre Hand auszustrecken, um die wunderschön ausgearbeiteten Füße der Statue anzufassen. Zitternd streckte sie die Hand aus und legte sie vorsichtig auf die steinernen Zehen.
Nichts!
Kühler Stein schmiegte sich an ihre bebenden Finger, keine Bewegung war zu spüren und erleichtert schloss sie die Augen, nur um sie mit einem Schrei wieder aufzureißen, als sie eine kühle Hand spürte, die sich um ihr Handgelenk schloss.
Mit angstgeweiteten Augen starrte sie auf den Engel, der sich zu ihr hinabgebeugt hatte und ihr Handgelenk locker umfasst hielt.



*******


„Das... das kann nicht sein... ich träume doch... oder schlimmeres...“ stammelte sie und der Engel sah sie amüsiert an. Dann öffnete er den Mund und mit wohlklingender Stimme antwortete er belustigt:
„Möchtest du denn verrückt sein? Ich hatte den Eindruck, du wolltest gerne, dass ich mit dir rede...“
Er kniete sich hin und faltete mit raschelnden Federn seine Flügel zusammen, während er sich weiter zu ihr hinunterbeugte. Ungläubig starrte sie ihn an und glaubte, jetzt völlig den Verstand zu verlieren, als er auf einmal seine marmorne Blässe verlor und vor ihren ungläubigen Augen an Farbe gewann.
Seine Haare erstrahlten in einem von helleren Strähnen durchwachsenen dunkelblond, seine Augen waren von einem tiefen ozeanblau, so intensiv, dass sie darin zu ertrinken glaubte. Seine Haut war sanft gebräunt und wären nicht seine großen Schwingen, die sich raschelnd bewegten, hätte sie ihn ohne weiteres für einen der bekannten California Dream Men gehalten, oder für einen der vielen Surfer, die am Strand von Florida herumliefen.
Seine Muskeln spielten unter seiner straffen, gebräunten Haut und Buffy ließ seinen Fuß los und legte ihre Hand auf seinen Unterarm.
Staunend streichelte sie über die seidenglatte Haut und prüfte seine Beschaffenheit, während sie ihn weiterhin mit riesigen Augen anstarrte.
„Liebes, bitte hör auf, mich so anzuschauen, ich fühle mich nicht wohl dabei.“ Sagte der Engel und Buffy lachte auf.
„Das kann nicht wahr sein. Ich glaube, den Verstand zu verlieren, weil ich Halluzinationen habe und meine Sinnestäuschung sagt mir allen Ernstes, sie fühlt sich nicht wohl, wenn ich sie anschaue?“ sie fing an, wie irre zu lachen. Sie lachte und lachte, bis ihr die Luft wegblieb und sie keuchend nach Atem rang.
Neugierig war der Engel von seinem Sockel heruntergestiegen und stand nunmehr vor der keuchenden jungen Frau.
Plötzlich legte er die Hände um ihr Gesicht und schaute ihr voller Liebe ins Antlitz. Eine Ruhe überkam Buffy, wie sie noch nie gekannt hatte. Sie umklammerte seine Handgelenke, so wie er es eben mit den ihren gemacht hatte, um ihn davor zu hindern, sie jemals wieder loszulassen. Leise lachte der Engel und sagte mit seiner dunklen Stimme:
„William“
„Wie bitte?“ Buffy verstand nicht, was er ihr damit sagen wollte.
„William, das ist mein Name, aber das hast du ja gewusst, oder? Du hast mich doch so genannt.“
„Ab...Aber... ich habe dich nur so genannt, weil du auf diesem Grab standest, hier... und dieser Mann hieß Will...“
„Ja,“ er nickte. „Das stimmt. Aber meinen wahren Namen könntest du nicht aussprechen, also kannst du mich weiterhin William nennen. Der Klang gefällt mir.“ Er lachte wieder leise und das Geräusch ließ Buffy erschauern. Ihre Angstschauer hatten sich in eine angenehme Gänsehaut verwandelt und ihr Herz klopfte aufgeregt.
„Bitte, warum...“ sie hatte das Gefühl, ihn tausend Sachen fragen zu wollen, aber ihre Kehle war wie zugeschnürt und sie konnte sich nicht artikulieren.
„Warum ich dir erscheine? Weil du die Erste bist, die mich sieht. Die mich wirklich sieht. Verstehst du?“
Sie nickte, obwohl sie in Wirklichkeit kein einziges Wort verstand. Aber es war auch gleichgültig, sie wollte dieses unglaubliche Erlebnis auskosten.
Sie setzte zum Sprechen an und benetzte ihre Lippen, als sie bemerkte, dass es nicht klappte und versuchte es erneut, doch wieder versagte ihre Stimme.
Seine unglaublich blauen Augen sogen sich an ihrem Mund fest und nervös fuhr sie wieder mit der Zungenspitze über die rosefarbenen Lippen.
„Ich habe mich schon immer gefragt, wie es wohl ist...“ murmelte er und beugte sich zu ihr, sah ihr tief in die Augen und drückte vorsichtig seine Lippen auf ihre.



*******


Augenblicklich fühlte sich Buffy, als wäre sie in eine weiche, warme Wolke der Liebe und der Glückseligkeit gehüllt. William schmeckte wie Wein: lieblich und leicht, die Sinne betörend und sie verließ die äußere Welt, die aus Vernunft und Rationalität gemacht war, um in eine innere, die nur aus purer Empfindung bestand, hineinzugleiten.
All ihre Sinne waren sensibilisiert und sie dachte, gleichzeitig in Flammen zu stehen und von einer angenehmen, erfrischenden Brise gekühlt zu werden. Der Kuss eines Engels... Seine Lippen waren weich, so unglaublich weich, wie sie es bisher nur von ihrem Neffen kannte, auf den sie als Baby oft aufgepasst hatte. So sanft und so liebevoll war seine Berührung, dass ihr die Tränen kamen.
„Was ist denn, Liebes?“ flüsterte William und küsste ihr liebevoll die Tränen fort.
„Nichts“ schniefte sie „Ich habe mich nur noch nie so geliebt und geborgen gefühlt.“
Der Engel strich über ihre Arme und küsste sie auf die Stirn. Aufseufzend lehnte sie sich an ihn und strich ihm über den breiten, muskulösen Rücken, an den Flügeln vorbei und staunte darüber, wie sie sich unter ihren Fingern anfühlten.
„William? Könntest du mir zeigen, wie Engel lieben?“ flüsterte sie und schaute ihn mit großen Augen an.
Ohne Scheu streifte sie sich die dünnen Träger über die Schultern, so dass das dünne Kleid ihre schlanke Figur herabrutschte und sie nur noch in einem durchsichtigen weißen Slip da stand.
„Du bist wunderschön“ murmelte er heiser „Ich habe schon viele wunderschöne Dinge gesehen, doch du, Liebes, übertriffst alles!“ sein sinnlicher Mund strich über ihre Lippen, die sie willig teilte und mit ihrer Zungenspitze über seine üppige Unterlippe fuhr.
Der Engel erschauerte und Buffys Herz raste wie verrückt. Sie klammerte sich an seine starken Arme und genoss das Gefühl, ganz schwach und doch unendlich beschützt zu sein. Noch niemals hatte sie sich so weiblich gefühlt, so sinnlich und so angebetet. Denn das tat der Engel. Jeden Zoll ihres Körpers, den er berührte, huldigte er, mit seinen Küssen, seinen sanften Berührungen.
So, als bedeutete sie ihm unendlich viel. Es war, als hätte er noch nie eine Frau berührt, denn Williams Vergnügen, sie zu streicheln und zu kosten, war offensichtlich.
Er hielt sie in seinen Armen und als seine Schwingen sich um sie schlossen, öffnete Buffy ihre Augen und schaute ihm ins Gesicht.
Seine tiefblauen Augen hatten abermals ihre Farbe verändert, so dass sie beinahe schwarz aussahen und er stieß kleine Laute der Verzückung aus. Und das, nur weil er sie küsste!
Die Knie der jungen Frau gaben nach und der Engel fing sie auf, legte sie auf das alte Grab und küsste ihren flachen Bauch, während sie einfach die Liebkosungen genoss.
Es war wie eine heilige Handlung, der Empfang eines Sakramentes, von dem sie noch nie gehört hatte, das ihr aber in diesem Moment geschenkt wurde und sie empfing es voller Ehrfurcht.
Buffy spürte die Efeublätter unter sich und die Kühle der Grabplatte, aber das alles war nebensächlich. Ihre ganze sinnliche Aufmerksamkeit richtete sich auf William, dessen Flügel begannen, sie leicht zu streicheln.
Ein kehliges Stöhnen entkam ihrer Kehle und sie glaubte, vor Freude zu sterben.
Unentwegt liefen ihr Tränen aus den Augen, einfach, weil sie diese unendliche Liebe, in der sie eingebettet war, noch niemals empfunden hatte.
Als William sich ihrem Venushügel näherte, begann sie zu zittern.
„Bitte...“ flüsterte sie „ich halte es nicht mehr aus... Bitte“
„Lass mich dir zeigen, wie sehr ich dich liebe...“ murmelte er und streifte ihr den Slip ab.
Als seine Zunge ihre Labien teilte und tief in ihr Innerstes tauchte, glaubte sie, nicht mehr atmen zu können. Einen Augenblick lang hatte sie das Gefühl, Farben zu sehen, die es nicht gab, registrierte Düfte, die sie niemals vorher wahrgenommen hatte und glaubte, Dinge auf ihrer Zunge zu schmecken, die sie niemals gekostet hatte.
Dieses Gefühl war unbeschreiblich, so als hätte sie auf einmal ein Sinnesorgan dazubekommen. Buffy zitterte wie Espenlaub und ihre Hände krampften sich in die weichen Federn seiner Flügel, wie um sich zu vergewissern, dass dies hier gerade tatsächlich passierte.
Es war keine Extase, es war mehr:
Liebe – allumfassend, unendlich, universell, göttlich.
„William...“ hauchte sie und der Engel hob den Kopf.
Seine Augen funkelten und er lächelte sie an „Geduld, meine Liebste, wir haben alle Zeit der Welt...“ dann beugte er sein Haupt wieder, um über das winzige Nervenbündel zu hauchen und Buffy schrie.
Es war einfach zuviel... wie sollte eine Sterbliche nur diese Empfindungen ertragen?
Ihr Herz raste, und sie war schweißüberströmt.
„Du bist wunderbar“ raunte William und küsste sich langsam seinen Weg über ihren Bauch zu ihrem Hals, wo er die empfindliche Haut ihres Schlüsselbeines liebkoste, bis er wieder an ihrem schon sehnsüchtig wartenden Mund angekommen war. Der Kuss war träge, von einer üppigen Süße und innig, so sehr, dass es schmerzte, als er ihn brach, um ihr ins Gesicht zu sehen.
„Mehr....“ war alles, was sie hervorbringen konnte und sie griff nach seinem Lendentuch.
Mit leisem Lachen half er ihr, den Knoten an der Seite zu lösen und legte sich dann auf sie. Doch es war nicht genug – es würde niemals genug sein.
Sein Gewicht war süße Qual und Buffy wollte mehr, oh so viel mehr...
„Was soll ich tun?“ fragte er unschuldig.
Die junge Frau starrte ihn an und begriff: Er wusste es wirklich nicht. Dieser Engel war unschuldig, ein reines Geschöpf. Ihr Herz öffnete sich und flog ihm zu, während sie ihm zuraunte:
„Dann lass es mich dir zeigen...“
Sie spreizte die Schenkel ein wenig mehr, so dass er sich dazwischen niederlassen konnte, dann langte sie zwischen ihre Körper, um ihn vor ihre Öffnung zu positionieren. Mit sanftem Druck bedeutete sie ihm, sich in sie zu schieben.
Mit quälender Langsamkeit schob er sich Zentimeter für Zentimeter in sie hinein, hielt immer wieder inne, um verzückte Laute auszustoßen.
Buffy glaubte, vor lauter Seligkeit zu sterben. Zum ersten Mal fühlte sie sich vollständig, eins mit sich und der Welt. Sie war gefangen in einem alles überwältigenden Rausch der Sinne.
William sah einfach atemberaubend aus, wie er so über ihr ragte, auf seine muskulösen Arme gestützt, mit wirren Locken, einen fassungslosen Ausdruck in seinen weitaufgerissenen Augen. Seine Flügel zitterten und raschelten und die Federn sträubten sich ab und zu.
„Niemals hätte ich mir träumen lassen, dass es größere Herrlichkeit geben könnte, als ich bisher kennengelernt habe...“ hauchte er und schloss überwältigt die Augen, als er schließlich völlig von ihr umschlossen war.
Buffy stöhnte auf, als er den uralten Rhythmus aufnahm und mit langsamen, kräftigen Stößen begann, sie in den Himmel zu führen.
Als Buffy ihren Orgasmus anrollen spürte, legte er seine Stirn auf ihre und sah ihr tief in die Augen.
„Sieh mich an... sieh mich an...“ stammelte er.
Blaue Weiten, in die sie eintauchte, wunderbare Farben und Klänge überwältigten sie und sie erschauerte. Sie hatte das Gefühl, über die Wolken zu fliegen, schneller und immer schneller... Wärme, Liebe und Geborgenheit... Sie erhaschte einen Blick ins Paradies.
Während Buffy um ihn krampfte, erstarrte der Engel sekundenlang in seinen Bewegungen, stieß sich dann noch tiefer in sie hinein, stöhnte auf und schlug mit seinen Flügeln.
Die Vibrationen des Flügelschlages und die Erschütterung Williams ließen Buffy abermals die Kontrolle verlieren und sie stürzte in einen Abgrund, der nicht köstlicher sein konnte.



*******

Als Buffy wieder zu sich kam, lag sie allein auf dem Grab, die Sonne war im Begriff, unterzugehen und eine kühle Brise war aufgekommen. Laub und Efeublätter steckten in ihren Haaren und sie schaute sich verwirrt um.
Wieso lag sie hier? Auf einem Grab?
Sie blickte an sich herunter, doch sie hatte keine Verletzung, kein Blutfleck besudelte ihr hübsches Sommerkleid.
Seltsam. Wie kam sie denn auf dieses alte Grab? Was war nur passiert?
Sie stützte sich an der Steinsäule ab, die auf dem Grab stand und sah hinauf. Wie schade, dass diese wunderschön erhaltene Säule keine Statue trug. Scheinbar war diese schon vor Jahren zu Bruch gegangen. Vorsichtig strich sie über die Platte und spürte glatten Marmor unter ihren Fingerspitzen. So als hätte niemals eine Figur darauf gestanden.
Komisch, aber genau dafür ist doch diese Säule gedacht, um eine Marienstatue zu tragen oder etwas ähnliches... ging ihr durch den Kopf, als sie wieder über die Brüstung kletterte. Buffy ging auf die Parkbank zu und nahm ihre Malunterlagen, blickte darauf und stutzte:
Was war das für ein wunderschöner Engel darauf? Sie konnte sich nicht erinnern, ihn gemalt zu haben. Buffy sah sich prüfend um, dann zuckte sie mit den Schultern. Vielleicht war sie von den anderen alten Statuen inspiriert worden und hatte hier ihr Ideal aufgemalt. Auf welche verrückten Ideen man kam, wenn man alleine war...
Sie fröstelte plötzlich und spürte auf einmal einen unendlichen Verlust, doch dann war es so schnell wie es über sie gekommen war vorbei.
Schnell zog sie sich ihre Strickjacke an, schulterte ihre Tasche und ging, ohne einen Blick zurück zu werfen.



Unsichtbar saß der Engel auf der Säule und seufzte traurig. Eine große, warme Hand legte sich auf sein Haupt und eine sanfte Stimme sprach:

Du hast richtig gehandelt. Es wäre nur eine Qual für sie gewesen, wenn du ihr die Erinnerung an das, was sie erleben durfte, gelassen hättest. Du kannst sie nicht in das Paradies blicken lassen und sie dann in die Welt der Sterblichen zurückschicken.

William seufzte noch einmal.
„Ich weiß, aber warum muss es so weh tun? Mir so weh tun?“ fragte er unglücklich.
„Ich habe das Paradies gesehen, aber es war nichts gegen die Wonne, die ich bei ihr fand“

Mein geliebtes Kind, das ist wahre Liebe. Sie schmerzt und zerreißt einen. Aber sie ist auch ein kostbares Gut. Du solltest froh sein, sie erlebt zu haben.

„Ich wünsche mir so sehr, dass sie glücklich wird...“ antwortete der Engel und eine einsame Träne verirrte sich über seine Wange.


Das wird sie.... schon bald...


Beide sahen der jungen Frau hinterher, die an einem Friedhofsgärtner vorbeieilte, und dieser rief ihr etwas zu, dass sie veranlasste, stehen zu bleiben.
Der junge Mann zog sich die Kappe von seinem platinblond gefärbten Haar und übereichte ihr verlegen eine einzelne Blume, die sie mit einem Lächeln annahm, um sich dann mit einem Gruß wieder auf den Weg zu machen.
Hingerissen schaute der junge Mann ihr hinterher.


Siehst du, schon sehr bald wird sie wieder glücklich sein....



Dem Engel liefen Tränen der Wehmut über sein wunderschönes Gesicht, als er Buffy ein letztes Mal ansah, aber er wischte sie nicht fort, als sie seine lächelnden Lippen erreichten.
Ja, es stimmte wohl: Die Liebe war ein Geschenk, so kostbar und rein wie ein göttliches Wesen. Sie begegnet uns, wenn wir sie nur sehen wollen...


End





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