Author's Chapter Notes:
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen. Vielen Dank an Haou_Airen fürs Betalesen. Bin gespannt, ob es euch gefällt...
Auf den Wellen der Karibik


Kapitel 4



„Ich werde bereit sein, Miss Buffy.“ Spike fasste nach Buffys Hand, hob sie an seinem Mund, um einen Kuss darauf zu hauchen.

„William!?“ Vom Kuss wurde Buffys Gesicht rot. Im nächsten Moment drehte sie sich schnell um und ging raus.

„Ich werde bereit sein, meiner spazierende Geldsack“, flüsterte Spike an der Tür. „Ich werde bereit sein.“




Spike und Buffy mussten mit der Kutsche zwei Tage lang reisen. Der blonde Pirat fühlte sich so, als ob er in der Hölle wäre. Die Tage der Reise waren warm, wenn nicht die wärmsten Tage des Jahres. Die Gardinen waren während der ganzen Fahrt zugezogen, um die Fahrgäste vom Staub und Dreck zu schützen. Aber so bewegte sich die Luft in der Kutsche gar nicht. Manchmal fühlte Spike sich, als würde er sofort ersticken. Für einen Seemann, der die frische Luft des Meeres immer an seiner Haut fühlen konnte, war das wirklich die Hölle.

Dazu kam, dass er zwei Tage lang mit einer Frau reisen musste, die er nicht kannte und die er verführen und später kidnappen wollte. Es war für den Piraten gar nicht einfach, so lang den Schöntreuer, den Retter, den verständigen Freund vorzuspielen. Und da war noch Buffy. Die quirlige, junge Prinzessin, die ständig sprach, fragte, die alles und sofort wissen wollte. Am Ende fühlte sich Spike, als ob sein Kopf von den vielen Fragen und von dem ständigen Plappern zersplittern wollte.

Am liebsten wollte er es sich in der Kutsche bequemer machen. Wenn er in der Kutsche allein gewesen wäre, dann hätte er seine Beine auf dem Sitz aufgelegt und seine Jacke ausgezogen. Aber er war nicht allein und ein Gentleman tat so etwas nicht. Leider.

Am zweiten Tag wollte er nur aussteigen. Für ihn war es schon fast egal, wo er aussteigen könnte. Unter seinen Füßen wollte er endlich festen Grund fühlen und auf seiner Haut wollte er wieder frische Luft fühlen. Erst war er froh, dass sie ihr Reiseziel erreicht hatten, aber nur im ersten Moment. Als er die vielen Menschen erblickte, die an der Beerdigung teilnehmen wollten, war er nicht mehr so froh.

Dann kam das Schlimmste. Nach der Beerdigung musste er als Rileys bester Freund und als der Begleiter der Prinzessin, Rileys ehemaliger Geliebten am Trauermahl ebenfalls teilnehmen.

„Wenn ich Recht sprechen könnte, dann würde ich den Piraten, der Riley getötet hat, aufhängen“, sagte jemand aus Rileys Freundeskreis.

„Nein“, meinte ein anderer Freund ziemlich wütend. „Meiner Meinung nach sollte man ihn enthaupten lassen. Er sollte genauso sterben, wie die andere Verbrecher und Mörder.“

„Es wäre eine sehr einfache Strafe, wenn er nur enthauptet werden würde“ sagte Rileys Mutter leise, aber sehr finster. „Wenn er in meinen Händen wäre, dann würde ich ihn erst quälen und dann verbrennen lassen. Er sollte genauso sterben, wie mein Sohn.“

Spike hörte dem Gespräch gar nicht zu. Er hatte solche Reden schon oft gehört. Er kannte die Meinung der Leute über Piraten. Diese Menschen konnten ihm nichts Neues sagen. Aber als er Rileys Mutter sprechen hörte, lief es ihm kalt den Rücken herunter. Der gefährliche Ton, die funkelnden Augen, die offensive Körperhaltung zeigten Spike, dass sie alles ernst gemeint hatte. Im Moment war er sehr froh, dass keiner wusste, dass er ein Pirat, dass er Rileys Mörder war.

„William? Geht es Ihnen gut?“, hörte Spike Buffys besorgte Stimme.

„Ja. Warum?“, blickte der blonde Pirat Buffy fragend an.

„Ich versuche Sie schon Minuten lang zu erreichen, aber Sie waren so tief in Ihren Gedanken versunken. Haben Sie auch an den Piraten gedacht?“

„Ja“, erwiderte Spike vorsichtig. „Ich habe gerade gegrübelt, wie sich der Mörder jetzt wohl fühlt? Was er machen würde, wenn er wüsste, was die Leute über ihn sagen?“

„Meiner Meinung nach würde er nur lachen“, antwortete Buffy mit zornigem Gesicht. „Diese Leute fühlen kein Mitleid, sie haben kein Herz, keine Seele. Sie töten jeden Mensch, der ihnen im Weg ist. Rileys Mutter hat Recht. Jeder Pirat sollte genauso sterben, wie seine Opfer.“

„Meinen Sie das wirklich so?“ Spike war total verblüfft. Die junge, quirlige, manchmal kindische Prinzessin sprach jetzt so wie eine Erwachsene.

„Ist das nicht logisch? Und Angel unterschützt meine Idee auch.“

„Angel? Wirklich?“, sagte Spike in einem sarkastischen Ton.

„Er ist ein sehr guter Mann, William. Wenn Sie ihn besser kennenlernen, dann werden Sie der gleichen Meinung sein.“

„Ich bezweifele es, aber … alles kann passieren. Und was wollten Sie eben sagen? Vor der Diskussion über Gerechtigkeit?“

„Oh, ja. Rileys Mutter hat uns angeboten, die Nacht hier zu verbringen. Aber sie kann uns nur ein Gästezimmer bereitstellen.“

„Wir teilen uns ein Zimmer? Wenn Ihr Beschützer das erfährt, dann werde ich nicht nur eine Ohrfeige bekommen.“ Auf Spikes Gesicht erschien ein spielerisches Lächeln, als er tief in Buffys Augen sah.

„Er wird davon nichts erfahren“, flüsterte Buffy mit krebsrotem Gesicht. „Im Zimmer gibt es zwei Betten, die wir …“

„Ein Gentleman missbraucht die Situation nie“, küsste Spike Buffys Hand, die noch röter wurde, als vorher. „Sie können der netten Dame sagen, dass wir die Nacht hier verbringen werden.“

*****

Sie waren jetzt auf dem Heimweg. Spike lehnte sich im Sitz der Kutsche zurück. Er konnte endlich ein bisschen entspannen. Buffy schlief und jetzt brauchte er den Gentleman nicht vorzuspielen. Er schloss seine Augen und dachte an der Nacht, die er mit Buffy im gleichen Zimmer verbracht hatte.

Er benahm sich wirklich so wie ein richtiger Gentleman, obwohl er diese Situation als Pirat bestimmt ausgenutzt hätte. Aber jetzt nicht. Er wollte diese ganze Geisel-Sache endlich zu Ende führen. Er musste nur abwarten. Er brauchte noch einen Tag und dann konnte er Buffy und ihr Geld bekommen. Seine Kameraden warteten schon auf sie. Dem Plan nach musste er die Kutsche halten lassen und sein Kapitän würde mit Hilfe von einigen Piraten Buffy entführen.

Bisher hatte er mit der jungen, blonden Frau kein Mitleid. Aber nach den Tagen, die er mit ihr verbracht hatte ... Jetzt dauerte es ihn, dass dieses Mädchen bald etwas Schlimmes erleben sollte, dass sie bald auf einem Piratenschiff Geisel sein würde.

Ein schwaches Lächeln erschien an seinen Lippen, als er an Buffys Taten und Reden dachte. Am Anfang irritierte ihn Buffys manchmal kindisches Benehmen. Aber jetzt fand er es nett. Seit Jahren hatte er nicht mehr so viel gelacht, wie während der letzten Tage. Seit Jahren fühlte er sich nicht so froh, so frei wie jetzt. Wollte er sie wirklich entführen? Wollte er sie seinem Kapitän als Geisel überliefern? Er war gar nicht mehr sicher.

Als er seine Augen wieder öffnen wollte, fühlte er einen großen Ruck, hörte einen lauten Knall, im nächsten Moment flog er aus der Kutsche raus und landete hart auf dem Boden. Er sah noch, wie die Kutsche umstürzte, dann wurde alles schwarz um ihn.

*****

„William! William!“, hörte Spike aus der Ferne eine besorgte, weibliche Stimme. Aber er beschäftigte sich nicht damit. Alles war so friedlich, so ruhig. Er wollte diese Ruhe noch lange genießen.

„William!“

Die Stimme wurde immer besorgter, bedrängend. Er wollte nachsehen, was passiert war, wer ihn durch die Dunkelheit erreichen wollte. Aber als er seine Augen öffnen wollte, konnte er nicht, hatte er keine Kraft. Stattdessen fühlte er nur Schmerz. Durchdringenden, betäubenden Schmerz. Zu seinem größten Schreck bekam er keine Luft. Er schnappte nur nach Luft, aber ohne Erfolg.

„William!“, hörte er wieder die bekannte, weibliche Stimme. „William! Lassen Sie mich nicht allein. Bitte, bleiben Sie bei mir. Hören Sie mich? Sterben Sie nicht! Bitte …“

TBC??





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