Es war einmal …


Kapitel 3

Während der ganzen Fahrt musterte Spike die Frau hinter dem Lenkrad, die lange blonde Haare und so schöne, bezaubernde, grüne Augen hatte. Er musterte die Jägerin. Darin war er sich ganz sicher. Seit er wach war, fühlte er sich elend – sein Innerstes bebte und seinen ganzen Körper durchfuhr Angst. Das musste das Gefühl sein, von dem sein Sire ihm damals erzählte, als Angelus seine erste Jägerin getötet hatte.

Damals, Jahrzehnte später, sprach sein Sire mit ihm darüber. Zu dieser Zeit besuchte Drusilla ihn noch und beschäftigte sich mit ihm. Aber mit den Jahren änderten sich die Dinge. Sein Sire ließ ihn vollkommen allein, ließ es zu, dass Angelus und Darla fast jeden Abend mit ihm „spielten“. Am Anfang flehte er Drusilla um Gnade an, um Hilfe, aber als sie mit lusterfüllten Augen zusah, wie er brutal gefoltert, vergewaltigt wurde, flehte er nur noch um den erlösenden Tod. Aber er hatte nie so viel Glück. Seine Peiniger hatten große Erfahrungen damit, wann sie mit ihrem Spielen aufhören mussten, wie lang sie ihn quälen durften, wenn sie seine so sehr gewünschte Bitte nicht erfühlen wollten.

Als sein Sire an diesem Abend getötet wurde, fühlte er kein Bedauern, kein Mitleid. Wenn er mit Hilfe seines guten Vampirgehörs das Gespräch zwischen der Jägerin und Darla nicht belauscht hätte, hätte er gar nicht bemerkt, dass sein so sehr gehasster Sire nicht mehr existierte. Im ersten Moment, als er Darlas Stimme gehört hatte, dachte er, dass die Vampirin wieder mit einem Opfer heimgekehrt war. Aber diese Geräusche waren so anders. Es gab kein Weinen, Geschluchze, Gejammer. Es hörte sich an, wie Kampfgeräusche. Dann kamen die Sätze über das verrückte Weibsbild, das nur sein Sire, Drusilla, sein konnte. Statt Mitleid konnte er in diesem Moment nur Freude fühlen; sie war endlich tot.

Ein paar Minuten später hörte er einen Schrei, einen markerschütternden, verzweifelten Schrei. Von Darla. Solch einen Schrei hatte er bis jetzt nur von den Opfern der Vampire gehört, wenn sie verstanden hatten, dass ihr Leben bald ein Ende nehmen würde, dass sie diese Welt bald für immer verlassen würden. Erst wollte er es einfach nicht glauben. Konnte das wirklich wahr sein? Gab es eine Person, die die mächtigste und gefährlichste Vampirin der Welt besiegen konnte?

Er wollte so gern die Wahrheit erfahren, aber es gab wieder nur Stille und er hatte schon Angst davor, dass die unbekannte Person ihn einfach da gelassen hatte, dass er an diesem scheußlichen Ort verhungern würde, dass er sich dort zu Staub verwandeln würde. Aber kurz vor Sonnenaufgang hörte er wieder Stimmen. Angelus kam nach Hause. In seinem „Gefängnis“ ging er ständig auf und ab. War Angelus allein im Haus? War die unbekannte Person immer noch da? Konnte diese mysteriöse Person auch die Geißel Europas vernichten? Nahezu sofort wurden seine Fragen beantwortet. Er hörte wieder Kampfgeräusche, die diesmal vom Dachboden kamen. Dann ein gequältes Stöhnen – jemand hat den Kampf verloren.

Er wollte schreien, aus vollem Halse brüllen, dass er noch da war. Er öffnete mehrmals seinen Mund, um sich bemerkbar zu machen. Ohne Erfolg. Er konnte sich nicht mehr an den Tag erinnern, als er letztmals gesprochen hatte und seine Stimmbänder wollten in diesem Moment einfach nicht funktionieren. Verzweifelt schaute er sich um und fand die beste Lösung –mit Hilfe der Ketten um seinen Handgelenken verursachte er Lärm. Auf keinen Fall wollte er hier bleiben. So oder so, aber er wollte das Haus, sein Gefängnis verlassen. Für immer.

Es war ihm gelungen. Aber wollte er wirklich das hier erreichen? Der blonde Vampir schaute nach unten, um die neuen Ketten um seine Handgelenke zu begutachten. Sie waren stärker, als die, die Angelus benutzt hatte. Er blickte hoch und musterte wieder die Person auf dem Fahrersitz, die noch stärker und kräftiger war, als seine bisherigen Peiniger. War er vielleicht aus dem Regen in die Traufe gekommen?

„Wir sind da“, schreckte ihn die Stimme der Jägerin auf, er blickte hoch und vor dem Auto bemerkte er eine geöffnete Garagentür. Das Auto fuhr langsam hinein. „Fühlst du dich besser? Kannst du allein gehen?“, die blonde Frau drehte sich um, als der Motor abgeschaltet wurde.

Ein paar Momente lang schaute er die Frau verblüfft an. Interessierte sie sich wirklich dafür, wie es ihm ging? Oder galt die Besorgnis in ihrer Stimme nur der Angst, dass sie ihn wieder tragen musste?

„Nun“, drängte ihn die Jägerin.

Er nickte stumm und sah besorgt zu, als die blonde Frau ausstieg. Die Hintertür öffnete sich und seine Gegnerin erschien, als sie aus ihrer Tasche eben etwas hervorziehen wollte. Der blonde Vampir verschloss seine Augen fest und konnte nur hoffen, dass der letzte Stoß die Mitte seines Herzens treffen würde.

„Hey, jetzt nicht einschlafen!“, hörte er eine empörte Stimme. „Wenn wir drin sind, kannst du dich hinlegen und dich richtig ausruhen.“ Spike öffnete vorsichtig seine Augen und in der Hand der Jägerin erblickte er einen kleinen Schlüssel. Zu seinen Ketten. „Dein Bein.“

Im nächsten Moment waren seine Beine befreit und er konnte sich wieder bewegen. Aber noch bevor er aussteigen könnte, griff die Jägerin nach seinem Arm und hielt ihn fest. „Keine Dummheiten“, fügte sie noch hinzu, dann näherten sie sich einer Tür, die ins Haus führte.

*****

Buffy stand vor dem Kleiderschrank, in dem ihre Mutter die Kleidung ihres Vaters verwahrte. Jahre vorher war er ausgezogen, aber seine Kleidung hing immer noch da, in dem alten Schrank. Er war fast so dünn und so groß, wie der Vampir, den sie mit nach Hause gebracht hatte. Und jetzt brauchte sie Kleidung. „Neue“ Kleidung, die der Vampir anziehen konnte.

Sie drehte ihren Kopf zur Seite und betrachtete das stinkende, zerfetzte, blutbefleckte Hemd, das auf die Rückenlehne eines Stuhles gelegt worden war. Der Anblick des Oberkörpers ihres Gegners war für sie ein schockierendes Erlebnis gewesen. Die vielen Brandwunden, Schnittwunden, die tiefen Risse in der Haut, die von einer Peitsche verursacht worden waren. Einige von ihnen waren schon fast verheilt, aber andere waren noch frisch und bluteten immer noch.

„Wie konnte er das überleben?“, murmelte die Jägerin vor sich hin. „Nach so viel Leid und Qualen sollte er schon längst tot sein. Was hielt ihn am Leben?“ Abwesend schüttelte sie ihren Kopf. „Immer nur diese Fragen. Irgendwann werde ich auch die Antworten hören“, murmelte sie und nahm ein schwarzes Hemd und eine schwarze Hose heraus. Ein paar Momente lang musterte sie die Kleidungsstücke. „Sie werden passen“, entschied sie sich und ging in Richtung des Badezimmers. Plötzlich beschleunigte sie ihre Schritte. Alles war so still. Keine Geräusche. Kein Geplätscher. „Wo …“ öffnete sie mit Schwung die Badezimmertür und fand einen erschrockenen Vampir da, der sich in ein Badetuch hineingewickelt hatte. „Oh, bist du also fertig“, kommentierte sie in einem ruhigeren Ton diese Tatsache. „Zieh dich an“, sie gab ihm die Kleidungen rüber. „Vor der Tür … werde ich auf dich warten.“

Ein paar Minuten später erschien er in der Badezimmertür. Seine zerrauften, blonden Locken waren immer noch nass. In der schwarzen Kleidung erschien er noch blasser, als vor einigen Minuten. Mit seinen wunderschönen blauen Augen blickte er sie verstohlen an.

„Komm“, sie griff wieder nach seinem Arm und sie näherten sich der Treppe, die in den Keller führte. „In den nächsten Tagen wirst du in unserem Keller wohnen, wo du auch bei helllichtem Tag in Sicherheit bist. Wir sind da.“, sie öffnete die Kellertür und schaltete das Licht an. „Hilfst du mir dein Bett aufzuschlagen?“, sie blickte den Vampir fragend an und ließ seinen Arm los, als er zustimmend nickte.

Mit langsamen und vorsichtigen Bewegungen schritt sie die Treppe herunter. Sie machte sich auf alles gefasst. Sowohl auf einen Kampf, als auch auf den letzten, vernichtenden Schlag. Sie war einfach nur neugierig. Sie wollte erfahren, was ihr Gast machen würde, wenn er die Möglichkeit bekäme, zu fliehen, sie anzugreifen, sie töten zu können. Würde er die Gelegenheit ergreifen, oder … Sie horchte auf das kleinste Geräusch, aber außer ihren eigenen Schritten konnte sie nichts hören. Buffy hob ihre Hand langsam, um den Pflock unter ihrer kurzen Jacke zu ergreifen und ihn dann zu benutzen, wenn es doch nötig wäre. Bevor sie ihn noch hervorziehen konnte, bewegte sich der Vampir hinter ihr – mit langsamen Schritten ging er ihr nach.

In der entferntesten Ecke des Kellers war ein zusammengeklapptes Feldbett aufgestellt. Buffy hatte das Bett bereits erreicht und wartete auf den blonden Vampir, um seine Hilfe in Anspruch zu nehmen. „Komm, stellen wir es dorthin. Da gibt es genügend freien Platz“, sie zeigte auf die lange Wand gegenüber der Treppe. Einerseits hatte sie wirklich Recht – da gab es den meisten freien Platz, anderseits wollte sie immer sicher sein, dass sie ihren Gast nie aus den Augen lassen müsste, wenn sie die Schwelle des Kellers überschritt.

In diesem Moment wurde Buffy davon überrascht, dass der Vampir das Bett einfach so aufhob. Er bewegte das schwere Bett, als ob es kein Gewicht hätte. Buffy musste ihre Gedanken, Einstellungen hinsichtlich des Vampirs schnell durchdenken. Trotz seines schlimmen Zustands, seiner schlimmen Verletzungen war er gar nicht so schwach, wie sie es zuerst gedacht hatte. Auch jetzt hatte er Kraft, sogar sehr viel Kraft. Wenn er den Entschluss fassen würde, die Jägerin zu töten, dann könnte er ihr einige schlimme Minuten bereiten. Einen Moment lang bedauerte sie, dass sie ihn nicht sofort gepfählt hatte, als sie erfuhr, dass er ein Monster war. Aber das dauerte nur einen Moment lang und sie verscheuchte schnell ihre Zweifel.

Als das Bett schon an der richtigen Stelle und in der richtigen Position stand, nahm Buffy gemütlich Platz darauf und klopfte auf die Matratze, um dem Vampir zu zeigen, dass er sich auch hinsetzen sollte. „Gut“, lächelte sie ihn sanft an, als er sich am anderen Ende des Bettes endlich niedersetzte. „Ich möchte mit dir einige Sache besprechen“ fing Buffy an, in einem beruhigenden Ton zu sprechen. „Können wir das tun?“

Als Antwort bekam sie nur einen Nicken.

„Dann bitte sag mir, wie du heißt.“

Keine Antwort.

„Hast du einen Namen, nicht wahr?“, blickte sie neugierig den Vampir an, als er wieder mit einem Nicken antwortete. „Und verrätst du ihn mir?“, fragte sie seufzend. „Okay, versuchen wir es anders“, Buffy stand langsam auf und ging zu den Regalen, wo ihre alten Schulsachen aufbewahrt wurden. Nach kurzem Suchen kehrte sie mit einem alten Notizbuch und mit einem Bleistift zurück. „Kannst du mir deinen Namen hierher schreiben?“

Der blonde Vampir blickte sie erst verblüfft an, dann schrieb etwas in das Heftchen und zeigte es ihr. „William“, las sie das Geschriebene laut vor. „Schöner Name“, lächelte sie ihn wieder an. „Ich heiße Buffy“, sie legte ihre Hand auf ihre Brust. „Ich bin eine Jägerin. Weißt du, was das bedeutet?“

Heftiges Nicken.

„Gut“, ein breites Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. „Also muss ich dir die Folgen nicht erklären, falls du noch auf Böses sinnen würdest. Wurdest du da, im Haus, schon lang festgehalten, William?“

Wieder nur ein Nicken.

„Ok, dann frage ich anders. Wie alt bist du, William?“

Der Vampir hob den Bleistift langsam auf und zeichnete eine Eins.

„Oh, du bist ein Neuling. Ich sollte das wissen, weil du …“, wollte sie schon sagen, aber der Vampir hob den Bleistift wieder auf und zeichnete jetzt eine Zwei. „Zwölf? Wurdest du zwölf Jahre vorher verwandelt?“

In seinen Augen erschien Angst, als er mit leicht zitternder Hand hinter den zwei Zahlen noch eine Drei zeichnete.

„Oh, mein Gott“, sprang Buffy auf, als er den Sinn der Zahlen verstanden hatte. „Du … du bist ein …ein …123 Jahre alter Meistervampir“, stammelte sie und rückte in Richtung der Treppe. „Du bist … genauso ein kaltblütiger Serienkiller, wie deine Partner, die ich getötet habe. Ich … ich hätte dich auch töten sollen.“

Der Vampir stand langsam auf und näherte sich ihr. Er streckte seine Hand aus, als ob er sie anfassen wollte.

„Nein“, schrie Buffy auf. „Bleib da, wo du bist! Komm nicht näher, sonst werde ich dich auf der Stelle vernichten“, sie zog ihren Pflock unter ihrer Jacke hervor. „Ich … ich brauche Zeit, um alles gründlich zu überlegen, um mich zu entscheiden, was ich mit dir machen sollte.“ Sie drehte sich blitzschnell um, rannte die Treppe hoch und schloss hinter ihr die Tür zu. „Oh, mein Gott“, sie lehnte sich an die Kellertür. „Ich sitze in einer großen Schlammassel…“ flüsterte sie. „Ich muss mit Giles reden. Sofort“, sie nahm die Autoschlüssel an sich und verließ das Haus.

*****

„Warte …“, seine Lippen bewegten sich lautlos. „Warte …“, versuchte er es erneut und diesmal hörte es sich wie ein Geröchel an. „Ich bin …“, er stand langsam auf und streckte seine Hand aus, um der Frau zu zeigen, dass sie warten sollte, dass er ihr die Sache erklären wollte. Aber die Frau war zu verwirrt, zu wütend und bemerkte gar nicht, dass er mit dem Sprechen Problemen hatte. „Ich … ich habe eine …“, die Kellertür wurde mit Schwung zugeknallt und sofort bewegte sich der Schlüssel in dem Schloss. „Unwichtig“, murmelte er vor sich hin, als die Tür endgültig zugesperrt wurde.

Er holte einmal unnötigerweise tief Luft und schloss seine Augen fest. „Warum?“, er schüttelte seinen Kopf. „Warum tötet sie mich nicht? Warum existiere ich noch? Warum bin ich hier?“, er stellte sich diese Fragen, dann starrte wieder die zugesperrte Tür an. „Sie ist doch eine Jägerin und ich bin ein Vampir. Ein 123 Jahre alter Meistervampir, der schon längst eine Haufen Asche sein sollte. Sie hätte Kraft mich zu vernichten, warum tut sie es dann nicht? Was hat sie mit mir vor?“

Er atmete wieder tief ein und mit einem lauten Seufzen atmete er sofort wieder aus. Dann drehte er sich langsam um, um seine neue, zeitweilige „Wohnung“ gründlich zu betrachten. Die Jägerin hatte Recht. Der Keller hatte kein Fenster, es gab keine Lücke in den Wänden, durch die Licht hinein gelangen könnte. Die Glühbirne, die am Ende eines Kabels in der Mitte des Kellers hing, war die einzige Lichtquelle. Trotz der Beleuchtung blieb der größte Teil des Kellers weiterhin im Schatten, aber für seine Vampiraugen war das kein Problem.

Der Keller sah so aus, wie ein Lager. Überall vor den Wänden standen größere und kleinere Kisten. Er näherte sich langsam einem von ihnen und las die Aufschrift – Summers Antiquitäten. Der gleiche Aufdruck war auf allen Kisten zu lesen, als der Vampir sich noch einmal, aber diesmal gründlicher umsah. Er machte die Kiste vor ihm langsam auf und fand eine alte chinesische Vase, die irgendwann Ende der 1800er Jahre gefertigt worden war. Nachdenklich starrte er die dekorative Vase an. Auch seine Mutter hatte damals eine, die er ihr geschenkt hatte. Sie war ein Geburtstaggeschenk und soweit er sich zurück erinnern konnte, war die Vase gar nicht sehr teuer.

„Was würde sie jetzt kosten?“, er stellte die alte Vase vorsichtig zurück.

Neben der Kiste fand er noch weitere merkwürdige Sachen – Gemälde, die sorgfältig verpackt waren. Auf jeder Verpackung fand er wieder die gleiche Schrift – Summers Antiquitäten.

„Die Jägerin kann doch nicht so alt sein, dass sie schon einen Antiquitätenladen hat. Wer beschäftigt sich dann mit diesen Sachen?“

Der blonde Vampir wollte gerade eine weitere Kiste aufmachen, um ihren Inhalt zu betrachten, als er die Geräusche eines Autos hörte, dann kam das eigentümliche Gezische der Garagentür und am Ende gab es wieder nur Stille, als der Motor des Wagens abgestellt wurde.

„Kommt die Jägerin so schnell zurück? Hat sie es sich vielleicht überlegt? Will sie mich doch … Das ist nicht die Jägerin“, zischte er, als er in der Luft einen vollkommen unbekannten Geruch roch. Im nächsten Moment hörte er Schritte, die sich der Kellertür näherten, dann wurde die Türklinke herunter gedrückt.

„Oh, mein Schatz“, hörte der Vampir eine weibliche Stimme, „warum musst du die Tür immer zusperren.“

Die menschliche Form des Vampirs verschwand, als sein dämonisches Gesicht zum Vorschein kam. Nur der Schimmer seiner gelben Vampiraugen blieb weiterhin sichtbar, als er sich unter der Treppe versteckte. „Ich werde niemandem erlauben, Hand an mich zu legen. Nie wieder. Nie wieder“, wiederholte er knurrend.

„Oh, endlich“, die Tür öffnete sich und Joyce trat in den halbdunklen Keller.

*****

„Und?“, Giles nahm seine vollkommen saubere Brille ab und fing an sie gründlich zu putzen. Das war eine Art innerer Zwang, wenn er seine Nervosität verstecken wollte. Mit wenig Erfolg. Seine zitternden Hände verrieten ihn immer. Genau wie jetzt. Einen Moment lang hatte Buffy Angst davor, dass die Gläser seiner Brille in den zittrigen Händen brechen würden.

„Ich habe es überlebt“, antwortete sie schnell, um die unschuldige Brille noch rechtzeitig retten zu können. „Und wie Sie sehen, kam ich heil zurück.“

„Ist alles so gelaufen, wie wir es noch vor deiner Abreise geplant haben?“, er nahm mit einem erleichterten Seufzen ihr gegenüber Platz.

„Wir können es auch so sagen. Zuerst tötete ich die Verrückte“, fuhr sie fort, als sie die fragende Miene des Wächters erblickte. „Sie war wirklich ein Medium und sie kannte sich mit Hypnose sehr gut aus. Eine Weile lang verursachte mir diese Fähigkeit Probleme, aber am Ende war sie nur noch ein Haufen Asche.“

„Das war Drusilla“, nickte Giles, während er Buffys Erzählung in seinem Wächtertagebuch aufgeschrieben hatte. „Der Nächste?“, er hob seinen Kopf und sah fragend auf.

„Die Nächste war die elegante Dame.“

„Darla“, kommentierte Giles und schrieb schnell weiter.

„Sie griff mich an, als ich die andere Vampirin vernichtet hatte und nutzte meine zeitweilige Schwäche aus. Sie war schlau. Sehr – sehr schlau. Am Anfang sah es wirklich so aus, als wenn sie mich besiegen könnte, dass ich den Kampf gegen sie nicht gewinnen würde. Aber“, fügte sie schnell hinzu, als sie Giles’ verzogene Miene erblickte, „sie beging einen Fehler, der ihr das Unleben kostete. Ich habe sie mit bloßer Hand in Staub verwandelt.“

„Was?“

„Ööö … ich habe sie erst im Flammen gesetzt, dann konnte ich ihren halb verkohlten Körper leicht vernichten.“

Erst blickte Giles sie mit einer perplexen Miene an, dann machte er eine entsagungsvolle Handbewegung. „Egal, ich will es nicht wissen. Die grässlichsten Details konnte ich nie ertragen. Dann kam Angelus, nicht wahr?“

„Ja, genau. Nach dem Kampf mit der angesengten Vampirin hatte ich Zeit, mich zu erholen und mich richtig vorzubereiten. Ich habe ihm eine Falle gestellt und er nahm den Köder an. Er war so leicht zu besiegen. Nach deinen Erzählungen war ich auf einen harten, langen Kampf eingestellt, aber zum Glück war dem nicht so.“

„Womit hast du ihn vernichtet?“, Giles nahm seine Brille nervös ab.

„Mit einem Pfeil, der seinen Herz getroffen hatte.“

„Hast du seine Überreste gesehen?“, er putzte mit schnellen Handbewegungen seine Brille.

„Er … er ist durch das Dachbodenfenster gefallen“, murmelte Buffy.

„Willst du damit sagen, dass du nicht geprüft hast, ob er endgültig tot war, oder ob er den Sturz und den Pfeil in seinem Herzen überlebt hat?“

„Die ganze Szene passierte ein paar Minuten vor Sonnenaufgang. Wenn er vielleicht doch noch am Leben geblieben ist, dann hat die Sonne meine Arbeit erledigt“, erwiderte Buffy verteidigend.

„Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du immer sicher gehen sollst“, Giles sprang auf und ging im Zimmer auf und ab. „Das ist deine Aufgabe. Das ist dein Schicksal. Du musst immer sicher sein, dass dein Gegner tot ist, dass er nicht eines Tages zurückkehren wird, um Rache zu üben.“

„Das ist doch noch nie vorgekommen“, versuchte Buffy in sanften Ton ihren Wächter zu beruhigen.

„Aber jetzt sprechen wir von Angelus, von der Geißel der Europa, von dem Killer der Killer“, wehrte Giles die beruhigenden Worte ab. „Erinnerst du dich noch daran, wie lange wir diese Mission geplant haben, wie viele Recherchen wir gemacht haben? Erinnerst du dich noch?“, der wütende Engländer lehnte sich auf den Tisch und mit funkelnden Augen musterte er die junge Frau vor ihm.

„Ja“, hob Buffy ihre Stimme, „ich erinnere mich noch. Aber bis jetzt habe ich nie einen Fehler gemacht. Meine ehemaligen Gegner kamen nie zurück, um Rache zu üben. Wenn ich ihn doch nicht vernichten konnte, was ich bezweifle, wäre dieser Vampir auch schon längst tot, weil die Sonnenstrahlen ihn schon längst verbrannt hätten.“

„Ich hoffe sehr, dass du Recht hast, Buffy. Ich hoffe es sehr“, murmelte der Wächter, seufzte laut und nahm langsam wieder Platz. „Und waren die Gerüchte wahr?“, er nahm seine Feder in die Hand. „Lebte wirklich einen vierten Vampir ebenfalls dort?“

„Ööö … eigentlich … wenn wir es so sehen“, stammelte Buffy, „dann ja.“

„Wie meinst du, „wenn wir es so sehen, dann ja““, imitierte Giles Buffy. „Gab es da einen Vampir oder nicht?“

„Ja, es gab da einen vierten Vampir“, kam die klare Antwort.

„Und?“

„Und … ichhabeihnmitgebracht“, sprudelte Buffy hervor.

„Du hast was gemacht? Ihn mitgebracht?“, Giles sprang wieder auf. „Ich … ich kann es nicht fassen“, er ging wütend auf und ab. „Was ist los mit dir, Buffy? Hast du deinen Verstand vollkommen verloren? Einen Vampir mit nach Hause zu bringen“, tobte er, „wie kann jemandem so ein absurder Gedanke kommen? Vor allem dann, wenn diese Person die Jägerin ist“, er blickte Buffy mit funkelnden Augen an.

„Aber er ist so anders…“

„Anders? Wie meinst du das?“, der Wächter setzte sich wieder neugierig an den Tisch.

„Er … er war in einem engen Zimmer eingesperrt und an die Wand gekettet. Überall an seinem Körper hat er Verletzungen, Brandwunden. Es sieht so aus, als ob er ziemlich oft geprügelt, sogar gefoltert wurde. Dazu kommt, dass er klapperdünn ist. Jemand hat ihn fast vollkommen verhungern lassen. Als ich ihn gefunden habe, hatte er kaum die Kraft sich auf den Beinen zu halten.“

„Das ist sehr – sehr merkwürdig“, murmelte der Engländer. „Wo ist er jetzt?“

„Ich habe ihn in unseren Keller eingesperrt, obwohl er ganz harmlos aussieht. Er benimmt sich ständig so, als ob er vor allem Angst hätte, als ob er jeden Moment auf das Schlimmste warten würde.“

„Weiß er, wer du bist, Buffy?“

„Natürlich. Ich habe mit ihm gesprochen, oder besser gesagt, ich versuchte mit ihm zu sprechen. Aber … aber alles, was ich von ihm erfahren konnte, hat er auf einen Blatt Papier geschrieben. Er gab keinen Laut von sich“, Buffy blickte nachdenklich ihren Wächter an.

„Hast du das Blatt bei dir?“

„Ja“, Buffy griff in ihre Jackentasche und zog das Notizbuch hervor.

„Na dann“, Giles öffnete das kleine Buch und warf einen Blick auf das erste Blatt des Notizbuches, dann blickte er fragend die blonde Frau an. „Ist das alles?“ er zeigte auf die zwei Zeilen. „In Ordnung“, seufzte er laut. „William“, las er das Wort. „Das kann sein Name sein. 123? Was bedeutet das?“

„Sein Alter“, kam die kaum hörbare Antwort.

„Sein was? Dann … dann ist er ein Meister…vampir“, stammelte Giles. „Was … was willst du mit ihm machen, Buffy?“

„Ich weiß es nicht. Wirklich nicht. Mom kehrt erst übermorgen aus L.A. zurück. Also habe ich noch zwei Tage, um entscheiden zu können, ob ich ihn vernichten will, oder …“

„Bitte, sag nicht, dass du ihn am Leben lassen willst“, Giles hob erneut seine Stimme. „Er ist doch ein Vampir. Sogar ein Meistervampir. Er ist ein Killer. Ein Blutsauger, der jede Person mit Freude umbringt, die ihm in die Quere kommt.“

„Aber was ist, wenn er … Was machen Sie?“, fragte Buffy verblüfft, als sie bemerkte, dass der immer nette Engländer wie ein Verrückter seine geschützten, uralten Wächtertagebücher nacheinander auf den Tisch warf.

„William“, murmelte er und suchte wie wahnsinnig die Bücher, eines nach dem anderen, durch. „Der Name ist mir so vertraut. Er … er war auch mit Angelus zusammen. Ich bin … sicher. Ich … bin … Ja“, schrie er laut auf. „Ich habe ihn gefunden. William der Blutige. Er bekam diesen Spitznamen von ehemaligen englischen Edelleuten, weil er der schlimmste Poet seiner Zeit war. Im Jahre 1880 wurde er Drusillas erstes und einziges Childe erschaffen. Die vier Vampire lebten immer zusammen, sie waren eine Familie, wenn wir diese kleine Gruppe als eine Familie bezeichnen können.“

„Aber wenn sie immer eine Familie waren, warum haben Sie dann vor der Aktion seinen Namen nie erwähnt?“, Buffy musterte vorwurfsvoll ihren Wächter.

„Weil sein Namen in den Chroniken der letzten zehn Jahre nicht erwähnt wurde. Er ist in den Augen der Wächter vollkommen verschwunden, wie von der Erde verschluckt, deswegen dachte ich, dass er gepfählt wurde, dass er vielleicht nicht mehr existiert“, erwiderte Giles in einem entschuldigenden Ton.

„Oh, er existiert immer noch, sonst könnte ich ihn nicht im Keller festhalten.“

„Ich brauche ein bisschen Zeit“, murmelte er, als er sich mit mehreren Wächterbücher in seiner Hand an den Tisch gesetzt hatte. „Okay“, er holte tief Luft, um seine Gedanke zu ordnen. „Als wir unsere Recherchen begonnen haben, habe ich die Notizen der letzten fünfzehn Jahren durchgelesen. Ich sollte in der Zeit etwas später anfangen zu suchen. Vielleicht werde ich …“

Die Stimme des Wächters wurde immer leiser und am Ende konnte Buffy nur unverständliches Murmeln hören. „Ich helfe“, die blonde Jägerin griff nach einem Buch und fing an Berichte über ehemalige Jägerinnen, über ihre Kämpfe mit Dämonen, über ihren Tod zu lesen. Manchmal hatte sie unangenehme, Unheil verkündende Gefühle, wenn sie in die Erinnerungen, in die Empfindungen der vormaligen Wächter eindrang. Sie las über Glück, Freude, Bekümmernis, Leiden und natürlich über Trauer über den Verlust der geliebten Person.

Ab und zu hatte sie sich vorgestellt, was Giles in seinen Tagebüchern über sie schreiben würde. Sie wusste ganz genau, dass Giles sich um sie immer große Sorge gemacht hatte, wenn sie auf Patrouille war, wenn sie besondere Aufgaben erledigte. Aber er sprach seine Bedenken nie laut aus. Aber es war ihm ins Gesicht geschrieben und sie konnte es in seinem Ton hören, sie bemerkte es, wenn er nervös seine Brille putzte.

Manchmal stellte sie sich vor, wie sie eines Tages sterben würde, wie sie sich an diesem Tag fühlen würde. Würde sie nervös sein? Würde sie ihren nahen Tod spüren? Würde ihr der Tod Schmerzen bereiten oder würde sie schnell sterben? Na ja, sie wusste auch, dass sie als Jägerin nicht lange leben würde. Von einer alten Jägerin hatte sie noch nie gelesen. Und sie wusste auch, dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit auf eine schmerzhafte Weise diese Welt verlassen würde. Für die Dämonen war es immer sehr ruhmreich, wenn sie eine Jägerin töten konnten, wenn sie eine Jägerin zu Tode quälen konnten.

„Ich habe etwas gefunden“, schrie Giles fröhlich auf. „Die Geschehnisse, die ich überlesen habe, passierten 1977 in New York City und die Jägerin hieß Nikki.

‚Während sie abends ihre festen Runden machte, fühlte sie immer so, als ob sie verfolgt werden würde, als ob man sie belauschte. In einer Nacht schließlich erblickte sie ihren Verfolger – er konnte vom Aussehen her nur etwa 25 - 30 Jahre alt sein, hatte platinblond gefärbte Haare, war ungefähr 170 cm groß und er war ein Vampir. Auf den ersten Blick konnte sie nicht entscheiden, ob er nur ein Neuling war, der zu neugierig war oder ob er ein alter Vampir war, der auf das Blut einer Jägerin Durst hatte. Nach einem tagelangen Katz- und Maus Spiel verlor Nikki die Geduld und griff den Vampir an. Nach den ersten Schlägen bereute sie ihre Unbesonnenheit, denn der Vampir war schnell, stark und schlau. Sie hätte keine Chance gehabt den Kampf zu gewinnen, wenn der Vampir sich nicht besonnen hätte. Er ließ sie einfach stehen. Er ging weg und verschwand in der dunklen Nacht.

Tagelang sahen wir ihn nicht, bis zu dem Tag, der der Letzte für meine geliebte Nikki war. Es war ein regnerischer Tag. Den ganzen Tag lang hatte die Sonne keine Möglichkeit durch die dichten Wolken zu brechen. Überall gab es nur dunklen Wolken und noch vor Sonnenuntergang erschien der Vampir vor Nikkis Haus und wartete auf sie. Geduldig. Leider war meine Liebe nicht so geduldig und bevor ich ihr Haus erreichen konnte, bevor ich ihr helfen konnte, ging sie hinaus und folgte dem Vampir, der sie zu einem Haus auf dem Revello Drive führte. Zu einem Haus, wo die drei gefährlichsten Vampire der Welt lebten. Wenn ich schneller gelaufen wäre, wenn ich ihr Haus ein paar Minuten früher erreicht hätte, dann … dann würde meine Nikki immer noch leben, dann … dann müsste ich jetzt nicht über ihren Tod schreiben. Oh, mein Gott. Es ist so schwer. Aber das ist meine Aufgabe. Das ist meine letzte Aufgabe.

Gestern hat mich die Polizei angerufen, ich solle eine Leiche identifizieren. Sie fanden eine weibliche Leiche in einem Haus auf dem Revello Drive. Die Leiche wurde bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Ihr wunderschönes Geicht wurde an mehreren Stellen zerschnitten, ihr Körper wurde entehrt, überall an ihrem Körper gab es Bisswunden, die von Vampiren stammten. Dank ihren Papieren hatte die Polizei eine Ahnung davon, wer das Opfer sein könnte. Und leider ja. Sie war meine Jägerin, Nikki Wood, die auf dieser Welt 22 Jahre verbringen durfte.’

„So“, Buffy brach die Stille, die schon minutenlang im Zimmer herrschte. „Wir haben ihn gefunden, nicht wahr?“

„Wie es aussieht, ja“, erwiderte Giles in einem heiseren Ton, da er immer noch mit seinen Tränen kämpfte. „Wir wissen nur nicht, was am Tag passiert ist.“

„Aber wir könnten das erfahren“, die Jägerin blickte den Engländer erwartungsvoll an.

„Wie? Das“, er zeigte auf die Seiten des Tagesbuches, „geschah etwa vor 20 Jahren. Die Jägerin wurde getötet und der Wächter kann schon jetzt … Was?“, er verstand den Sinn der Worte. „Du … du darfst diesen Vampir nicht am Leben lassen, Buffy. Hörst du! Er ist gefährlich.“

„Wir wissen das doch nicht. Laut der Erzählung kämpfte er mit der Jägerin, mit Nikki, aber er tötete sie nicht. Warum? Warum ließ er sie einfach stehen, wenn er gewinnen konnte, wenn er eine Jägerin leicht hätte vernichten können? Ich will es wissen.“

„Aber er führte sie zu den anderen, um sie gemeinsam zu mit ihnen zu töten. Er war nur der Köder, der …“

„Nein“, Buffy schüttelte heftig ihren Kopf. „Nein, es gibt da ein Geheimnis. Ich … ich fühle es. Ich weiß es. Ich bin auch eine Jägerin und er wollte mich nicht töten. Er hat es noch nicht einmal versucht, obwohl er ganz genau wusste, was ich bin, wer ich bin.“

„Gut“, Giles nickte zustimmend. „Aber ich möchte auch dabei sein. Ich möchte nicht das Gleiche erleben, wie der Wächter in dieser Geschichte.“

„In Ordnung“, nickte die Jägerin und stand auf, um zum Fenster hinaus zu schauen. „Vielleicht wäre es besser, wenn ich nach Hause fahren würde. Langsam wird es dunkel draußen und mir gefällt die Idee gar nicht, unseren Vampir zu lang allein zu lassen.“

„Aber du musst mir versprechen, dass du mich anrufst, dass du dich oft meldest. Bestimmt werde ich vor Sorge sterben, wenn ich nichts von dir hören werde. Bitte …“

„Ich werde es tun“, Buffy umarmte beruhigend und liebevoll ihren netten, alten Freund. „Würden Sie mir ein Gefallen tun?“, sie ließ ihn los. „Mom wird noch zwei Tage bei der Auktion in L.A. verbringen. So lange habe ich Zeit, mich zu entscheiden, was ich mit dem Gast in unserem Keller machen werde – ihn pfählen oder ihn am Leben lassen. Könnten Sie mir dabei helfen? Würden Sie weitere Recherchen über William anstellen? Ich möchte erfahren, wer er ist, wer er war, was er während den letzten Jahrzehnte gemacht hat.“

„Natürlich, Buffy. Ich rufe dich sofort an, wenn ich etwas Nennenswertes finde.“

„Vielen Dank für alles“, Buffy umarmte noch einmal ihren Wächter und trat schnell hinaus. Mit schnellen Schritten näherte sie sich ihrem Wagen und stieg ein. Mit quietschenden Rädern verließ sie die Auffahrt vor dem Haus, weil sie Giles’ Blick unbedingt vermeiden, die Sorge, Verzweiflung und Traurigkeit in seinen Augen nie wieder sehen wollte. „Ich bin stärker“, murmelte sie vor sich hin. „Ich habe doch das Trio schon vernichtet. Ein schwacher, gequälter Vampir darf für mich kein Gegner sein. Wenn es sein muss, dann werde ich ihn töten. Ohne Probleme“, fügte sie noch schnell hinzu, als ob sie nur sich selbst überzeugen wollte. „Oh, mein Gott“, schrie sie erschrocken auf, als ihr Handy in die Stille des Autos schrillte. „Giles?“, sie nahm das Handy.

„Buffy, ich habe etwas gefunden. Er … er ist ein grausamer Killer. Hörst du mich? Der Vampir, den du nach Hause gebracht hast, ist fast so grausam, wie sein Grandsire, Angelus, war.“

„Was? Das ist doch unmöglich“, murmelte Buffy. „Er … er sieht gar nicht so aus, als ob er so grausam wäre“, fuhr sie etwas lauter fort. „Er benimmt sich nicht so, wie der grausamste Vampir der Welt. Ich habe ihn doch gesehen, mit ihm gesprochen, ihn besiegt. Er … er ist nicht …“

„Buffy!“, schrie Giles in den Hörer. „Sein Kosename ist Spike, weil er seine Opfer mit einem Pflock tötete. Erst nährte er sich von seinen Opfern, dann stieß er einen Pflock in ihr Herz. Ich habe eine alte Notiz gefunden, wo es geschrieben steht, dass er an einem Tag mehr als 4 – 5 Menschen getötet hatte. Buffy, du musst ihn …“

„Nein!!!“, brüllte Buffy, als sie vor ihrem Haus den Wagen ihrer Mutter erblickte. „Das darf doch nicht wahr sein“, sie verließ das Auto und rannte mit Pflock in ihrer Hand ins Haus.

„Buffy? Buffy? Buufffyyy!“

Dann war nur das leise Piepsen hörbar.

Fortsetzung?????





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