Es war einmal …



Kapitel 4

„Mom!“, rannte Buffy mit tränenfeuchten Augen ins Haus. Was wäre, wenn der Vampir, den sie nach Hause gebracht hatte, ihre Mutter schon längst … „Nein!“, schrie sie erschrocken auf, als sie die weit offen gelassene Kellertür erblickte. „MOM!“, brüllte sie und ihre Lippen zitterten, da sie mit dem Weinen kämpfte. „Oh, mein Gott“, flüsterte sie, „was habe ich getan?“

In diesem Moment hörte sie leise Geräusche, die von der oberen Etage kamen. Sie wischte die Tränen in ihren Augen schnell weg und holte einen tiefen Atemzug, um sich zu beruhigen und wieder mit klarem Kopf denken zu können. Mindestens so lange, bis sie den Killer ihrer Mutter erledigt haben würde. Sie trat mit langsamen, schweren Schritten zu der Treppe und …

„Hallo, mein Schatz!“

„Mom?“, Buffys Augen weiteten sich, ihr Mund blieb offen und sie starrte die Person auf der Treppe an, als würde sie einen Geist sehen.

„Oh, Schatz“, eilte sich Joyce zu ihrer Tochter zu sagen. „Ich wollte dich nicht erschrecken“, beruhigend legte sie ihre Hände um Buffys Gesicht. „Die Auktion war sehr – sehr erfolgreich. Ich konnte die Sachen, die ich mitgebracht hatte, ausnahmslos verkaufen und als Überraschung bin ich früher zurückgekommen. Freust du dich nicht, Buffy?“, die Enttäuschung in Joyces Stimme war deutlich hörbar.

„Mom … ich“, stammelte Buffy, als sie die passenden Worte zu finden versuchte. „Ich freue mich. Wirklich“, fügte sie schnell hinzu. „Nur … nur ich habe … mit dir … gar nicht gerechnet.“

„Kein Problem, Buffy“, lächelte sie ihre Tochter liebenswürdig an. „Es ist für mich immer ein gutes Gefühl, zu Hause zu sein, dich sehen und umarmen zu können.“

„Geht es dir gut, Mom?“, fragte die blonde Jägerin verblüfft, als ihre Mutter sie mit festen Armen an sich zog.

„Ja“, ließ Joyce ihre Tochter los. „Ich bin nur ein bisschen müde, sonst geht es mir wirklich gut.“ Mit langsamen Schritten ging sie in die Küche und nahm mit einem lauten Seufzer am Esstisch Platz. „Es war wirklich eine lange, aber erfolgreiche Woche. Es lohnte sich, nach LA zu fahren. Und wie war deine Woche?“, drehte sie sich um und blickte ihre Tochter fragend an.

„Oh, nichts, was Nennenswert wäre“, Buffy trat hinter ihre Mutter und fing an deren Schulter und Nacken zu massieren, um heimlich Vampirbisse zu suchen. „Nur die alltäglichen Sachen – Schule, Hausaufgaben, Freunde … Warst du unten im Keller, Mom?“, schoss Buffy mit der Frage plötzlich los.

„Oh“, blickte Joyce ihre Tochter neugierig an. „Meinst du den netten, jungen Mann, den ich da gefunden habe?“

„Netter? Junger? Was … was hat er dir gesagt?“

„Buffy, Liebes“, drehte sich Joyce um und fasste die Hand der Jägerin liebevoll an. „Warum hast du mir darüber nichts erzählt, als wir uns das letzte Mal telefonisch gesprochen hatten? Hattest du Angst? Oder wusstest du nicht, was ich zu der Sache sagen werde? Oder was war der Grund?“

„Ööö … ich … weiß es nicht. Ich wollte dich nicht beunruhigen“, antwortete Buffy vorsichtig.

„Oh, Schatz“, Joyce stand auf. „Wie kannst du nur denken, dass du mich damit beunruhigen würdest. Ja, ich weiß, wegen der Auktion war ich ziemlich oft nervös und ungeduldig und das war für dich bestimmt deprimierend. Aber so eine wichtige Sache nicht zu erwähnen, ich … ich … Ich bin so stolz auf dich, Buffy. Meine Heldin“, sie drückte auf Buffys Kopf einen Kuss.

„Ja“, nickte die Jägerin mit einem blödsinnigen Gesichtsausdruck. „Das … das war wirklich nicht einfach.“

„Aber nächstes Mal“, holte Joyce einen tiefen Atemzug und blickte ihre Tochter mit einer ernsten, strengen Miene an, „wenn du siehst, dass jemand in der Not ist, wenn jemand Hilfe benötigt, dann ruf bitte die Polizei an und handele nicht auf eigene Faust. Versprichst du mir das?“

„So eine unüberlegte Sache werde ich nie wieder tun, Mom“, erwiderte Buffy schnell. ‚Nie wieder werde ich einen Vampir nach Hause bringen’, fügte sie in Gedanken noch hinzu.

„Oh und Liebes, noch etwas“, wandte sich Joyce in der Küchentür an ihre Tochter. „Bitte, sag unserem Gast, dass er ganz ruhig hier bleiben darf, bis er nach diesem Trauma seine Erinnerung wiedererlangt hat.“

„Waaaaas?!“

******

Der Vampir stand schon fast eine halbe Stunde lang vor demselben Kasten und starrte dieselbe chinesische Vase an. Er hörte die Bremse des Autos der Jägerin, hörte die Schreie der Jägerin und die Verzweiflung in ihrer Stimme. Dann kam das Gespräch. Mit der Hilfe seines exzellenten Vampirgehörs konnte er den ganzen Diskurs zwischen Mutter und Tochter Wort für Wort verfolgen.

„Oh und Liebes noch etwas. Bitte, sag unserem Gast, dass er ganz ruhig hier bleiben darf, bis er nach diesem Trauma seine Erinnerung wiedererlangt hat.“

„Waaaaas?!“

Schnelle Schritte näherten sich dem Keller und im nächsten Moment stand sie schon in der offen gelassenen Kellertür. Er hörte ihren beschleunigten Puls, ihr hurtiges Atmen, die nur eine Sache bedeuteten. Sie war wütend. Sehr – sehr wütend. Laut klopfte der Absatz ihrer Schuhe an den Treppenstufen, die sie mit nervenaufreibender Langsamkeit herunter ging.

Am liebsten hätte er sich umgedreht, um sie anzusehen, um ihr in die Augen zu schauen. Aber dann könnte sie seine zitternden Hände erblicken, dann könnte sie seine Nervosität bemerken. So zeigte er ihr weiterhin seinen Rücken und musterte die Vase in seinen Händen, als ob sie wirklich so wichtig wäre.

„Was hast du meiner Mutter gesagt?“, zischte die Jägerin ihm direkt ins Ohr und an seiner Haut konnte er ihren warmen Atem fühlen.

Erst holte er unnötig tief Luft und dann beantwortete er die Frage mit vorgetäuschter Ruhe in seinem Ton. „Ich habe ihr nur die Wahrheit gesagt.“

„Was. Hast. Du. Ihr. Gesagt?“, wiederholte sie wütend die Frage.

„Nur die Wahrheit“, er stellte die Vase in die Kiste zurück, drehte sich um und sah der blonden Frau tief in die Augen. „Ich habe ihr erzählt, dass ich von drei schrecklichen Menschen gefangen gehalten wurde, von denen du mich befreit hast. Ich erzählte ihr, dass du mein Leben gerettet hast. Oder war das nicht die Wahrheit?“

„Die Wahrheit?“, lachte die Jägerin spöttisch auf. „Von einer Amnesie habe ich keine Ahnung.“

„Oh, du hast Recht“, nickte Spike nachdenklich. „Nächstes Mal, wenn deine Mutter mich fragt, warum ich nicht heimkehren will, dann werde ich ihr sagen, dass meine Verwandten leider schon längst gestorben sind, da ich ein 123 Jahre alter Vampir bin“, er wechselte sein Gesicht, „den die Jägerin ein paar Stunden vorher aus der Gefangenschaft gerettet hat.“ Im nächsten Moment zischte er schmerzhaft auf, da die Faust der blonden Frau vor ihm in der Mitte seines Gesichts landete.

„Spiel nicht mit mir“, die grünen Augen der Jägerin funkelten vor Wut. „Wenn du nicht sofort zu Staub verwandelt werden willst, dann pass auf deine Worte auf. Ich mag freche Vampire nicht.“

„Wirklich nicht“, erschien ein höhnisches Lächeln im Gesicht des Vampirs. „Warum bin ich dann immer noch hier? Bloody Hell“, hob er seine Hand zu seiner blutenden Nase. „War das nötig?“, beschwerte er sich.

„Ja“, die Jägerin kam seinem Gesicht noch näher. „Morgen werden wir gemeinsam meinen Wächter besuchen, damit wir die Geheimnisse deines miserables Unlebens erfahren und ich werde dich so lange prügeln, bis du mir die Wahrheit sagst.“

„Aber bis jetzt habe ich nur die Wahrheit … Autsch!“

„Dann betrachte es als Warnung. Wenn du dich morgen nicht benehmen kannst, dann werde ich dir zeigen, wozu eine Jägerin fähig ist. Und glaub mir, dass wird schmerzhafter sein …“

„Buffy, Schatz!“, hörten sie Joyces Stimme, dann erschien sie in der Kellertür. „Mr. Giles, dein Lehrer, sucht dich. Seine Stimme war so merkwürdig, so … so aufgeregt. Er will mit dir sprechen, um sich zu vergewissern, dass es dir gut geht. Hast du … hast du wieder etwas in der Schule angestellt? Buffy, wenn du …“

„Mom, beruhige dich bitte. Alles ist in Ordnung. Ich habe dir doch versprochen, dass ich hier eine der besten Schülerinnen sein werde.“

„Aber du würdest es mir erzählen, wenn etwas Unerwartetes …“

„Natürlich, Mom“, fiel die junge Jägerin ihrer Mutter ins Wort. „Sag bitte, Mr. Giles, dass ich sofort da bin.“

„Gut, Schatz“, Joyce drehte sich mit einem lauten Seufzen um und ging weg.

„Oh“, lächelte Spike boshaft seine Gegnerin an, „Schwierigkeiten in der Schule? Was für eine schlimme Sache könnte die Retterin der Menschheit wohl tun? Vielleicht tötet sie mit ihrem Jägerinnenblick die Lehrer in der Schule? AUTSCH!“

*****

Auf dem Gesicht des Wächters spielten gleichzeitig mehrere Gefühle – Angst, Furcht und Bewunderung. Noch nicht einmal in seinem schlimmsten Albtraum hätte er sich vorstellen können, dass er jemals eines Tag einen „lebendigen“ Vampir freiwillig in seine Wohnung einlassen würde. Und jetzt sah er zu, wie ein gefährlicher Meistervampir mit seiner geliebten Jägerin kämpfte. Es lief ihm kalt über den Rücken, als mehrere Tritte und Schläge des platinblonden Vampirs die Jägerin trafen. Wenn das ein Kampf auf Leben und Tod wäre, dann … „Nein“, flüsterte er und schüttelte heftig seinen Kopf. Die Jägerin, seine Jägerin, würde immer gewinnen. In jeder Situation, gegen jeden Vampir. „Immer“, fügte er kaum hörbar zu.

Trotz seines schlimmen Zustandes war der Vampir bewundernswert stark und blitzschnell. Die Angriffe der Jägerin konnte er ziemlich leicht abwehren und es gelang ihm mit gut gezielten Schlägen seine Gegnerin sofort zu attackieren. Er kämpfte so, als ob er einen Tanz aufführen würde. Sogar ein merkwürdiges Lächeln spielte in seinen Mundwinkeln. Es sah aus, als ob er den Kampf mit der Jägerin genießen würde. Es sah aus, als ob er vor einer Jägerin keine Angst haben würde. Und diese Tatsache beunruhigte ihn, Furcht ergriff ihn.

Was kann passieren, wenn er nicht mehr so dünn sein wird, wie jetzt? Wie wird er dann kämpfen, wenn er regelmäßig Blut zum Essen bekommt, wenn er seine Kräfte zurückgewinnt? Mit der Hilfe des Blutes werden seine schlimme Verletzungen, die seinen ganzen Körper bedeckten, schneller verheilen und eines schönen Tages werden sie ihn in der Bewegung nicht mehr behindern.

Zum Glück gab es eine Sache, die auch in dieser Situation beruhigend war. Der platinblonde Vampir hatte eine Seele. Bis hatte er gedacht, dass es nur ein Märchen wäre. Als er die Story an einer Wächterversammlung vor Jahren erstmals gehört hatte, hatte er lachen müssen. Ein Vampir mit einer Seele war vollkommen unmöglich, unvorstellbar. Aber es war kein Märchen mehr. Der einzige beseelte Vampir der Welt kämpfte gerade in seinem Keller, den er und Buffy als Trainingsraum benutzten.

Die letzten zwei Stunden verbrachte Giles damit, die Story des Vampirs Wort für Wort zu überprüfen. Alles, was er bis jetzt ihm und der Jägerin erzählt hatte, war die Wahrheit. Der 123 Jahre alte Vampir erlangte seine Seele am Ende des 19. Jahrhunderts. Wie er aus seinen alten Wächterbüchern erfahren konnte, war es eine Strafe für den platinblonden Vampir. Er hatte die Rettungsaktion für die Geisel Europas durchgekreuzt. Damit Darla ihr Childe retten konnte, brauchte sie ein Mitglied der Familie, welches Angelus Seele würde aufnehmen müssen und mit dieser würde weiterleben müssen. Der platinblonde Vampir war immer das schwarze Schaf der Vampirfamilie, weswegen sich die gefährliche Vampirin entschied, den jungen Vampir zu ihren grausamen Plänen zu benutzen. Laut den alten Erzählungen konnte der beseelte Angelus nie mehr töten, er empfand Gewissenbisse und die Opfer, die er während seines Amoklaufs getötet hatte, kamen zurück, ließen ihn nie mehr in Ruhe, bis er sich wie ein Irrer benehmen würde.

Der Vampir vor ihm sah nicht so aus, wie ein Irrer. Mit Lust und Freude kämpfte er mit der Jägerin und er sah schon gar nicht so aus, als ob er Gewissenbisse empfinden würde. Absolut nicht. Wie war das denn möglich? Wie konnte er mit einer Seele weiterhin töten? Warum tötete er Buffys Mutter nicht, wenn er sowohl die Gelegenheit, als auch die Möglichkeit hatte? Fragen über Fragen, die er unbedingt erfahren wollte. Fragen über Fragen, die sie unbedingt klären mussten.

„Ich bin mit den Recherchen fertig“, Giles trat vorsichtig ein, um der Frontlinie ausweichen zu können.

„Und … ich bin … auch fertig“, erwiderte Buffy, nachdem ihre Schläge den Körper des Vampir getroffen hatten, „wie ich einen frechen Vampir lehren kann, dass er die Jägerinnen verehren soll“, sie schlug ihrem Gegner in die Mitte des Gesichtes.

„War das wirklich nötig“, rieb Spike verzweifelt seine schmerzende Nase. „Eines Tages wirst du mir die Nase brechen.“

„Kein Problem“, die Jägerin verschränkte die Arme über der Brust, „Vampirwunden heilen schnell.“

„Was?“, blickte Spike mit tödlichem Blick die Jägerin an, dann näherte er sich mit seiner Vampirschnelligkeit seiner Gegnerin, bis er ihr mit seinen gelben Dämonaugen tief in die Augen sehen konnte. „Wenn ich mich nicht zurückgehalten hätte, dann wärst du schon eine Legende“, zischte er in einem gefährlichen Ton.

„Kinder“, trat Giles schnell zu ihnen. „Wir sollten uns jetzt mit wichtigeren Sachen beschäftigen, als diesen Machtspielchen.“

„Oh“, blickte der Vampir mit seinen bedrohenden, gelben Augen Giles an. „Und was wären diese wichtige Sachen, Alter?“

Erst öffnete der Wächter seinen Mund, um dem Vampir eine scharfe Erwiderung zu geben, aber dann ließ er es lieber bleiben. Das leise, aber gefährliche Knurren, die funkelnden, gelben Vampiraugen zeigten ihm genau, welchen Fehler er begangen hatte. Er titulierte einen Meistervampir als ein Kind, der mindestens drei Mal so alt war wie er selbst. Er trat lieber ein paar Schritte zurück, bis er sich wieder in Sicherheit fühlte. „Zum Beispiel über Ihre Seele und über Ihre Vergangenheit. Ich würde gern mehr über Sie erfahren.“

„Warum nicht“, kam die zu schnelle Antwort des Vampirs, die sowohl Giles als auch Buffy überraschte.

„Na dann“, sah der Engländer mit einer erleichterten Miene seinem dämonischen Gast nach, folgte ihm ins Wohnzimmer, wo seine Wächterbücher auf dem Tisch vorbereitet lagen und bevor er es noch verhindern konnte, ergatterte der Vampir eines der Bücher.

„Was?“, Spike fing an hastig in dem Buch zu blättern. „Wie …? Wann …? Ich … ich habe es gar nicht bemerkt. Woher … woher haben Sie diese Informationen?“, blickte er den Wächter verdutzt an.

„Die Jägerinnen und die Vampire sind gleich alt. Jede Jägerin hat einen Wächter …“

„Einen Wächter wie Sie?“, fiel der Vampir dem Engländer ins Wort.

„Ja, genau, wie ich“, erschien ein schwaches Lächeln auf Giles’ Gesicht. Er hatte nie gedacht, dass er jemals die Möglichkeit haben würde, einem Vampir die Rolle der Wächter erklären zu können. Er setzte dem blonden Vampir gegenüber und nahm das wertvolle Wächterbuch zurück. „Unsere Rolle ist mehrschichtig. Einerseits stehen wir ständig hinter der Jägerin, versuchen, ihr in jeder Situation zu helfen, recherchieren ständig, um das kurze Leben unserer geliebten Person zu verlängern. Anderseits müssen wir unsere Ergebnisse, jeden Kampf der Jägerin auf Papier festhalten, damit wir mit unseren Erfolgen und Misserfolgen den Nachfolgenden helfen.“

„Ich helfe Ihnen, aber …“

„Oh, ja, ich wusste, dass Sie … Was?“, hob Giles seinen Kopf und starrte mit geweiteten Augen seinen dämonischen Gast an. „Was haben Sie gesagt?“

„Ich helfe Ihnen gern“, kam Spike dem Wächter näher, „aber ich habe einige Bedingungen.“

„Wie zum Beispiel“, flüsterte Giles ungeduldig und auf Grund der Aufregung atmete er einige Momente nicht. Ja, er war zu nervös, sich mit dem Atmen zu beschäftigen und noch dazu wollte er die Antwort des Vampirs auf keinen Fall verpassen.

„Ich will regelmäßig Essen bekommen und ich brauche eine gemütliche Unterkunft.“

„Und?“, hob der Wächter seine Augenbraue fragend hoch.

„Das ist alles“, zuckte Spike mit den Achseln. „Ich habe keine großen Bedürfnisse. Ich brauche nur Essen und Unterkunft. Wenn Sie mir das gewähren können, dann …“

„Das ist kein Problem. Wie ich schon gehört habe, haben Sie schon einen gemütlichen Keller bei Buffy, so …“

„Giles!“, schrie die Jägerin erschrocken auf. „Das kann doch nicht Ihr Ernst sein! Ein Vampir? Bei mir? Er kann nicht länger da bleiben!“

„Warum nicht? Soviel ich weiß, hat er noch immer Amnesie und deine Mutter war total begeistert von ihm, als er ihre verschiedenen Antiquitäten, die schon lang im Keller lagerten, während einer Nacht katalogisiert hatte. Und jetzt herrscht so eine Ordnung im Keller, die schon lang ….“

„GILES!“

„Was?“, blickte der Wächter verwirrt die junge Frau an, die ihn mit finsterer Miene studierte.

„Das will ich nicht mehr hören. Den ganzen Tag lang musste ich ständig die gleiche Predigt ertragen. Und ich bin der Sache schon überdrüssig. Die Person, die mir noch einmal erklären will, dass ein erbarmungsloser Serienkiller ein besserer Mensch als ich ist, werde ich Mores lehren.“

„Oh“, lachte der Vampir spöttisch auf. „Es tut mir sehr leid, wenn dich die Wahrheit schmerzt, meine Liebe. Hey“, schrie er auf und rieb wieder seine schmerzende Nase.

„Erstens“ Buffy kam dem Vampir näher, „bin ich nicht deine Liebe. Zweitens, ich habe eine sichere Methode, wie ich freche Vampire behandle“, sie zog einen Pflock aus ihrer Tasche hervor.

„Kinder“, sprang Giles auf, griff Buffy an ihrem Arm an und zog sie von dem Vampir weg. „Buffy, wenn du ihn jetzt tötest, dann erfahren wir nie die Wahrheit. Bitte“, er flüsterte das letzte Wort der Jägerin ins Ohr. „Und du“, wandte er sich mit finsterer Mine an Spike, „pass auf deinen Mund auf, sonst werde ich dir zeigen, wozu ein Wächter fähig ist. Hast du mich verstanden?“

„Jawohl, Alter!“

Giles’ Augen sprühten Feuer, als er langsam wieder Platz nahm. „So, wo waren wir stehen geblieben?“

„Beim Essen“, kam die schnelle Antwort.

„Was?“, blickte der Wächter verblüfft den Vampir an.

„Ich habe schon Unterkunft“, Spike drehte seinen Kopf zur Seite und musterte den Pflock in der Hand der Jägerin. Er holte erleichtert tief Luft, als sich der Pflock Momente später immer noch nicht bewegte. „Aber ich weiß nichts über mein Essen. Oh, und mit einem leeren Bauch kann ich nicht richtig denken. Es kann sein, dass ich vielleicht einige wichtige Informationen vergesse, oder ich kann mich nicht richtig erinnern …“

„In Ordnung“, hob Giles ergebend seine Hände. „Ich konnte nur Tierblut besorgen, wenn es Sie …“, er konnte seinen Satz nicht beenden, da ihn im nächsten Moment zwei hungrige, gelbe Vampiraugen musterten. „Wie ich sehe, verursacht es Ihnen kein Problem“, er stand auf und ging in Richtung Küche, um eine Tasse kaltes Blut zu holen. „Habe ich vielleicht etwas falsch gemacht?“, fragte Giles unsicher, als der Vampir mit abwartendem Blick die Tasse Blut musterte.

„Haben Sie Corn Flakes oder so etwas?“

„Wie bitte?“

„Haben Sie kein Müsli? Essen Sie keine gesunde Bionahrung, wie Sie diese Süßigkeiten nennen?“

„Doch“, Giles kehrte in die Küche zurück und zog eine Kellog’s Dose aus dem Küchenschrank hervor.

„Oh“, schrie Spike nach dem Wächter, noch bevor dieser zurückgekehrt war. „Könnten Sie auch einen Löffel mitbringen?“

„Wozu brauchen Sie den?“, der Engländer reichte die gewünschten Sachen dem Vampir in die Hand.

„Endlich ein richtiges Frühstück zu essen“, er goss Müsli ins Blut und begann mit Genuss die blutgetränkten, knusprigen Ringe zu verspeisen.

„Oh, mein Gott“, die Jägerin hob die Hände vor den Mund. „Ich werde nie wieder Müsli essen“, flüsterte sie mit blassem Gesicht.

„Also“, sagte der Wächter in einem heißeren Ton, „Sie haben jetzt sowohl Unterkunft als auch Essen …“

„Ja ....“

„Wenn Sie … wenn Sie mit dem Schlabbern endlich aufhören würden …“, holte der Wächter wieder tiefer Luft, um sein ehemaliges Abendessen in seinem Magen behalten zu können, „dann könnten wir auch über wichtigere Sachen reden.“

„Ich bin bereit. Und Sie?“

„Ich auch“, ächzte Giles, dann schlug er schnell seine Bücher auf, um sich von dem Blick des Blutes abzulenken. „Wenn ich die alten Notizen richtig verstanden habe, dann war diese Seele eine Strafe für Sie, nicht wahr?“

*****

Das blasse Gesicht der Jägerin und des Wächters, die unmissverständlichen Geräusche der Übelkeit waren amüsant und irgendwie auch eine eigenartige Genugtuung für den blonden Vampir. Er schloss seine Augen und versuchte, jeden Bissen zu genießen.

„Also … Sie haben schon sowohl Unterkunft als auch Essen …“

„Ja“, öffnete Spike seine Augen und es erschien ein breites Lächeln auf seinem Gesicht, als er sah, wie der Engländer mit der Übelkeit kämpfte.

„Wenn Sie … wenn Sie mit dem Schlabbern endlich aufhören würden … dann könnten wir auch über den wichteigen Sachen reden.“

„Ich bin bereit. Und Sie?“

„Ich auch“, öffnete der Wächter seine Bücher. „Wenn ich die alten Notizen richtig verstanden habe, dann diese Seele war eine Strafe für Sie, nicht wahr.“

„Ja“, nickte Spike mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck. „Damals war ich nicht sehr beliebt in der Familie. Darla bedrohte mich immer, dass ich für meine Exzesse eines Tages büßen werde. Und es geschah, als ich die Zigeunerfamilie getötet hatte. Oh, man, ihr Blut war so köstlich“, leckte er seine Lippen ab, als ob er den Geschmack immer noch fühlen könnte. „Aber dann kam die Hölle. Darla tobte vor Wut. Sie wollte Rache. Sie wollte Blut. Mein Blut.“

„Und sie fand eine andere Möglichkeit, ihr Childe zu retten“, fuhr Giles mit der Geschichte leise fort.

Stumm nickte Spike. In seinen Albträumen erlebte er oft den Abend. Den Abend, als Darla ihn bis zur Bewusstlosigkeit geprügelt hatte. Den Abend, als er in dem Keller angekettet zu sich kam. Den Abend, an dem er verflucht wurde, als er die so sehr gehasste Seele bekommen hatte. „Mit der Hilfe des Zigeuners schlug sie sofort zwei Fliegen mit einer Klappe“, es erschien ein verbittertes Lächeln auf Spikes Lippen. „Sie bekam ihr Childe zurück und sie konnten mich, die Schande der Familie, loswerden.

„Ihre Seele. Was bedeutet es für Sie, eine Seele zu haben?“

„Die Hölle. Ständiges Selbstmitleid. Stechende Gewissenbisse. Jeden Tag wollte ich sterben, flehte ich Gott um den erlösenden Tod an, der nie gekommen ist. Es war egal, ob es Tag oder Nacht war. Die Geister meiner ehemaligen Opfer waren immer da. Sie sprachen ständig zu mir. Sie erzählten die letzten Momente ihres Lebens. Die letzten, schmerzhaften Momente ihres kurzen Lebens. Tage später, die mir wie Monate schienen, besuchte mich Angelus. Der alte Angelus. Den ich immer gekannt hatte“, der Vampir starrte einige Momente lang in den Teller vor sich und schwieg.

„Was ist passiert?“, fragte ihn Giles leise.

„Oh“, lachte Spike verbittert auf, „er war schon wieder Angelus, aber er erinnerte sich noch sehr gut daran, was bedeutete, eine Seele zu haben. Und er nutzte die Situation aus. Seit dem Tag war ich sein und Darlas ständiges Spielzeug.“

„Spielzeug? Wie meinen Sie damit?“, kam die verblüffte Frage des Wächters.

„Spielzeug der Quälerei und Grausamkeit“, antwortete Buffy.

Spike konnte nur stumm nicken. Die Jägerin hatte seinen gequälten Körper gesehen. Seine Brand- und Schnittwunden. Die Spuren der Peitsche. Aber was sie nicht sehen konnte, waren die Spuren der Vergewaltigung, die Wunden des seelischen Terrors, den seine Grandsires so gut handhaben konnten. „Aber mit einer Sache rechneten meine Peiniger nicht“, flüsterte Spike. „Dank ihrer Tätigkeit besuchten mich die Geister meiner Opfer nicht mehr. Sie ließen mich in Ruhe, sie ließen mich mit meinen Leiden, mit meiner Pein allein.“

„Wie ich es in den Wächterbüchern gelesen habe, waren Sie nicht immer ein Gefangener. Wie konnten Sie entfliehen?“

„Wochen oder Monate später, ich weiß es nicht genau, wurde ich so schlimm geprügelt, dass ich mich nicht mehr bewegen konnte. Mir blieb nur übrig in meinem eigenen Blut zu liegen, zuzusehen, wie die Blutpfütze um mich herum immer größer wurde und am Ende verlor ich mein Bewusstsein. Als ich wieder zu mir kam, stellte ich fest, dass ich nicht an die Kette gelegt worden war. Ich sammelte meine letzten Kräfte und verließ das Haus. Eigentlich wollte ich sterben, mich am helllichten Tag endgültig zum Staub verwandeln. Aber zu meiner größten Überraschung gab es kein Sonnenlicht. Es war ein regnerischer Tag und so hatte ich die Zeit und die Möglichkeit zu entfliehen“, Spike schloss seine Augen und in seinen Gedanken sah er die Geschehnisse des Tages wieder. Er sah sich selbst, wie er vor Erschöpfung nicht mehr weiterlaufen konnte. Er sah seinen gequälten Körper, der auf dem Boden lag, nur auf das Sonnenlicht wartend.

„Und dann?“, brach die Jägerin die Stille.

„Buffy“, mahnte sie Giles zur Ruhe. „Gib ihm Zeit. Es ist bestimmt nicht sehr leicht, über diese Sachen zu sprechen.“

„Die merkwürdigste Sache ist das Leben“, es erschien ein verbittertes Lächeln in Spikes Gesicht. „Die Menschen, die mich gerettet haben, waren Zigeuner. Wandlerhandelleute. Als ich erneut zu mir kam, fand ich mich in der sicheren Dunkelheit eines Pferdefuhrwerks. Eine hässliche, alte Zigeunerin kümmerte sich um mich. Sie besuchte mich, versorgte meine Wunden und gab mir Blut, Tierblut, zum Essen. Die Zigeuner wussten ganz genau, was ich bin, wer ich bin, woher ich kam und wovor ich floh.“

„Und zum Dank hast du sie alle getötet“, zischte die Jägerin und hob den Pflock in ihrer Hand bedrohlich.

„Ich habe sie nicht getötet“, erwiderte Spike verteidigend.

„Oh, wirklich nicht. Laut den Wächterbüchern tötest du noch immer Menschen“, beugte sie sich zu dem Vampir. „Ich bin mir gar nicht so sicher, dass du ein so harmloser Vampir bist. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob du eine Seele hast“, spuckte sie ihre letzten Worte Spike verächtlich ins Gesicht.

„Ich. Habe. Eine. Seele“, der Vampir stand langsam auf. „Ich habe die Zigeuner, meine Lebensretter, nicht getötet, obwohl ich trotz meiner Seele tatsächlich fähig bin, Menschen zu töten“, starrte Spike die blonde Frau mit seinen gelben Vampiraugen an.

„Wie ist das möglich?“, versuchte der Wächter mit seinem ruhigen Ton die Stimmung zu entspannen.

„Ich weiß es nicht“, beantwortete Spike die Frage des Wächters, starrte aber immer noch die Jägerin an. „Ich habe nur Vermutungen.“

„Und die wären?“, hörte der Vampir Giles Stimme und sein ungeduldiges Räuspern.

Spike drehte seinen Kopf langsam zur Seite und starrte dem Wächter tief in den Augen, bis er seinen Blick nicht mehr halten konnte. In Spikes Gesicht erschien ein triumphierendes Lächeln, als er zusah, wie der Engländer mit zitternder Hand seine Brille abnahm und anfing, sie zu putzen. „Wenn meine Opfer schon viel auf dem Kerbholz hatten, dann kommen ihre Seelen nie mehr zurück, dann lassen sie mich in Ruhe.“

„Was meinen Sie mit „viel auf dem Kerbholz haben?“, legte Giles die Brille auf ihren Platz zurück, aber er vermied den Blickkontakt mit dem Vampir.

„An einem Abend …“, nahm Spike wieder Platz und wartete bis die Jägerin ein bisschen nach hinten trat, „… wurde die Familie von Räubern, Killern, überfallen. Chaos herrschte überall, die Mitglieder der Familie versuchten ihr Leben, ihre Wertsachen zu verteidigen. Hoffnungslos. Ich hörte von überall die Geräusche des verbitterten Kampfes, Todesschreie von den Zigeunern und von den Räubern.“

„Und Sie? Wo waren Sie? Was haben Sie getan?“

„Nichts“, lachte Spike bitter auf. „Ich habe gar nichts getan. Ich habe mich in der dunkelsten Ecke der Kutsche versteckt und mir mit meinen Händen die Ohren zugehalten. Ich glaube, ich wäre immer noch da, wenn mich die alte, hässliche Frau nicht aufgeschreckt hätte, wenn sie mich nicht um Hilfe gebeten hätte.“

„Haben Sie einen von ihnen getötet?“, fragte Giles unsicher.

„Genau“, nickte Spike. „Es geschah zufällig. Ich schlug dem Räuber ins Gesicht, er fiel nach hinten, genau auf einen Stein. Er war auf der Stelle tot. Tage lang hatte ich Albträume, in denen mein Opfer zurückkam, in denen er mich mit seinen Vorwürfen in Wahnsinn trieb. Aber er kam nie zurück. Seitdem kämpfe ich gegen das Böse, versuche das Unrecht gutzumachen und vielleicht mein Gewissen zu beruhigen. Ein Stich mit dem Pflock mitten ins Herz ist die sauberste und schnellste Methode. Das Opfer ist sofort tot, es leidet nicht und es gibt kaum Blut, das mich in Versuchung führen würde.“

„Und was ist mit Nikki Wood? Sie war keine Mörderin, keine Räuberin, trotzdem hast du sie erbarmungslos getötet“, näherte sich die Jägerin dem Vampir wieder und lehnte sich bedrohlich auf den Tisch.

„Nikki Wood?“, blickte Spike verwirrt die Jägerin, dann den Wächter an. „Ich kenne sie nicht. Und … und ich habe sie bestimmt nicht getötet. Ich … ich wüsste es, wenn ich eine Unschuldige getötet hätte. Ich … ich …“

„Hör mit dem Lügen auf“, schrie Buffy dem Vampir ins Gesicht. „Sie war eine Jägerin, genauso wie ich. Du hast sie gefoltert, getötet und ihre Leiche einfach liegenlassen.“

„Warte“, sprang Spike erschrocken auf, als der Pflock in der Hand der Jägerin wieder in die Luft stieg. „Am Anfang wusste ich … ich wusste nicht, dass auch sie eine Jägerin war. Und ich habe sie nicht getötet. Sie wurde vor meinen Augen zum Tode gequält und ich konnte gar nichts dagegen tun. Ich konnte nur zusehen, wie sie litt, wie sie starb und seit dem Tag war ich ein Gefangener in dem Haus, in dem du mich gefunden hast.“

„Was?“, fragten Giles und Buffy gleichzeitig.

„Mit meiner so genannten Familie habe ich fast ganz Europa bereist. Jeder von uns ging seinen eigenen Geschäften nach, worauf sich jeder am besten verstand. Sie handelten mit ihren Waren und ich versuchte nach meinem besten Wissen und Gewissen die Unschuldigen zu schützen, zu retten und die Sünder zu bestrafen. An einem Tag entschieden sich die Männer der Familie nach Amerika zu gehen, dort ihr Glück zu suchen, ein ganz neues Leben anzufangen. Und ich bin mit ihnen gegangen. Leider“, flüsterte Spike und schüttelte verneinend seinen Kopf. „Das war mein Fehler. Das war der größte Fehler meines Unlebens“, seufzte der Vampir, nahm wieder Platz und grub seinen Kopf in seine Hände. „Während den Jahren wurde ich immer berühmter, worauf ich sehr – sehr stolz war. Ich war der einzige beseelte Vampir, der gegen die Böse kämpfte, der die Mörder und Killer an ihren Taten hinderte, der überall dort war, wo Schlimmes passierte. Als ich nach einer langen Jagd nach Hause ging, fand ich die brutalste, blutigste Szene vor, die ich je in meinem Leben und Unleben gesehen hatte. Die ganze Familie, die Großeltern, die Eltern, die Mütter, die Väter, die Kinder, sogar auch die Babys waren ermordet. Sie lagen alle da. In dem ganzen Haus, in jedem Zimmer lag mindestens eine Leiche, die gefoltert und vergewaltigt worden war.

Ich habe mehrere Jahrzehnte mit der Familie verbracht. Ich war da, als die Kinder auf die Welt kamen, als sie aufwuchsen, als sie selbst Eltern, dann Großeltern wurden. Ich kannte alle Mitglieder der Familie und an jenem Tag lagen sie alle leblos da. Die Leiche des Familienoberhaupts wurde in meinem Zimmer aufgehängt und an seinem Körper eine Botschaft hinterlassen. „Ich bin auch ein Killer, den du finden sollst, Spikey.““

„Angelus!“, flüsterte die blonde Jägerin erschrocken.

„Ich sehnte mich so sehr nach Rache. Ich wollte Angelus und die Frauen in Stücke reißen, quälen, zu Staub verwandeln. Aber gegen die drei gefährlichsten Vampire der Welt konnte ich wenig ausrichten. Bis ich …“

„Bis Sie Nikki getroffen haben“, beendete der Wächter den Satz.

„Sie war stark, schnell, bewegte sich geschickt und sie erledigte die Vampire so leicht, so schnell, als ob es ihr keine Schwierigkeiten machen würde. Tage lang bin ich ihr gefolgt, habe sie belauert und studiert. Ich wusste wirklich nicht, dass sie eine Jägerin ist. Wenn ich gewusst hätte, dass sie mit einem Wächter zusammenarbeitet, dass sie ein Team sind, dann … dann hätte ich alles anders gemacht. Bestimmt. Sie folgte mir … Wir haben gegen Angelus und die Vampirinnen gekämpft … Und wir haben verloren … Wir haben alles verloren, was wir hatten.“

*****

Wochen später irgendwo in einer rauchigen, stinkigen Kneipe

„Habt ihr gehört, dass die Jägerin ein Kuscheltier hat?“, lachte ein betrunkener Mann verbittert auf. „Wie ein guter Hund folgt er ihr überall hin. Die Jägerin muss nur mit den Fingern schnalzen und er gehorcht sofort. Wenn er einen Schwanz hätte, dann würde er bestimm damit wedeln.“

Die anderen Männer um den Tisch lachten so laut auf, dass ein jedes Lebewesen und Unlebewesen in der Kneipe sie hören konnten. „Und … und außer Wedeln und Sabbern, was kann dieses süßes Kuscheltier noch machen?“, stellte einer von ihnen die Frage.

„Oh, sie kämpfen zusammen gegen das Böse“, der Erzähler rollte mit seinen Augen. „Ich habe Brechreiz, wenn ich nur daran denke, dass ein Vampir seine eigene Spezies zunichte macht. Wie kann ein Vampir, ein Meistervampir so etwas tun? Dank der Aktivität dieses Vampirs gibt es in der Nähe des Höllenschlundes immer weniger Dämonen. Aber ich werde zurückkehren“, zischte der Sprecher und seine Augen verfärbten sich plötzlich. Im nächsten Moment erschienen auch seine spitzen Vampirzähne, „ich werde ihm alles zurückzahlen. Und wisst ihr, was das Schlimmste ist?“, er sah sich mit einem fragenden Blick um. „Dieser Bastard hat eine Seele.“

„Woher weißt du das“, kam eine tiefe, bedrohliche, männliche Stimme aus der Dunkelheit der Kneipe. „Woher weißt du, dass er eine Seele hat?“

„Ich habe es gerochen“, der Vampir stand auf und ging in Richtung des Unbekannten. „Ich war da. Er hat mich fast getötet. Aber er hatte nicht so viel Glück. Er und seine Schlampe konnten meine Childe vernichten, aber mich nicht. Ich war stärker“, er näherte sich langsam dem Platz, von dem aus die Stimme kam, „ich war klüger und ich war schneller, als sie beide. Ich bin geflohen, um später zurück kehren zu können, um ihnen alles heimzuzahlen, um diese Arschgeige endgültig zu vernichten.“

„Weil das so einfach ist“, die Gestalt stand langsam auf. „Wenn du ihn auf der Stelle nicht hast zu Staub verwandeln können, dann wirst du ihn nie besiegen.“

„Warum bist du so sicher?“, der Vampir trat noch ein bisschen näher, obwohl er es schon längst bereute, sich mit dem Unbekannten in ein Gespräch eingelassen zu haben.

„Dieser Vampir, von dem du eben erzählt hast, den habe ich selbst erschaffen, ich habe ihn selbst gelehrt. Mit einem Wort – er ist mein Childe. Und nur ich habe das Recht, ihn zu vernichten“, die Gestalt trat näher an den Erzähler heran und in dem schwachen Licht erschien sein dämonisches Gesicht.

„Oh mein Gott“, der Vampir rückte erschrocken nach hinten. „Angelus. Es … es tut mir sehr Leid. Wenn ich gewusst hätte, dass er …, dass du …“

„Willst du dabei sein, wenn ich ihm erneut beibringe, wie sich ein gutes Childe zu benehmen hat, wenn ich ihn für seine unverzeihlichen Taten bestrafe?“, Angelus musste den bestürzten Vampir vor sich einige Momente lang anstarren, bis dieser stumm nickte. „Gut, dann geh, verwandle neue Childe und bring sie zu mir. Und dann, eines Tages, werden wir die Jägerin und ihren Kuschelvampir gemeinsam aufsuchen.“

Fortsetzung????





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