„Es war einmal …


Kapitel 5


Ein Jahr später

Nach dem langen Tag fühlte sich der blonde Vampir müde, als er mit langsamen Schritten nach Hause ging. Den ganzen Nachmittag hatte er bei Giles verbracht, um alles über einen mächtigen Vampir erfahren zu können. Und jetzt, nach den vielen Recherchen hatte er ein schlimmes Vorgefühl. Der Vampir, den er in der letzten Zeit wieder in der Gegend gesehen hatte, war für Spike schon bekannt. Er kämpfte schon mit ihm. Einmal. Ungefähr vor einem Jahr. Er und Buffy fanden ein Vampirnest, wo ein Meistervampir mit seinen sechs Childen gelebt hatte. Nach einem erbitterten Kampf bauten sie das ganze Nest ab, aber der Führer der kleinen Gruppe konnte entfliehen und jetzt, ein Jahr später, kam er zurück.

Spike holte wieder einen unnötig tiefen Atemzug. Diese ganze Sache mit dem Vampir gefiel ihm gar nicht. Warum war der Meistervampir wieder hier? Was konnten seine Gründe sein? Warum hat er ihn und Buffy bis jetzt gemieden? Wo konnte er sich verstecken? Der platinblonde Vampir hatte nur Fragen, auf die er keine Antwort geben konnte. Und es störte und beunruhigte ihn sehr.

Während den letzten Monaten verschwanden in der Stadt immer mehr Menschen. Aber Buffy und er fanden nur sehr wenige Leichen. Es sah so aus, als ob alle diese Menschen verwandelt worden wären. Aber wozu? Wie konnte ihr Gegner so viele Vampire füttern? Die ganze Sache hatte doch kein Sinn. Er fand keine logische Erklärung, womit er die Taten des Vampirs erklären könnte.

Spike seufzte wieder laut auf, schloss seine Augen und die Worte des Wächters echoten erneut in seinen Ohren. „Der Vampir, den wir suchen, ist fast 100 Jahre alt. Er wurde in einer kleinen Stadt irgendwo in Texas verwandelt. Er heißt Riley Finn, aber jeder, der ihn kennt, nennt ihn Leutnant, weil er seine Vampirfamilie immer so behandelt, als ob sie in der Armee gewesen wären. Er ist stark, brutal und erbarmungslos. Er foltert gern seine Opfer, aber er tötet sehr oft nur zum Vergnügen" Spike öffnete seine Augen und schüttelte verneinend seinen Kopf. Er hatte schon die Möglichkeit diesen Vampir zu töten, endgültig zu vernichten. Aber …

Er konnte seine Gedanken nicht beenden, da ein erschrockener Schrei die Dunkelheit durchdrang. Der Vampir hob seinen Kopf, roch in die Luft und das Blut erstarrte in seinen Adern. In der Luft lag der Geruch der Frucht, des Entsetzens, der von einer sehr – sehr bekannten Person kam. Von Joyce. Verzweifelt rannte Spike in Richtung des Hauses und flehte um ein Wunder, um vor dem Haus nicht die grausamste Szene zu finden. Endlich erreichte er die letzten Ecke, bog ein und erleichtert stellte er fest, dass Joyce noch lebte. Sie kämpfte gerade mit drei Bürschchen, die sie ausrauben wollten. Ein schwaches Lächeln erschien auf seinen Lippen – sie war doch die Mutter der Jägerin, sie war keine leichte Beute.

Mit der Hilfe seiner Vampirfähigkeiten rannte er blitzschnell zu den Kämpfenden und nach ein paar Schlägen waren die Burschen erledigt. Sie alle drei lagen stöhnend auf dem Boden und hatten keine Möglichkeit aufzustehen. „Bitte, Joyce", wandte sich Spike zu der erschrockenen Frau. „Gehen Sie rein und bleiben Sie da drin, bis ich diese Drei erledigt habe. Ich komme sofort."

„In … in Ordnung", Joyce hob ihre Handtasche auf und auf wackeligen Beinen ging sie zu der offen gelassenen Haustür. „Aber … aber bitte, tun Sie nichts Unbedachtes", sie blickte ihren Retter noch einmal an, dann verschwand sie hinter der Tür.

„Also Jungs", wechselte Spike sein Gesicht, griff nicht sehr sanft nach dem Mann vor seinen Füßen und hob ihn bei seinen Haaren zu seinen spitzen Vampirzähnen. „Ihr habt die Person angegriffen, die für mich sehr – sehr wichtig ist. Und obwohl sie bei euerem Spielchen mit ein paar Kratzern davongekommen ist, werdet ihr diesen Abend bestimmt nicht überleben." Er ließ den wimmernden Mann los, der mit einem leisen Puff auf dem Boden landete. „Wir werden uns in der Hölle treffen", Spike nahm seinen geliebten Pflock hervor und kniete sich hin, um den Pflock mitten ins Herz seines Opfers zu stechen.

„William, bitte nicht", war eine weibliche Stimme hörbar und bevor Spike sich noch umdrehen konnte, legte Joyce ihre Hand auf seine Schulter. „Bitte, töten Sie ihn nicht. Er und die andren haben es verdient, ich weiß, aber trotzdem. Bitte, sie sind noch jung, fast noch Kinder."

„In Ordnung", Spike ließ seine Hand fallen und stand langsam auf. „Aber ich mache es nur, weil Sie mich darum gebeten haben, Joyce. Sonst … „

„Ich danke Ihnen, William", flüsterte sie, drehte sich um und ließ Spike wieder allein.

„Schert euch!", sein dämonisches Gesicht verschwand und er starrte mit seinen blauen Augen die Männer an. „Fort mit euch!", brüllte er und imitierte einen Angriff, um den Männern Angst zu machen. „Und kommt nie wieder zurück!" Einige Momente lang folgte er mit seinen Augen den rennenden Personen. Als sie nicht mehr sichtbar waren, drehte er sich um und näherte sich der geschlossenen Haustür. Er klopfte leise, öffnete vorsichtig die Eingangstür und trat langsam rein. „Joyce?", blickte er sich um. „Joyce?", wiederholte er, als er sie nirgendwo finden konnte. Spike schloss die Tür hinter sich und ging langsam in Richtung der Küche, wo leise Geräusche hörbar waren. „Joyce, darf ich reinkommen?", er schob die Tür zur Seite und zu seinem größten Erschrecken erblickte er sie am Küchentisch, auf dem ein Blutbeutel lag.

*****


Erleichtert rannte Joyce ins Haus. William war da, er rettete ihr das Leben. Dieser nette, liebenswürdige Mann half ihr wieder, war an der richtigen Stelle, als sie ihn brauchte. Erst schloss sie die Haustür und als sie schon sicher war, dass niemand reinkommen konnte, eilte zum Telefon, um die Polizei anzurufen, um sie um Hilfe zu bitten. Sie wählte die Nummer, hob den Hörer zu ihrem Ohr und wartete auf die beruhigende Stimme an dem anderen Ende der Leitung.

„Hallo, hallo", schrie sie erleichtert auf. „Bitte, kommen Sie schnell zu uns. Verbrecher haben mich angegriffen, sie wollten mich ausrauben. … Was? Nein. Nein, es geht mir gut. Aber sie sind immer noch hier und sie kämpfen gerade mit dem Freund der Familie. Er … er ist noch draußen. Er ist in …."

Sie konnte den Satz nicht beenden. Mit geweiteten, erschrockenen Augen starrte sie die männliche Gestalt auf der Straße an. Er hatte gelbe Augen, spitzen, langen Zähne und sein Gesicht sah hässlich aus. Eine Sache war sicher. Er war kein Mensch. Aber wie?

„Hallo! Miss!", schrie die Stimme im Telefon. „Sind Sie noch da? Alles ist in Ordnung?"

Joyce hob den Hörer wieder zu ihrem Ohr, um der Stimme eine Antwort zu geben. Aber sie tat es nicht. Blitzschnell rannte sie raus und mit zitternder Hand berührte sie die Schulter des Dämons, der eben mit einem Pflock einen von den drei Verbrechern töten wollte.

„William, bitte nicht. Bitte, töten Sie ihn nicht. Er und die anderen haben es verdient, ich weiß, aber trotzdem. Bitte, sie sind noch jung, fast noch Kinder."

„In Ordnung", ließ er seine Hand fallen und richtete er sich langsam auf. „Aber ich mache es nur, weil Sie mich darum gebeten haben, Joyce. Sonst … „

„Ich danke Ihnen, William", flüsterte sie, dann drehte sich um und verschwand wieder hinter der Tür, wo sie sich bis jetzt immer in Sicherheit fühlte. Bis sie erfahren musste, dass sie schon fast ein Jahr lang mit einem Dämon zusammenlebte, dass ihr Leben und das Leben ihrer Tochter Tag und Nacht in Gefahr war.

„Schert euch!", hörte sie seine Stimme. Also die Verbrecher, ihre Angreifer waren noch am Leben. Er hielt seine Versprechen doch ein. „Fort mit euch! Und kommt nie wieder zurück!"

„Oh, mein Gott", starrte Joyce die Tür an. „Er … er wird reinkommen", sie trat erschrocken nach hinten, als sie seine immer lauter werdenden Schritte hörte. „Er wird reinkommen und er wird mich töten. Meine kleine Buffy wird nur meine Leiche finden, die im Blut liegt, die …" Im nächsten Moment drehte sie sich um und eilte in die Küche. Mit langen Schritten näherte sie sich dem Kühlschrank, öffnete ihn und fing an ihn durchzusuchen. Und ja. Sie fand, was sie suchte – die kleine merkwürdige Tasche, die sie nie öffnen durfte, in die sie nie hineinblicken durfte. Sie nahm den Inhalt der Tasche heraus. Zwei Blutbeutel.

„Joyce?"

Er war schon im Haus.

„Joyce?"

Seine Stimme war diesmal viel lauter und dann kam das Geräusch, als ob jemand die Tür schließen würde. Leise Schritte waren hörbar, die immer lauter wurden. Einen Moment lang dachte Joyce daran, dass sie vielleicht fliehen sollte. Aber sie verwarf die Idee. In dieser Situation war es doch unmöglich. Stattdessen ging sie zu dem Esstisch, nahm Platz und wartete auf ihn.

„Joyce, darf ich reinkommen?", die Küchentür wurde langsam eingeschoben und er trat hinein. Seine Augen weiteten sich, als er den Blutbeutel auf dem Tisch erblickte, aber er sagte kein Wort.

„Sie sind kein Mensch. Das weiß ich", Joyce blickte ihn mit traurigen Augen an.

„Joyce … ich …"

„Wozu brauchen Sie so viel Blut? Meine Tochter holt fast jeden Tag solche Blutbeutel, wie diesen, nicht wahr? Was machen Sie mit so viel Blut, William?", fragte sie in einem traurigen und unsicheren Ton. Obwohl sie ihre Nervosität zu vermeiden versuchen wollte, gelang es ihr nicht - ihre Hand zitterte, als sie den Blutbeutel berührte.

„Darf ich", zeigte Spike auf den freien Stuhl gegenüber Joyce und als er ihre Erlaubnis bekommen hatte, nahm der Vampir langsam Platz. „Was wissen Sie über Dämonen?"

„Nicht … nicht allzu viel. Ich weiß, dass sie existieren. Ich weiß, dass ich nachts nicht spazieren darf, sonst … sonst könnten mit mir schlimmen Sachen passieren. Ich habe schon mehrere solche Schaudergeschichten gehört."

„Und was wissen Sie über Vampire, Joyce?"

„Sie sind die Kreaturen der Nacht, weil sie … sie vor Sonnenlicht Angst haben. Sie haben spitze Zähne, mit denen sie ihren Opfern in den Hals beißen und sie jagen Menschen, um sich mit Blut zu ernähren."

„Ja, genau", nickte Spike. „Die Vampire benehmen sich wirklich so. Beim Tageslicht suchen Sie einen sicheren, ruhigen, dunklen Ort, wo sie auf die Nacht warten können und sie trinken Blut, viel Blut, wenn sie am „Leben" bleiben möchten."

„Blut", wiederholte Joyce in einem erschrockenen Ton. „Ein dunkler Ort – wie zum Beispiel ein Keller", flüsterte sie mit geweiteten Augen und verzweifelt versuchte sie aufzustehen, um die Küche, das ganze Haus zu verlassen.

„Nein", Spike sprang auf und griff ihrem Arm nach. „Warten Sie, bitte", er schloss die Küchentür vor Joyce zu. „Wie oft hatte ich die Möglichkeit Sie und Ihre Tochter zu töten? Wie oft verbrachte ich den ganzen Tag hier im Hause, als ich Ihnen bei den Antiquitäten geholfen habe?"

„Oftmals", verließ ein kaum hörbares Geflüster Joyces Lippen.

„Habe ich Sie jemals bedroht, Joyce? Haben Sie in meiner Nähe jemals Angst gefühlt?"

Ein heftiges Kopfschütteln war die Antwort.

„So, wenn ich Sie darum bitte, werden Sie mich anhören? Werden Sie meine Geschichte anhören und nur dann entscheiden, ob ich ein grausamer Mörder bin oder nicht."

Auf wackeligen Beinen ging sie zum Tisch zurück und nahm wieder Platz, obwohl sie am liebsten aufgesprungen und das Haus verlassen hätte. Ihr Herz klopfte in ihrem Hals, als der Vampir vor ihr in der Küche ständig auf und ab ging.

„Danke", er holte unnötig tief Atem. „Ich glaube, ich sollte die ganze Geschichte von Anfang an erzählen. Sonst … sonst wären meine Taten nicht verständlich, sonst würden Sie meine Gründe nicht verstehen." Plötzlich blieb er stehen, blickte Joyce an und fing mit der Story an. „Ich lebte in London und ich war 26 alt, als ich an einer Nacht angegriffen und verwandelt wurde."

„Dann … dann haben Sie, wie alle Vampire, Menschen getötet?", fragte Joyce vorsichtig.

Erst blickte Spike sie traurig an, dann nickte stumm und nahm gegenüber ihr am Tisch Platz. „Fast 10 Jahre lang. Jeden Abend war ich auf der Jagd nach Menschen. Das ist meine Natur. Das war meine Natur. Und ich war im Jagen, Töten, Quälen gut. Ich war berühmt. Aber dann passierte etwas. Etwas Unerwartetes."

Langsam erzählte der Vampir alles, was mit ihm bis zu dem Tag passierte, als Joyce ihn im dunklen Keller erblickte. Joyce wollte ihren Ohren kaum glauben. Konnten die Sachen wirklich wahr sein, die Spike erzählte? Vampire, Dämonen, Qual, Tod überall. Und die Geschichte über diese junge Mädchen – Vampirjägerinnen. Alles war unglaublich, unrealistisch. So etwas konnte nie geschehen, durfte nie geschehen. Aber als ihr Gast über die letzte Stunden einer Jägerin erzählte, die ihm beim Töten von drei Vampiren helfen wollte, konnte sie ihre Träne nicht mehr zurückhalten. Sie flossen auf ihrer Wangen herunter, während sie der grausamen Erzählung des Quälens eines jungen Mädchens zuhörte und trotz den grausamen Szenen hatte sie ständig das Gefühl, dass der Vampir ihr mehrere Details verschwieg. Bevor Spike seine Erzählung beenden könnte, ergriff sie ein schreckliches Gefühl, ihre Augen weiteten sich und sie stellte im zitternden Ton ihre Frage.

„Aber … aber wie … woher kennen Sie meine Tochter? Die … die so genannten Menschen, von denen meine Tochter Sie gerettet hat, waren … waren Vampire. Sie waren … Ihre Peiniger. Aber wie … wie ist das möglich?"

Aber sie bekam keine Antwort. Der Vampir starrte sie nur mit traurigem Gesicht an, als er seinen Mund mehrmals öffnete, als ob er etwas sagen wolle, aber dann schloss er ihn wieder, ohne einen einzigen Ton vor sich zu geben.

„William?", drängte sie ihn besorgt.

„Wenn ich es Ihnen verrate", flüsterte Spike und blickte Joyce vorsichtig an, „wird Buffy mich dafür töten."

„Wer ist meine Tochter?", wurde die Frage in einem strengen und ungeduldigen Ton wiederholt.

„Nein", schüttelte er verzweifelt seinen Kopf. „Bitte, verlangen Sie es nicht …"

„Wer ist meine Tochter?", brüllte Joyce.

„Eine Jägerin. Die Auserwählte, die die Menschheit rettet, die mit Dämonen kämpft, die …"

„… immer zu früh sterben muss", beendete die besorgte Mutter den Satz. „Oh, mein Gott", Joyce hob ihre Hand vor ihrem Mund und sie zitterte am ganzem Leib, als sie langsam aufstand. „Meine kleine Tochter", sie taumelte ein paar Schritte in der Küche, dann fiel sie in die Knie. „Ich … ich will sie nicht verlieren", die Tränen rollten auf ihrer Wangen herunter. „Sie ist noch so jung. Sie ist noch ein Kind. Sie soll in diesem Leben noch so viele Sachen machen, noch so viele Sachen erleben. Sie soll doch aufwachsen. Sie soll selbst eine Mutter sein." Sie hob ihren Kopf und mit aschgrauem Gesicht blickte sie den Vampir an, als sie seine Worte, seine Erzählung über die anderen Jägerinnen verstanden hatte. Ihre Lippen zitterten, als sie ihre Frage kaum hörbar stellte. „Wird … wird meine Tochter auch so … sterben? Wird sie auch … die … Ding erleben, durchmachen, die … die andere Jägerin …" Sie konnte ihre Frage nicht beenden. Die Stimme versagte ihr, als sie in heftiges Weinen ausbrach, das ihren ganzen Körper schüttelte. Im nächsten Moment fühlte sie zwei Arme, die sich langsam um ihren Körper geschlungen hatten und beruhigende Worte wurden ihr ins Ohr gewispert.

„Sssh. Alles wird in Ordnung sein", Spike hob Joyces Kopf langsam auf, bis sie ihm durch ihre Tränen hindurch in die Augen sehen konnte. „Ich verspreche Ihnen, Joyce. Solange ich lebe, solange ich existiere, werde ich auf ihre Tochter aufpassen. Ich werde alles machen, um sie zu retten, um ihr zu helfen, noch viele – viele Jahre lang leben zu können."

Erst dachte sie, dass es nur ein Scherz war. Warum würde ein Vampir das Leben einer Jägerin retten? Warum würde sich ein Vampir dafür interessieren, ob eine Jägerin lebt oder nicht? Aber es war kein Scherz. Das Gesicht des Vampirs war ernst. Auch seine Augen waren tränenfeucht, während er sie, die Mutter der Jägerin, tröstete.

„Warum … würden Sie das denn machen?", fragte sie bitter. „Sie sind doch Feinde. Sie würden sich doch wohl eher freuen, wenn meine Tochter tot wäre."

„Nein", er schüttelte heftig seinen Kopf. „Nein. Glauben Sie mir. Ich werde ihre Tochter nie allein lassen. Ich werde immer an ihrer Seite sein. Ich werde ihr zu jeder Zeit helfen."

„Warum sollte ich Ihnen glauben? Ihre Worte könnten auch nur eine Lüge sein, um mich zu beruhigen, um mich zu …"

„Ich werde ihr immer helfen, weil ich sie liebe", kam die schnelle und unglaubliche Antwort.

„Wie bitte?", starrte Joyce ihrem Gast in die tiefblauen Augen. „Was haben Sie gesagt? Aber das ist …"

„ … unmöglich", beendete Spike den Satz. „Am Anfang dachte ich es auch so. Wie kann ein Vampir eine Jägerin lieben? Die ganze Sache war so absurd. Aber dann … dann wurden meine Gefühle immer klarer, obwohl ich immer noch nicht entscheiden kann, ob ich es ihr sagen darf, ob ich vor ihr über meine Empfindungen sprechen darf."

„Nein", schüttelte sie heftig ihren Kopf. „Nein", sie stieß den Vampir grob von sich weg und kroch erschrocken nach hinten. „Sie … sie ist wertvoller, sie verdient von dem Leben mehr, als ein Monster."

„Joyce, bitte …", versuchte Spike die Frau vor ihm wieder zu berühren.

„Nein", brüllte sie und zog ihren Arm schnell weg, bevor der Vampir ihn noch erreichen konnte. „Ich werde es nie zulassen. Solange ich lebe, werde ich es nicht zulassen!"

*****


„Worüber hast du mit meiner Mutter gesprochen, Spike?" Ihre Stimme war misstrauisch, was schon lange nicht vorgekommen war. Während den letzten Monaten hatte sich die Jägerin endlich beruhigt. An der Seite des Vampirs konnte sie sich in Sicherheit fühlen. Er begleitete sie immer, ging immer dorthin, wohin sie gehen musste. Er half ihr immer, wenn sie seine Hilfe brauchte. Und sogar, sie musste ihn darum gar nicht bitten. Er machte es selbstlos. Es war ein so gutes und beruhigendes Gefühl.

Endlich gab es eine Person, die sie verstand, der sie die Grausamkeit der Nacht nicht erklären musste. Diese Person war selbst ein Teil der Nacht. Am Anfang störte es sie so sehr. Sie blickte ständig nach hinten, um sicher zu sein, dass er sie von hinten nicht angreifen würde. Sie konnte es einfach nicht glauben, dass ein Vampir einer Jägerin wirklich helfen wollte, dass er sie nicht töten wollte. Mit der Zeit änderten sich die Sachen und der Vampir konnte ihr seine Loyalität beweisen und bei den Patrouillen wurde er ihr ständiger Partner.

Bis jetzt. Bis sie ihre Mutter mit tränenfeuchten Augen in der Küche gefunden hatte. Und er war auch da. Es war offensichtlich, dass da etwas passierte, dass sie vor ihr etwas verschwiegen hatten. Aber was? Warum weinte ihre Mutter? Warum war Spike auch da? Und das Schlimmste war, dass ihr die Situation keiner erklären wollte. Sie standen nur da und sagten die blödesten Dingen, die sie bis jetzt in ihrem Leben gehört hatte. Es war vollkommen offensichtlich, dass alles nur Lüge war. Eine sehr schlimme, unglaubwürdige Lüge.

„Worüber hast du mit meiner Mutter gesprochen?", stellte sie erneut die Frage.

„Glaub mir endlich, Jägerin", wandte sich der Vampir zu ihr, „wir haben nur über alltäglichen Sachen gesprochen."

„Wirklich", lachte Buffy spöttisch auf. „Warum waren dann die Augen meiner Mutter tränenfeucht? Warum zitterte sie am ganzen Leib? Warum hatte sie so große Angst vor dir?"

„Buffy", er holte einen unnötig tiefen Atemzug, als er ihr tief in die Augen sah. „Wir haben wirklich nur über alltäglichen Sachen gesprochen. Wie zum Beispiel …"

„Wie zum Beispiel", wiederholte sie imitierend die letzten Worte des Vampirs.

„Zum Beispiel, wie können wir lang leben und gesund bleiben. Oh, und wir haben noch über Liebe und Gefühle gesprochen", kam die Antwort, die Buffy während der Nacht schon mehrmals gehört hatte.

„Es ist nur Quatsch, Spike", blickte die blonde Frau mit funkelnden Augen den Vampir an. „Ich will die Wahrheit hören."

„Die Wahrheit?", der Vampir trat der Jägerin noch ein bisschen näher. „Wie du willst, … Wir haben über die Liebe einer Mutter und über die Liebe eines Geliebten gesprochen. Was glaubst du welche ist stärker, Buffy? Kann die Liebe einer Mutter der wahren Liebe im Weg stehen?"

„Ich … ich", stammelte sie und unwillkürlich trat sie einen Tritt nach hinten, „weiß es nicht."

„Ich auch nicht, Buffy. Aber … ich fürchte, wir werden es bald erfahren, Pet. Und jetzt kommt unser anderes Thema - Leben und Tod. Wir hatten einen ziemlich langen Gedankengang, wie kann man lang leben, lang gesund bleiben, wenn die Tochter einer Mutter die Jägerin ist."

„Du … du hast ihr verraten, dass ich … ich", Tränen erschienen in ihren Augen. Die Traurigkeit, die sie einen Moment lang fühlte, verwandelte sich plötzlich in Wut. Die Tränen in ihren Augen verschwanden fast sofort und sie funkelten, als sie ihre Hand mit ihrer Jägerinnenkraft im Vampir ins Gesicht schlagen wollte.

„Nein, Pet", fasste Spike die angehobene Hand sanft an, bevor die Jägerin mit ihrer Faust ihn noch erreichen könnte. „Mit einem solchen Schlag kannst du diese Sache nicht lösen. Ich glaube, es ist besser, wenn sie weißt, wer du bist, was du bist, was für eine Aufgabe du in dieser Welt hast."

„Nein", sie schüttelte verzweifelt ihren Kopf, aber sie gestattete es dem Vampir, sie zu sich zu ziehen, sie zu umarmen und ihr tröstende Worte ins Ohr zu flüstern.

„Weißt du was, Liebes", hauchte der Vampir auf Buffys Kopf einen leichten Kuss. „Kehren wir zurück. Du solltest mit deiner Mutter reden. Heute kann ich auch allein auf Patrouille gehen."

„Ich habe Angst", flüsterte sie so leise, dass sie gar nicht sicher war, ob der Vampir ihre Worte hören konnte oder nicht.

„Wovor hast du Angst. Buffy?"

Die Jägerin fühlte zwei Finger unter ihrem Kinn, die ihren Kopf langsam anhoben. Durch ihre Tränen sah sie ihn, sein Gesicht, seine wunderschönen, blauen Augen, das merkwürdige und traurige Lächeln in seinem Mundwinkel.

„Ich weiß es nicht, Spike", erwiderte sie. „Wenn ich meiner Mutter gestehe, dass ich eine Jägerin bin, dann akzeptiere ich die Tatsache, dass ich sterben kann, dass ich nicht zu lang leben werde, dass ich … dass ich nicht unsterblich bin."

„Oh, mein Gott, Pet", seufzte Spike. „Keiner vor uns ist unsterblich. Ich kann auch sterben. Genau wie du. Einen Stück Holz in die Mitte meines Herzens und ich existiere nicht mehr."

„Aber du bist schon mehr als 120 Jahre alt. Du konntest schon so viele Sachen erleben. Du hast schon fast die ganze Welt durchgereist. Und ich?", lachte sie bitter auf. „Im nächsten Monat werde ich erst 19 Jahre alt sein. Abends kämpfe ich mit Dämonen und tags mit der Schule. Ich habe keine Chance jemals ein normales Leben zu führen, Freunde zu haben, die wahre Liebe zu finden, Kinder zu bekommen."

„Sssh", Spike legte seinen Finger schnell auf die Lippen der Jägerin. „Du wirst lang leben. Länger, als die andere Jägerinnen. Ich verspreche es dir. Ich werde es keinem erlauben, dich zu töten …"

„Oder wirst du sie selbst töten", ertönte eine weibliche Stimme in der Dunkelheit.

Die Jägerin drehte sich blitzschnell um, nahm ihren Pflock hervor und hob schon ihren Arm in die Luft, um das Stück Holz der weiblichen Person mitten ins Herz zu stoßen. Aber ihre Hand wurde noch vor dem Stoß angegriffen.

„Buffy", Spike ließ die Hand der Jägerin erst dann los, als er schon sicher war, dass die blonde Frau die Unbekannte in der Dunkelheit nicht angreifen würde. „Sie ist ein Mensch. Eine Zigeunerin."

„Ja, genau, meine Schönheit", die Person trat einen Schritt näher und endlich konnte Buffy ihre scharfen Gesichtauszüge, ihre mild dunkle Hautfarbe, ihre bunte Kleidungen erblicken. „Ich habe unseren netten Vampir gesucht, um ihn warnen zu können", sie berührte Spikes Gesicht.

„Warnen? Mich? Wovor?", Spike nahm die weibliche Hand in seine Hände.

„William", sprach die Unbekannte in einem sanften und traurigen Ton. „Schon Monaten lang haben die Frauen in unserer Kommune Visionen. Finstere Visionen, in denen das Böse seine Kraft sammelt, in denen das Böse die ganze Menschheit vernichten will. Die einzige Person, die diese Macht aufhalten kann, ist ein Vampir. Ein beseelter Vampir."

„Ich", flüsterte Spike so leise, dass Buffy nur seine Mundbewegung sehen konnte.

„Ja, William, aber …", die Zigeunerin drehte ihren Kopf zur Seite, als sie ihren Satz beendete, „… aber wir können es nicht sagen, ob du den Kampf mit dem Bösen überlebst oder nicht. Es ist eine Frage der Zeit. Es hängt nur von dir ab. Es hängt davon ab, wie stark du in dem kritischen Zeitpunkt sein wirst."

„Das heißt, dass ich … dass ich endgültig sterben werde."

„Es ist noch nicht sicher, William. Du weißt doch genau, dass die Zukunft sich ständig ändert. Aber eine Sache ist sicher - wenn du stirbst, dann wird die junge Dame mit dir sterben", die Zigeunerin sah mit ihrem stechenden Blick Buffy an.

„Nein", die junge Blondine schüttelte ihren Kopf heftig. „Sie … sie irren sich. Ich bin doch die Jägerin. Ich kann jeden Dämon, jeden Vampir besiegen", beteuerte Buffy nicht mit großer Überzeugungskraft.

„Zeig ihr deine Hände, Pet", flüsterte Spike und sah plädierend die Zigeunerin an.

„Oh, wir können es versuchen", die alte Frau trat der Jägerin näher und hob die Handfläche des erschrockenen, jungen Mädchens. Sie streichelte mehrmals die kleinen Hände der Jägerin und suchte alle Runzeln auf ihren Händen. „Ich sehe viele, viele Kämpfe. Erfolgreiche Kämpfe. Außer einem", sie blickte Buffy tief in den Augen. „Dieser einzige, verlorene Kampf wird noch sehr viele Probleme verursachen. Dieser einzige Kampf wird dir das Leben kosten."

„Nein", Buffy zog ihre Hände erschrocken weg. „Nein, nein, nein", skandierte sie erschrocken und bevor Spike sie aufhalten könnte, rannte sie weg.

*****


„Buffy", drehte sich Spike um, um der Jägerin nachzurennen, aber seinen Arm wurde grob angegriffen. „Was ist …", er blickte verständnislos die Zigeunerin an.

„William, bitte", zog die Zigeunerin ihn zurück. „Du musst mir eine Sache versprechen. Wenn du den Kampf überlebst, dann wirst du die Jägerin töten, dann wirst du mit ihrem Tod die Welt retten."

„Ich kann … ich kann es nicht tun. Ich liebe sie. Mehr als mein Leben und Unleben."

„Ich weiß es, William", sie blickte ihn traurig an. „Aber genau deswegen musst du das tun. Wenn du sie wirklich liebst, dann wirst du es tun, dann musst du es tun."

„Nein, das … das werde ich nicht machen", schüttelte Spike die Hand der Zigeunerin ab und rannte der Frau nach, die er liebte, die er von der ganzen Welt retten wollte.

Von der ganzen Welt, die seine Jägerin gerade vernichten wollte. Von der ganzen Welt, die sie von ihm wegnehmen wollte. Endlich fand er die Person, die er aus ganzem Herzen liebte, für die er jeder Zeit gestorben wäre. Und genau jetzt musste er erfahren, dass er mit seinen eigenen Händen die Frau töten sollte, die er liebte. „Nein", brüllte er in die Nacht. Er konnte das nicht tun. Er wird das nicht tun. Er wird sie schützen. Er wird ständig an ihrer Seite sein. Und wenn der Moment doch kommen würde, dann wird er sein Leben opfern, um sie zu retten.

Er wusste nicht wie, aber plötzlich befand er sich vor der Eingangstür des Hauses der Jägerin. Er öffnete sie, trat rein und vorsichtig belauschte er die leisen Geräusche, die von oben kamen. Es hörte sich so an, als ob jemand weinen würde. Langsam ging er die Treppe hoch und erschrocken bemerkte er Joyce, die vor Buffys Zimmertür kniete.

„Buffy, Liebes, öffne die Tür. Hörst du mich, mein Liebling", versagte ihr die Stimme, als sie anfing wieder zu weinen. „Buffy", flüsterte sie und legte ihre Hand auf die Tür.

„Was ist passiert?", der blonde Vampir trat hinter sie und kniete sich hin. „Joyce", er berührte die Schulter der Frau vorsichtig. „Joyce, was ist passiert?"

„Sie … sie rannte ins Haus", die blonde Frau blickte ihn an. „Sie sprach … über eine Zigeunerin, dann … dann über einen mächtigen Vampir und über Tod. Über ihren Tod", die Tränen rollten über ihre Wangen runter. „Ich … ich versuchte mit ihr zu sprechen, um … über diese Sache mehr zu erfahren, aber … aber sie hat mich einfach weggestoßen. Mich", sie legte ihre Hand auf ihre Brust und für einen Moment konnte sie wegen Geschluchze nicht sprechen, „mich, ihre eigene Mutter, stieß sie weg und bevor ich ihr ins Zimmer nachgehen konnte, schloss sie die Tür und … und seitdem …"

„Joyce", umarmte Spike die weinende Frau zärtlich. „Kann auch ich versuchen, mit ihr zu sprechen? Wenn Sie es mir erstatten würden, dann …"

„William", sie legte einen Finger auf die Lippen des Vampirs, bevor er seinen Satz noch beenden könnte. „Sie ist meine Tochter, die ich liebe, die ich nie verlieren möchte. Würden … würden Sie mir helfen, William? Würden Sie meine Tochter schützen, wenn … wenn jemand sie …"

„Immer", fiel der Vampir ihr schnell in die Rede, bevor sie noch das gefürchtete Wort aussagen könnte. „Ich werde immer an ihrer Seite sein. Ich werde ihr immer helfen."

„Ich danke Ihnen, William", Joyce neigte sich dem Vampir näher, hauchte einen leichten Kuss auf seine Stirn, dann stand sie langsam auf. „Ich glaube, es ist besser, wenn ich Sie jetzt allein lasse. Vielleicht … können Sie meine Tochter schneller überreden, die Tür zu öffnen, wenn ich … ich weggehe." Einen Moment lang starrte sie die Tür traurig an, aber dann drehte sie sich schnell um und verschwand hinter der Tür ihres Zimmers.

Der blonde Vampir blieb noch Momente lang an der Stelle, wohin er sich zuvor hingekniet hatte. Die Worte, die er eben von Joyce gehört hatte, echoten immer noch in seinen Ohren. ‚Würden Sie mir helfen, William? Würden Sie meine Tochter schützen?' Und seine Antwort war immer ein sicheres „JA". Ja, er wird alles tun, um die Jägerin schützen, retten zu können. Ja, er wird alles tun, um das Böse zu besiegen, bevor er dem Tod der geliebten Person zusehen müsste. Mit einem lauten Seufzer stand er auf und klopfte leise an die Tür.

„Buffy, Pet, ich bin es. Bitte, lass mich rein. Wir müssen unbedingt miteinander reden. Aber … ich kann es nicht tun, wenn ständig eine Tür zwischen uns steht. Wenn du sie öffnen würdest, dann wäre es viel einfacher. Glaub mir."

Keine Geräusche. Die Person, auf die er gewartet hatte, bewegte sich in dem Zimmer nicht. Und es bedeutete nur eine Sache. Sie wollte ihn nicht einlassen. Sie wollte mit ihm nicht sprechen. Aber er war doch ein hartnäckiger Vampir, der es so leicht nie aufgeben würde.

„Buffy, ich werde nicht weggehen. Wenn ich die ganze Nacht vor deiner Tür verbringen soll, dann werde ich es tun. Aber ich werde nicht weggehen. Auf keinen Fall. Hörst du mich", redete er immer lauter. „Oder sollte ich diese Tür einfach einschlagen? Du hast die Wahl. Öffnest du die Tür oder werde ich sie in kleine Stücke brechen. Eins … zwei …"

„Komm rein, Spike."

Er drückte die Türklinke langsam runter und die Tür schloss sich auf. Mit vorsichtigen Bewegungen trat er ins Zimmer rein und fast sofort erblickte er sie. Sie saß mit hochgezogenen Beinen auf dem Boden, lehnte sich dem Bett hinter ihrem Rücken und starrte mit einem leeren Blick ins Nichts. Ihre Augen und ihre Wangen waren von dem Weinen immer noch nass und rot.

„Was für ein Gefühl ist es?"

„Wie bitte?", blickte Spike die Jägerin verblüfft an.

„Was für en Gefühl ist, wenn jemand stirbt? Ist es schmerzhaft? Oder fühlt man in dem Moment keine Schmerzen mehr?"

„Buffy … ich …", stammelte Spike, als er die beruhigende Worte suchte, die er jetzt so sehr brauchte.

„Wird er mich schnell töten, oder soll auch ich solchen Quälen erleben, die Nikki Wood erleben musste?"

„Ich werde es nie zulassen", eilte Spike zu ihr, kniete sich neben ihr hin und griff ihre Arme grob an. „Hörst du mich?", schüttelte er sie. „Ich werde es nie zulassen."

„Ich habe Angst", sie blickte ihn endlich an. „Ich habe Angst, dass ich im letzten Moment um Gnade flehen werde. Ich habe Angst davor, dass ich als ein Feigling sterben werde."

„Du. Wirst. Nicht. Sterben.", sanft legte er seine Hände um ihr Gesicht. „Als dein Beschützer sage ich es dir. Du wirst nicht sterben, Buffy."

„Aber die Zigeunerin hat es schon vorausgesagt."

„Keiner von uns kennt die Zukunft. Wir müssen nur aufpassen, vorsichtig sein und wir werden unser Schicksal meiden", flüsterte er und bevor die Jägerin etwas erwidern konnte, küsste er sie leidenschaftlich. Er schloss seine Augen und genoss den Moment, von dem er schon so oft geträumt hatte. „Ich liebe dich, Buffy", hauchte er, als ihre Lippen sich voneinander getrennt hatten.

Die Augen der Jägerin weiteten sich und sie öffnete mehrmals ihren Mund, um ihm etwas zu erwidern.

„Es tut mir Leid", der Vampir zog sich von ihr zurück. „Ich dürfte es nicht tun. Nicht gerade jetzt. Es war unfair von mir. Es … es …"

„William, ich danke dir", lächelte sie ihn sanft an.

Seine Miene musste wohl vollkommen verblüfft sein, weil die blonde Frau vor ihm amüsant auflachte. „Buffy, ich … „

„Ich danke dir für alles, William, was ich von dir während diesem Jahr bekommen habe. Ich danke dir für deine Freundschaft und Fürsorge, für dein Verständnis und Feingefühl. Ich danke dir, dass du immer an meiner Seite gestanden hast, sowohl in den schlimmen, als auch in den besten Momenten. Und ich danke dir für den Satz, auf den ich als Mädchen ein Leben lang gewartet habe." Auf ihren Lippen erschien wieder ein leidenschaftliches Lächeln, dann schloss sie ihre Augen, lehnte sich dem Vampir näher und küsste ihn mit der Ungeschicktheit einer Unerfahrenen zurück.

Wenn er nicht ein totes Herz gehabt hätte, dann hätte es jetzt bestimmt heftig gehämmert. Konnte das wirklich wahr sein? Gab es wirklich ein Mädchen, das ihn liebte? Ihn den Vampir und den Mann gleichzeitig. Gab es wirklich eine Person, die ihn akzeptieren konnte? Langsam nahm Spike die blonde Frau in seinen Armen, gab ihr einen schnellen und leichten Kuss und stand mit ihr vorsichtig auf, um sie auf das Bett zu legen, um ihr das Himmelreich zeigen zu können.

„Buffy", er spielte mit ihren Locken, um seine Nervosität zu überspielen, „willst du …"

„Ja, ich will", fasste sie seine leicht zitternde Hand sanft an und führte sie zu den Knöpfen ihrer Bluse. „Ich will", wiederholte sie kaum hörbar und mit einem Kopfnicken gab sie dem Vampir die Erlaubnis ihren Busen zu entdecken.

Mit vorsichtigen Handbewegungen knöpfte er die weiße Bluse auf und langsam legte er seine Hand auf ihre zarte Haut. Er streichelte sanft den warmen Körper unter seinen Händen, dann beugte er sich nach vorne, um auch mit seinem Mund die Wölbungen der Jägerin zu entdecken. Nach lustvollem Stöhnen wurde er immer mutiger und langsam fuhr er mit seinem Entdeckungsweg in Richtung des Nabels fort, wo er mit seiner Zunge mehrere kleine Kreise machte. Langsam zog er den Reißverschluss der Hose der blonden Frau auf und als Einverständnis hob die Jägerin ihre Hüfte langsam auf, um ihm zu helfen, ihre Hose und ihren Tanga herunterziehen zu können.

„Du bist wunderschön", sagte er aufmunternd, als er auf ihren rasenden Herzschlag aufmerksam wurde. „Aber wenn du eine Pause brauchst, dann können wir aufhören, Liebes."

Als Antwort kam ein heftiges Kopfschütteln und lustvoll streichelte er den nackten Körper vor ihm. Erst nur ihre Arme, dann ihren Oberkörper und langsam fand er mit seinen Finger ihre Hüfte, dann ihre Beine, die er langsam aufsperrte, um die himmlische Duft zwischen ihren Schenkel riechen zu können. „Du bist wunderschön", wiederholte er noch einmal, bevor er sie mit seiner Zunge kostete.

„Oh, mein Gott", stöhnte die Jägerin auf und Spike beschleuderte seine Bewegungen, bis er der geliebten Frau zu dem Höhepunkt der Wollust helfen konnte.

„Ich liebe dich", hauchte er auf Buffys Bauch einen leidenschaftlichen Kuss und gab ihr ein paar Minuten, damit sie sich wieder beruhigen konnte. „Kann die nächste Runde kommen?", fragte er mit einem verführerischen Lächeln.

*****


„Komm zu mir."

Der blonde Vampir war sofort wach. Er sah sich im dunklen Zimmer um, roch mehrmals in die Luft, aber er konnte nichts Ungewöhnliches entdecken. Er war immer noch im Bett. Mit Buffy, mit der Jägerin, mit seiner Liebe.

„Ich liebe dich, meine Schönheit", er streichelte ihren Rücken sanft und wollte auf ihre Schulter einen Kuss hauchen, aber plötzlich fühlte er sich plötzlich elend. Seine Hände zitterten, es schwindelte ihm und er hatte furchtbaren Brechreiz.

„Komm zu mir", hörte er wieder die Stimme, die ihn aufgeweckt hatte.

„Was? Wie?", er sah sich wieder um und er hatte das Gefühl als ob sich im Zimmer Schatten bewegt hätten. „Wer ist da?", fragte er, aber es gab keine Antwort. Alles war wieder still. „Was geht hier vor?", murmelte er und auf wackeligen Beinen ging er im Zimmer auf und ab, bis er in der Dunkelheit seine Kleidungstücke finden konnte.

„Komm zu mir."

„Wer bist du?", er drehte sich blitzschnell um, aber außer der schlafenden Jägerin gab es im Zimmer keine andere Person. Im nächsten Moment hörte er merkwürdige Geräusche, rannte zur Tür, öffnete sie und trat raus. Das ganze Haus war still. Kein Licht, keine Geräusche. „Was ist mit mir los?", schüttelte er seinen Kopf und ging auf der Treppe runter, um eine Tasse Blut zu trinken.

„Komm zu mir, William", hörte er wieder die Stimme, die jetzt so bekannt klang. „Ich warte auf dich", fuhr die Stimme fort. „Du sollst mich finden, William."

Mit geweiteten Augen starrte Spike die Eingangstür an. Jemand war da. Jemand stand vor der Tür. Jemand, den er fast ein Jahr lang nicht mehr gesehen hatte. Mit zitternder Hand faste er die Klinge der Tür an, drückte sie herunter und öffnete sie.

„Hallo, Spikey."

Fortsetzung???





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