Es war einmal …


Kapitel 1


Das war ein dunkler, wenn auch nicht der dunkelste Abend in der letzten Zeit. Überall schwammen nur schwarze, dicke Wolken am Himmel, es gab kein Mondlicht und natürlich regnete es. Eine junge, blonde Frau stand im Schatten eines großen verlassenen Gebäudes. Durch den ständigen Regen war sie schon nass bis auf die Haut, aber sie rührte sich nicht von der Stelle. Sie hatte Verpflichtungen, die sie erledigen musste. Egal, ob es eben regnete, oder einen schönen Sternenhimmel gab.

Sie verbrachte schon fast eine Woche in dieser Stadt, um die Bewohner des Gebäudes ihr gegenüber zu beobachten. Endlich hatte sie über diese so genannten Bewohner, die keine Menschen waren, genügend Informationen. Während dieser Woche war die junge Frau ihnen gefolgt, hatte sie belauscht, Recherchen getätigt und jetzt fühlte sie, dass sie diese Katze – Maus Spiel zum Schluss bringen musste.

Aber eine Sache störte sie noch immer. Laut einigen Gerüchten lebten hier vier Dämonen, aber bisher konnte sie nur drei Vampire sehen. Einen ziemlich großen, braunhaarigen männlichen Vampir, der nur Gewalt, Grausamkeit und Brutalität liebte. Die Menschen, die er während der letzten Tage getötet hatte, mussten den fürchterlichsten Tod erleben, den die blonde Jägerin jemals gesehen hatte. Er folterte seine Opfer, spielte mit ihnen und bevor er sie endgültig tötete, vergewaltigte er sie. Es war ihm egal, ob es Frauen oder Männer waren. Und das Schlimmste war, dass sie, als die Retterin der Menschheit, diesen armen Menschen nicht helfen konnte. Sie durfte es nicht tun. Wenn sie diese Stadt lebendig verlassen wollte, wenn sie diese Vampire besiegen wollte, dann durfte sie nicht eingreifen. Nur da stehen und die Szenen beobachten, um die Gewohnheiten dieser Vampire besser kennen zu lernen.

Dieser gefährliche Vampir wurde immer von zwei weiblichen Vampiren begleitet. Eine war eine richtige Dame. Sie kleidete sich immer mit den feinsten Kleidern, nach der neuesten Mode. Sie bewegte sich, sie benahm sich, sprach immer in einem Stil, der jedem zeigte, dass sie über ihm stand, dass sie unerreichbar, unnahbar war. Sie dirigierte das kleine Team, gab die Befehle, führte die kleine Gruppe an. Und natürlich war sie die grausamste und gnadenloseste Vampirin der Welt.

Und dann gab es noch diese andere Vampirin, die sich ein bisschen verrückt benahm, die immer Visionen hatte, mit denen sie ihren Begleitern, „Pflegern“ beim Jagen half. Und das war das Schlimmste für die Jägerin. Was wäre, wenn sie fühlen würde, in einer Vision sehen würde, dass sie ihnen folgte, dass sie die kleine Gruppe töten wollte? Was würde sie dann machen? Eigentlich konnte sie nichts dagegen tun. Es war ihre Aufgabe, Vampire und Dämonen zu vernichten, die Welt von ihnen zu befreien.

In dieser dunklen Nacht musste sie nur da stehen und auf die Vampire warten. Nach den vielen Recherchen, nach den vielen Abenden kannte sie die Gewohnheiten der Vampire auswendig. Sie gingen immer gemeinsam weg, um eine Runde zusammen zu jagen, zu töten und sich zu „amüsieren“, aber dann vor dem Sonnenaufgang gingen sie immer einzeln nach Hause. Nur in diesen Momenten hatte die blonde Jägerin eine kleine Chance sie zu töten. Wenn die Vampire alleine waren, konnten sie sich nicht zusammenschließen und die Jägerin gemeinsam töten. Alleine waren sie auch besiegbar. Zumindest hoffte die blonde Frau dies. Sie hatte schon sehr – sehr viele Vampire und Dämonen eliminiert, aber so starke, berühmte, gefährliche und alte Vampire noch nie. Sie schloss ihre Augen, holte tief Luft und dachte daran, dass zu Hause ihre Freunde, ihre Mutter, ihr Wächter auf sie warteten, sie lebendig wieder sehen wollten. Sie musste stärker, klüger, schneller sein, als ihre Gegner. Sie wollte doch nach Hause gehen, ihr Leben weiterführen, eine solche Jägerin sein, die ihren 18. Geburtstag noch feiern konnte.

Plötzlich fühlte die blonde Frau in ihrem Genick das gut bekannte Kribbeln. Ein Vampir musste sich ihr nähern. Sie öffnete ihre Augen und sie sah die verrückte Vampirin daherkommen. Erst sah es so aus, als ob die Närrin die Jägerin gar nicht bemerken würde, als ob sie langsam nach Hause gehen würde, aber das geschah nicht. Sie beschleunigten ihre Schritte und einen Augenblick später stand sie schon in vollem Gameface vor Buffy.

*****

Den ganzen Tag über fühlte sich Drusilla elend. Sie fand ihre Ruhe nicht. Wenn sie sich hingelegt hatte, um ein bisschen zu schlafen, sich auszuruhen, war sie sofort wach. Sie sah immer diese grausamen Bilder, wie ihre Beschützer sterben. Aber es half ihr auch nicht, wenn sie wach war, wenn sie in dem großen, stillen Gebäude allein auf und ab ging. Dann hörte sie ständig die Stimmen, die immer wieder das gleiche flüsterten. „Sie werden sterben. Das ist eurer letzte Tag.“

Die gemeinsame Jagd war die erste Möglichkeit gewesen, um sich abzulenken. Am Anfang war alles noch in Ordnung. Sie fühlte sich wieder wohl. Sie hörte die Stimmen nicht mehr und war froh, mit Mommy und Daddy jagen zu dürfen. Aber als sie wieder allein gelassen wurde, kamen die Stimmen zurück. Eine Weile lang versuchte sie noch Beute zu jagen, aber sie gab es ziemlich schnell auf. Am Ende wollte sie nur noch eins - nach Hause gehen, sich ein bisschen ausruhen, ihre Kräfte sammeln, um zum richtigen Zeitpunkt ihren Beschützern helfen und diesen Abend überleben zu können.

Aber sie hatte kein Glück. In der Nähe ihres Hauses fühlte sie sich noch elender, als vorher, die Stimmen wurden immer lauter, bis sie die Schatten einer Person erblickte. Eine Jägerin. Eine Jägerin wollte ihre Familie töten. Sie kannte das Gefühl, wenn eine Jägerin in ihrer Nähe war. Ihr Daddy hatte schon zwei von ihnen getötet, mit Vergnügen, ganz langsam. Mithilfe ihrer Vampirkräfte beschleunigte sie ihre Schritte und blitzschnell erreichte sie die gehasste Person.

„Ich lasse es nicht zu, dass du mir Mommy und Daddy wegnimmst!“, brüllte Drusilla der Jägerin ins Gesicht. „Ich weiß genau, warum du hier bist. Die Sterne haben es mir vor ein paar Tagen verraten und jetzt“, sie wechselte ihr Gesicht, „werde ich Daddy zeigen, dass ich schon alt genug bin, um eine Jägerin zu töten.“

„Wirklich“, lachte Buffy zwanghaft auf, als sie Zeugin des Wutausfalls der Vampirin wurde. „Und was ist, wenn dein Daddy und deine Mommy nur deine Asche finden werden? Was ist, wenn sie dich nie mehr in einem Stück sehen werden?“

„Oh, das glaube ich nicht“, Drusilla änderte ihre Stimme, die plötzlich so verführerisch und betäubend war. „Ich weiß genau, wie ich solch nervige, kleine Würmer zertreten muss“, sie hob ihre Hand, um mit langsamen Handbewegungen die Jägerin zu hypnotisieren. „Daddy hat mir gelehrt, wie ich Jägerinnen töten kann, wie ich mit euch umgehen muss, wenn ich eine von euch sehe. Was meinst du, meine Schönheit“, sprach sie sehr – sehr langsam und lachte laut auf, als der Kopf der Jägerin sich so bewegte, wie ihre Hand. „Ist heute ein guter Tag, zum Sterben? Du sollst nur auf meine Stimme hören und ich verspreche dir, du wirst gar nichts fühlen, du wirst im Himmel sein, wenn ich dich koste, wenn ich dir helfe, dein miserables Leben zu beenden. Einen Moment noch“, flüsterte sie und beugte sich über den Hals der Jägerin, um mit ihren Vampirzähne über die Haut ihres Opfers zu kratzen. „Einen Moment noch und ich kann meine erste Jägerin verspeisen. Glaub mir“, die Vampirin lachte auf, als sie Buffys verzweifelte Bewegungen bemerkte. „Es hat kein Sinn sich dagegen zu wehren. Du wirst sofort …“

****

Buffy fühlte sich wirklich im Himmel. Plötzlich war alles so ruhig und friedlich. In ihrer neuen Welt gab es keine Probleme mehr, die sie schnell lösen musste. Sie musste sich nicht mehr um die ganze Menschheit sorgen. Sie musste nie wieder gegen Vampire kämpfen, sie besiegen, wenn sie überleben wollte. Nein, das Alles existierte nicht mehr. Auf ihrem Gesicht erschien ein breites Lächeln. Sie war endlich frei. Sie schloss ihre Augen und genoss die Situation, die Freiheit, die Ruhe, die Sicherheit. Aber plötzlich passierte etwas. Etwas Unerwartetes. Sie hörte nicht nur die wunderbare Stimme, sondern nahm auch die Worte wahr, die sie sprach.

„ … guter Tag … zum Sterben … koste … miserables Leben zu beenden“

Buffys schöne Welt verschwand, es gab keinen Himmel mehr. Nur die Realität, die Hölle. Sie war wieder wach und erlebte die schlimmsten Momente ihres bisherigen Lebens. Oder erlebte sie die letzten Momente ihres Lebens? Schockiert konnte sie nur zusehen, wie die Närrin sich mit ihren langen, spitzen Zähnen über ihren Hals beugte und ihre Ader suchte. Die blonde Jägerin versuchte sich verzweifelt zu wehren, sich zu bewegen. Aber sie konnte es nicht. Sie konnte nur gelähmt da stehen und mit erschrockenen Augen zusehen, was ihre Gegnerin mit ihr vorhatte.

„… einen Moment noch und ich kann meine erste Jägerin verspeisen …“

Mit übermenschlicher Kraft hob Buffy ihre Hand, in der sie den Pflock gehalten hatte. Erst in die Höhe ihrer Hüften, dann ihres Bauches und nach weiteren, langen Sekunden, die für Buffy unendlich schienen, erreichte der Pflock ihre Brust.

„… Glaub mir“, hörte sie das verächtliche Lachen der irren Frau, „Es hat kein Sinn sich dagegen zu wehren.“

Die blonde Jägerin sammelte ihre Kräfte noch einmal, drehte die Spitze des Pflockes in Richtung des Herzens der Vampirin und mit ihrem gesamten Körpergewicht fiel sie auf Drusilla.

„Du bist sofort …“

Der Satz sollte nie beendet werden. Mit einem lauten Knall landete Buffy hart auf dem Boden. Die Asche ihrer Gegnerin überdeckte sie. Sie fühlte sogar Asche in ihrem Mund und auch in ihren Augen. Aber minutenlang konnte sie nichts dagegen tun. Sie lag immer noch gelähmt da. Die Nachwirkungen des Zaubers oder der Hypnose, die sie erlebt hatte, dauerten immer noch an. Ein erleichtertes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als sie das Geräusch des Regens wieder hörte, als sie ihre Glieder wieder fühlen und bewegen konnte. Es war ein gutes Gefühl, dass sie wieder über ihren eigenen Körper herrschen konnte.

„Oh, nein“, seufzte Buffy. Sie fühlte wieder das bekannte Kribbeln. „Ich brauche noch Zeit. Ich brauche noch Zeit, bevor ….“

***

Es war schon wirklich spät, als Darla die Straße erreichte, die zu ihrem Haus führte. Für sie war es ein erfolgreicher Abend. Ein breites Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als sie an die Opfer dachte, die sie an diesem Abend mit Lust zu Tode gefoltert hatte. Ja, die verzweifelten Schreie ihrer Opfer waren die schönste Musik für ihre Ohren. Und heute hatte sie die Möglichkeit gehabt, das mehrmals zu erleben. Sie war zufrieden, fühlte sich satt und im Moment wollte sie nichts anderes, als nach Hause gehen, sich hinlegen und mit noch ein bisschen mit ihrem Childe zu spielen.

Aber bevor sie noch darüber nachdenken konnte, welches Spiel für heute das Passende gewesen wäre, bemerkte sie etwas, mit dem sie nie gerechnet hätte. Mit offen stehendem Mund schaute sie zu, wie das irre Childe von Angelus gerade eine Jägerin töten wollte.

„Sie ist doch nicht so irre, wie sie es uns zeigt“, murmelte Darla in einem anerkennenden Ton. „Angelus wird sich bestimmt wundern“, fügte sie noch zu, als Drusilla mit hypnotischen Bewegungen die junge, blonde Jägerin verzauberte. „Auch ich will sie schmecken“, sie öffnete ihren Mund, als ob auch sie die Jägerin beißen wöllte. „Was …?“, ihr Mund blieb offen, als sie zusehen musste, wie Drusilla zu Staub verwandelt wurde. „Das … das ist … doch … unmöglich“, stammelte sie und eine einzelne Träne rollte auf ihrer Wange runter. Im nächsten Moment rannte sie zur Mörderin der irren Vampirin, die immer noch mit gelähmtem Körper auf der Straße lag.

„Oh, nein“, kam ein kaum hörbares Geflüster aus der Richtung der Jägerin. „Ich brauche noch Zeit. Ich brauche noch Zeit, bevor …“

„Ah, meine Liebe“, Darla griff grob nach der blonden, jungen Frau und hob sie in die Luft. „Glaubst du, dass es mich interessiert, ob du schon bereit bist, oder nicht? Nie im Leben. Aber eine Sache ist sicher. Du wirst das büßen, was du mit ihr gemacht hast“, sie blickte noch einmal den Haufen Asche an, der ein paar Minuten vorher noch eine gefährliche Vampirin gewesen war. „Na dann los“, sie warf mit übermenschlicher Kraft den Körper ihrer Gegnerin in Richtung des Hauses und mit einem lauten Knallen landete er auf der Treppe des Hauses „fangen wir mal an.“

„Aber … das ist doch … unfair“, versuchte sich die blonde Jägerin zusammenzureißen und irgendwie aufzustehen. „Gegen eine schwache Gegnerin ist es nicht gerade ruhmreich zu gewinnen.“

„Und was glaubst du?“, griff Darla Buffy wieder an, „Sollte ich mich darum kümmern?“

„Nein?“, schüttelte die junge Jägerin fragend ihren Kopf.

„Oh“, lachte Darla grausam auf, „du bist klug. Sehr klug“, fügte sie noch hinzu, als sie die blonde Frau in ihren Händen ins Haus warf. „Aber leider hilft dir diese große Klugheit nicht dabei, diesen Abend zu überleben“, sie folgte Buffy in den Vorraum. „Dieser Abend wird dein Letzter sein.“

„Ich …“, stöhnte Buffy schmerzhaft auf, „… habe solche Versprechungen schon oft gehört. Aber, wie du siehst, ich lebe immer noch.“

„Weil deine bisherigen Gegner zu schwach, zu leichtsinnig waren“, Darla beobachtete mit verachtendem Blick die Frau vor ihren Füßen, die stöhnend da lag und langsam aufstand.

„Wie zum Beispiel das verrückte Weibsbild, das ich gerade eben vernichtet habe“, erwiderte die blonde Jägerin mit einem zwanghaften Lächeln auf ihrem Gesicht.

„Du. Wirst. Sterben“, zischte die wütende Vampirin und schlug der Jägerin hart ins Gesicht, die sich im nächsten Moment wieder in der Luft befand und nach einem kurzen Flug schmerzhaft auf dem Barschrank im Wohnzimmer landete.

Die Flaschen, die bis jetzt im Schrank gestanden hatten, zerbrachen mit großem Krach auf dem Boden. Ihre Inhalte sammelten sich in eine Pfütze und der Geruch von Whisky, Brandy, Scotch mischte sich in die Luft.

„Also“, Darla näherte sich mit großen Schritten der jungen, blonden Frau auf dem Boden im Wohnzimmer, „bist du immer noch sicher, dass du diesen Abend überleben wirst? Ich nicht“, lachte sie grausam auf, als sie zusah, wie ihre Gegnerin mit verzweifelten Bewegungen aufstehen wollte. Mit wenig Erfolg. „Gib es auf“, flüsterte sie der Jägerin ins Ohr, als sie mit letzter Kraft auf Händen und Füßen davon kriechen wollte. „Es hat keinen Sinn sich gegen dein Schicksal zu wehren.“

„Ich bin … noch … nicht tot“, kam die kaum hörbare Antwort. Die junge Jägerin kroch weiter, bis sie die nächstgelegene Wand erreicht und da stand sie mit Mühe auf. „Eine Sache kann ich dir versprechen“, ein schwaches Lächeln erschien auf ihrem blutbefleckten Gesicht. „Solange mein Herz schlägt, werde ich kämpfen und dich am Ende besiegen.“

„Wirklich?“, Darla trat einen Schritt näher. „Und wie hast du dir das vorgestellt? Wirf einen Blick auf dich. Du bist so schwach, dass du kaum auf deinen Beinen stehen kannst.“

„Ja, aber ich habe einen Vorteil.“

„Und was, wenn ich fragen darf, meine Liebe“, Darla trat neugierig näher.

„Das“, Buffy hob die kleine Sache in ihrer Hand hoch.

„NEEIIN ….“

*****

Buffy war am Ende ihrer Kräfte. Bevor sie sich nach der Begegnung mit Drusilla noch erholen könnte, kam die andere Vampirin, die keine Gnade kannte. Ihre neue Gegnerin hob sie so leicht an, warf sie so leicht auf die Treppe des Vampirhauses, als ob sie nur eine Puppe gewesen wäre.

Buffy fühlte nur Schmerz, überall in ihrem Körper. Es tat ihr höllisch weh, als sie sich zusammenreißen wollte, als sie einfach nur aufstehen wollte. Aber sie bekam keine Möglichkeit dazu. Von hinten wurde sie wieder grob angegriffen und diesmal landete sie im Vorraum.

Mit Mühe versuchte sich Buffy aufzurichten. Aber zu ihrem größten Entsetzen gelang es ihr nicht. Ihr Körper wollte nicht gehorchen – sie fiel immer wieder zurück. Nach dem letzten erfolglosen Versuch bemerkte sie etwas Unerwartetes auf dem Boden. Einen Tropfen Blut. Dann noch einen. Sie hob ihre Hand langsam zu ihrem Mund und ihre Hand schwamm in ihrem eigenen Blut.

„Dieser Abend wird dein Letzter sein“, hörte Buffy die Stimme der Vampirin.

‚Was ist, wenn sie Recht hat’, Buffy musterte ihre blutbefleckte Hand. ‚Was ist, wenn dieser Vampir stärker ist, als ich? Was ist, wenn dieser Abend wirklich mein letzter Abend sein wird? Nein’, schüttelte Buffy schnell ihren Kopf und wischte die letzten Tropfen Blut von ihrem Mund ab. „Ich habe solche Versprechungen schon oft gehört. Aber, wie du siehst, ich lebe immer noch“, erwiderte sie.

„Weil deine bisherige Gegner zu schwach, zu leichtsinnig waren“, kam die schnelle und verachtende Antwort.

„Wie zum Beispiel das verrückte Weibsbild, das ich eben vorher vernichtet habe“, lachte Buffy zwanghaft auf. Zwanghaft, da sie wegen dem Schmerz am liebsten weinen wollte und weil sie die finstere Miene der Vampirin erblickte.

„Du. Wirst. Sterben“, hörte noch Buffy das drohende Zischen, bevor die Hand ihrer Gegnerin in ihrem Gesicht landete.

Dann gab es wieder nur Schmerz. Betäubender Schmerz. Einen Moment lang konnte sich Buffy gar nicht bewegen. Sie lag nur da, auf dem Rest eines ehemaligen Möbelstücks, das wohl einmal ein Barschrank gewesen war. Der Geruch der Alkoholmischung ekelte sie an. Dazu kam der starke Duft von den vielen Zigaretten, Zigarren und von dem Tabak, die ihren ganzen Körper bedeckten. Sie fühlte sich wirklich elend. Am liebsten wollte sie verschwinden, die ganze Sache vergessen, sich wieder in Sicherheit fühlen. Sie schloss ihre Augen und einen Moment lag war alles wieder in Ordnung. Sie fühlte endlich Ruhe, als angenehme Dunkelheit ihren Körper, ihren Geist umschließen wollte.

„Also, bist du immer noch sicher, dass du diesen Abend überleben wirst?“

Die gehasste Stimme riss Buffy sofort aus der Dunkelheit, aus der Ruhe heraus. Sie fühlte sich wieder miserabel, aber so gehörte sie immer noch zu den Lebendigen. Mit großer Mühe versuchte sich die Jägerin in diesem neuen Raum zu orientieren. Sie hob ihren Kopf, sah sich um und zu ihrem größten Schrecken war ihre Gegnerin schon im gleichen Zimmer wie sie, die hier in einer widernatürlichen Position lag. „Gib es auf“, hörte Buffy das Geflüster direkt an ihrem Ohr. Aber sie beschäftigte sich nicht mit der Vampirin. Sie hatte schon einen Plan, den sie unbedingt durchführen musste, wenn sie diesen Abend überleben wollte. Sie hob ihren gequälten Körper an und auf Händen und Füßen kroch sie weg, um das kleine Ding zu erreichen, das ihr jetzt ihr Leben retten konnte.

„Es hat keinen Sinn sich gegen dein Schicksal zu wehren.“

„Ich bin … noch … nicht tot“, flüsterte Buffy, als sie ihr Ziel, das kleine Feuerzeug erreichte, das zwischen den Glassplittern, Zigaretten und Zigarren auf dem Boden lag. Sie holte tief Luft und trotz ihrer Schmerzen kroch sie bis zu der Wand weiter, um an der Wand lehnend aufstehen zu können. „Eine Sache kann ich dir versprechen“, lächelte sie die blonde Vampirin schwach an. „Solange mein Herz schlägt, werde ich kämpfen und dich am Ende besiegen.“

„Wirklich?“, Darla kam einen Schritt näher. „Und wie hast du dir das vorgestellt? Wirf einen Blick auf dich. Du bist so schwach, dass du kaum auf deinen Beinen stehen kannst.“

„Ja, aber ich habe einen Vorteil.“ In diesem Moment betete Buffy um ein Wunder. Wenn ihre Gegnerin noch einen Schritt machen würde, dann …

„Und was, wenn ich fragen darf, meine Liebe“, aus reiner Neugier trat Darla noch einen Schritt näher.

„Das“, Buffy hob ihre Hand, um der Vampirin das Feuerzeug zeigen zu können.

Erst erschien nur Ratlosigkeit auf Darlas Gesicht, im nächsten Moment blickte sie herunter und verstand alles. Ihr langer, schwarzer Mantel erreichte die Alkoholpfütze und er war schon nass. Mit erschrockener Miene blickte sie die Jägerin und das Feuerzeug in ihrer Hand an, dann drehte sie sich blitzschnell um und fing an zu laufen. Aber sie hatte kein Glück. Die Flamme des Feuerzeuges erreichte sie, ihren alkoholbefleckten Mantel.

„NEEIIN!!“

Das war die letzte Wort, die Buffy von der Vampirin hören konnte. Danach gab es nur unmenschliche Schreie, Geröchel und dann nur Stille. Die Jägerin gab sich selbst noch einige Minuten, um sich erholen zu können, dann ging langsam in die Richtung, wo sie den brennenden Körper ihrer Gegnerin letztmals gesehen hatte. Mit langsamen Schritten erreichte sie den Flur, aber da fand sie etwas ganz anderes als das, was sie erwartet hatte. Eine offen gelassene Haustür. „Nein“, Buffy schüttelte ihren Kopf ungläubig. „Sie durfte die Tür nicht erreichen. Es regnet …“ Sie trat vorsichtig zu der Tür, öffnete sie ganz weit und trat hinaus.

„Suchst du mich?“

Buffy drehte sich blitzschnell um und musste unwillkürlich nach hinten treten, als sie die verbrannte, entstellte Vampirin erblickte. Besser gesagt, das was von ihr übrig geblieben war. Ihr blondes Haar war verschwunden, zurück blieb nur verkohlte Haut. Ihr Gesicht sah nicht mehr menschlich aus. An einigen Stellen waren ihre Knochen unter der verbrannten Haut sichtbar. Und ihre Stimme hörte sich eher wie ein Geröchel an. „Das ist doch …“, stammelte sie.

„… unmöglich?“, beendete Darla den Satz. „Oh, nicht doch meine Liebe“, sie hob ihre schwarze, verkohlte Hand, um Buffys Wange zu streicheln. „Eine Sache hast du vergessen … es regnet. Und jetzt“, zischte sie bedrohlich, „sollten wir unseren Kampf endlich beenden“, sie packte Buffy grob an.

„Ja, du hast Recht“, Buffy riss sich aus ihrem ersten Schock. „Wir sollten das wirklich beenden.“ Mit voller Kraft schlug Buffy den verkohlten Körper mit Leichtigkeit an der Stelle durch, wo es einmal ein pochendes Herz gegeben hatte. „Mein Plan war gut“, flüsterte sie, als der Regen die Asche der ehemaligen Meistervampirin langsam fortschwemmte, „du hast die Tatsache vergessen, dass dein Körper schon halb verkohlt wurde.“

*****

Buffy fand das beste Versteck im Haus, von wo aus sie alles beobachten konnte, was im Haus geschah. Sie wartete noch auf den letzen Vampir, den sie vor Sonnenaufgang unbedingt erledigen musste. Nach den Kämpfen mit den zwei Vampiren hatte sie endlich Zeit, sich ein bisschen zu erholen, ihre Gedanken zu ordnen, ihre Waffen wieder an sich zu nehmen und alles vorzubereiten, um ihren letzten Gegner, Angelus, die Geißel Europas töten zu können.

Sie sah sich noch einmal um und kontrollierte alles, was sie zum Sieg brauchte. Ihr Bogen lag neben ihr, die Pfeile waren in ihrem Halter am Bogen befestigt. Wenn ihr Plan doch nicht funktionieren würde, dann bräuchte sie bestimmt mehrere Pfeile. Buffy hatte in der Garderobe der ehemaligen blonden Vampirin einen anderen schwarzen Mantel gefunden und sie konnte nur hoffen, dass sie mit der Hilfe des Mantels den Vampir betrügen und am Ende besiegen konnte. Die Tür, die zum Dachboden des Hauses führte, war leicht geöffnet, dort wollte sie den Vampir in die Falle locken. Bevor die ersten Strahlen des Sonnenaufganges am Himmel erschienen, fühlte Buffy wieder das Kribbeln in ihrem Genick. Fast sofort danach öffnete sich die Eingangstür.

„Hallo, meine Damen“, hörte Buffy eine männliche Stimme, „ich bin zu Hause. Wo seid ihr?“

Dann wurde die Tür geschlossen und die Schritte des Vampirs kamen immer näher, schließlich wurden sie immer leiser, als er an Buffys Versteck vorbeiging.

„Haben wir hier eine Party? Ich rieche überall Alkohol und Menschenblut. Wo seid …“

‚Ok’, nickte Buffy stumm, ‚er sollte jetzt den zusammengebrochenen Barschrank im Wohnzimmer finden. Noch ein paar Minuten …’

„Darla! Drusilla! Was ist passiert! Sagt schon was!“

Seine Schritte wurden wieder erst lauter, dann wieder leiser, als er in Richtung der Zimmer der zwei Vampirinnen rannte. Diesen Moment musste Buffy ausnutzen, wenn sie ihr Versteck heimlich verlassen und die Treppe zum Dachboden erreichen wollte. Sie stand schon auf der obersten Stufe der Treppe, als er die Stimme des Vampirs hinter ihr hörte.

„Darla?!“

Buffy nickte stumm und auf ihrem Gesicht erschien ein grausames Lächeln. Ihr Plan funktionierte. Wegen dem Mantel dachte der Vampir, dass sie seine Partnerin war. Die Jägerin verschwand schnell hinter der Dachluke und mit vorbereiteten Bogen wartete sie auf ihren Gegner.

„Darla?“ Der Vampir erschien in der Tür. „Was ist passiert, Liebes? Wo ist Drusilla?“

„Sie existieren nicht mehr“, erwiderte Buffy in ruhigem Ton.

„Was? Wer … bist … du?“, stammelte der braunhaarige Vampir verblüfft.

„Soll ich es dir wirklich erklären“, Buffy schob die Kapuze des Mantels zurück. „Du hast schon mehrere Jägerinnen getötet, also solltest du ganz genau wissen, wer ich bin.“

„Ach, eine neue Närrin, die sich in den Kopf gesetzt hat, dass sie mich, Angelus, die Geißel Europas, töten kann“, lachte er laut auf, so dass es Buffy kalt über den Rücken lief.

„Und jetzt wirst du für ihren Tod bezahlen“, zischte Buffy mit funkelnden Augen.

„Oh, ich glaube nicht“, der Vampir wechselte sein Gesicht und mit seinen gelben Vampiraugen musterte er die blonde Jägerin. „Du bist zu schwach“, er fing an, um die blonde Frau zu kreisen, „du bist zu jung, zu naiv.“

„Ich bin nicht so schwach, so jung und so naiv, wie du denkst“, antwortete Buffy mit leicht zitternder Stimme. „Ich habe doch deine zwei Partnerinnen schon getötet.“

„Das ist doch eine Lüge“, antwortete der Vampir. „Darla war mein Sire, meine Erschafferin. Sie wurde vom Meister selbst verwandelt. Sie lässt sich so einfach nicht töten.“

„Oh, du hast Recht. Es war wirklich nicht so leicht. Aber nachdem ich sie in Brand gesteckt habe, war sie für mich keine Gegnerin mehr.“

„Nein!“, brüllte der zornige Vampir und wollte Buffy angreifen. Aber er bekam nicht die Möglichkeit dazu – ein Pfeil traf seine Brust. „Wie?“, murmelte er und blickte mit verwunderten Augen die blonde Jägerin an. Er hob seine Hand, um das Pfeil raus zu ziehen. Ohne Erfolg. „Ich … ich …“ er taumelte mehrere Schritte nach hinten, bis er mit seinem ganzen Gewicht an das Dachfenster hinter ihm fiel und mit den zusammengebrochenen Glasscheren fiel er raus.

Buffy rannte zu der Stelle, wo ihr Gegner ausgestürzt war, aber außer Dunkelheit konnte sie nichts sehen. „Egal“, murmelte sie. „Einige Minuten noch und die ersten Strahlen der Sonne werden ihn in Staub verwandeln.“ Sie drehte sich müde um, öffnete die Dachtür und kletterte auf der Treppe langsam runter.

Sie wollte schon das verdammte Haus verlassen, als sie auf merkwürdige Geräusche aufmerksam wurde. Sie folgte den Geräuschen, bis sie an der Wand des Wohnzimmers sie eine geheime Tür fand, die hinter einem großen Wandteppich versteckt wurde. Die Jägerin öffnete langsam die alte, verrostete Tür und trat in ein neues Zimmer. Im ersten Moment wich sie erschrocken zurück, weil der Gestank im Zimmer fast unerträglich war. Sie zog ihr Taschentuch hervor und hielt es vor ihr Gesicht, um den Geruch zu ertragen. Neben der Tür fand sie einen Schalter und das Zimmer schwamm im Lichtschein.

„Oh, mein Gott“, flüsterte sie, als sich ihre Augen an das helles Licht gewöhnt hatten. Im Zimmer gab es nur Leichen, einige hatten sogar schon begonnen zu verwesen. Buffy kämpfte mit Übelkeit und Brechreiz, die in ihr ausstiegen. Sie drehte sich schnell um, aber bevor sie das Zimmer verlassen konnte, hörte sie wieder das merkwürdige Geräusch. Es hörte sie sich so an, als ob eine Kette geklirrt hätte. Dann gab es noch etwas – Gewimmer. Buffy drehte sich noch einmal um und sie erblickte eine sich bewegende, menschliche Form. Mit erschrockenen Augen sah sie zu, wie ein knochendünner Mann mit wackeligen Beinen langsam aufstand, dann streckte er seine angeketteten Hände aus, als ob er sie um Hilfe bitten wollte, blickte mit seinen wunderschönen blauen Augen die Jägerin an und fast sofort brach er bewusstlos zusammen.

TBC???





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